Veloverlad mit SBB und Postauto: Das kann ganz schön teuer werden

Die Kombination Bahn und Postauto funktioniert im Personenverkehr hervorragend. Beim Veloverlad aber ist Vorsicht angebracht. Hier wird der Kunde ganz schön zur Kasse gebeten, zum Teil gar doppelt.

Von Peter Jenni (TAM)

Mit den Pfingsten kommt auch die Zeit der Veloreisen. Doch nicht alle sind kleine Armstrongs oder Zülles. Da ist es schon praktisch, wenn man mit dem Velo in den Zug oder das Postauto steigen und eine unattraktive Strecke, eine lange Steigung oder die Hin- oder Rückfahrt mit dem öffentlichen Verkehr bewältigen kann.

Attraktives Velo-Transportangebot?
Im Veloland Schweiz verwöhne die Gäste ein attraktives Velo-Transportangebot der Bahnen und Postautos, heisst es auf der offiziellen Website der Stiftung Veloland Schweiz. Dies trifft auf die Bahn zu, denn will ich mein Rad in den Zug mitnehmen, muss ich für die Fahrstrecke ein halbes Billett lösen, jedoch nicht mehr als 10 Franken bezahlen, soviel kostet eine Velotageskarte. Da SBB-Billette bekanntlich auch für das Postauto gültig sein sollten, wäre der kombinierte Velotransport eigentlich einfach. Doch weit gefehlt!

Machen wir ein Beispiel: Ein Velofahrer möchte von Ziegelbrücke aus eine Tour nach Vättis unternehmen. Für den Hinweg sucht er sich den öffentlichen Verkehr (Zug und Postauto) aus, den Rückweg will er mit dem Rad abstrampeln. Das Halbtagesbillett Ziegelbrücke-Vättis kostet 11.30 Franken. Das heisst, für den Velotransport kommen nochmals 10 Franken (Velotageskarte) hinzu. Beim Umsteigen in Bad Ragaz dann das ungläubige Staunen.

Der Postautochauffeur knöpft dem Freizeitradler für den Transport des Velos von Bad Ragaz nach Vättis nochmals 6 Franken ab, da das Postauto am Geltungsbereich des Velobilletts nicht beteiligt sei. Die Fahrt verteuert sich um fast 30 Prozent auf 27.30 Franken. Nebenbei bemerkt: Der Velotransport im Postauto ist also teurer als der Personentransport und dies, obwohl das Velo wie ein Koffer ins Gepäckabteil verfrachtet wird. Für den doch stattlichen  Preis (der Personentransport Bad Ragaz-Vättis kostet mit Halbtagsabo nur 4.60 Franken) wäre zumindest eine Velohängervorrichtung am Heck des Wagens kein Luxus.

Kompliziert bei Kurzstrecke
Komplizierter wird es, wenn für den Velotransport nur ein Kurzstreckenbillett benötigt wird, also unter zehn Franken, in unserem Beispiel ab Unterterzen. Jetzt muss der Reisende nämlich für sich eine Halbtagesfahrkarte nach Vättis und für sein Velo nur bis Bad Ragaz lösen, ansonsten der Velotransport Bad Ragaz-Vättis doppelt berappt wird.  Eine Rückerstattung oder Anrechnung für die Strecke Bad Ragaz–Vättis erfolgt nämlich nicht.
Das heisst, hätte unser Velofahrer all das schon vor Antritt seiner Fahrt in Ziegelbrücke gewusst und wäre er ein passionierter Zugfahrer und gewiefter Automatenbillettlöser, er hätte folgendes bezahlt: 11.30 Franken für den Personentransport Ziegelbrücke–Vättis, 6.70 Franken für den Velotransport nach Bad Ragaz und noch 6 Franken für den Postautovelotransport, also 24 Franken.

Zu kompliziert
Doch wie gesagt, das alles ist schon ziemlich kompliziert. Derart kompliziert, dass es bei der SBB-Auskunft am Dienstag zuerst hiess, das Velobillett sei auch auf den Postautostrecken gültig und erst beim Nachhaken die richtige Auskunft erteilt wurde. Und bei der Postautoauskunft in Chur war man ganz erstaunt ob der Tatsache, dass man für Bahnkurzstrecken für ein Velo bis zu einem Betrag von 10 Franken ein Halbtagesbillett lösen kann.

Vor diesem Hintergrund sei die Frage erlaubt, ob all das etwas mit „Im Veloland Schweiz verwöhnt Sie ein attraktives Velo-Transportangebot“ zu tun hat, oder doch eher mit der Unfähigkeit in den Teppichetagen von SBB und Postauto, auf diesem Gebiet eine Zusammenarbeit im Sinne der Kunden auszuhandeln. Bezahlt wird diese Unfähigkeit von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von SBB und Postauto, die mit genervten Kunden zu tun haben. Bezahlen tun es aber auch die Kunden, und dies zum Teil doppelt.