Im Bus oder: Die untreue Seele

Im Bus oder: Die untreue Seele
Ich bin eine untreue Seele. Kaum ist das liebliche Tal der hundert Gugelhupfe hinter mir, finde ich einen neuen Lieblings-Gugelhupf (siehe Bild). Doch eigentlich wollte ich über die Busfahrt zum Ban Gioc Wasserfall berichten. 

Der Bus fährt langsam aus Cao Bang raus. Immer wieder gibt er Hupzeichen und aus den Stassencafes rennen neue Fahrgäste heran. Manche steigen ein.  Andere geben einen Plastiksack zum Transport ab.

Neben dem Chauffeur ist eine in gelb gekleidete junge Frau als Kondukteurin an Bord. Der Bus schaukelt und windet sich durch den Morgenverkehr. Sie kassiert ein, nimmt die Gepäckstücke (bis auf einen üppigen Blumenstrauß alles Plastiksäcke) in Empfang, und es dünkt mich, ausser mich kennt sie jeden Fahrgast. Sie quatschen, lachen und der Chauffeur bringt sich immer auch noch mit ein. 

Sagt man bei uns, der Regionalverkehr hält an jeder Milchkanne, dann hält er hier einfach überall. Will jemand ein- oder aussteigen, der Bus hält.

Auf unserem Weg zu den Wasserfällen passieren wir viele kleine Dörfer. Zwei sind mir in besonderer Erinnerung.

Das Schmiede-Dorf, gefühlte 12 Häuser gross, davon sechs Messerschmiede, die die für hier typischen Messer mit den breiten Klingen und dem Holzschaft herstellen.

Und das Lastwagen-Dorf.  Auch etwa 12 Häuser gross, aber überall, davor, dahinter, auf der Strasse und auf Plätzen stehen die übergroßen Lastwagen, Heck an Heck und laden Säcke um. Ich konnte sie nicht zählen, aber es schien kaum mehr aufzuhören. In den Säcken, die umgeladen wurden, war wohl Reis.

Stau. Der war kurz vor dem Lastwagendorf. Zwei dieser grossen Dinger wollen kreuzen. Aber auf der eh schon schmalen Strasse liegt, wie das so üblich ist - die Strasse gehört allen und unser Lasti-Giezendanner würde jetzt stämpfelen, schreien und toben, - liegt fein säuberlich ausgebreitet Reis zum Trocknen. Erst als der Bauer kommt und den Reis sachte auf die Seite schiebt, geht es weiter. 

Der Bus hält immer wieder. Jeder darf aussteigen, wo er möchte. Ein Fahrgast holt schnell ein Päckli von der Post, der Bus wartet. 500 Meter weiter steigt er aus. 

Immer wenn ein Päckchen abgeholt wird, wird der jungen Dame in gelb etwas bezahlt. Meine Beobachtungen gehen dahin,  dass sie zwei Kassen führt und das Geld als kleinen Zustupf mit dem Chauffeur teilte.

Wer wundert sich ob all dieser Begebenheiten, dass der Bus für rund 70 Kilometer fast drei Stunden benötigte.

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Von Bergen und Schlangen
Juwel nah der Grenze zu China