Unter der Brücke

Unter der Brücke
Unter Brücken ist immer Schatten - und: Wo Schatten ist, lass dich in nieder, könnte hier ein Sprichwort sein.

Es ist mir auf meinem Weg immer wieder aufgefallen, dass sich unter Brücken eine Art von temporären Relaxstationen bilden.

Da gibt es kleine Verkaufsstände mit Kaffee, Tee und Mineral, vielfach auch etwas zu Essen und wer pausieren will, kriegt zum Getränk einen kleinen Plastikstuhl.

Unter so einer Brücke sitze ich am Ufer des Song Sai Gon unweit des hektischen Zentrums. Über uns eine riesige, mehrspurige Betonbrücke. Verkehrslärm ist nicht auszumachen.

Es ist für hiesige Verhältnisse sehr ruhig. Von Weitem hört man das metallische, unregelmässige Klopfen einer Baustoff-Firma.

Ab und an tuckert ein alter Kahn vorbei. Links und rechts von mir sitzen Saigoner, zum Teil zusammen mit ihren Frauen und Kindern. Sie geniessen wie ich die Ruhe, den Blick auf die Skyline (siehe Bild) oder sie fischen.

Es ist so ein kleines Idyll, das sich einem erst auf den zweiten oder dritten Blick offenbart. Zu einfach, zu ungepflegt wirkt es für unsere Augen. Doch wer sich niederlässt und Zeit nimmt, der entdeckt ein Saigon der anderen Art.

Ich weiss nicht, wo und wie die Menschen, die hier die Ruhe geniessen, wohnen. Aber ich sehe ihre altersschwachen Motobikes, ihre ärmliche Kleidung und Fischerruten, die nur aus einem Bambusstab und einen Silch bestehen.

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Die Umstände bestimmen
Krims-Krams