Von Peter M. Jenni auf Donnerstag, 05. August 2010
Kategorie: TAM News

Im letzten Moment gekippt

Ein 30-Meter-Turm aus Sargans hätte in der Kulturhauptstadt Istanbul für Aufsehen sorgen sollen. Doch das Projekt von Cemal Akkaya wurde wegen der Finanzen im letzten Moment gekippt.

Von Peter Jenni

In Istanbul, neben der deutschen Stadt Essen und dem ungarischen Pecs eine der drei europäischen Kulturhauptstädte 2010, hätte eigentlich auch ein Kunstobjekt aus Sargans stehen sollen. Cemal Akkaya, Inhaber der C. Akkaya Lösungen aus Edelstahl GmbH (Sargans), hatte im Vorfeld, im offiziellen Wettbewerb mit seiner begehbaren Turmskulptur aus Edelstahl und Netzen die Vorausscheidung erfolgreich überstanden. Von über 2000 eingereichten Projekten fand sich das der Sarganser Edelschmiede unter den besten 50 wieder und war schon fast so gut wie auf dem Weg der Realisation.

Eklat in Istanbul
Doch dann kam es in Istanbul zum Eklat. „Viele der massgebenden Personen verliessen die Gremien und alle Projekte, die teurer als eine Million Euro waren, wurden kurzerhand gestrichen,“ erklärt Akkaya. Sein Turm hätte rund 1,6 Mio. Euro gekostet, und es war bereits vorgesehen, dass der 30 Meter hohe Turm auch nach 2010 stehen bleiben würde. „Deshalb war das Projekt auch derart teuer“, so Akkaya.

Die damalige Jury ist noch heute von Akkayas volksverbindendem Projekt überzeugt. „Darin spürt und erlebt man den Puls dieser Stadt am Bosporus“, war sich die Jury einig. Der in Edelstahl und mit Netzen verkleidete Turm wäre begehbar gewesen. In der Mitte, um eine Weltkugel angeordnet, schwebte eine begehbare Plattform im Freien. Im Turm immer wieder Fenster, die, geometrischen angeordnet, die Sicht auf Bauten, Monumente und Stadtgebiete der einzelnen Ethnien, Religionen und Kulturen Istanbuls frei gaben, ergänzt mit kurzen, textlichen Erklärungen. Der Turm hätte auf kleinstem Raum die Vielfältigkeiten und die Gegensätzlichkeiten, aber auch die Schönheiten und die Spannungen verbunden und zu einem Ganzen verschmolzen.

Auseinandersetzung mit Form und Material
Gerade in diesem Projekt wird gut ersichtlich, wie Akkaya mit seinem vierköpfigen Team arbeitet. Im Vordergrund stehen die Freude am und die Auseinandersetzung mit dem Material, der Form und dem Zweck. Seit nunmehr 15 Jahren wird an der Rheinstrasse 22 in Sargans vornehmlich Edelstahl geschweisst, gesägt, gebohrt und geschliffen. Neben den herkömmlichen Aufträgen wie Wintergärten, Treppengeländer usw. sind es immer wieder auch Einzelanfertigungen, die meistens mit einem hohen Anspruch an Design und Funktionalität erledigt werden müssen.

„Wir sind Designer, Konstrukteure und Erbauer“, erklärt Akkaya. So wird denn auch vom Edelstahlwerbeveloanhänger, über Motorrad-Gepäckträger, Stühle, Tische, bis hin zum Inhouse-Wasserfall alles aus Edelstahl entworfen und gefertigt. Aber auch Wintergärten in 0815-Ausfertigung oder ein Glasdächer werden erstellt. Und egal ob es sich um ein Designstück handelt oder um Massenware: Immer steht die Qualität und die Freude an der Arbeit im Fokus. Ein weiterer Beweis der künstlerischen aber auch hervorragenden Design-Arbeit ist das patentierte Weingestell, das sich im Elementbau jedem Weinkeller anpasst und der ideale und edle Rahmen für jeden Tropfen darstellt.

Dass das Turmprojekt in Istanbul scheiterte, ist für Akkaya nicht weiter tragisch, wenn gleich er sagt: „Das wäre der Durchbruch gewesen.“ Doch wer seine Arbeiten sieht, der weiss, dass er „den Durchbruch“ eigentlich schon längst geschafft hat.

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