Abschied oder wenn die Bedienung schläft

Abschied oder wenn die Bedienung schläft
Jetzt heisst es also definitiv Abschied nehmen von diesen lieben  Menschen im Hotel Huong in Phu Thong.
Da war Mai, die 19 jährige Tochter, sie strahlte und winkte immer schon vom Weitem, wenn sie mich sah. 
 
Sie hat mir gezeigt , wie man richtig mit Stäbchen isst. Wenn das Eis alle war, rannte sie immer gleich zum Motorroller, fuhr kurz weg und kam mit einem Kübel voller frischem Eis zurück. 
 
Oder sie warnte mich, wenn mich junge, nicht so sympathische Männer ansprechen und mit mir Reiswein trinken wollten.
 
Sie stellte mich aber auch ihrer Familie, ihrem Freund und allen anderen vor und erklärte mir, das eine oder andere zu den Personen.
 
Mai sprach nur ein paar Brocken englisch, den Rest schafften wir mit dem Handytranslator. Gestern Abend war sie ganz aufgekratzt. Sie erklärte, dass sie nach der Arbeit zu ihrem Freund fahre. Und sie freue sich ganz toll.
 
Dann war da ihr Vater. Er wollte von allen Dingen wissen, was sie kosteten. Wir beide hatten gestern Mittag beim Tee nach dem Essen ein langes Gespräch (eigentlich wollte ich mich beim Barbier rasieren lassen, doch dazu kam ich nicht mehr).
 
Er sprach nur vietnamesisch, also versuchte ich mit Gegenfragen (ab Handytranslator) seine Fragen herauszufinden und zu beantworten. 
 
Dann war da noch die Mutter. Sie schmeisst den Laden. Schlurft in ihren Badelatschen wie ein Entchen durch die grosse Halle und die direkt angrenzende Küche, dirigiert, kocht, schaut mit Mai zum Rechten und bestimmt, was wie viel kostet.
 
Und dann war da auch noch die alte, gebückte Frau. Sie wurde mir aber nicht vorgestellt. Sie verrichtete eher kleinere Arbeiten, ihr gebückter Gang verriet ein hartes Leben. 
 
Wenn sie jeweils an meinem Tisch vorbei kam, setzte sich sich kurz hin, sagte etwas auf vietnamesisch und lachte fröhlich. Ich zuckte die Achseln, sagte ihr, ich würde nichts verstehen ("Toi không hieu", ausgesprochen Toi Kong hioo), sie lachte noch lauter, stand auf und ging wieder. 
 
Hinten in der Küche arbeiteten jeweils noch zwei Frauen. Ich sah sie meistens am Boden kniend, wie sie  Gemüse rüsteten, Hühner rupften und kochten.
 
Von alle dem hieß es nun Abschied nehmen. Eigentlich wäre ich gerne noch geblieben, aber es gab in Phu Thong nichts, was ich noch hätte tun können.
 
Das Hauptgeschehen läuft auf dem grossen Marktplatz hinter dem Dorf und an der einzigen grossen Strassenkreuzung ab. Hier kommen die Busse - von Weitem hupend - an. Ein junger Mann steht auf dem Trittbrett, fragt die Wartenden, wohin des Weges?, und der Bus hält oder fährt direkt weiter.
 
Zu welcher Uhrzeit welcher Bus wohin fährt, muss erfragt werden. Fast schwieriger ist es herauszufinden, wen man fragen soll. Aber warten auf den Bus gehört dazu.
 
So sind die Cafés direkt an den Bushaltestellen immer gut besucht und ein von mir bevorzugter Platz, um das Leben zu studieren. Denn wer auf Reisen geht, gibt immer etwas mehr von sich Preis als in der gewohnten, heimischen Umgebung.
 
Wie lange die Cafés offen haben, weiss ich nicht. Ich lege mich immer eher früh hin, damit ich morgens zeitig raus komme und die ersten Kilometer in der frischen Morgenluft absolvieren kann. 
 
Es kann aber schon vorkommen, dass man des Mittags um drei in ein Café geht und die Bedienung auf einem Klappbett im hinteren Teil des Raumes schläft. Dasselbe habe ich auch schon an der einen oder anderen Hotelrezeption erlebt.
Ein nettes Hallo, vielleicht auch ein zweites und man wird etwas verschlafen zwar, aber meistens freundlich bedient.
Legende zum Bild: Hier war ich Gast: Abschied von der Familie Huong (Vater, Tochter und Mutter Huong)

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