Wer klaut schon Buddhas Bananen

Wer klaut schon Buddhas Bananen
Das hatte mir niemand gesagt. Die Strecke von Nha Trang nach Da Lat (140 Kilometer, die ich in zwei Tagen absolvieren wollte) führte während rund 60 Kilometern und auf eine Höhe von über 1200 Meter über Meer weder an einem Restaurant, einer sonstigen Verkaufsstelle für Verpflegung und schon gar nicht an einem Hotel vorbei.

Dabei hatte alles so locker begonnen. 30 Kilometer hinter Nha Trang (ich hatte um 6 Uhr mein Frühstück, es war also noch nicht mal 9 Uhr) kam ich an diesen grossen, zur Verpflegunug von Massen von Bustouristen ausgelegten Restaurants vorbei. Ich wunderte mich noch über deren Anzahl. Es waren fünf Lokale, gross wie Bahnhofwartesäle und voller Tische und Stühle.

Ich lächelte bei der Vorbeifahrt und freute mich auf mein zweites Frühstück, das ich so gegen zehn in einer von mir so geliebten Garküche einnehmen wollte. Doch daraus wurde nichts.

Kurz hinter diesen Verpflegungsstellen gab es nichts mehr. Und wenn ich sage nichts, dann entspricht das nicht ganz der Wahrheit.

Die Sonne war da, viel Fels, der die Hitze sehr effektiv abstrahlte, und auf diesen rund 40 Kilometern, bei denen es ausschliesslich hoch ging, gab es drei kleine Buddha-Skulpturen mit Opfergaben. Bei der dritten, das muss so gegen ein Uhr Mittags gewesen sein (rund 70 Kilometer vor Da Lat), hätte ich fast dem Buddha seine Bananen geklaut. Ich konnte mich aber noch beherrschen.

Ich war mittlerweile ziemlich am Ende. Die auf meinem Navi eingezeichneten zwei Ortschaften bestanden aus zwei, drei verfallenen Häusern an der Strasse. Menschen oder etwas Ess- und Trinkbares war weit und breit nicht in Sicht. Mich überfiel ein "Hungerast". Leichter Schwindel und Übelkeit folgten mir auf Schritt und Tritt.

Etliche Höhenmeter später sah ich die Erlösung. Ich schob mittlerweile das Bike zu grossen Teilen, als ich am Strassenrand eine Hütte, einen Kleinbus und Fahrgäste sah, die sich die Beine vertraten.

Da musste es etwas zu trinken geben! Ein Red Bull und eine Cola und das mal drei würde ich bestellen. Und Bisquits, zwei Schachteln süsse, klebrige Bisquits.

Doch nichts von dem wurde auch nur ansatzweise Wirklichkeit. Die Hütte war bis auf ein paar dreckige Teller und eine ebensolche Bettstatt leer. Jenen Mann, den ich nach Cola gefragt hatte, stellte sich als Fahrgast heraus. 

Cola hatten sie keines im Bus. Aber sie gaben mir Wasser. Der Chauffeur übrigens lief immer mit einen Kübel Wasser über die Strasse. Er kühlte damit seine Bremsen. Da wurde mir schlagartig bewusst, der Aufstieg ist auch hier noch nicht zu Ende.

Natürlich musste ich dann noch mit diesem und jenem Fahrgast für ein Bild possieren (Wann sieht man hier oben schon mal einen Velofahrer) dann fuhr der Bus talwärts und ich schob mein Bike weiter den Berg hoch.

Ich hatte vielfach an Umkehr gedacht, aber so wirklich wollte ich das doch nicht. Die Abfahrt wäre kein Genuss geworden. Also mühte ich mich weiter. Immer wieder sah es so aus, als käme nach der nächsten Kurve die erlösende Abfahrt oder eine längere Gerade. Nichts. Es ging immer weiter hoch.

Bei Kilometer 60 vor Da Lat stellte ich das Bike an den Kilometerstein. Nach einem weiteren Erfrischungsbad unter diesen Naturduschen (nach dem vielen Regen kam überall in kleinen Sturzbächen frisches, erquickendes und trinkbares Wasser den Berg hinunter) zog ich mir in der Umkleidekabine "Strassenrand" frische, trockene Kleider an und entschloss mich, auf einen Lastwagen umzusteigen.

Mittlerweile war es gut 14 Uhr. Ich hatte meine letzte Malzeit vor acht Stunden. 

Schon der dritte Wagen hielt an. Ein Lastwagen voller leerer Plastikkisten. Fahrer und Beifahrer lachten nur, als ich "Da Lat?" fragte. Sie nickten, stiegen aus und schwups war das Bike auf der Ladefläche und ich in der Mitte der Fahrerkabine mit verschränkten Beinen auf der Mittelkonsole.

Die Fahrt nach Da Lat dauerte dann noch fast zwei Stunden. Geld wollten die beiden von mir keines nehmen. Der Beifahrer zwang mich richtiggehend, den Geldschein wieder einzustecken.

Da die beiden zuerst aussteigen mussten, bot sich mir die Gelegenheit, beim Aussteigen den Geldschein heimlich auf die Mittelkonsole zu legen.

Legende zum Bild: Idylle zum Relaxen am See von Da Lat.

Sent from Nine
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Etappe der Stille ....
Zu müde zum Schreiben