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Rupp'sche Gene, die sie in Bewegung bringen

Rupp'sche Gene, die sie in Bewegung bringen
Spitzensportlerin, Schweizer Meisterin im Mountainbike-Marathon 2007, Siegerin und Podestfahrerin bei zahlreichen Mountainbike- und Strassenrennen, Mutter und Hausfrau. Nach dem schweren Sturz an der WM ist Dolores Rupp sportlich für einige Zeit ausser Gefecht, ein Porträt.

Von Eva Hohmann

Am 23. September geht die iXS swis bike classic, die Schweizer Mountainbike-Marathon-Serie mit dem Finallauf in Einsiedeln zu Ende. Wieder gerne um den Gesamtsieg mitgekämpft hätte auch die letztjährige Gesamtsiegerin Dolores Rupp.

Seit einiger Zeit aber, kurz nach dem Highlight ihrer diesjährigen Karriere, ist es ruhiger geworden um die Valenserin. Die aktuelle Schweizermeisterin im Mountainbike-Marathon stürzte bei der WM in Belgien spektakulär und mit gravierenden Verletzungsfolgen. Wehmütig lächelnd holt Dolores Rupp das Schweizermeister Leibchen aus ihrer Handtasche und bedauert: „Das kann ich in diesem Jahr wohl bei keinen Rennen mehr tragen.“

Massive Verletzungen
Das mehrfach gebrochene Schlüsselbein und die Lungenverletzung lassen sie erst wieder Anfang Dezember mit intensiveren Training beginnen. Bis dahin ist Physiotherapie, Bewegungsbad und Indoortraining auf der Rolle angesagt.

Der Unfall riss sie abrupt aus ihrem Dasein als Profisportlerin. Bedauert sie dies? Ein zögerliches Jein verbunden mit einen kurzen, wehmütigen Lächeln ist ihre Antwort. „Die Saison 2007 ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt habe.“ Rückenprobleme machten ihr immer wieder zu schaffen und die erhofften Erfolge, wer sie kennt natürlich die Siege des letzten Jahres, konnten nicht immer eingefahren werden. Gerne hätte sie als Gesamtsiegerin die diesjährige iXS-Serie als Medaillengewinnerin der Europa- oder Weltmeisterschaft gewonnen. Auch die geplante Teilnahme an der Olympiade in Peking steht nun in Frage, da sie ihr geplantes Training nicht rechtzeitig beginnen kann.

Glückliche Fügung
Was macht der Radrennprofi Dolores während der Zeit der körperlichen Wiederherstellung ausser Rehabilitation? Sie lacht. Überhaupt lacht sie während des gesamten Interviews viel und man spürt trotz des Rückschlages ihre Freude am Sport, an der Bewegung. Als glückliche Fügung ergab sich während sie im Spital in Walenstadt lag, dass ihr ehemaliger Chef nachfragte, ob sie als Schulsekretärin in ihrer frühere Anstellung aushelfen könne. Nun fährt sie einmal die Woche nach Schindellegi „in die Schule“ - kein Vergleich zum Profidasein!

Und was gefällt ihr besser, Veloprofi oder Schulsekretärin? „Naja, Schulsekretärin ist eben normal. Spannender natürlich ist der Beruf als Radprofi“. Der Unterschied liegt im Reiz der Eigenverantwortlichkeit als selbstständige Sportlerin jeden Tag, bei sonne, Schnee oder Regen das Training zu absolvieren. Ihre Motivation, ist die Geschwindigkeit. Am liebsten fährt sie in hohen Tempi und noch lieber bei schönem Wetter. Eine Schönwetterfahrerin sei sie und die Steigung nach Valens hinaufzutrampen falle ihr nach dem Training immer schwer.

Vieles unter einem Hut
Wie oft und wie lange trainiert eine Profisportlerin, die gleichzeitig Haushalt und Kinder unter einen Hut bringen muss. Sie zögert und lächelt. „Ja..., so zehn bis zwölf Stunden die Woche“. Eigentlich wenig, bedenkt man die Strapazen der vier- bis sechs-stündigen Mountainbike-Marathons. Regeneration verschafft sie sich durch ein oder zwei trainingsfreie Tage pro Woche,  Entspannung findet sie auch bei einer Massage.

Und wie sieht es mit dem Wintertraining aus? „Ich mache Bergläufe. Wenn Schnee liegt, gehe ich halt mit den Schneeschuhen,“ sagt sie kurz und bündig. „Es sind eben doch die ruppschen Gene, die mich in Bewegung bringen“.

Vater als Betreuer
Als Mutter von der neunjährige Nicola und dem elfjährigen Fussballfan Fabian hat sie  die alltäglichen Verpflichtungen einer jeden Mutter. Viel Unterstützung erhält sie durch ihren Vater, dessen Ehefrau und von ihrer Mutter. Ob der Nachwuchs die nun wieder intensiver gewordene Betreuung durch das Mami geniesst, stellt sie schmunzelnd in Frage. „Naja, ich kontrolliere halt die Hausaufgaben mehr als der Neni“. Aber nicht nur bei der Betreuung ihrer Kinder erfährt sie durch ihren Vater, Peter Rupp, dreimaliger Gewinner des Bieler 100-km-Laufes, Unterstützung.  Von ihm bekommt sie Hilfe beim Training und fast bei jedem ihrer Rennen steht der Vater als Betreuer mit ihrer persönlichen Verpflegung an der Strecke.

Nur einmal, beim WM-Lauf in Belgien, hatte sie, da ausreichend professionelle Betreuung zur Verfügung stand, die Hilfe ihres Vaters abgelehnt. Prompt fehlte ihr die gewohnte Verpflegung und das richtige, auf ihre Bedürfnisse während das Rennens abgestimmte Getränk. „Schon während des Rennens habe ich dies bereut. Ich spürte, dass ich mich nicht gut verpflege und die Getränke nicht den ausreichenden Nachschub an Mineralstoffen lieferten. Ich dehydrierte, setzte trotzdem alles daran, um meinen sechsten Zwischenrang zu halten, konnte mich aber nicht mehr richtig konzentrieren und der Sturz nach fünfeinhalb Rennstunden und sieben Kilometer vor dem Ziel war die logische Folge, eigentlich vorprogrammiert.“

Völlig durcheinander
Nach dem Sturz, im Graben liegend, rief sie, dem Reglement nicht entsprechend,  ihren Vater per Handy an und verlangte einen Schweizer Arzt. Selbst heute noch schüttelt sie den Kopf bei dem Gedanken daran und lacht:“Ich war völlig durcheinander“.

Mit der gezwungen Verletzungspause hat sie jetzt genug Zeit, sich auf kommende sportliche Herausforderungen vorzubereiten. Der Trainer der Schweizer Nationalmannschaft schätzt ihr Potenzial noch sehr hoch ein, obwohl die geplante Teilnahme an der Olympiade in Peking nun in Frage steht.

Architektur und Web
Dolores Rupp, eine ruhige, sympathische Frau, die den Kick der Geschwindigkeit braucht, wie andere Frauen Shopping, Wellness und Kosmetik. Sie findet Ausgleich beim Gestalten ihrer Webseite und in der Architektur. Mit Entwerfen von Häusern und Planen von Räumen verbringt sie ihre wenige Freizeit. Und da ist ja auch noch ihr Partner, ebenfalls ambitionierter Ausdauersportler und guter Trainingspartner.

Noch  aber sind es zwei bis drei lange Monate, bis sie wieder mit 40 und mehr Stundenkilometern über den Rheindamm sausen, in der Geschwindigkeit „powern“ und nachher in ihrem Lieblingsrestaurant der „Sagibeiz“ den Kohlenhydratspeicher wieder auffüllen kann.

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