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Mehr als einfach nur den Schnee fein und platt machen

Mehr als einfach nur den Schnee fein und platt machen
Wenn die Wintersonne hinter den Berggipfeln abtaucht, dann beginnt ihr Arbeitstag. Die Männer der Pistenpräparation der Bergbahnen Flumserberg AG fahren mit ihren gewaltigen Maschinen Stunde um Stunde in der einsamen Bergnacht. Ihr Ziel: perfekt präparierte Pisten.

Von Peter Jenni

Kraft trifft auf Fingerspitzengefühl. So lässt sich in kurzen Worten umschreiben, was passiert, wenn Ignaz Beeler seinen 490 PS starken «Pistenbully 600 Polar W 4,5 t» den Hang hoch treibt und, in der Kabine kaum spürbar, grosse Schneemassen vor sich her schiebt. Konzentriert sein Blick nach vorne gerichtet manövriert er das 12 Tonnen schwere Gerät durch die Nacht. Seine linke Hand umfasst das kleine Steuerrad und die rechte bedient mit kleinen, feinen Bewegungen den Steuerknüppel, mit dem er den Pflug vorne und die Fräse hinten dirigiert.


Konzentriert bei der Arbeit: Fahrerchef Ignaz Beeler in der Kabine des Pistenbully 600 Polar W 4,5 t.

Ignaz Beeler ist seit über 16 Jahren in den Flumserbergen in der Pistenpräparation tätig. Mittlerweile ist er Fahrerchef. Er weist jeden Abend die zehn Fahrer in einem Briefing ein; auch während der Nacht gibt er über Funk kurze, klare Anweisungen. Beeler kennt die «Flumsi» wohl besser als seinen Hosensack und er weiss genau, wo es welchen Schnee zu holen gibt. Mit der Drehlampe auf dem Dach zeigt er auf die weiss verschneiten Berghänge, erklärt, warum er an dieser Stelle links und dann plötzlich rechts fährt, warum es da und dort einen für den Journalisten unerklärlichen Umweg gibt und warum Pistenpräparation mehr ist, als einfach nur den Schnee fein und platt machen.


Fachsimpeln vor dem Abendessen im Berghotel Seebenalp (von links): Ignaz Beeler und Edi Bernold.


Nach dem stärkenden Abendessen: Auf in den zweiten Teil der Nacht.

«Die Wintersportler schieben den Schnee tagsüber den Hang hinunter und wir ihn in der Nacht wieder hinauf.» Was so einfach klingt, ist es dann doch nicht. Die Fahrer der Pistenmaschinen müssen den Schnee, die Natur und natürlich die Bergwelt kennen und verstehen. Nur einfach ein wenig Spass haben, die 490 PS über die einsamen Pisten schnurren zu lassen, reicht nicht aus. Beim Abendessen im Berghotel Seebenalp zeigt es sich dann auch, das ist eine Gemeinschaft mit einem Ziel: Nach einem Achtstundenarbeitstag in der Einsamkeit der Nacht dem Wintersportler am nächsten Morgen eine perfekte Piste, platt und samtweich zu bieten, so dass dieser seine Schwünge leicht und luftig darin ziehen kann und er vor Glück schreit: Nur fliegen ist schöner.

Natürlich spielt auch hier die Technik eine immer wichtigere Rolle. Damit der Maschinenpark der Bergbahnen Flumserberg AG mit den stetig steigenden Ansprüchen der Wintersportler mithalten kann, werden alle zwei Jahre zwei neue Pistenpräparationsmaschinen angeschafft, was Investitionen von gut einer Million Franken auslöst. Aber auch in die GPS-Technologie wird investiert. Derzeit wird  das Pistenmanagementsystem Snowsat in drei Maschinen getestet.


Harte Handarbeit im steilen Gelände: Das Seil der Winde muss noch über eine Rolle umgelenkt werden.

Snowsat basiert auf einer genauen Vermessung des gesamten Gebietes im Sommer. Anhand dieser Daten ermittelt das GPS im Winter während der Fahrt die jeweiligen Schneehöhen und gibt dem Fahrer wichtige Hinweise, so zum Beispiel auch, wo er sich gerade befindet. Die Daten werden aber auch genutzt, um die Beschneiungsanlagen zu steuern, zudem dienen sie am nächsten Tag als Grundlage für das Briefing der Fahrer. Und was ist bei Nebel? Kann in Zukunft dank GPS die Piste im «Blindflug» präpariert werden? Beeler lacht: «Wohl eher nicht. Wir verlassen uns immer noch auf das, was wir sehen.» Dann steigt er am Alten Chammweg aus, um das Drahtseil der Winde, durch eine Umlenkrolle zu legen, damit er weiter arbeiten kann. Es ist steil hier, sehr steil, schwarze Piste und glatt. Beeler klettert über den Pflug, damit er nicht abrutscht. Sobald das Seil, das die Maschine sichert, wieder gespannt ist, verstummt der aufdringliche Alarmton und die Fahrt geht weiter. Die Steilheit des Geländes und die Beschaffenheit des Schnees verlangen Beelers ganze Konzentration und die Nase des Journalisten klebt fast an der Windschutzscheibe.

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