Von Peter M. Jenni auf Freitag, 27. November 2015
Kategorie: TAM-Archiv Indochina-by-bike.ch

Ich hab's nicht geschafft

Heute stand mal wieder Kultur auf dem Programm. Das Kriegsopfermuseum ist das seit Jahren meisbesuchte Museum in Saigon. 

Es zeigt auf "bewegende Art und Weise", wie es in einer Beschreibung heisst, die zahlreichen Facetten des brutalen Vorgehens zumeist amerikanischer und französischer Streitkräfte.

Ich hab's nicht geschafft, mir diese Brutalität im Ganzen anzusehen. 

Schon auf dem Vorplatz kriegte ich, ich sag's mal deutsch und deutlich, fast das Kotzen angesichts der amerikanischen Touristen, die sich vor einem US-Kampfhelikopter oder -Kampfjet mit einem Victory-Zeichen gegenseitig ablichteten. 

Drinnen dann die Bilder der amerikanischen Greueltaten. Einige kannte ich noch aus der Vergangenheit (wir hatten zuhause ein kleines Bildertaschenbuch, ich glaube es war vom Journalisten Peter Balsiger, wenn ich mich recht erinnere) und sie schossen mir wie Napalm-Bomben in mein Hirn. Ich musste raus.

Im orange gehaltenen Agent-Orange Raum dann die Bilder der zerstümmelten Frauen, Kindern und anderen Zivilisten.

Unvermittelt tauchte vor mir das Bild jenes fast blinden Mannes auf, den ich jeden Morgen an der Kreuzung in der Nähe meines Saigoner-Hotels sehe. Die Beine total verkrümmt und verstümmelt bewegt er sich sitzend auf einer Art Rollbrett nur etwas breiter durch die an der Ampel stehenden Motoroller und verkauft Lose. 

Aber nicht nur deshalb halte ich es nicht mehr aus. In mir quält sich schreiend die Frage hoch: Warum erinnern wir uns, wenn wir doch nichts lernen wollen?

Legende zum Bild: Aufnahme aus einem kleinen, mir nicht bekannten Museum in einem Park in der Agglo von Saigon

Sent from Nine
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