Von Peter M. Jenni auf Freitag, 05. Februar 2021
Kategorie: Blog Charity Project Krong Buk

Tết, Teil 6: Nur ein Tropfen auf den heissen Stein

Heute Freitag haben wir eine E De Gemeinschaft besucht, bestehend aus fünf Familien. Sie leben ziemlich abgeschieden und in der Regenzeit schwer zugänglich. Wir brachten Kleider mit und für die Kinder habe ich fünf Drachen gekauft, die natürlich sofort ausprobiert werden mussten (im Cover).

Der Grund unseres Besuches aber war die 95-jährige Grossmutter (Bild unten). Sie leidet unter permanenten Krämpfen und Hämorrhoiden. Sie kann nicht mehr aufstehen, liegt den ganzen Tag in einem fensterlosen Raum auf dem Beton-Fussboden auf einer Matte.

Im Verlauf des Gesprächs mit der Enkeltochter wurde schnell klar, dieser Frau können wir im Rahmen des Projektes kaum helfen. Da kein Arzt zu ihr kommt und sie nicht ins Spital gehen kann, nützt auch Geld nicht viel. Trotzdem werden wir versuchen, einen Arzt zu engagieren, der die alte Frau wenigstens einmal untersucht.

Mich hat dieser Besuch ganz schön mitgenommen, denn plötzlich wird einem klar, wie hilflos wir ob dieser grossen Armut doch sind und das, was wir machen können, nur ein Tropfen auf den heissen Stein ist. Übrigens: Die Redewendung ist seit der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts belegt. 1931 schrieb Bertolt Brecht die „Ballade vom Tropfen auf den heissen Stein“, in der er Elend, Hunger und Obdachlosigkeit anprangert: „Ihr dürft nicht mehr lange zufrieden sein / Mit solchem Tropfen auf den heissen Stein“.

Geld fehlt in dieser Gemeinschaft an allen Ecken und Enden. Hiep hat sich anerboten, dass das Charity Project ihnen diesen Tết die Zutaten für das traditionelle vietnamesische Tết-Gericht „Banh Tét“ (Klebereis, Bohnen und Fleisch, alles zusammen in Bananenblätter eingewickelt und 12 Stunden auf dem Feuer gekocht) einkauft. Auch das Zubereiten und Kochen wird Hiep übernehmen, da die Frauen nicht wissen, wie das Gericht zubereitet wird.

Kommentare hinterlassen