Trinken mit Roger Federer

Trinken mit Roger Federer
Weil wir gerade bei der Esskultur waren, ein paar Beobachtungen zur Trinkkultur.

Kürzlich sass ich in einem kleinen Restaurant. Ich war alleine, hatte aber an dem Tisch, auf dem eine Kanne Grüntee, ganz kleine Tassen und kleine Gläser standen (so eine Art Stammtisch; aber keiner schaut doof, wenn sich ein Fremder hinsetzt), Platz genommen. Grüntee und Wasser kriegt man fast überall umsonst; der Tee wird auch gerne in Gesellschaft getrunken. 

So kommt es vor, dass der nächste Gast sich zu mir setzt, Tee einschenkt und weil er gerade dabei ist, auch meine kleine Tasse wieder auffüllt. Dann beginnt das Gespräch und immer wieder wird Tee nachgeschenkt.

Das Beispiel, das ich eingangs erwähnte, war Mittags um vier. Ich sass alleine an besagtem Tisch, trank aber keinem Tee sondern ein Bier. 

Eine Gruppe Männer, zum Teil in weissen Hemden, es schien als kämen sie von der Arbeit, fuhr mit dem Auto vor. Sie kannten den Wirt. Es gab eine grosse Begrüssung, dann setzten sie sich zu mir an den Tisch.

Einer schenkte Tee ein. Auch mir ein Glas. Ich bedankte mich und nahm einen Schluck. Dann wurde Reiswein, er wird immer in 3dl Pet-Wasserflaschen an den Tisch gebracht, ausgeschenkt, auch ich erhielt eines dieser kleinen Gläser gefüllt.

Wer nun meint, man trinkt und prostet den anderen zu, der irrt. Getrunken wird immer paarweise. Das geht so:

Jemand oder du selber forderst einen anderen zum Trinken auf. Dann wird etwas gequatscht. Ich denke, man sagt sich Nettigkeiten, das kann ganz schön lang dauern, daraufhin wird angestoßen,  dann ex runter mit dem Getränk und anschliessend wird dem Trinkpartner die Hand geschüttelt.

Sind alle Gläser leer, schenkt der, der den Reiswein bestellt hat, allen wieder nach und das Spiel beginnt von vorn. So kommt es vor, dass zwei, die gerade was bereden, immer wieder zusammen anstossen,  die anderen sich wechselnde Trinkpartner suchen.

Natürlich wollte ich nicht immer der sein, der als Trinkpartner ausgesucht wird, und so habe ich nach dem dritten Gläschen (da hat der Peter auch etwas Mut) versucht, die Initiative zu ergreifen.

In meinem Handy gab ich vorsichtshalber den Namen unseres berühmtesten Schweizers ein, drückte auf Bilder und war so gut vorbereitet.

Dann nahm ich mein eben wieder gefülltes Glas, wandte mich an den Herren im weissen Hemd neben mir und sagte: Roger Federer.

Er schaute mich kurz und fragend an, dann erwiderte er Roscher Fäderär, strahlte über alle vier Backen. Wir stießen an und tranken. Kaum hatten wir uns die Hände geschüttelt, waren die Gläser schon wieder voll. Ein anderer hob mir sein Glas entgegen und meinte: Roscher Fäderär! Er sagte noch dies und das. Ich nickte, wir stießen an, tranken aus und schüttelten uns die Hände.

Danach kamen Namen von Fußballern in die Gesprächsrunde. Und jeder hatte mehr als einen auf Lager. Ich erinnere mich noch an Ronaldo, Figo, Schweinsteiger, Messi, Robben usw. Wir verstanden uns alle prächtig.

Lediglich mit Shaquiri landete ich weit im Aus.

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