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Einmal Musher sein

Einmal Musher sein
Wer Hunde mag, der weiss: Huskys, die Schlittenhunde schlechthin, sind zutraulich und temperamentvoll zugleich. Doch kann jeder ein Gespann führen?

Von Peter Jenni

Es ist kalt, gut minus fünf Grad zeigt das Thermometer an diesem Samstagmorgen. Wir sind etwas ausserhalb des Heidilandes, genau auf Mullern (im Gebiet Fronalp). Ruhig und eisig kalt liegt die weiss verschneite Hochebene vor uns. Dahinter erhebt sich das Gestein des Fronalpstocks, weit unter uns liegen Mollis und Näfels. Im heimeligen Restaurant „Alpenrösli“ wärmen wir uns bei einem dampfenden Kaffee auf, dann erwacht der verschlafene Wintermorgen.

Schlittenhunde-Tageskurs
Martin Haas, Musher und Leiter des Schlittenhunde-Tageskurses von Fischer Adventures (Schmerikon), ist mit einer Gruppe von zehn Personen und 14 Hunden eingetroffen. Bis vor kurzem hat Stefan Fischer (Inhaber und Geschäftsleiter von Fischer Adventures) diese Kurse in Amden angeboten – dann wurde nach Mullern gezügelt. Die Hochebene ist geradezu ideal für diesen Event. Der etwa drei Kilometer lange Rundkurs für die Hundeschlitten ist in die frisch verschneite Schneelandschaft gewalzt und Musher Martin stellt sich der Gruppe vor.

Die Teilnehmer kommen aus der Deutschschweiz. Sie alle sind – wie könnte es anders sein - Hundeliebhaber, wollten einmal etwas Spezielles in der Natur erleben, einen Hundeschlitten selber führen oder einfach nur mal den anhänglichen und freiheitsliebenden Tieren ganz nah sein, sie spüren und ihren natürlichen Drang nach Bewegung erfahren. Doch bevor die Hunde aus dem Transporter und in den Schnee dürfen, erklärt Martin ausführlich, wie man die Verankerung in den eisigen Untergrund schlägt, die Charaktere seiner Tiere und wie mit ihnen umzugehen ist. Dass er seine Tiere liebt, muss er niemandem mehr sagen, denn neben seiner Arbeit als Bäcker-Konditor ist er nur für sie da. Sie sind sein Leben und an den Winterwochenenden schläft er gar auf Mullern im Tipizelt, direkt neben seinen Huskys.

Mit dem Ausladen der Tiere aus dem Transporter und dem Anbinden an der Verankerung wird es langsam lauter. Die Huskys freuen sich, aus ihren engen Transportboxen zu kommen und vor allem freuen sie sich, gestreichelt und liebkost zu werden. Die temperamentvollen Tiere müssen aber sofort angebunden werden, dann beginnt das gegenseitige beschnuppern. Nach weiteren Erklärungen, wie ein so filigraner Holz- oder Kunststoffschlitten gesteuert wird, wie gebremst werden muss und wie man den Anker richtig setzt, werden die Tiere eingespannt.

… bald geht es los
Tarot, Alaska, Timo, Tzuma, Dusty und wie sie alle heissen werden noch etwas lauter, denn sie spüren, bald geht es los. Ihre Freude, endlich loszurennen, den Schlitten zu ziehen und so ihrem Musher ihre Zuneigung zu zeigen, ist schier greif- aber ganz gewaltig hörbar. Sie bellen und jaulen und fast hätte man meinen können, die Teilnehmer des Schlittenhunde-Tageskurses würden vor lauter Vorfreude auch gleich einstimmen.

Nochmals in Gedanken den Bremsvorgang durchgehen, und wie war das mit der Gewichtsverlagerung in der Kurve? Von den 14 Hunden hat Martin die beiden jüngsten wieder in den Wagen verfrachtet. Sie dürfen noch nicht ziehen und die zwei geben allen zu verstehen, dass sie das überhaupt nicht verstehen. Die anderen zwölf werden nach genauen Vorgaben vor die drei Schlitten gespannt und das Bellen und Heulen wird von Minute zu Minute lauter. Martin gibt das Zeichen zum Lösen der Anker, dann ertönt, nicht sehr laut aber bestimmt der Befehl „Los“ und die Meute zischt ab.

Die Huskys legen sich voll ins Zeug, ihr Jagdtrieb und Bewegungsdrang zwingt die Musher, sich gut am Schlitten zu halten, um nicht unfreiwillig von den Kufen zu fallen. Schnell nehmen die Schlitten Fahrt auf und entschwinden in der weissen Landschaft. Vorne weg das Vierergespann von Martin. Er ruft „Rechts!“ und die Hunde biegen sofort nach rechts. Martin legt sich und den Schlitten in die Kurve, doch der Neumusher hinter ihm verpasst die Gewichtsverlagerung und landet im weichen Neuschnee.

Musher-Erlebnisse
Der Befehlt „Stop“ lässt die Hunde sofort innehalten. Jetzt muss nur noch der Musher rechtzeitig auf die richtige Bremse stehen und schon steht das Gespann und dem Gestürzten kann wieder auf die Beine geholfen werden.

Während jeder Teilnehmer zwei Runden drehen kann, warten die anderen gespannt, erzählen von ihren Erlebnissen als Musher und vor allen, welchen Eindruck die unbändige Kraft der vier doch eher kleinen Hunde auf sie gemacht hat.

Mit jeder Runde werden die Tiere müder und etwas langsamer, dafür wagen sich jetzt auch die weniger Mutigen auf die Schlitten und siehe da: Es war gar nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. „Mensch, war das geil!“ oder “Das muss man erlebt haben“, waren Kommentare und den einen merkte man an, sie währen am liebsten gleich da geblieben. Bei den Tieren, dem vielen Schnee und der wunderbaren Natur.

Zum Abschluss des Tages gab es nach einer kurzen Schneeschuhtour zur „Heidelbeerwiese“ noch ein Fondue vom Feuer und einen spritzigen Weissen, bevor sich dann die ganze Gruppe im „Alpenrösli“ traf, um Musher Martin mit Fragen zu löchern oder den anderen Teilnehmern von den Heldentaten auf dem Schlitten und mit den Hunden zu berichten.


Musher aus dem Emmental
Seit 16 Jahren ist Martin Haas „auf den (Schlitten-)Hund gekommen. Es begann mit einem Hund, mit Tarot. Heute sind es 14 und der gelernte Bäcker und Konditor verbringt seine ganze Freizeit mit den Tieren. Die Kurse auf Mullern sind in diesem Jahr ausgebucht. Aber, „es ist ein Geschenk für mich, dass ich im Winter mit den Tieren hier sein kann“, sagt der in Ramsei im Emmental lebende Musher und so wird er wohl auch die nächsten Jahre im Gebiet des Fronalpstocks mit seinen Tieren anzutreffen sein.

Der Siberian Husky ist eine aus Sibirien stammende, in Nordamerika verbreitete Haushunderasse. Er gilt als lebhafter Schlittenhund mit üppiger Behaarung und einer Schulterhöhe von 51 bis 60 cm. Informationen zu den Kursen und weiteren Angeboten sind zu finden unter www.fischeradventures.ch

 

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