Von Peter M. Jenni auf Samstag, 01. März 2014
Kategorie: TAM News

Berufsstand mit doppelter Zukunft

79 der 120 Mitglieder des Forstvereins St.Gallen trafen sich am Schmutzigen Donnerstag in Quarten zur Generalversammlung. Von Peter Jenni

Mit den Worten «Ihr Berufsstand hat gleich doppelt Zukunft: Zum einen weil wir den Wald brauchen und zum anderen, weil Holz immer vielfältiger eingesetzt wird» begrüsste Regierungsrat Benedikt Würth in seiner Grussrede die Mitglieder des Forstvereins St.Gallen. Dieser zählt rund 120 Mitglieder, vorwiegend aktive Förster und Forstingenieure, aber auch Pensionierte und interessierte Waldleute. Die diesjährige Generalversammlung hielt der Verein am Schmutzigen Donnerstag im Bildungszentrum Neu-Schönstatt ab.

Sparkurs im Kanton
«Als gut ausgebildete Fachkräfte»¬, so der Vorsteher des St.Galler Volkswirtschaftsdepartements weiter, «sind sie für die nachhaltige Waldbewirtschaftung zuständig, leiten Projekte, beraten die Waldeigentümer und führen ihr Forstrevier oder ihre Waldregion.» Würth nutzte die Gelegenheit, um auf den Sparkurs im Kanton aufmerksam zu machen: «Als Überbleibsel aus den Sparrunden hat die Regierung noch 10 Mio. Franken einzusparen. Und erst am Dienstag hatte der Kantonsrat beschlossen, dass ohne allfällige Ausschüttungen der Nationalbank zu budgetieren ist. Diese Restrektionen halten den Spardruck für alle Amtsstellen hoch.»


Spardruck auf die Amtsstellen bleibt hoch: Benedikt Würth, Vorsteher des St.Galler Volkswirtschaftsdepartements. (Bilder Peter Jenni)

Auch die Waldwirtschaft ist von den Sparrunden nicht verschont geblieben. Regierungsrat Würth vertritt aber die Ansicht, dass «die Einsparungen unter den gegebenen Umständen verkraftbar sind. Ich bin mir aber bewusst und anerkenne, dass in den letzten 15 Jahren beim Forstdienst rund zehn Prozent der natürlichen Abgänge nicht ersetzt worden sind.» Zum Schluss seiner Ausführungen ging Würth noch auf die Jagdgesetz-Revision ein. Er erläuterte kurz die drei wesentlichen Änderungen und er geht davon aus, dass die Behandlung im Kantonsrat zügig erfolgen wird und das revidierte Jagdgesetz auf Frühling 2016 in Kraft treten kann.

Forst, Jagd, Wald und Wild
Nach dem Grusswort von Gemeindepräsident Roman Zogg - er stellt die vielfältige Tourismusgemeinde Quarten vor und verwies darauf, dass «gerade wir hier stark auf den Wald angewiesen sind» - hielt Dominik Thiel ein Kurzreferat zum Thema Forst, Jagd, Wald und Wild. Ein Spannungsbogen, der sich nicht nur im Jagdgesetz entlädt, sondern der immer wieder zu Diskussionen Anlass gab und gibt. Der Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei wies vor allem darauf hin, dass er den Dialog mit den Förstern suche. Er strebt ein Miteinander an, bei dem alle Interessenten ihre Ziele formulieren und «wir diese dann gemeinsam auf einen Nennen bringen sollten.» In diesem Sinne rief er die Förster auf, ihn bei Fragen und Problemstellungen zu kontaktieren, «damit wir dies besprechen können – am besten an einer Begehung.»


«Am besten laden sie mich an eine Begehung ein»: Dominik Thiel, Leiter des Amtes für Natur, Jagd und Fischerei, wirbt für ein Miteinander.


Bruno Cozzio, soeben von seiner ersten Kantonsratssitzung zurück, ging in seinem ersten Jahresbericht als Präsident des Vereins auch auf die Sparbemühungen des Kantons ein, welche «neuerdings Entlastungspaket genannt werden. Das klingt besser, hat aber die gleichen spürbaren Auswirkungen.» Er erwähnte aber auch den Holzpreis: «Was für die Einen ein guter Holzpreis ist, muss es für andere nicht sein.» Immerhin sei zu spüren, dass es preislich wieder aufwärts gehe. Schön sei auch, dass der Rohstoff Holz immer gesucht sei, sei es als Bauholz, Energieholz oder in einer anderen Form. Ebenfalls positiv ins Gewicht fällt für Cozzio, dass in der Bevölkerung das Verständnis für den Wald und für seine Funktion immer vertiefter zur Kenntnis genommen wird. Lobenswert erwähnte er auch das Schutzwaldprojekt und er hofft, dass auch für die neue Ausschreibung wieder sechs Projekte eingereicht werden.


Präsentiert seinen ersten Jahresbericht: Bruno Cozzio, Präsident St.Galler Forstverein.


Für langjährige Arbeit im und für den Wald konnten in diesem Jahr zwei Mitglieder geehrt werden: Albert Bisegger (Goldach; er war abwesend) und der Melser Willi Marthy. In seiner Laudation ging Regionalförster Thomas Brandes auf die fast vierzigjährige Tätigkeit von Marthy für den Melser Wald ein. Am  1. November 1974 hatte Marthy in Mels seine Försterlaufbahn gestartet. Er bildete  23 Lehrlinge aus, war zehn Jahre Prüfungsexperte, Instruktor und auch langjähriges Mitglied im Vorstand des Vereins.

Tradition obsiegt
Die ordentlichen Traktanden gaben zu keinen grossen Diskussionen Anlass. Lediglich zur Frage, ob ein neues Datum für die Generalversammlung gesucht werden sollte, wurde das Votum ergriffen. Die Versammlungsmehrheit entschied sich dann aber, bei der Tradition zu bleiben und auch die nächsten Generalversammlungen am Schmutzigen Donnerstag abzuhalten und zwar am Vormittag, so dass an Nachmittag die einen ins Büro und die anderen an die Fasnacht gehen können.

Die allgemeine Umfrage nutzte Kantonsoberförster August Ammann, um auf die Öffentlichkeitsarbeit aufmerksam zu machen. Diese stand im letzten Jahr unter dem Motto «Schutzwald» und wird in diesem Jahr mit dem Titel «Darum Schweizer Holz» am 8. Mai lanciert. Für 2015 ist dann eine Kampagne zum Thema «Wald – Wild» vorgesehen. Ebenfalls in der allgemeinen Umfrage äusserte sich Gottfried Bossi, Präsident des Verbandes Schweizer Förster. Ein Gesamtarbeitsvertrag sein in in Arbeit, und weil gesamtschweizerisch zu wenig Förster und Forstwarte ausgebildet werden, würde der Verband mit dem Bundesamt ein Konzept erarbeiten, damit wieder mehr junge Leute in diesen Beruf einsteigen.


Auflockerung in der Pause: Murger Hexen unterhalten die Förster.

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