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Hätte ich besser nichts gesagt?

Hätte ich besser nichts gesagt?
Die Kommunikation zwischen Pflegenden und den pflegebedürftigen Angehörigen ist speziellen Gesetzen unterworfen. Eine offene Gesprächskultur wäre gefordert, aber nicht immer einfach. An einer öffentliche Veranstaltung für pflegende Angehörige der Reha-Klinik Walenstadtberg gab es wertvolle Tipps.

Von Peter Jenni

Feststellungen wie „ Wenn wir doch nur geredet hätten!“ oder „Hätte ich doch nur nichts gesagt!“ gehören zu unserem Alltag und haben unterschiedliche Auswirkungen. In der Kommunikation zwischen Pflegenden und ihren pflegebedürftigen Angehörigen können sie aber grosse Gräben aufreissen, die schwer wieder zuzukitten sind.

Wie können pflegende Angehörige Kommunikationsklippen umschiffen, respektive es gar nicht so weit kommen lassen? Die öffentliche Veranstaltung der Reha-Klinik Walenstadtberg lockte vergangenen Mittwoch zwanzig Zuhörer auf den Berg und sie erfuhren von der Sozialarbeiterin der Klinik, Maria Walser–Inauen, dass Kommunikation nur auf den ersten Blick ganz einfach erscheint. „Die Tücken liegen im Detail, denn Kommunikation ist ein Prozess, der eine Botschaft vermittelt“, sagte Walser und ergänzte: „Man kann nicht nicht kommunizieren, man wirkt immer.“

Einfach Dinge, kurze Sätze
Die einfachsten Dinge wie „Ist das Hörgerät eingeschaltet?“, kurze, einfache Sätze oder das Gesagte mit Handbewegungen unterstreichen, können das Gespräch für pflegende Angehörige verbessern. „Sprechen sie in der Ich–Form. Üben sie sich in positiver Formulierung. Spiegeln sie das Gesagte und seien sie empathisch. Dies alles wirkt einladend und ergibt einen aktiven Austausch.“

Die in der Kommunikation mit Pflegebedürftigen (Spitex und Klinik) erfahrene Walser betonte, Vereinbarungen seien keine Tür und Angelgespräche. Sie sollten vorbereitet und schriftlich unterlegt sein. Dabei nannte sie insbesondere den Pflegevertrag oder die Vorsorgevollmacht sowie die Patientenverfügung. „Eine günstige Anordnung der Sitzposition in schwierigen Besprechungen ist nicht zu unterschätzen.“ Bei ganz diffizilen Angelegenheiten kann auch die Pro Senectute zu Hilfe geholt werden. Walser wies aber auch darauf hin, dass mit Versprechen vorsichtig umgegangen werden sollte. „Sie können äusserst belastend werden. Versprechen sie nur Dinge, die sie als Pflegende abschätzen und einhalten können.“

Chance oder Schwierigkeit?
Die Pflegefachfrau und Transaktionsanalytikerin Margrith Wipf erläuterte das Ich–Modell. Demgemäss beherbergt der Mensch ein Eltern-Ich, ein Erwachsenen-Ich sowie ein Kind-Ich. Das soziale Modell ermöglicht eine Beschreibung der Kommunikation und lässt dadurch Handlungsweisen erklären. Das Eltern-Ich sei sorgend, gebe Regeln vor, sei bestimmend, während im Erwachsenen-Ich die Informationen verarbeitet würden. Das Kind-Ich schliesslich dürfe nie vernachlässigt werden, es zeige das Bedürfnis, das Lustvolle oder Abhängige, so Wipf. „Defizite im Kind-Ich können unzufrieden und krank machen“.

In der Kommunikation wirkt die Beziehungsebene. Sie dominiert vor den Inhalten. „Die beziehungsmässige Grundlage der Kommunikation hat ihren Schwerpunkt in der Interaktion mit anderen Personen“, erklärte Wipf und liess jeden Teilnehmer sich fragen, bei welchen Verrichtungen der letzen 24 Stunden er sich im Eltern-, Erwachsenen- oder Kind-Ich  befunden hatte.

Transaktion sei die kleinste kommunikative Einheit. Sie bestehe aus einer Botschaft des Senders (Stimula) und einer Reaktion des Empfängers (Antwort). Parallele Transaktionen seien zwischen allen Ich-Zuständen möglich. Der Empfänger und Sender liege auf der gleichen Wellenlänge, seien aufeinander abgestimmt, würden sich verstehen. Diese Form der Kommunikation könne ungehindert teilweise über Jahre aufrecht erhalten werden.

Anhand von praktischen Beispielen ging Margrit Wipf auf Fragen aus der Runde ein und beantwortete möglichst theoretisch mit dem Ich-Modell. Eröffnet wurde die Veranstaltung von Margrith Schönenberger, Pflegefachfrau HF Reha-Klinik WSB. Sie knüpfte mit ihren Worten  an den Angehörigentag des letzten Jahres an und nannte Respekt und Toleranz  als wichtige Elemente im Gespräch und meinte: „Zuhören ist eine schöne Sprache“.

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