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Die Bikeszene erfindet sich wieder mal neu

Die Bikeszene erfindet sich wieder mal neu
Die Bike-, oder besser gesagt, die Fahrradszene erfindet sich immer wieder neu. Am besten liess sich das dieses Jahr an der weltgrössten Bikemesse, der Eurobike, die vom 4. bis 7. September  in Friedrichshafen stattfand, erleben.

Von Peter Jenni

Was vor 17 Jahren am Bodensee seine Premiere feierte, eine kleine Nischenmesse für die junge Bikeszene mit 268 Ausstellern, hat eine beeindruckende Entwicklung durchlaufen und gilt heute als Leitmesse der internationalen Fahrradindustrie. An der Eurobike in Friedrichshafen treffen sich Bike-Enthusiasten, Technik-Freaks, Ingenieure, Händler, Mechaniker und Journalisten. Erwartet wurden 30'000 Fachhändler und mehr als 1000 Journalisten. An die 1000 Aussteller, 71 Prozent aus dem Ausland, darunter alle relevanten Marken und Produktgruppen, präsentierten in 13 Messehallen und auf einer Fläche von 85'000 Quadratmeter die neusten Trends. Während im Bikebereich vom Motto „Antriebs-Revolution, Fahrwerks-Evolution“ gesprochen werden kann, zeigt sich das E-Bike als starke Alternative zur schweisstreibenden Radtour und bietet sich damit für den Weg zur Arbeit nachgerade an. Hoher Benzinpreis und gesteigertes Umweltbewusstsein lassen grüssen und auch die persönliche Fitness zeigt sich erfreut.

Radeln mit Rückenwind
Wer mit einem Elektrovelo. E-bike oder Pedelecs (Pedal Electric Cycle) genannt,  unterwegs ist, hat das Gefühl mit Rückenwind zu radeln. Der sanft schnurrende Motor schiebt allerdings nur, wenn auch Muskelkraft im Spiel ist. Je kräftiger der Fahrer in die Pedale tritt, umso mehr Verstärkung bekommt er. Bis zu 300 Prozent beträgt die Unterstützung beim Strampeln. Bei 25 Kilometer pro Stunde schaltet sich der Motor allerdings automatisch ab. Denn nur unter dieser Voraussetzung gelten die E-Bikes noch als gewöhnliche Fahrräder.

Kaum zu schlagen sind die modernen Pedelecs inzwischen beim Stromverbrauch. Die Motoren tragen den Fahrer zwischen 50 und 80 Kilometer weit, dann muss der Akku wieder aufgeladen werden. Je nach Hersteller werden dafür zwischen vier und sieben Stunden angegeben.

Die Klassikmodelle liegen bei den meisten Herstellern bei rund 1500 Euro. Nur für die individuell angepassten E-Bikes muss der Käufer tiefer in die Tasche greifen. Die Modellpalette reicht dabei vom City- übers Touren- bis zum Trekkingrad sowie Elektroräder für die Seniorengeneration und Kunden mit Handicap.

Fahrräder können aber auch nachgerüstet werden. Bionx zum Beispiel hat ausschliesslich Antriebssysteme für Fahrräder im Programm. „Wir wollen, dass der Kunde sein Rad, das er bereits besitzt, mit einem Elektromotor nachrüsten kann“, meint Verkaufsleiter Johannes Sauer.

Getriebe vorne
Mountainbikes wie das spektakuläre Scott Genius mit 150 Millimeter Federweg, edlem Carbonrahmen und ebensolchem Preis oder das Specialized Epic, mit dem Christoph Sauser jüngst den Marathon-Weltmeistertitel einfuhr, waren einige der Publikumsmagneten bei den Mountainbikern.  Was im Rahmenbau möglich ist, zeigt GT mit dem ersten Downhillbike aus Carbon.

Die absolute Sensation aber, die – davon geht die Fachwelt aus – ein neues Zeitalter in der Schaltungsgeschichte einläuten wird, sind die Getriebekurbeln von Sram und Bionicon. Das in der Kurbel integrierte Getriebe macht den Umwerfer überflüssig. Ein Planetengetriebe simuliert ein grosses Kettenblatt, beim Klettern arbeitet die Kurbel direkt. Dies bringt vor allem im ruppigen Einsatz Vorteile. Nachteilig schlagen ein tieferer Wirkungsgrad in höheren Gängen (nur zwei Stufen) und das höhere Gewicht gegenüber dem Standardantrieb zu buche.

Gut 200 Weltpremieren
Die beiden Kurbeln waren aber der Neuheiten nicht genug. Eine Zusammenstellung beruhend auf Angaben der Hersteller listet gut 200 Weltpremieren auf, die an der Eurobike präsentiert wurden. Darunter zum Beispiel auch Hightech Bike-Shirts und Hosen von X-Bionic. Mit der patentierten Stricktechnik und dem Garn  Xitanit versprechen die Schweizer Entwickler mehr Leistung durch effektive Kühlung. Nach dem Vorbild des Wüstenfuchses wird die Hitzestrahlung der Sonne reflektiert und überschüssige Wärme nach aussen abgegeben. Zudem absorbiert des Trikot 98 Prozent der schädlichen UV-Strahlung.

Etwas gewöhnungsbedürfig ist das Porterbike. Das exklusive Citybike mit zentral angeordnetem Koffersystem aus leichtem Carbon und den elyptisch geformten Rundrohren, bietet ein wahrlich exklusives Erscheinungsbild. Ebenfalls in diese Kategorie fallen die Liegeräder. Obwohl sie hierzulande noch kaum auf Velowegen gesichtet werden, haben sich einige Tüftler dieser Art der Fortbewegung angenommen. Scorpi fs, ist hier das erste voll gefederte in 60 Sekunden faltbare Tourendreirad. Die sportliche Fahrposition auf dem ergonomischen Liegeradsitz sorgt für geringen Luftwiderstand und effiziente Kraftumsetzung. Ausserdem mischte sich mit dem Stevens-Trekkingrad „Xenith“ das Spass-Bike für Genussmenschen unter die vielen Neuheiten. Wer eher schwere Lasten transportieren muss, dem kommt nach dem Besuch der Messe nun vielleicht das neue „Cargo Bike“ von Bionicon in den Sinn. Aber auch die elektronische Rennradschaltung von Shimano wird in der Fachwelt schon heiss diskutiert und das „No Problem“ Reiserad von Katz Bikes aus der Schweiz lässt genauso aufhorchen wie der Zahnriemenantrieb und das daraus gestrickte Nicolai-Trekkingrad.

Chic auf Schultern und Rad
Blumenmuster, organische Applikationen, dezente Reflektoren und poppige Innenfuter sind die Merkmale der  Lyria Taschenserie von Abus, die damit den Chic auf Schultern und Rad bringen wollen.

Chic ist natürlich auch des Stichwort für die Bikemode wenn da – je nach Bedürfnis - natürlich auch die Funktionalität im Vordergrund steht, deshalb kann man die diesjährige Fashion-Show an der Eurobike auch unter das Motto „Funktion tanzt auf der Bühne“ stellen.

„Auffallen“ ist laut Hersteller Scott das erklärte Ziel der Modenschau. In einer Mixtur aus Funktion und Stil war dies in diesem Jahr besonders die Aufgabe des Einteilers „One-Piece Freeride Suite“.

Auffallen wollen natürlich alle Teilnehmer. Die Firma Ziener setzt dabei auf kräftige Farbbilder in grün, blau und rot. Dazu besticht die Kollektion durch aufsehenerregende Logo-Prints. Dagegen spielt Löffler mit einer Hot Bond geschweissten Radhose und beim Thema Race die klassische Schwarz-Weiss-Karte.

Grenzenloser Spass und Nervenkitzel verspricht hingegen iXS Sports Division. Sie zauberten erneut das Downhill- und Freeride-Sortiment auf die Bühne, allerdings weniger martialisch als in der Vergangenheit. Das Teilnehmerfeld an der Fashion-Show war mit Briko, Ciro Sport, Craft, Gore Bike Wear, iXS Sports Division, Löffler, Pearl izumi, Scott, Shimano Cycling Wear, Vaude sowie Ziener international und renommiert besetzt.

Weiteres Bildmaterial

HammerSchmidt: Wartungsarmes Kurbelgetriebe für gekapseltes Schalten nun auch vorne.

Bikemode auch für die Strasse: Es müssen nicht immer hautenge Radlerhosen sein.

Mit Bikes kann man nicht nur fahren: Mit den wildesten Demonstrationen zeigen die Cracks ihr Können.

Diskussionen im Fokus der Technik: An der Eurobike treffen sich Bike-Enthusiasten, Technik-Freaks, Ingenieure, Händler, Mechaniker und Journalisten. (Bilder Peter Jenni)

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