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Der Brückenwart und seine Frau

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Im Hinterland von Dak Lak gibt es für mich noch einiges zu entdecken. Orte zum Beispiel, da scheint es, als stünde die Welt still. Die Brücke über den Fluss Song Krong Pac nahe der Ortschaft Tach Kai 1 ist so ein Ort.

Der Weg dorthin ist «gepflastert» mit einigen Klippen, riesige Schlaglöcher im Beton und auch Sandpiste (in der Trockenzeit nicht eine so grosse Herausforderung). Und dann die Brücke, sie sieht baufällig aus, holprig, lottrig. Die Dielen knarren und klappern verdächtig. Auch ein Atheist nimmt sie nur mit «Gottvertrauen» unter die Räder.
Auf der anderen Seite der Brücke versperrt ein knorriger, über der Fahrbahn hängender Ast die Weiterfahrt. Aus einem kleinen Bretterverschlag lugt ein rundlicher, alter Mann. In seiner Hand hält er ein giftgrünes Seil, damit kann er den Schlagbaum hochziehen. Er lächelt, streckt fünf Finger in die Höhe und zeigt mir damit an: 5000 VND kostet die Überfahrt.

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Ich frage mich, was, wenn ich nicht bezahlen könnte. Auf der wackeligen Brücke umzudrehen wäre riskant. Fast schon Erpressung, denke ich schmunzelnd, ziehe eine 5000er Note aus der Tasche und halte sie in die Höhe. Der Brückenwart zieht an seinem giftgrünen Seil und der Schlagbaum geht hoch.

Ich passiere, drücke ihm die Note in die Hand und werfe einen Blick in den primitiven Unterstand. Der Brückenwart und seine Frau liegen in Hängematten und geniessen den Tag. Das grüne Seil ist in seiner rechten Hand. Ich denke, er kennt die ihm bekannten Pendler am Motorengeräusch und kann seinen Job so zum Teil im Liegen erledigen.

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