Walter’s Liaison mit Murg oder wenn die Camper-Primel blüht
Am 22. März wurde die erste Schwalbe am Walensee gesichtet, einen Tag später eine in der Luft paddelnde junge Fledermaus und 96 Stunden nach dem kalendarischen Frühlingsanfang biegen langsam und vorsichtig die ersten zwei Feriengäste mit ihren Wohnwagen auf dem Campingplatz Murg ein.
Von Marlies Dyk
Es ist der 25. März und der akkurat geharkte und fein geputzte Campingplatz samt Imbiss, Freifläche und Sanitärtrakt musste nicht lange auf Urlauber mit Wohnwagen warten. Entlang der auf Millimeter gerade geschnittenen Ligusterhecke geht es für die Schreibende und den Fotografierenden mit frischen Frühstücksbrötchen am windig-kalten Morgen um 8 Uhr zum allerersten Ankömmling: Walter Armbruster.
Mit dem Satz «Auf Sie habe ich gewartet.» kann der blinzelnde Camper so schnell nichts anfangen und fragt schmunzelnd «Auf mich?» Ja, Touristen sind aus aktuellen finanzpolitischen Gegebenheiten heiss begehrt und somit gehören sie zur exponierten Art. Der Anlass ist schnell erklärt, der erste Urlauber auf der Wies`n am See ist angekommen, obwohl der offizielle Saisonbetrieb noch nicht einmal gestartet ist, denn der legt am 1. April los und geht ab 16. Oktober in den Winterschlaf.
Baustelle Campingplatz Murg: Noch ist alles im Werden, doch am 1. April ist Erika da. (Bilder Peter Jenni)
Will alles vorbereitet haben
Camper Armbruster will alles vorbereitet haben. Selbst die Camper-Primel vor der Wohnwagentür wird ihren Platz haben, wenn es losgeht.
1,7 t Wohnmobil und ca. 200kg Inventar, von der Kaffeetasse, Gewürzregal, Kissen, Besen bis hin zum Handwerkszeug, gehören zu dem Mann, der nicht zum ersten Mal hier angekommen ist. Beim schnell zubereiteten Frühstück im warmen Wagen erzählt der Weltenbummler, dass er bereits seit 14 Jahren hier, an dieser genau fixierten, immer gleichen Stelle seinen Sommersitz aufschlägt.
Aufschlagen klingt leicht. Hämmern, montieren, tüfteln trifft es eher. Mit Werkbank und allem drum und dran, was einen Mann glücklich macht im Urlaub, hat Walter Armbruster gestern den Vorzeltboden aufgebaut, E-Leitungen bereit gelegt, die Standsicherheit überprüft, die Speisekammer aus- und mit frischen Sachen wieder eingeräumt, damit seine Lebenspartnerin, die Erika ins gemachte Feriennest kommen kann.
Der Pensionär sprudelt nur so vor Lebensgenuss und Neugier, Interesse und Erinnerungen, denn er ist als 19 jähriger aus Deutschland in die Zementfabrik in Unterterzen gekommen, ist von dort aus 1969 nach Liberia, repräsentierte für viele Jahre das Schweizer Unternehmen Sulzer und als Maschinenbau-Techniker war sein halbes Leben lang geprägt von Lokomotiv- und Schiffsmotoren.
Wanderer, Paddler, Biker und Camper: Herzlich Willkommen Walter Armbruster.
Menschen sagen Grüezi
Als alleinerziehender Vater hat Armbruster doppelt viel schaffen müssen und hat erst 1984 seinem damals noch kleinen Sohn Patrick seine geliebte Schweiz und Murg zeigen können: «Es wird immer Murg für mich bleiben. Hier sagen die Menschen Grüezi und lange muss ich nicht auf Bruno Ries und seinem Blumenstrauss warten, den er mir zur Begrüssung bringen wird.» sagt der in der Bong Rang in Liberia, in Südafrika, Hongkong und in der restlichen Welt sich vom Leben führen lassende Mann, der in Murg als Stamm-Gast mit Kajak, Wanderschuhen, Fernglas angekommen ist. Armbruster ist auch ehrenamtlicher Wander- und Erlebnisführer für Gleichgesinnte oder wie für eine amerikanische Schulklasse im vergangenen Sommer, die er spontan auf den Kastanienweg lockt, um ihnen «all das Schöne hier zu zeigen».
Camping Murg ist eine Adresse. 3-Sterne Bewertung hat sie allemal und deutlich wird , dass aus Gästen Stammgäste werden, die sich auf der grünen Oase der Gelassenheit, Entspannung und Ruhe auf vier Rädern gebettet über Wochen und Monate die Urlauberseele baumeln lassen.
Interwiew auf Rädern am Walensee: Marlies Dyk befragt Walter Armbruster.
Kein einbrechender Tourismus
Vom einbrechenden Tourismus wollen Betreiber und Hiesige nichts wissen und von Schwarzfärberei auch nichts; hier machen alle ihren Job in gewohnt berufener Gastgebermanier. Vieles wird möglich gemacht, was Feriengästen gefallen kann: Fischknusperli, frische Salate, Snacks u.v.m. direkt vor der Wohnwagentür, gepflegtes Drumherum und blitze blanke Duschen und Toiletten, der gepflegte Rasen mit den Freiplätzen, die den Gästen den spektakulären Dauer-Blick auf die Churfirsten bietet. Mit Murgbachschlucht, Kastanienweg und Murgbachfall im Background bietet die Gegend unerschöpflich reiches an Erlebnissen für Familien mit Kindern, Paare, Single und Camping-Wanderer. Das alles ist da. Und wenn Verbände, Vereine und Politiker um mehr Innovationen im Tourismus ringen und rangeln, liegt ein Erfolgsrezept so nahe wie bei der Liaison von Walter und Murg.
Hämmern für die Saison: Auch ein kleiner Schraubstock gehört zum Camping-Untensil.
Jeder Freund und jedes Bier mit jeder Grillwurst dokumentiert: Aufgeschlagene, bildhaft gemachte Camping-Historie von Murg.
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