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Ein Leben für und mit der Personenschifffahrt

Wenn Kurt Schumacher, Betriebsleiter der Schiffsbetrieb Walensee AG, Ende März sein Pult räumt, geht ein Mann von Bord, der die Personenschifffahrt auf dem Walensee massgeblich mitprägte und zum Schluss als  Brückenbauer fungierte. Ende Februar im Sitzungszimmer der Schiffsbetrieb Walensee AG in der Alten Spinnerei Murg. Draussen kündigen zarte Sonnenstrahlen den Frühling und damit die neue Schifffahrtsaison an und drinnen sitze ich dem 62jährigen Kurt Schumacher gegenüber. Er hat beschlossen, auf Ende März seine Aufgabe bei der Schiffsbetrieb Walensee AG aufzugeben. Er, der seit über 30 Jahren seine Arbeitskraft, sein Engagement und auch einen Teil seines Herzen dem Walensee und der Personenschifffahrt verschrieben hat, geht nun von Bord und überlässt das Ruder jüngeren Händen.

Brücke ist gebaut
„Wenn ein Betrieb in neue Hände übergeht, dann kommen mit den neuen Inhabern auch viele neue Ideen“, erklärt er und ergänzt in seiner wohl überlegten Art: „Dieses Neue und das Bestehende müssen zusammengefügt werden.“ In diesem Sinne hat er sich, nachdem das Familienunternehmen von der Schiffsbetrieb Walensee AG übernommen worden war,  als Brückenbauer zwischen dem Bestehenden (dem Fundament, den Mitarbeitern) und den neuen Eignern und ihren Ideen verstanden. Diese Brücke ist nun gebaut und Kurt Schumacher kann sich neuen Aufgaben widmen.

Es ist müssig zu fragen, auf welchem Gebiet es denn nun weiter geht, denn die Personenschifffahrt ist und bleibt ein wichtiger Teil in seinem Leben und wenn man ihn die Begriffe Schiff und Wasser deuten lässt, dann antwortet er ganz spontan mit „Virus“.

Ein Virus, der ihn seit 1974, damals kam er mit seiner Frau Margrith von Jona her an den Walensee nach Quinten und ins Familienunternehmen Walser, nicht mehr los lässt. Der gelernte Mechaniker mit dem Schifffahrtspatent für den Personentranport übernahm die Stelle von Fritz Walser, der altershalber ausstieg. Mit dem Bau der „Churfirsten“ (Wasserung 1976) begann die Neuzeit und die Passagierzahlen konnten markant gesteigert werden. Zwar verliess Schumacher den Walensee nochmals, um am Bodensee als Gruppenleiter beim Schiffsbetrieb Rorschach weitere Erfahrungen zu sammeln, doch ab 1992 nahm er das Ruder am Walensee definitiv in die Hände.

Öffnung angestrebt
Er hatte erkannt, dass sich  das Unternehmen gegen aussen öffnen musste und zwar in Sachen Marketing wie auch Geschäftspolitik, Erscheinungsbild und Vertriebskanäle. Es folgte eine Einbindung in die regionalen Tourismusstrukturen (Schumacher ist auch Präsident des Verkehrsvereins Walenstadt und Mitglied im Vorstand von Heidilandtourismus) und die Suche nach Partnern begann. Heute arbeitet der Schiffsbetrieb Walensee mit verschiedenen Partnern und kann so neben dem Kursschiff ein attraktives Angebot offerieren. Zudem ist das Unternehmen seit diesem Jahr auch Mitglied im Verband Schweizerischer Schifffahrtsunternehmen (VSSU). Ein Schritt, den Schumacher gerne schon früher getan hätte.

In den letzten Jahren konnte der Walensee immer mit guten Passagierzahlen aufwarten, auch wenn die anderen Seen Einbrüche zu verzeichnen hatten. Schumacher streicht die Lorbeeren aber nicht selbst ein. „Wir haben hier mit dem autofreien Quinten und den Bergen eine beneidenswerte Situation, die uns diese Zahlen beschert.“ Trotzdem – und das weiss er auch aus Erfahrung – werden in Zukunft die Marketingaufwendungen nicht weniger.

Ein neuer Abschnitt
Für Kurt Schumacher beginnt Ende März ein neuer Abschnitt. Er spricht vom seinem Hobbys, dem Modellfliegen und der Jagd, die in der Vergangenheit etwas hinten anstehen mussten. Auch die Personenschifffahrt zählt dazu. In seiner knapp bemessenen Freizeit als Betriebsleiter zog es ihn und seine Frau immer wieder auf die Schiffe zwischen Genfer- und Bodensee. Sie wollten wissen, wie es die anderen machten, wollten auch in der Freizeit immer noch was dazu lernen. So ist es nicht erstaunlich, dass Kurt Schumacher alle Personenschiffe kennt, die auf den Schweizer Seen verkehren. Nicht ohne Stolz zeigt er auf den original Konstruktionsplan, der die Details des Dampfschiffs „Stadt Zürich“ aufzeigt. Diese Rarität, die das Sitzungszimmer schmückt, schenkte ihm das Bundesamt für Verkehr.

Seine Brückenbauertätigkeit ist nun vollbracht und von einer frühzeitigen Pensionierung ist nichts zu spüren. Auf Kurt Schumacher warten weitere Aufgaben im Tourismus und auch die Personenschifffahrt wird nicht ganz auf ihn verzichten müssen. Anfragen von anderen Gesellschaften liegen bereits auf dem Tisch.


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