Von Peter M. Jenni auf Sonntag, 04. August 2024
Kategorie: Blog Faszination Vietnam

Ein Zürcher auf dem Scheiterhaufen

Ein Zürcher auf dem Scheiterhaufen | Podcast by Peter M. Jenni | Listen on audio.com

Kürzlich hat mir Paul Baumgartner (Koch und Metzger aus Zürich, er wohnt und arbeitet in Ho Chi Minh City) selbstgemachte Kalbsbratwürste gebracht. Jetzt müsst ihr wissen, ich liebe die Kalbsbratwurst. Diese Liebe (oder war es die Kalbsbratwurst?) habe ich wohl von meiner Mutter in die Wiege gelegt bekommen.

Hier in Vietnam geriet diese St.Galler Spezialität ob all den vietnamesischen Delikatessen in Vergessenheit. Bis eben Paul Baumgartner im Messenger mitteilte: Ich bringe dir Kalbsbratwürste mit. Welche willst du? 100 oder 200 Gramm das Stück?

Was für eine Frage, schoss es mir durch den Kopf. 100 Gramm Kalbsbratwurst ist ja so viel wie nichts. Also 200 Gramm! Und jetzt liegt sie vor mir. Goldbraun gebraten. Die Mischung aus Fleisch, Gewürzen und Kräutern verleiht ihr eine köstliche Note, die mich sofort an meine Kindheit in Rüschlikon erinnert. Schon beim ersten Biss spüre ich die zarte, saftige Textur des Brät- Gemischs. Die Haut ist knusprig und im Inneren der Biss weich und zart.

Und dann passiert es, die Geschichte holt mich ein: Ein Zürcher Journalist das erste Mal beim jährlichen Empfang der St.Galler Regierung im Staatskeller. Nach dem offiziellen Teil wurde Kalbsbratwurst mit einem Bürli serviert. Und wie geniesst ein Zürcher die Kalbsbratwurst? Er fragt nicht gerade leise nach Senf.

Leute ich kann euch sagen! Wenn Blicke töten könnten. Ich glaube noch heute, die halbe St.Galler Regierung und rund 80 Prozent der anwesenden Journalisten wollte mich verdammen und auf dem Scheiterhaufen sehen.

Und deshalb, liebe St.Galler, hat der Zürcher das Cover nicht nur mit Senf, sondern auch noch mit Ketchup verfeinert. 

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