Von Peter M. Jenni auf Samstag, 30. September 2017
Kategorie: Blog Faszination Vietnam

«House by the Lake» oder: So hat halt jeder seinen Job

Manchmal frage ich mich, bin ich in einem Traum oder ist das Wirklichkeit? Seit dem Landkauf ist noch kaum richtig Zeit vergangen, schon liegt der Spatenstich hinter uns und die Bauarbeiten sind voll im Gang (im Cover: unser Baumeister bei der Ausmessung des Fundaments. Eine aktuelle Bilderstrecke zum Hausbau, die ersten beiden Tage, ist auf PicTapas publiziert.

Hausbau in Vietnam heisst: Da wird viel improvisiert und selbst gemacht: Die Nachbarn helfen; wo ein Messband fehlt hilft der Daumen; ein Plan ja, aber der wird direkt vor Ort live modifiziert; und ich als Bauherrn? Ich besorge den Znüni.

Wie das Haus am Ende herauskommen wird?

Ich weiss es nicht. Ich bin nun mal kein Baufachmann. Ich stehe da, schaue mir alles an, Entscheide anhand von Hieps Übersetzungen und bin dankbar, dass ich so etwas überhaupt erleben darf. Das Gefühl, es kann gar nichts schiefgehen und wenn dann, «Take it easy», versuche ich mir anzueignen. Es klappt immer besser.

Ein Beispiel: Gestern war Spatenstich mit Buddha-Segnung. Für die Vietnamesen ein wichtiges Ritual. Auch Tag und Zeit wurden durch buddhistische Regeln festgelegt. Dann hat Hiep ein Loch gegraben, es wurde gebetet, ein Stein versenkt und Früchte und Blumen dargebracht.

Danach ging es direkt zum Baumaterial-Lieferanten. Es galt Kies, Sand, Zement zu ordern und eine Anzahlung zu leisten. Diese Verhandlungen dauern jeweils nicht mehr sehr lange, da Hieps Bruder Vorverhandlungen geführt hatte und ich mich auf seine Empfehlung verlassen kann. Drei Stunden später war die erste Lastwagenladung Kies bereits angeliefert.

Heute nun kam der Baumeister mit seinen Mannen. Wir berieten über den Standort des Hauses, legten den Eckpunkt im Nordosten fest, und die Aussenmauern wurden mit Kreidesand auf dem Boden markiert. Dann das Missgeschick. Der gesegnete Stein lag ausserhalb des Hauses. Ich schlug vor, ausgraben und den Stein einen halben Meter verschieben. Doch das war keine gangbare Lösung. Also wurde das Haus um einen halben Meter verschoben.

Und dann musste ich feststellen: Grossbauer ist wohl doch nicht mein Ding!

Zum Baustart wollten Hiep und ich zwei Kokosnusspalmen pflanzen. Also Hacke geschnappt und los gings. Es dauerte nicht lange, mein Loch war noch keine 10 Zentimeter tief, da kam mein Nachbar und meinte, so würde das nie was. Er riss mir förmlich die Hacke aus der Hand und machte sich dann seinerseits daran, das Loch zu graben. In gleichen Masse wie das Loch grösser und tiefer wurde, wuchs mein Erstaunen. Mir schien das Loch über 250 Prozent zu gross. Er aber er stellte den Palmensetzling (in drei Jahren gibt es die ersten eigenen Kokosnüsse) hinein und wollte zuschütten. Doch da kam mein Veto: Stop für Foto! So hat eben jeder seinen Job.

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