Schriftgröße: +

Fahrradbranche ist elektrisiert

Fahrradbranche ist elektrisiert
Der Markt für Elektroräder boomt, es herrscht Goldgräberstimmung. Aber der Kampf um Kunden verschärft sich zusehends. Beispiel dafür: Die Eurobike 2010 in Friedrichshafen. Von Peter Jenni

Immer öfter werden sportliche Radler von älteren Damen und Herrschaften auf Fahrrädern überholt. Diese Bikes haben dann allerdings meistens ein grosses E vor dem Namen – die E-Bikes oder Elektroräder (siehe unten "Alles Elektrorad oder was?"). „Nahezu alle grossen Fahrradhersteller folgen dem Trend hin zur Elektrounterstützung. Inzwischen sind Elektroräder für jedes Einsatzgebiet verfügbar und sprechen damit auch immer mehr Zielgruppen an“, erklärte Daniel Fikuart, Chefredakteur des Fahrradmagazins „aktiv Radfahren“ anlässlich der Eurobike.

Design und technischer Fortschritt
Der Erfolg der Elektroräder liegt einerseits im technischen Fortschritt (längere Akkuleistung und mehr Ladezyklen) und anderseits im Design. Noch vor wenigen Jahren als „Rentner-Rad“ belächelt, steht es heute als Trendfahrzeug an der Eurobike. Mountainbikes, Fitness-, Touren-, Liege- und sogar Falträder wie zum Beispiel das Dahon „Boost“, eines der leichtesten und kompaktesten E-Bikes auf dem Markt, gehören dazu. Unterschiedliche Ansätze bei der optimalen Platzierung des Motors (Hinter- oder Vorderradnabenmotor oder Mittelmotor) kommen je nach Anwendung zum Einsatz, und auch die Frage, wo der Akku untergebracht wird und welche Art der Stromspeicherung eingesetzt wird, ist von Hersteller zu Hersteller verschieden.

Gegenwind und Berge, die natürlichen Feinde des gemeinen Radlers, sind mit der Motorenunterstützung kein Problem mehr. Mit Bosch bietet künftig einer der weltweit führenden Hersteller für elektrische Fahrzeugkomponenten auch Antriebsgruppen für E-Bikes an. Das Bosch-System ist erst kurz auf dem Markt, aber bereits bei zahlreichen, namhaften Fahrradmarken wie beispielsweise Hercules, Cannondale oder Rotwild verbaut. Aber auch andere Antriebe müssen sich nicht verstecken: Panasonic (Flyer, Kalkhoff), BionX (KTM) usw. zeugen davon, dass auf diesem Markt viel an der Zukunft geforscht wird und noch einiges auf uns zukommen wird.

Gewichtige Argumente und mehr
Ein „gewichtiges Argument“ bei den Elektrorädern ist unter anderem das Gesamtgewicht. Einerseits hilft die Motorunterstützung auch den etwas schwergewichtigeren Fahrern beim Erklimmen einer Steigung, den Spassfaktor nicht zu verlieren, anderseits bietet sich die Elektrohilfe auch für kleinere Lastentransporte an. Flyer beweist an der Eurobike, dass ein elektrounterstützter „Lastenesel“ beim Einkauf durchaus eine gute Figur machen kann und Kalkhoff hat mit dem Agattu XXL ein Modell in der Palette, das einem Gesamtgewicht von 170 kg stand hält und gleichzeitig auch grossen Menschen (bis 2,22 Meter) komfortables Radfahren ermöglicht.  Klein, kompakt und wendig und mit edler Optik fährt Hercules auf der Elektroschiene. Das eRace von KTM verbindet sportliche Anwendung mit zusätzlicher elektrischer Unterstützung. Super schnell – auch ohne Pedalunterstützung – ist das eSpire von Third Element. Es steht für ultimative Power, unvergleichlichen Style und viel Spass. Aber auch Energie-Rückgewinnung ist ein Thema, wenn gleich derzeit noch ein kleines: der Aero Assistant  ist klein, klappbar und rekuperativ.

Beim Zubehör wird das Elektrorad ebenfalls entdeckt: Um auch bei den erhöhten Geschwindigkeiten die nötige Sicherheit zu bieten, bringt UVEX mit dem „Discovery“ einen speziellen Helm für E-Bikes auf den Markt. Der Ganzjahres-Radhelm soll optimale Sicherheit bei Aufprallsituationen gewährleisten und durch Reflektoren vor Gefahren im City-Verkehr schützen.

Testparcours
Die Eurobike in Friedrichshafen hat dem Thema Elektrorad viel Platz eingeräumt. Im Freigelände Ost und auf einem zusätzlichen Parcours können die Pedelecs oder e-Bikes ausgiebig gefahren werden. Wer sich mit dem Kauf eines Elektrorades befasst, der ist beim Fachhändler gut bedient. Weitergehende aufschlussreiche Informationen und viele Testberichte liefert auf 200 Seiten das „ExtraEnergy Magazin“ (Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein.).


Alles Elektrorad oder was?
Was genau steckt hinter den Bezeichnungen LEV, Flyer, Pedelec oder E-Bike? Hier eine kurze Begriffserklärung: LEV (Light Electric Vehicle) ist der internationale Begriff für alle ein- oder mehrspurigen Leichtfahrzeuge (bis zirka 250 kg). Pedelec (Pedal Electric Cycle) steht für Elektroräder, deren Unterstützung über einen Sensor an die Tretkraft oder Trittbewegung des Fahrers gekoppelt ist. Will heissen: nur wer in die Pedalen tritt, erhält Unterstützung vom Motor. In der Schweiz werden Pedelecs gerne auch als Flyer bezeichnet. Flyer aber ist eine Marke, hinter der Pionierleistung auf diesem Gebiet steht. Bereits 1995 bis 1999 war der Flyer Classic das erste in Serie produzierte Elektrorad der BKTech AG, der heutigen Biketec AG.

Elektroräder, deren Motorunterstützung über einen Drehgriff, also tretunabhängig geregelt wird, werden E-Bikes genannt. Wichtig ist diese Unterscheidung, denn E-Bikes gelten in den meisten Ländern als Kleinkrafträder mit entsprechenden gesetzlichen Bestimmungen. Pedelecs hingegen gelten bis zu einer maximalen Motorunterstützung von 25 km/h und einer Motorenleistung von 250 Watt als Fahrräder.


Lächelnd den Berg hoch radeln: Testkurs an der Eurobike.


Für jede Zielgruppe: Elektroräder für jedes Einsatzgebiet.


Klein, faltbar und Energie wird zurückgewonnen: Aero Assistant. (Bilder Peter Jenni)

×
Stay Informed

When you subscribe to the blog, we will send you an e-mail when there are new updates on the site so you wouldn't miss them.

Den erfolgreich eingeschlagenen Weg weitergehen
Mit Lackstiefeln, Backenbärten und Rock Cover-Song...