Von Peter M. Jenni auf Dienstag, 05. Dezember 2017
Kategorie: Blog Faszination Vietnam

Unser Black Friday – es geht auch ohne shoppen

Eine Geschichte über Armut, Umzug, Black Friday und das Depot für Gasflaschen. (Im Cover: Kurz vor dem Umzug von Nha Trang nach Krong Buk (Dak Lak). Alles ist bereit.)

Die Schlacht um Rabatte hat auch das (noch kommunistische) Vietnam erreicht. Black Friday da, Black Friday dort. Es heisst ja schon das ganze Jahr über «sale». Doch der Black Friday ist für mich der derzeitige Gipfel eines degenerierten Konsumverhaltens.

Um das neuste Handy als erste zu ergattern, schlafen Menschen im Freien. Für ein paar Prozente stürmen sie Regale, liefern sich Schlachten und benehmen sich wie Tiere kurz vor dem Verhungern. Medien geben Tipps, wie sich Herr und Frau Shopper am besten durch den Black Friday schlagen und am Ende geht es nur um eines: Geiz ist geil und Kohle machen!

Dieses Kaufverhalten ist degeneriert. Denn es wird geschoppt, was nicht wirklich benötigt wird. Es wird gekauft, was billig ist, weil es billig ist, und weil man meint, jetzt sich etwas leisten zu können, etwas Luxus zum Billigpreis zu ergattern (aber dann ist es ja kein Luxus mehr).

Doch so sehr mir dieses Konsumverhalten wiederstrebt, kürzlich hatten wir unseren Black Friday: Freitagabend, Hiep und ich bereiteten den Umzug vor, packen ein und werfen fort. Am Ende steht ein Berg Abfall, den wir vor die Türe stellen. Es dauert nicht lang, die ersten Nachbarn kommen und durchsuchen den Abfall. Der eine nimmt das, der andere dies. Black Friday eben.

Dann kommt eine Frau und frag, ob wir den Sonnenschirm auch wegwerfen würden.

Ich sage: «Nein, den brauchen wir noch.»

Daraufhin spricht die Frau mit Hiep. Sie erklärt mir dann, dass diese Frau im Sturm, der kürzlich durch Nha Trang gefegt ist, fast alles verloren hat. Wir geben ihr den Schirm.

Weitere ärmlich gekleidete Personen kommen vorbei. Fragen, ob wir dies oder jenes entbehren könnten. Viele habe so viel verloren und wir geben zwei Klapptische, ein paar Stühle, einen grossen Kochtopf und Suppenschüsseln.

Auch die alte Gaskochplatte will ich verschenken. Doch Hiep meinte, das bringt nichts, diese Familien können sich das Depot für die Gasflaschen nicht leisten. Da wir zwei Flaschen haben, gebe ich eben eine mit. Und ich hätte gerne noch mehr gegeben, aber auch ein Black Friday hat sein Ende.

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