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Wenn der Staat deine Impfdaten klaut

2021

Vor meiner Ausreise aus der Schweiz habe ich mit gutem Gefühl und viel Vertrauen ins Schweizer Kreuz und in Schweizer Behörden meine Impfdaten an die Plattform meineimpfungen.ch übergeben. Diese wurde von der gleichnamigen Stiftung betrieben, mit Bundesgeldern massgeblich finanziert und mit dem BAG in der Stiftungsaufsicht. Was also sprach dagegen?

Bei meiner Ausreise sagte ich nicht ohne Stolz: «Mein Impfbüchlein ist ein Dokument, das kann ich nicht verlieren. Ich habe es digital auf meineimpfungen.ch hinterlegt. Ich musste zwar bei den DATAVAC-Dienstleistungen für die Erfassung und Validierung meiner alten Daten ein paar Fränkli liegen lassen, aber was solls? Digital kann ich es nicht mehr verlieren, das ist es mir alleweil wert.

Und heute?
Heute habe ich nichts mehr. Es fühlt sich an, als hätte mir der Staat meine Impfdaten geklaut. Nachimpfungen stehen an. Doch welche?

Die Plattform ist seit Mitte Mai geschlossen. Dies habe ich zufällig aus den Medien erfahren. Damals hiess es: «Die Stiftung arbeitet an einer Lösung, um den Nutzerinnen und Nutzern ihre Impfdaten wieder zugänglich zu machen und bittet um Geduld».

Diese Geduld habe ich aufgebracht. Dann am 24. August erreichte mich die nächste Meldung: Liquidation der Stiftung. Seither stehe ich da «wie der Esel am Berg».

Sie haben alle furchtbar viel Arbeit
Die Stiftung nicht erreichbar. Es heisst lapidar, ich solle mich an meinen Arzt wenden. Und was bitte schön sollte ich meinem vietnamesischen Arzt fragen? Auf der BAG-Website ist unter dem Suchbegriff «meineimpfungen.ch» noch heute zu lesen: «Die Gefahr, das Dokument zu verlegen, besteht im Gegensatz zur Papierversion nicht mehr, und man kann überall und jederzeit auf den elektronischen Impfausweis zugreifen». Beim Konsumentenschutz kriege ich die Auskunft: nichts Neues.

Auch die Stiftungsrätin in der Stiftung meineimpfungen.ch, die ehemalige Präsidentin der CVP-Frauen, Babette Sigg Frank, habe ich angefragt. Bis heute keine Antwort erhalten. Ich hätte auch gerne die Präsidentin der Stiftung, Prof. Dr. med. Claire-Anne Siegrist, angefragt. Sie ist aber für einen Normalsterblichen (auch über die Website infovac.ch, wo sie auch massgeblich beteiligt ist) nicht erreichbar.

Ich weiss, Stiftungsratsmitglieder haben alle furchtbar viel zu tun, deshalb geben Sie sich mit einem Normalbürger wie mir nicht ab, ducken sich weg, um Fragen nicht beantworten zu müssen. Aber mein Geld für die Registrierung meiner Impfdaten wurde gerne genommen.

Mir scheint die Stiftungsräte und die Stiftungsaufsicht sind stiften gegangen. Will man verstehen, warum sie sich abducken, dann hilft der Link zu den «Ursprüngen des Debakels» rund um BAG und meineimpfungen.ch, verfasst von Adrienne Fichter und Patrick Seemann. Sie sind auch die Autoren der Enthüllungen der massiven Sicherheitsschwächen und Datenschutzmängel der Plattform meineimpfungen.ch.

Der Lichtblick
Da ist aber auch noch die SP-Politikerin Prisca Birrer-Heimo, die Präsidentin der Stiftung für Konsumentenschutz, die auf ihrer Website verkündet: «Ihre Mitteilung kommt an – auch wenn ich nicht immer online bin».

Also besagte Birrer-Heimo hat mit Interpellations-Nr. 21.3546 «Verwendung öffentlicher Gelder für meineimpfungen.ch» mein Interesse gewonnen. Auch sie habe ich angefragt und siehe da, ein Lichtblick im tiefen Dunkel dieses elenden Schweigens. Sie kann mir zwar auch nicht sagen, wie ich an meine Daten komme, aber sie will in er kommenden Herbstsession versuchen, mit Druck auf die zuständigen Stellen etwas zu erreichen und mich bei Neuigkeiten informieren.

Im Cover: Auftakt der Website meineimpfungen.ch. Und wenn da geschrieben steht, « … alles darangesetzt, den Nutzerinnen und Nutzern ihre Impfdaten wieder zugänglich zu machen», dann ist das für den Impfbüchlein-Losen blanker Hohn.

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