Von Peter M. Jenni auf Dienstag, 08. Januar 2008
Kategorie: TAM News

Zurück in die Zukunft mit Holz

Wenn in diesen Tagen der Ölpreis auf neue Höchststände klettert, dann braucht das die Schönstätter Marienschwestern nicht mehr zu kümmern. Sie haben den Schritt in die Zukunft gewagt und beheizen das gesamte Bildungs- und Ferienzentrum in Quarten nun mit Holzschnitzeln – ein Rohstoff aus der Region.

Von Peter Jenni

„Wir heizen heute mit etwa den halben Energiekosten, als wenn wir mit Heizöl feuern würden“, erklärt Franz Müller (Quarten) vom Technischen Dienst im Bildungs- und Ferienzentrum Neu-Schönstatt Quarten nicht ganz ohne Stolz. Seiner Initiative und dem Mut zu neuen Technologien der Schönstätter Marienschwestern ist es zu verdanken, dass das Bildungs- und Ferienzentrum in Sachen Energiekosten und Umweltbelastung beim Heizen gelöst in die Zukunft blicken kann. Der Heizölpreis interessiert sie nur noch am Rande. Sie beziehen die Energie für Heizung und Warmwasser von der Ortsgemeinde Quarten in Form von Holzschnitzeln. Damit eine (wie es modern so schön heisst) Win-Win-Situation geschaffen werden konnte, kaufen sie die Schnitzel nicht, sondern sie bezahlen die aus dem geschredderten Holz bezogene Energie (in Kilowatt).

Viele Profiteure
Von dieser Holzfeuerungs-Hightech-Lösung profitiert aber auch die Umwelt. Die im Juni letzten Jahres ausser Betrieb genommene, rund 30 Jahre alte Heizung verbrannte pro Jahr rund 140'000 Liter Heizöl. Der neue Rohstoff, das Holz, stammt aus den heimischen Wäldern und wird, fast vor Ort, im Murgtal zu Schnitzeln verarbeitet und gelagert. Pro Jahr werden so mit der neuen Holzschnitzelheizung rund 230 Tonnen CO2 eingespart. Auch die Luft, die aus dem Kamin entweicht, kann als „rein“ bezeichnet werden. Die weisse Rauchschwade, welche gelegentlich aus dem Kamin steigt und sich schnell im Winde auflöst, beinhaltet fast keine (gesetzlicher Grenzwert 150 mg/Nm3) Schadstoffe. Es handelt sich um reinen Wasserdampf, der vermehrt erzeugt wird, wenn feuchte Schnitzel verbrannt werden.

Trend vor vier Jahren erkannt
2003, als mit der Planung für eine neue Heizanlage begonnen wurde, lag der Ölpreis pro Fass noch bei rund 30 US-Dollar. Niemand wagte damals die Prognose, in 2008 werde der Fasspreis 100 US-Dollar übersteigen. Franz Müller und die Schönstätter Marienschwestern erkannten jedoch den Trend. In einer ersten Etappe wurde eine Lösung mit Erdwärme (Tiefenbohrung von rund 700 Metern) und im Contracting mit dem Elektrizitätswerk der Stadt Zürich (EWZ) in Betracht gezogen, wegen den vorherrschenden geologischen Bedingungen aber wieder verworfen. Natürlich stand auch zu dieser Zeit eine Erneuerung mit einer Heizölanlage zur Diskussion. Diese herkömmliche Anlage wäre bei Gesamtkosten von einer Million Franken rund eine halbe Million günstiger gewesen als die Holzschnitzelfeuerung. Trotz dieser Mehrkosten, die vor allem durch die Erstellung eines 13,5 Meter hohen, 220 Kubikmeter fassenden, im Boden versenkten Silos und modernen, technischen Förder- und Steuerungsanlagen entstanden sind, wurde auf die neue Technologie gesetzt. Im Planungsbüro Kalberer + Partner (Bad Ragaz) und mit der Herstellerfirma Schmid AG (Eschlikon) standen ausgewiesene Fachleute bereit, um ein Projekt in dieser Grössenordnung (40'000 Kubikmeter werden beheizt) erfolgreich zu realisieren.

Sechs Lastwagen pro Monat
Bei einer Aussentemperatur von 2 bis 3 Grad Celsius werden in einem Monat durchschnittlich 192 Kubikmeter Holz aus dem Schnitzelsilo benötigt. Dies entspricht sechs mit Holzschnitzeln beladenen Lastwagenanhängern. Mit der Nutzung von heimischer, nachwachsender Energie aus den Wäldern der Gemeinde Quarten, setzt das Bildungs- und Ferienzentrum auf einen Energieträger, der dort gebraucht wird, wo er auch erzeugt wird. Damit bleibt ein grosser Teil der Wertschöpfung in der Gemeinde. Ein Anliegen, das die Schönstätter Marienschwestern in der Vergangenheit immer wieder mit Nachdruck verfolgten und auch in Zukunft verfolgen werden.

((Kasten)) Tag der offenen Tür
Am Samstag, 12. Januar, kann die neue Holzschnitzelheizung im Bildungs- und Ferienzentrum Neu-Schönstatt besichtigt werden. Franz Müller und weitere Fachleute stehen für Fragen zur Verfügung. Die Türen zur Heizanlage sind von 10 bis 16 Uhr geöffnet. Alle Interessierten sind zur Besichtigung mit Apéro herzlich willkommen.

Funktionsschema der  Holzschnitzelheizung im Bildungs- und Ferienzentrum Neu-Schönstatt Quarten. (Bild Peter Jenni)

 

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