Wenn, dann! So muss es gewesen sein
Von Peter Jenni
Stell dir vor, es ist Mittelalter und keiner geht hin. Unvorstellbar! Zumindest für all jene, die das Turnerkränzli des STV Walensee-Unterterzen am Wochenende in der Mehrzweckhalle gesehen haben, denn sie wissen, „mit Strumpf, Schwert und Sandalen“ ist ein Programm, das zu begeistern vermag und zwar vom ersten Schwung bis zum letzten Ton des Turnerliedes. Aber auch die Sketches und das Ansageteam unterhielten das Publikum mit knackigen Sprüchen. Doch jetzt alles schön der Reihe nach.
Eidgenossen (Kinderturnen) schwören den Eid und fast könnte man meinen, die Rütliwiese sei am Walensee, doch weit gefehlt. Mit Schwert und Helm tauchen furcht erregend Wikinger (Knaben jüngere) auf und nehmen mit ihren Kunststücken die Bühne ein. Denen ist kein Schwert gewachsen. Oder doch? Piraten (GETU-Riege) entern, hängen besoffen im Beiboot und der Kapitän hält Ausschau nach neuer Beute.
Diese Seeräuber mögen zwar gross und stark, beweglich und wendig sein und ihre Sprünge und Handstände über und auf der Schatzkiste manchem Seemann das Blut in den Adern gefrieren lassen, wenn Asterix und Obelix auftauchen (Mädchen jüngere), dann streicht der stärkste Pirat seine Segel. Dass danach noch Cleopatra (Mädchen ältere) ihre Gefolgschaft mit ihren Tänzen betört und Robin Hood (Mädchen mittlere) einmal mehr beweist, wie geschickt und wendig er sich im Wald zu bewegen weiss, täuscht nicht darüber hinweg, dass schon die Pause ansteht. Das Publikum klatscht begeistert und kann sich nun (endlich) den kulinarischen Genüssen widmen.
Nach der Pause pilgern die Mönche (Aktive) am Tellerrand vorbei. Ihre Barrenübungen und die durchtrainierten Körper beweisen, Enthaltsamkeit und Bewegung sind angesagt und nicht die fein duftenden Älplermagronen mit Apfelmus und Bier. Doch Asche auf das Haupt des Schreibenden. Die Burggeister (Damen) vermögen mit ihren Tänzen die Stimmung derer, die sich den kulinarischen Verführungen hingegeben haben und deren Gewissensbisse nun im Hals stecken bleiben, wieder zu heben, und als dann die Römer auf ihren Abwegen (Männerriege) kurzberockt und bestrumpft durch die Mehrzweckhalle in Unterterzen rauschen, ist die Stimmung auf einem weiteren Höhepunkt und der Saal fragt sich: Ist das noch zu toppen?
Der Gestank nach Benzin und der durchdringende Lärm eines Minimotorrades geben die Antwort. Die sieben Zwerge wackeln auf die Bühne und bekunden: auch ein Kleinwüchsiger kann einen grossen Weihnachtsbaum schmücken, wenn auch nicht ganz ohne Probleme. Solcher Art Sorgen kennen die Hofnarren (Jugi ältere) nicht. Sie fliegen in ihren farbigen Kostümen buchstäblich durch den Saal und treiben manch Fotografen zur Verzweiflung.
Doch was wäre das Mittelalter ohne ein Marktfest (Frauenriege) mit Musik und Tanz? Vor den Toren der Burg vergnügen sich die Marktfrauen und die Bauern hofieren ihren Zukünftigen. Auch etwas mit Zukunft, aber einer weniger erfreulichen, haben anschliessend Henker und Hexen (Damen und Aktive) zu tun. Dass beim Sketch der abgeschlagene Kopf des Geächteten weit weg von der Bühne kullert, macht die Szene nur noch gruseliger. Zum Abschluss dann jedoch die grosse Versöhnung: Die Turnerschar trifft sich mit Kerzen in der Hand auf der Bühne und intoniert das Turnerlied. So endet ein sportlich abgerundeter und absolut unterhaltsamer Abend im Mittelalter „mit Strumpf, Schwert und Sandalen“ mit dem Dank an alle im Happy End. Doch halt! Zu Ende war das Turnerkränzli des STV Walensee-Unterterzen noch nicht. In der Bar und beim fröhlichen Tanz mit der Tomaros Party Band ging es bis zum Morgengrauen weiter. So muss es im Mittelalter auch gewesen sein.
Gespenstische Damen: Burggeister schweben durch die Mehrzweckhalle in Unterterzen.
Action und Konzentration: Damen und Aktive überzeugen mit einem vitalen Programm voller Höhepunkte.
Cleopatra tanzt und betört: zu Musik von Michael Jackson.
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