Von Peter M. Jenni auf Montag, 13. Juli 2009
Kategorie: TAM News

Härtetest für Mountainbiker und Material

Küblis war am Wochenende das Mekka der Mountainbiker: Freerider und Marathonisti kämpften um Sekunden und auf der langen Schlaufe um den Schweizermeistertitel, der von Alexandre Moos und Esther Süss gewonnen wurde.

Von Eva Hohmann und Peter Jenni

An die 1400 Mountainbikerinnen- und Biker, trafen sich am Sonntag im Prättigau, um eine von den drei anspruchsvollen hochalpinen Marathonbikestrecken zu meistern. Darunter testeten 26 Sarganserländer beim 16. Swiss Bike Masters Können und Material. Auf der langen Schlaufe (105 Kilometer und 4400 Höhenmeter) wurden auch die Schweizer Meisterschaften ausgetragen. Diese, zugleich der vierte Lauf der iXS swiss bike classic, haben mit einer Überraschung geendet. Wie im Vorjahr reüssierte nicht Seriensieger Urs Huber, sondern diesmal Strassenprofi Alexandre Moos, der bereits 2007 als Bronzemedaillengewinner aus dem Rennen gegangen war. Titelverteidiger Lukas Buchli wurde Zweiter vor Huber, der nach 38 Kilometern von einem platten Vorderrad gebremst wurde. Bei den Frauen endete das Rennen wie im Vorjahr: Esther Süss vor Wheeler-Teamkollegin Erika Dicht und Antonia Wipfli.

Sarganserländer auf dem Podest
Einmal mehr hatte lang anhaltender Regen Teile der Stecke schlammig gemacht und die Tragestrecken wurden zwangsläufig um einige Meter erweitert. Erschwerend kam hinzu, dass es zur Startzeit um halb acht noch sehr kalt war und die ersten Fahrer auf Carschina (2236 Meter über Meer) mit der Kälte zu kämpfen hatten. Die anspruchsvolle Unterlage und die zum Teil steinigen Passagen forderten Material und Mensch, dies führte zu einigen Ausfällen wegen Materialschäden und Stürzen.

Seiner Rolle als Sarganserländer Favorit wurde Thomas Giradi (Wangs) trotz Plattfuss und zeitraubender Reparatur einmal mehr gerecht. Er konnte in der Kategorie HF 3 trotz zunehmender Krämpfe gegen Ende des Rennens auf der grossen Runde nach 5:39.03 aufs oberste Siegertreppchen steigen. Gusti Wildhaber (Walenstadt), der vom Start weg auf der mittleren Schlaufe (75 Kilometer, 3000 Höhenmeter) auf Sieg fahren wollte, verpasste diesen nur knapp. Er fuhr nach 4:09.53 auf den zweiten Platz in der Kategorie HF 1. „Ich war so gut drauf. Nach dem ersten Plattfuss dachte ich noch an die Spitze anhängen zu können, aber nachdem ich dann nochmals den Pneu wechseln musste, war es nicht mehr möglich ganz aufzuschliessen,“ sagte ein sichtlich enttäuschter Wildhaber im Ziel.

Kalt und Krämpfe
Einmal mehr zeigte Karin Mathis (Schwendi), dass sie sich auf langen Distanzen (75 Kilometer) durchbeissen kann. „Es war so kalt und ich hatte schon früh Krämpfe“. Aber ihr liegen lange, strenge Aufstiege und knallharte Abfahrten. Auch Schlamm und Dreck konnten sie aber nicht daran hindern nach 5:33.41 in Küblis auf den dritten Platz in der Kategorie DF 1 zu fahren. Mit Andrea Walser (Mels) stand bei der Siegerehrung für die 36 Kilometer-Strecke ebenfalls eine Sarganserländerin auf dem Podest. Sie belegte in der Kategorie DF1 mit einer Zeit von 2:40.52 den dritten Platz.

Auf der mittleren Strecke konnte bei den Junioren Marco Wildhaber (Flumserberg) trumpfen. In 4:39.57 bewältigte er die 75 km und fuhr locker über die Ziellinie. Dies reichte ihm in der Kategorie JHO für Platz zwei. Der gerade mal sechzehnjährige Raphael Heusser, (Walenstadt) belegte in gleicher Kategorie nach 6:07.11, und einer wilden Fahrt Platz 16.

Bikeklassiker
„Für die Profis und die, die etwas erreichen wollen, ist es ein Muss, hier zu starten“ resümierte Hanspeter Valer, Pressesprecher. Mit knapp 1400 Teilnehmern am 16. Swiss Bike Masters im malerischen Prättigau wurde aber nicht gerade der Teilnehmerrekord gesprengt. „Es werden immer mehr Marathons angeboten und die Biker starten gerne in Heimatnähe,“ kommentierte Valer. Man habe sich von Seiten der Organisatoren viele Gedanken gemacht, um die Attraktivität des schon legendären Klassikers wieder aufleben zu lassen.

So wurde die lange Strecke in diesem Jahr von ehemals 120 Kilometer und 5000 Höhenmetern auf 105 Kilometer mit 4400 Höhenmetern gekürzt. „Der letzte Teil der alten Streckenführung war nicht gerade Mountainbike gerecht. Nach fast 100 Kilometern kam noch ein knallharter Anstieg auf Teer, dies hat einige Teilnehmer abgeschreckt“, so Valer.

Nach wie vor sind die Zuschauer bei Start und Ziel in Küblis sowie auf der Strecke zahlreich vertreten. Mit Kuhglocken und Hopp-Hopp-Rufen feuern sie die Sportler an. „Go go, du schaffst das schon“, bekommen auch die letzten Biker zu hören, die teilweise nach fast zehn Stunden Fahrt und nicht selten mit schmerzenden Beinen ins Ziel kommen. „Diese Unterstützung ist einzigartig und  sie gibt einem ein gutes Gefühl und Motivation, nächstes Jahr wieder zu kommen, kommentierte ein Teilnehmer nach dem Rennen.

Freeride: nichts für Angsthasen
Bereits am Samstag wurde im Anschluss an das Kidsrace das Freeriderennen ausgetragen. Das ultimative Downhillabenteuer erlebten an die 150 Freerider vom Gipfel des Weissfluhjoch über Schotterpisten, 4-Rad Strassen, Singletrails, Waldwege mit technischen Passagen und einer kurzen Gegensteigung. Auch in dieser Disziplin zeigten die Sarganserländer, dass Bike und Berge ihre Heimat sind. Bei den Damen bewältige Claudia Meli (Sargans) die 20 Kilometer am schnellsten. Es hätte einfach alles gestimmt, sagte sie im Ziel. Den Grundstein zu ihrem Sieg legte sie, weil sie sich zusammen mit Carina Cappellari (Walenstadt, Rang 4) früh am Start einfand und die beiden ihre Bikes optimal für den Massenstart positionieren konnten. Bei den Herren war es Stefan Hengartner (Sargans) mit seinem zweiten Rang, der in Abwesenheit des Seriensiegers René Wildhaber (Megavalanche Alp d’Huez, Ausgabe von gestern) für einen Sarganserländer auf dem Podest sorgte.

((Kasten)) Dolores Rupp
Und wo war die Schweizermeisterin von 2007, Dolores Rupp? Aus privaten und beruflichen Gründen hat sich die Valenserin im Herbst 2008 entschieden, ihren Rücktritt aus dem Spitzensport zu geben. Ihre Highlights: EM Medaille 2006 und den Schweizermeistertitel 2007. „Meine Weiterbildung, eine neue Stelle in der Klinik Valens und die sehr zeitaufwendige Betreuung meines Sohnes Fabian, U14 Fussballspieler im Team Südostschweiz, erlaubten mir ein seriöses und zeitaufwendiges Training nicht mehr. Seit Frühling haben wir einen Junghund und deshalb trifft man mich mehr zu Fuss als auf dem Bike an“, sagt sie.

Überraschender Schweizermeister: Alexander Moos. (Bilder Eva Hohmann und Peter Jenni)

Wilder Ritt beim ersten Marathon: Raphael Heusser trotz Krämpfen glücklich im Ziel.

Regelmässiger Starter in der iXS Swiss Bike Classic Serie: Reto Denzler.

Nach dem letztjährigen zweiten Platz: Sieg für Claudia Meli.

Konzentriert dem Ziel entgegen: Freerider Stefan Hengartner.

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