Von Peter M. Jenni auf Dienstag, 09. August 2011
Kategorie: TAM News

Videoüberwachung in «der Perle» von Zürich

Das Zürcher Stadion Letzigrund wurde als Leichtathletik- und Event-Stadion konzipiert und musste dann kurzfristig zum Fussballstadion umprojektiert werden. Eine grosse Herausforderung, wie sich anlässlich der Tagung der Fachgruppe Sicherheitstechnik (FGST) zeigte.

Von Peter Jenni

Das Zürcher Stadion Letzigrund ist eine multifunktionale Arena ohne Mantelnutzung mitten in der Stadt. Leichtathletikmeeting, Open Air Konzerte, Fussballspiele und weitere Events (rund 300 jährlich) ziehen zehntausende von Zuschauern an und stellen hohe Anforderungen an den Betrieb, den Unterhalt und die Sicherheit. Ursprünglich wurde das Letzigrund als Leichtathletik- und Eventstadion geplant, die beiden Stadtzürcher Fussballklubs hätten im Hardturm-Neubau spielen sollen. Doch Einsprachen führten dazu, dass plötzlich für die Euro ein Fussballstadion fehlte. So wurde das Letzigrund „fussballtauglich“ gemacht. Vip-Bereich, Umzäunung der Eingänge usw. galt es neu zu gestalten, damit sie den Sicherheitsanforderungen der UEFA genügten.

Videoüberwachung von EOTEC
Andreas Bachmann, Stellvertretender Stadionmanager, erläuterten den 80 FGST-Mitgliedern «die Perle» von Zürich. Heute werden (bei Hochrisikospielen) 22‘800 Zuschauer ins 25‘000 Personen fassende Stadion eingelassen. Bei Open Air Konzerten liegt das Maximum bei 50‘000 Personen. Das im Besitz der Stadt Zürich stehende Stadion beschäftigt 15 Personen im Stadionmanagement; Reinigung, Technik und Sicherheitspersonal sind an Partnerfirmen ausgelagert und werden ja nach Bedarf eingesetzt. Die Baukosten beliefen sich auf 120 Mio. Franken, wobei zusätzlich gut 9 Mio. Franken für die Erweiterung auf 30‘000 Sitzplätze (Fussball) aufgewendet wurden.

Um die Sicherheit von Besuchern, Zuschauern und Akteuren gewährleisten zu können, wurde ein umfangreiches Sicherheitskonzept erstellt. Darin spielt auch die Videoüberwachung eine wichtige Rolle. Durch die UEFA gibt es keine direkten Vorgaben, was Anzahl und Einsatz der Kameras betrifft. Es gibt lediglich Empfehlungen. Die Kameras müssen aber als Teil des gesamten Sicherheitsdispositives ihre Aufgabe erfüllen und die Stadien werden im Vorfeld von der UEFA geprüft und entsprechend zertifiziert.

48 Kameras (60 Prozent Analogkameras, wobei der Anteil an hochauflösenden laufend zunimmt) sind im und um das Stadion installiert. Ihre Bilder werden an zwei Videoarbeitsplätzen im Innen- und Aussenbereich gesichtet, ausgewertet und nach Straftaten an die Strafverfolgungsbehörden weitergeben. Installiert wurde die Anlage von der EOTEC AG (Muttenz). Inhaber Stefan Schröder, der zusammen mit seinem Team die FGST-Tagung im Letzigrund organisierte, zeigte in seinem Referat denn auch auf, was Videoüberwachung kann (Präventiv wirken, Sicherheit, vermitteln, aufklären, beweisen, alarmieren, steuern, regeln, zählen, messen,  Sicherheit erhöhen, Wissen erhöhen und ihr Geld wert sein). Er unterliess es aber nicht zu betonen, was sie nicht kann: Nämlich Straftaten verhindern, Straftäter erkennen und Voraussehen. Er warnte auch davor, bei der Evaluation einer neuen Anlage nur auf Hightech zu achten, respektive sich von Giga- oder Megapixeln und allzu billigen Objektiven täuschen zu lassen. Für die Zukunft sieht der Videospezialist, dessen Firma sich auf die Bereiche Videoüberwachung, Beamer/Leinwände und Informatik fokussiert, Wärmebildkameras, Videosensorik und das Format 16:9, das sich seiner Ansicht nach auch im Überwachungsbereich durchsetzen wird.

Wir sind nicht CSI
Diese Aussage konnte Roland Bachofner vom Forensisch Naturwissenschaftlichen Dienst der Kantonspolizei Zürich nur unterstützen. Sucht er Informationen in den Bildern von Überwachungskameras, so sind diese ganz selten im oberen Teil des Bildes zu finden. Dies weil in der Höhe des Bildes die Tiefe des Raumes abgebildet ist, also meistens das, was weit weg von der Kamera passiert. Bachofner, der seine Ausführungen mit eindrücklichen Bildern aus seiner täglichen Arbeit dokumentierte, riet ab, eine Videoanlage für «den Eigengebrauch» anzuschaffen. «Die kaufen sie für mich!» lachte er, denn: Der Betreiber einer Videoüberwachungsanlage kann mit den Bildern eigentlich nichts anfangen, «ausser Selbstjustiz». Hingegen Polizei, Justiz und Sicherheitsfirmen können die Daten auswerten und für Fahndung, Tätererkennung und Tatrekonstruktion nutzen. Bachofner warnte aber vor zu grossen Ansprüchen an ein Bild einer Überwachungskamera. «Wir sind nicht bei CSI. Wir können nur das sehen oder sichtbar machen, was auch auf dem Bild vorhanden ist.»

 
Der Organisator (Mitte) und die Referenten (von links): Roland Bachofner (Kantonspolizei Zürich), Stefan Schröder (Inhaber EOTEC) und Andreas Bachmann (Stv. Stadionmanager Letzigrund). (Bild Peter Jenni)


Alles im Blick: 48 Kameras um und im Stadion liefern Bilder. Diese werden an zwei Arbeitsplätzen verarbeitet.


Stadion Letzigrund, «die Perle» in Zürich: Gehört der Stadt und wird von ihr betrieben.

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