Von Peter M. Jenni auf Mittwoch, 04. November 2009
Kategorie: TAM News

Herausforderung für Sicherheitsaufgaben

Der neue Mix aus Shopping und Entertainment und die Architektur von Stararchitekt Daniel Libeskind machen das Freizeit- und Einkaufszentrum Westside zu einem Wahrzeichen der Bundeshauptstadt, aber auch zu einer Herausforderung, wenn es um die Sicherheit geht.

Von Peter Jenni

Vor gut einem Jahr, am 8. Oktober 2008, hat Westside, das Freizeit- und Einkaufszentrum im Westen der Stadt Bern eröffnet. Seither haben rund 3,5 Millionen Besucher die neuartige Erlebnisdestination mit nationaler Ausstrahlung und internationalem Flair besucht. Der Mix aus Shopping, Gastronomie, Erlebnisbad und Spa, Kino und Hotel kommt an und die aussergewöhnliche Architektur von Daniel Libeskind machen Westside zu einer vielbesuchten Erlebnisdestination.  Die unterschiedliche Nutzung von Shopping (55 Verkaufsgeschäfte), Kino (elf Säle),  Gastronomie (zehn Restaurants), Events (Konzerte, Modeschauen usw.) und Altersresidenz haben Westside zu einem „Stadtteil“ werden lassen, der bei Tag und bei Nacht belebt ist und auch die unterschiedlichste Klientel anzieht. Diese vielschichtige Nutzung und die daraus resultierende komplexe Kundschaft lassen die Aufgaben für den Sicherheitsdienst, der von der Betreiberin, der Neue Brünnen AG, gestellt wird, zu einer speziellen Herausforderung werden.

Urs Hirschi, Leiter Sicherheit und Kommandant Betriebsfeuerwehr, ist seit Januar 2008 in seinem Amt und hat das Sicherheitskonzept, das in der Planungsphase für Westside erstellt wurde, mit Inhalten und „Menschen gefüllt“. Auf einer Nutzfläche von insgesamt 141'500 Quadratmetern arbeiten rund 800 Angestellte, darunter das Sicherheitspersonal (13 Personen), wobei mindestes drei Sicherheitsleute Tag und Nacht im Einsatz stehen. „Zwei im Sicherheitsdienst und einer in der Zentrale“, erklärt Hirschi das 24-Stunden-Sicherheitsdispositiv, das neben technischer Hilfsmittel, vor allem auf Präsenz und Hilfsbereitschaft für die Besucher, aber auch für Mieter setzt. Der Sicherheitsdienst soll „als Dienstleister“ Sicherheit vermitteln.

Mit Leitsystem
Im technischen Bereich sind es Videoüberwachung, Zutrittskontrolle und Brandmeldeanlagen, die auf einem Sicherheitsleitsystem zusammengefasst, Überwachung und Alarmierung sicherstellen. Allein die Brandmeldung stellt durch die verwinkelte Architektur, die doppelten Decken, die vielen Verglasungen und die angegliederte Seniorenresidenz eine besondere Herausforderung dar. Aber auch die Verkehrsleittechnik (Westside ist über die Autobahn A1, welche die Schweiz in Ost-West-Richtung durchquert, gebaut und verfügt über eine eigene Ausfahrt) stellt immer wieder neue Aufgaben, die es mit Blick auf die Erhöhung der Kundensicherheit zu lösen gilt.
„Westside ist wie eine kleine Stadt und wir funktionieren wie ein Polizeiposten, eine Feuerwehr und eine Sanitätsstation in einem,“ sagt Hirschi und meint damit, dass seine Leute alle Aufgaben eines Ersteinsatzes übernehmen. Ob ein Feueralarm in der Seniorenresidenz, eine Schlägerei im Gastronomiebereich, ein Ladendiebstahl, ein Notruf im Parking oder ein Sanitätsnotfall gemeldet wird: „Immer sind es unsere Leute, die als erste vor Ort eintreffen und die notwendigen Massnahmen einleiten. Wir sind denn auch ein Gesamtdienstleister, der den Kunden auch hilfreich zur Seite steht, wenn sie nur eine Frage haben oder sich nicht zurechtfinden,“ sagt Hirschi.

Neuer Raum wird belegt
Die Alarmierung der Mitarbeiter erfolgt über Pager, Feueralarme werden auch direkt bei der Feuerwehr abgesetzt. Von der Leitstelle werden die hauseigenen Sicherheitsleute koordiniert; die Kommunikation wird über ein Funknetz sichergestellt, Blaulichtorganisationen können sich im Notfall einklinken. Überhaupt funktioniere die Zusammenarbeit mit Polizei, Feuerwehr und Sanität hervorragend, sagt Hirschi. „Wir arbeiten aber auch mit dem Jugendamt zusammen, denn mit dem Westside haben wir neuen öffentlichen Raum geschaffen, der auch von Jugendlichen besetzt wird, und die Aggressivitätsschwelle ist zum Teil sehr tief.“ Die dauernde Präsenz von Sicherheitspersonal hat gemäss Hirschi zwar eine bestimmte präventive Wirkung, doch nicht alle Kunden hätten zu Beginn positiv auf diese Präsenz reagiert. „Im Ausland ist man es gewohnt, dass neben jeder Kasse ein Sicherheitsmann steht. Hier in der Schweiz müssen sich die Kunden erst noch daran gewöhnen, dass in Einkaufszentren regelmässig Sicherheitsleute patrouillieren.

Die Verkaufsflächen der Mieter werden aber weder technisch noch personell von der Neue Brünnen AG überwacht. Jeder Mieter ist für seine Verkaufsfläche selber verantwortlich. Trotzdem ist Hirschi überzeugt, dass gerade Ladendiebe gemerkt hätten, dass sie sich, wenn sie im Westside einen Laden verlassen würden, noch lange nicht in Sicherheit wiegen könnten.

Anpassungen
In Sicherheit wiegen sollen sich aber die Kunden – egal zu welcher Tages- oder Nachtzeit. Damit dem auch in Zukunft so sein wird, wird es noch etliche Anpassungen und Änderungen am Sicherheitskonzept geben, auch wenn sich das bestehende bis jetzt bewährt hat und im ersten Betriebsjahr keine nennenswerten Vorfälle zu verzeichnen waren. Westside ist nach wie vor in der Aufbauphase – denn es dauert erfahrungsgemäss drei bis fünf Jahre bis sich ein neues Center etabliert hat und eine Stammkundschaft aufgebaut ist.

Überwachen und Präsenz zeigen: Die Sicherheitsmitarbeiter sind vor allem aber Dienstleister. Sie geben Auskünfte und sind schnell zur Stelle, wenn im Center Hilfe benötigt wird.

Erlebnisdestination Westside: Eingang in die Welt des „Urban Entertainment“

Inspirierende Hülle und aussergewöhnliche Winkel: Die Architektur von Stararchitekt Daniel Liebeskind fasziniert, kann aber dem ungewohnten Gast die Orientierung erschweren. (Bilder Peter Jenni)

Kommentare hinterlassen