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«Ich bin Dienstleister und das erwarte ich auch von meinem Personal»

«Ich bin Dienstleister und das erwarte ich auch von meinem Personal»
Seit fünf Monaten ist Matthias Lutz Direktor im Resort Walensee in Unterterzen. Mittlerweile kennt er das Unternehmen und weiss, was noch nicht funktioniert und welche Klammer gelöst werden muss. Ein Gespräch am Ende einer strengen Sommersaison.Von Peter Jenni

Das Resort Walensee in Unterterzen besticht durch seine einmalige Lage direkt am See und verbunden mit der Talstation der Bergbahn in die Flumserberge. Ansonsten konnte die 131 Wohnungen umfassende Ferienanlage mit Hotel, Hafen, Piazza, Badestrand und Wellness-Oase in den ersten fünf Jahren ihres Bestehen noch nicht wirklich Punkten, um es mal konservativ auszudrücken. Seit April dieses Jahres ist nun Matthias Lutz als Resort-Direktor tätig. Gleichzeitig ist er auch Verwalter der 131 Ferienwohnungen, die im Stockwerkeigentum verschiedenen Eigentümern aus dem In- und Ausland gehören.

«Ich trage zwei Hüte. Jenen des Resort-Direktors und jenen des Verwalters», sagt ein entspannter Matthias Lutz. Wir sitzen im Restaurant und sprechen über seine ersten Monate im Resort. Eine intensive Zeit, denn Lutz, der sich selber als Dienstleister bezeichnet, ist ein Macher. Er schaut vorwärts, nicht zurück. Und vorwärts heisst zum Bespiel: Es wird zukünftig eine klare Trennung zwischen Ferienwohnungen und Resort geben. „Diese sind wie zwei eigenständige Unternehmen zu führen», erklärt er und verweist darauf, dass dies aber nicht das vordringlichste Problem ist, das es zu bewältigen gibt.

Einmalige Voraussetzung
Vorwärts schauen heisst für Lutz auch: «Wir haben eine einmalige Voraussetzung mit der Lage am See und am Fusse der Flumserberge. Zudem haben wir mit den Bergbahnen, der Schifffahrtsgesellschaft und mit Intersport hervorragende Partner. Es gibt in der Schweiz nur wenige Destinationen, die Sommer wie Winter so stark sind. Darauf müssen wir in Zukunft fokussieren.» Er spricht von Events im Sommer, bei denen die Lage und der See vermehrt mit einbezogen werden sollen. Lachend fügt er an: «Ein Pedalorennen rund um die Insel zum Beispiel oder eine Jugend-Disco.»

Aber einen Ballermann wie auf Mallorca wird es am Walensee nicht geben. Im Gegenteil: «Unsere Gäste suchen auch Ruhe und Erholung. Darauf müssen wir auch Rücksicht nehmen.» Deshalb ist das Resort zumindest in den beiden Hauptsaisons auch nicht geeignet, für ganz grosse (Hochzeits-) Gesellschaften mit Tanz, Livemusik und Party bis in den frühen morgen. «Wir müssen auf unsere Gästestruktur (Resortgast und Tagesgast) Rücksicht nehmen.» Als gelungene Beispiele nennt er den 1. August und das Familienfest. Zwei Anlässe, die Gäste wie Einheimische gleichermassen begeistern konnten.

Businesslunch im Resort
Daneben will Lutz das Resort vor allem für kleinere und mittlere Geschäftsessen und Familienfeiern positionieren: «Wir bewegen uns zwischen der exklusiven Gastronomie im Grand Resort in Bad Ragaz und der hervorragenden Landküche in der Umgebung.» Lutz, gelernter Koch und Absolvent der Hotelfachschule Luzern, genoss die klassische gastgewerbliche Ausbildung. Sein Arbeitsleben begleitet das Schlagwort «von Menschen für Menschen». Menschenkontakt, Essen und Beherbergung sind denn auch die Stichworte, die er aufzählt, wenn es um seinen Beruf geht und immer wieder betont er, «Dienstleister. Ich bin ein Dienstleister und das erwarte und verlange ich mit Nachdruck auch von meinem Personal.»

In diesem Sinne beantwortet er auch die Frage, warum in der Vergangenheit immer wieder Reklamationen die Runde machten, im Resort würde man schlecht und nur nach langen Wartezeiten bedient. Und auch hier gilt, Lutz blickt nach vorne und nicht zurück. Er will nicht über seine Vorgänger und mögliche Fehler spekulieren. Ihm ist klar, dass auch unter seiner Führung nicht immer alles perfekt gelaufen ist. «Es gibt bei einem Betrieb dieser Grössenordnung Engpässe. Vor allem dann, wenn eine grössere Gruppe mit Verspätung anreist, das Programm auf den Kopf stellt und so das ganze Gefüge ins Wanken bringen kann. Doch daran arbeiten wir. Wir müssen mit den vorhanden Ressourcen, das Beste machen und vor allem aus Fehlern lernen und so unsere Angebote und Dienstleistungen täglich verbessern.»

Grosse Erfahrungen
Lutz, der den Umbau vom Kurhaus Alvier zum Hotelbetrieb mit eigener Bergbahn leitete und den Betrieb dann auch als Pächter erfolgreich führte, sieht aber auch Verbesserungspotenzial in der Infrastruktur. Doch von den grossen Plänen, den Wellnessbereich zu zügeln und den Eingangsbereich neu zu gestalten, hält er nicht viel. «Wir müssen mit dem Arbeiten, was wir haben, damit unser Geld verdienen und die bestehende Infrastruktur pflegen und unterhalten. Lediglich die Hotelzimmer werden saniert.» Ein Musterzimmer wurde bereits fertiggestellt.

Spricht er über die Auslastung, so leuchten seine Augen: «Wir haben diesen Sommer hervorragende Umsätze gemacht. Im Restaurationsbereich wie auch bei den Übernachtungen.» Das Resort war Juli und August total ausgebucht. Jetzt kommt die Zwischensaison und Lutz betont, dass es gerade Gäste aus dem arabischen Raum sind, die helfen, die Saison zu verlängern. Auch wenn diese Gästen einen anderen Rhythmus pflegen, er schwärmt von ihrer netten und und umgänglichen Art. «Sie gehen auch auf eine Velotour wenn es regnet»,  sagt er und grüsst die verschleierte Frau, die das Restaurant betritt.

70 Prozent Niederländer
70 Prozent der Gäste sind Niederländer, der Rest Deutsche, Schweizer und Araber. Diese Gästestruktur passt, findet Lutz, «daran möchte ich nichts ändern.» Ändern möchte er, dass die Einheimischen vermehrt im Resort einkehren und diesen wundervollen Platz auch zur Erholung nutzen. Er ist sich bewusst, dass allein schon der Name Resort eine Hemmschwelle sein kann, aber «wir sind ein Dienstleistungsbetrieb für alle und das sollen die einheimischen Gäste zu spüren bekommen.» Davon überzeugen kann man sich am 21. und 22. September, wenn die Tage der offenen Türe anstehen. Im Oktober dann das Oktoberfest und an Weihnachten folgt der Weihnachtsmarkt.

Doch bis es soweit ist, zieht sich Lutz jetzt für zwei Wochen zurück. In seinem Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert im Schanfigg und im grossen Garten findet er die Ruhe und Erholung, die er braucht, um dann voller Elan in die Wintersaison zu steigen. An Arbeit wird es ihm auch dann auf jeden Fall nicht fehlen.

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