Von Peter M. Jenni auf Mittwoch, 11. November 2015
Kategorie: TAM-Archiv Indochina-by-bike.ch

Gegenverkehr und eine doofe Frage

Auf dem Weg nach Tuy Hoa passierte ich während 50 Kilometern die Küste. Sicher eine der schönsten Strecken, aber es regnete zum Teil sehr stark, so dass ich das Panorama, das sich mir bot, weder richtig geniessen noch fotografieren konnte.

Das Regenwetter ist aber Anlass genug, um einmal über das Material zu schreiben, das mir hier zur Verfügung steht. Doch davon später.

Zuerst noch ein paar Worte zum Gegenverkehr. Dass man hier in Vietnam immer mit Gegenverkehr rechnen muss, auch dann, wenn die Fahrbahnen richtungsgetrennt sind, daran habe ich mich gewöhnt.

Der U-Turn, der hier immer mal wieder möglich ist, wird kaum genutzt. Wer ein Ziel auf der anderen Strassenseite avisiert, geht einfach genügend früh auf die andere Strassenseite und fährt dann ganz links weiter.

Das heisst, fahre ich auf meiner Seite auf dem rechten Fahrstreifen, so habe ich rechts von mir immer auch mit Gegenverkehr zu rechnen. Daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Das weyermannsche "Gring abä ....." und trampä kann hier schwerwiegende Folgen haben.

Also immer schön nach vorne schauen. So weiss man, was kommt. 

In einem leichten Aufstieg bin ich heute dann aber doch arg erschrocken. Links von mir sah ich einen grossen Lastwagen, der mir auf seiner Spur hupend entgegen kam. Vor ihm, schon fast auf meiner Seite, ein einsam mir entgegen rollendes Lastwagenrad. 

Es verpasste mich nur knapp und landete hinter mir im Strassengraben. Passiert ist nichts. Also fuhr ich weiter. Nicht auszudenken, was das für eine Schlagzeile gegeben hätte: Einsames Lastwagenrad überrollt Schweizer in Vietnam.

Doch nun zum Material, das sich in diesem Regen ganz besonders beweisen muss. Vor allem das Scott-Bike mit dem Zahnriemen-Antrieb (wie vorhergesagt bis jetzt trotz viel, wirklich viel Nässe ohne einmal zu ölen)  hat sich bewährt.

Zwei Gegenstände sind zu bemängeln:

Erstens: Die Regenhülle zur Vaude Satteltasche. Diese Hülle ist geeignet als Spritzschutz. Wenn aber so ein richtiger Tropenregen niedergeht, dann kann man die Regenhülle rauchen. 

Diese füllt sich nämlich mit Wasser und hängt dann wie ein Wassersack zu beiden Seiten des Hinterrades runter. Habe ich also weggeworfen. Dafür packe ich die Satteltasche gleich wie den Rucksack. Alles kommt in wasserdichte Beutel. Ein System, das sich bewährt.

Ebenfalls rauchen kann man die Wetter-App Weather Pro. Woran es liegt, weiss ich nicht, aber eine einigermassen verlässlich Vorhersage in dieser Regenzeit schafft die App nicht.

Da verlass ich mich mittlerweile auf die Aussagen der Einheimischen. Wenn ich sie frage, ob ich heute mit Regen zu rechnen hätte, antworten sie jeweils ziemlich lakonisch: "Es ist Regenzeit." 

Ihr Lachen und ihr hämischer Blick verraten mir dann: So eine doofe Frage kann nur einer stellen, der die Regenzeit hier nicht kennt.

Eine teure Regenjacke braucht man hier nicht. Das einzige was in diesen tropischen Regengüssen etwas Schutz bietet, ist die Hardcore-Plastik-Pellerine.

Legende zum Bild: Ein romantisches Plätzchen für den Lunch in Tuy Hoa. Übrigens: Es regnet.

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