Von Peter M. Jenni auf Donnerstag, 17. Dezember 2009
Kategorie: TAM News

Träumt von den Olympischen Spielen

Im 2006 gewann die seit kurzem in Sargans wohnhafte Mountainbikerin Sarah Koba bei den U23 WM Bronze und EM Gold. Dann ging es nicht mehr so rund und jetzt bereitet sie sich auf ihre zweite Profisaison vor.

Von Peter Jenni

Es ist dunkel und kalt an diesem Adventsabend auf dem Bahnhof Sargans. Die Leute huschen warm eingepackt durch die feuchte Nacht und auf den Zug. Wer mag da schon an Mountainbiken, an Sonne und Wärme denken?

Wir machen es. Mir gegenüber sitzt Sarah Koba, 25jährige Mountainbikerin, seit diesem Sommer in Sargans wohnhaft, und sie erzählt von der Faszination Mountainbiken, aber auch von den Strapazen und dem Leben als Profisportlerin.

Da bin ich glücklich
Sie, die in Buchs aufgewachsen und wohnhaft war, lacht viel und man spürt ihre Freude, auf zwei Rädern „über Stock und Stein zu brettern“, das Bike zu beherrschen und man nimmt ihr ab, wenn sie sagt: „Die Einschränkungen, die ein Profidasein mit sich bringen, die stören mich nicht.“ Und sie ergänzt: „In der Zeit vor den Wettkämpfen, in der ich top seriös lebe und jeden Abend um 9 Uhr im Bett sein muss, da bin ich sehr glücklich.“

Jetzt in der Winterzeit kann sie es schon mal etwas lockerer nehmen. Trotzdem wird zwei mal die Woche zusammen mit dem Physiotherapeuten Kraft trainiert und auch das Rad bleibt nicht im Keller. Wenn es das Wetter möglich macht, dann werden die längeren Trainingseinheiten draussen absolviert, ansonsten geht es ab auf die Rolle. „Das wird mir dann aber schnell langweilig.“ Deshalb geht sie lieber auf die Loipe, macht Skitouren oder schnallt sich statt Bikeschuhe die Schneeschuhe unter die Füsse und stapft durch die weiss verschneite Bergwelt.

Ein Sommermensch
Sarah Koba ist jedoch eher ein Sommermensch, liebt die Sonne und die Wärme und so freut sie sich auf das Trainingslager anfangs Februar in Südafrika. Drei Wochen Grundlagenausdauer mit dem Rennrad stehen dann auf dem Programm.  Drei Wochen hartes Training, das ihr nach dem Wintertraining die Rennhärte wieder bringen soll.

Die Saison 2010 ist für sie das zweite Jahr im Giant-Swiss-Team, wo sie zusammen mit sechs Männern professionelle Ausrüstung und eine ebensolche Umgebung vorfindet. Trainiert wird trotzdem mehrheitlich alleine, die Teammitglieder treffen sich an den Rennwochenenden und im Trainingslager. Und wenn sie dann von Südafrika zurück kommt, wartet auch schon das erste Rennen.

Die Cross-Country-Fahrerin hofft da anzuschliessen, wo sie die letzte, eher verkorkste Saison, abgeschlossen hat: „Im Weltcup unter den besten 20 und die Kriterien für die EM in der Türkei und die WM in Kanada schaffen,“ sind ihre Ziele. Dazu muss aber nicht nur die Vorbereitung stimmen, sondern auch gesundheitlich darf nicht viel dazwischen kommen. „Mein Asthma und meine Allergien sind wohl mein grösstes Handicap. Aber,“ und schon lacht sie wieder, „ich liebe diesen Sport und ich mag es, die Grenzen den Körpers auszuloten.“

Sie kennt ihre (sportlichen) Ziele, weiss, was sie will und sagt: „Ich denke nicht mehr so weit voraus wie früher.“ Trotzdem: 2012, die Olympischen Spiele in London, hat sie im Kopf, denn sie hat schon als kleines Kind davon geträumt, einmal in einem Olympiastadion einzulaufen.

Vom Spitzensport abschalten
Nachdem sie während ihres ersten Profijahres neben dem Sport keiner Arbeit nachging, arbeitet sie nun wieder zu 30 Prozent in einem Architekturbüro als kaufmännische Angestellte und sie geniesst ihre Arbeit: „Da bin ich nicht die Leistungssportlerin sondern einfach nur Sarah. Zudem brauche ich neben dem Sport einfach noch irgendwas, um vom Spitzensport abschalten und mal an was anderes denken zu können. So sind diese 30 Prozent Arbeit für mich ein idealer Ausgleich.“

Ideal wohl auch für das Budget, denn wer im Mountainbikesport nicht unter den zehn Weltbesten figuriert, hat zumindest bei den Frauen ein karges Auskommen. Die Sponsoren, die Sarah Koba unterstützen, kommen zu einem grossen Teil aus dem privaten Umfeld, dem Bekanntenkreis der Sportlerin, welche weiss, dass diese zumeist eher kleineren Engagements vor allem aus Goodwill entstehen. Ein richtig grosser Sponsor und die eigentlich gebrauchte, tatkräftige finanzielle Unterstützung fehlt derzeit noch, obwohl Sarah Koba sicherlich auch in der Werbung eine sehr gute Figur machen würde.

Sie weiss, dass sie die aktuellen, kleinen Sponsoren auf sicher hat, da diese an sie glauben, ganz egal, ob es gut oder schlecht läuft. Wenn Sarah Koba Druck hat, dann also vor allem von sich selbst ausgehend: "Mountainbiken ist mein Job...“

Sarah Koba:“Mountainbiken ist mein Job und mein Ding, das ich durchziehe.“ (Bild Peter Jenni)

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