Von Peter M. Jenni auf Samstag, 09. September 2017
Kategorie: Blog Faszination Vietnam

Nachdenklich oder: Land in Sicht, die Dritte

Warum wir von Nha Trang wegziehen? Es ist doch herrlich und lebenswert hier! Das Wetter, der Strand, das Meer, die netten Nachbarn, die vielen guten Essens- und Ausgehmöglichkeiten! Herz, was willst du mehr? Es ist die Entwicklung, die die Stadt durchmacht, die uns nicht zusagt, nachdenklich stimmt.

Ein paar Beispiele gefällig?

Beim Aussichtspunkt Hon Chong, einer kleinen Halbinsel, auf der sich ein Gigant in eine Fee verliebt haben soll, quetschen sich heute schon die Cars Rad an Rad, die Touristen stehen sich auf den Füssen rum und beklagen auf Tripadvisor, dass sie vor lauter Touris den Abdruck des Giganten gar nicht hätten sehen können. Aber was solls?

Es werden weiter Hotels gebaut und mit Billigreisegruppen aus China und Russland abgefüllt. Die Restaurants an der Strandpromenade überleben mit und in der Masse. Die anderen, die leicht abseits liegen, kämpfen mit steigenden Mieten. So hat uns die Inhaberin eines einfachen Speiselokals, wo wir gerne essen gehen, gesagt, sie müssten in einem Monat schliessen. Die Miete sei schon wieder erhöht worden, jetzt könnten sie nicht mehr bezahlen.

Dass das so abwegig nicht ist, demonstriert unsere Vermieterin. Als wir ihr sagten, wir würden den Vertrag Ende Januar nicht mehr verlängern, lachte sie und meinte: Sie hätte eh mit dem Mietpreis hochgehen müssen. Sie werde das Haus nun für zehn Millionen im Monat vermieten. Wir haben noch acht bezahlt. Das sind satte 25 Prozent Steigerung in einem Jahr! Und das ohne die geringste Investition in die Immobilie.

Auf meinen Biketouren ausserhalb Nha Trangs sehe ich jeweils die vielen riesig grossen Grundstücke, die zum Verkauf stehen und deren Überbauung derzeit anläuft (siehe Bild).

Ab und an steht schon Mal ein neues, schmales Haus in dieser (noch) Wüste aus Dreck und Staub. Und schaut man die Überbauungspläne an, dann sehen diese vielfach gleich aus: 70 bis 80 Quadratmeter Fläche pro Grundstück. Dieses wird dann auf der gesamten Fläche überbaut; drei, vier Stockwerke hoch.

Ich weiss nicht, wer das Wachstum von Nha Trang plant. Aber was ich an Hotels und Häusern sehe, die sich im Bau befinden oder Grundstücken, die zum Verkauf und Überbauen ausgeschrieben sind, stimmt mich nachdenklich. Denn die Kapazität der Strassen in der City, die Strandpromenade und dergleichen, können nicht einfach vergrössert werden.

Wo soll dieser Verkehr zukünftig hin, wenn teilweise heute schon die Cars mit den an- und abreisenden Gästen die Strandpromenade fast komplett stilllegen. Saigon lässt grüssen.

Doch zurück zu den Grundstücken. Ich habe mich im Verlauf der letzten Wochen mit einigen Verkäufern getroffen, Grundstücke besichtigt und Preise erfragt. Der Preisvergleich ist frappant: In Nha Trang bezahle ich für 80 Quadratmeter, rund zwei Kilometer vom Meer entfernt, im Landesinnern, gleich viel wie in Dak Lak für 1500 Quadratmeter mit Seeanstoss.

Ok. In Dak Lak habe ich kein Meer. Aber ich habe auch kaum chinesische und russische Billig-Touri-Gruppen, die der Meinung sind, 40 Rappen für eine Flasche Saigon Bier sei zu teuer.

Doch es sind nicht die Billig-Touristen, die den Ausschlag gaben. Es ist das Ländliche, das Idyll, das mich in Dak Lak in seinen Bann gezogen hat.

Sollte der Eindruck entstanden sein, ich würde die Entwicklung Nha Trangs verurteilen, so wäre dieser völlig falsch. Ich bin, wäre der erste, der Land am Meer kaufen würde, wenn er Zukunft und Profit darin sehen würde. Ich habe auch derartige Parzellen angeschaut. Unter anderem eine idyllische in einer Bucht, aber eine halbe Stunde von jeglich vernünftiger Zivilisation entfernt. Der Preis? Ein Mehrfaches teurer als der Quadratmeter im Hinterland von Nha Trang.

Doch neben den derzeitigen Preis- und Entwicklungen von und in Nha Trang lastet auch der Klimawandel stark auf Vietnams Küstenregionen. Schon ganze Strände sind verschwunden. Was also erwartet die Besitzer von Strandgrundstücken? Ich weiss es nicht! Aber ich habe kein gutes Gefühl. Deshalb ziehen wir nach Dak Lak.

Im Cover: Zeigen, was man hat: Villa am Stadtrand von Nha Trang.

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