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«Sicherheit» in Zürich: Vorschriften, Technologien und Ereignisse

«Sicherheit» in Zürich: Vorschriften, Technologien und Ereignisse

Vor 39 Jahren fand in Zürich die erste Schweizer Fachmesse für Sicherheit statt. Seither hat sich viel getan. Ein Rückblick.

1976 war das Jahr, in dem Jimmy Carter zum neuen US-Präsidenten gewählt wurde, Helmut Schmidt in der Bundeskanzlerwahl gegen Helmut Kohl siegte und in China mit dem Tod von Mao Zedong die Kulturrevolution endete.

In Zürich war 1976 das Jahr, als sich eine überschaubare Anzahl von Ausstellern anlässlich der ersten Schweizer Fachmesse für Sicherheit einem interessierten Fachpublikum präsentierte – beherzt, vorausschauend und umsichtig.

Einer von ihnen war Hans-Peter Züblin, Gründer der Firma Züblin-Firesafe AG und einer der wenigen, die damals schon persönlich dabei waren und es heute noch sind. Er erinnert sich noch gut an diese erste «Sicherheit»: «Sie fand in den alten Baracken statt, wo heute das Hotel Holiday Inn steht, und füllte eine halbe Halle. Wir waren eine ganz junge Firma und sagten uns, da müssen wir mitmachen. Unseren kleinen Stand bauten wir selber, strichen ihn mit Farbe an und klebten Buchstaben auf, die wir selber gekauft hatten.»

Auch Daniel Beer war schon an der ersten «Sicherheit» im Jahr 1976 dabei, damals als Redaktor und Herausgeber der Fachzeitschrift PROTECTOR. Er ärgerte sich über den messebegleitenden Kongress, der eine reine Verkaufsveranstaltung war und dafür sogar noch Teilnahmegebühren verlangte. «Ich sagte, ich würde über diesen Betrug ein Editorial schreiben, wenn noch einmal ein solcher Kongress stattfände», erinnert er sich. «Daraufhin wurde mir angeboten, den Anlass gleich selber durchzuführen. Ich schlug Robert Droux und die damals noch junge Schweizerische Vereinigung unabhängiger Sicherheitsingenieure und -berater (SSI) als geeignete Organisatoren vor. Diese wiederum wandte sich an mich und bat um meine Unterstützung. So veranstalteten wir diesen Anlass in der Folge immer gemeinsam und machten aus ihm einen inhaltlich hochstehenden und neutralen Kongress, der später sogar Ableger nach Berlin und Wien fand.»

Vorschriften waren stets ein wesentliches Element in den Entwicklungen der Kongressthemen und der ausgestellten Produkte. Durch die unterschiedlichsten Normen in fast allen Bereichen der Sicherheit veränderten sich die Angebote und natürlich auch die entsprechende Nachfrage. Die im Jahr 2005 erstmals schweizweit einheitlich geregelte und als verbindlich eingeführten Schweizerischen Brandschutzvorschriften lösten beispielsweise eine solche Dynamik aus. Noch früher war es unter anderem die ASA-Richtlinie, die im Jahr 1996 beschlossen wurde, den Beizug von Arbeitsärzten und anderen Spezialisten der Arbeitssicherheit regelte und so einen Schub in die Arbeitssicherheitsbranche brachte. Dieser Themenbereich füllte während mehreren Jahren sogar eine eigene Halle der «Sicherheit».

Auch neue Technologien und damit neue Möglichkeiten nahmen Einfluss. So bot der Siegeszug der Informationstechnologie in den Neunzigerjahren bedeutende Chancen, sorgte allerdings auch für neue Risiken: IT-Sicherheit und Datenschutz wurden plötzlich zu wichtigen Aspekten der Sicherheit, das Datenschutzgesetz von 1992 war unter anderem in der Videoüberwachung ein viel diskutiertes Thema.

Schliesslich – und das waren die unerfreulichen Einflüsse – schärften diverse Ereignisse das Sicherheitsverständnis der Fachleute, der Unternehmen und der Gesellschaft: Der Brand der Luzerner Kapellbrücke 1993, der Zürcher Postraub 1997 oder das Jahr 2001 mit dem erschütternden Amoklauf in Zug, dem verheerenden Unfall im Gotthard-Tunnel und den einschneidenden Bildern aus den USA am 11. September sind nur einige Beispiele. Andere Ereignisse rückten die Gefahren aus der Natur vermehrt in den Fokus: Der Orkan Lothar hinterliess 1999 in weiten Teilen der Schweiz eine Spur der Verwüstung, im Jahr 2000 zerstörte eine Hangmure grosse Teile des Dorfes Gondo und das Alpenhochwasser 2005 verursachte Schäden von mehreren Milliarden Franken.

Auch deshalb ziehen Unternehmen und Sicherheitsbeauftragte die Gefahren aus der Natur heute vermehrt in die Planung und Bewirtschaftung ihrer Liegenschaften und Infrastrukturen ein und an der «Sicherheit» entstand eine Sonderschau zum Risikomanagement von Naturgefahren, inklusive offenem Forum.

Die «Sicherheit» ist heute die massgebendste und umfassendste Leistungsschau der Schweizer Sicherheitsbranche und ihr wichtigster Treffpunkt. Inzwischen steht die «Sicherheit» vor ihrer 20. Austragung und wird wieder verschiedene Premieren, Erfindungen sowie neue Trends und Entwicklungen vorstellen. «Die Sicherheitsbranche muss immer schneller auf technologische Fortschritte und veränderte gesellschaftliche Rahmenbedingungen reagieren können», sagt Heinz Salzgeber, seit dem Jahr 1999 Messeleiter der «Sicherheit» und Mitglied der Geschäftsleitung der Exhibit & More AG, deren Vorgängergesellschaft die Messe im Jahr 1993 übernahm. «Die Herausforderungen werden komplexer, das Informationsbedürfnis wächst und die Branche wird dynamischer.»


Legende zum Bild: Messestand in den Siebzigern. (Bild Exhibit & More AG)

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