Schweissen macht mir wirklich Spass. Ich habe schon einiges (an Eisen) zusammengebracht. Habe mich auch ganz passable eingerichtet. Später werde ich ein Video darüber posten. Doch für heute muss das Cover-Bild reichen: Mein neustes Schweiss-Projekt! Geschweisst habe ich bereits eine Vögel-Futter-Stelle. Diese ist aber noch nicht ganz fertig, es fehlt das Dach. So habe ich etwas meiner Meinung nach Passendes eingekauft. Danach habe ich das Talerschwingen entdeckt. Aber jodeln kann ich nicht.
Heute Morgen gegen 6 Uhr verunfallte der Lastwagen mit den Hilfsgütern aus unserem Dorf für die Flutopfer auf der Schnellstrasse AH1 von Quang Ngai Richtung Da Nang. Es heisst, ein anderer Lastwagen mit Hilfsgütern sei von hinten aufgefahren. Fahrer und Beifahrer wurden glücklicherweise nicht allzu schwer verletzt. Bereits am frühen Nachmittag dann die Meldung, dass umgeladen wird und der Transport weitergehen wird.
Peter's Blog abonnieren
Nachdem die Banh Nep in der Nacht während zehn Stunden auf dem offenen Feuer gekocht wurden, werden sie heute für den Transport bereitgestellt (3. Bild). Gleichzeitig wurden im Haus nebenan eingesammelte Kleider sortiert und abgepackt (2. Bild). Und als dritte Massnahme sammelten Männer Geld und Lebensmittel (Cover-Bild). Kurz und gut: Ein ganzes Dorf engagiert sich und zwar jeden Alters (Bild 4 und 5).
Siehe auch Tag 1 der Hilfsaktion für die Flutopfer "Was für eine Solidarität"
Peter's Blog abonnieren
Wir schlendern durch unseren kleinen Markt in Krong Buk, um die täglichen Einkäufe zur erledigen. Beim Marktstand mit Schreibutensilien und Schulbüchern richtet sich unsere Aufmerksamkeit auf eine ärmlich gekleidete Mutter, die zusammen mit ihrem etwa acht Jahre alten Kind, ein Englischheft für die Schule kaufen will.
Die Mutter geht zur Verkäuferin, vermutlich die Standinhaberin, hält ihr das Heft hin und fragt, was es kostet. „30'000 VND“ antwortet diese abweisend. Darauf gibt ihr die Mutter zögerlich 20'000 VND und sagt mit trauriger Stimme: „Mehr habe ich nicht! Tut mir leid, aber mein Kind, braucht dieses Heft doch für die Schule“'\.
Das Mädchen schaut mit grossen, hoffnungsvollen und dankbaren Augen zuerst zur Mutter, dann zur Verkäuferin. Diese reisst der Mutter das Heft aus den Händen und schreit die beiden an: „Geht! Wenn ihr kein Geld habt, geht!“
Die Mutter versucht noch etwas zu erwidern, doch das Mädchen zieht sie mit tränenfeuchten Augen an der Hand, weg vom Stand. Da geht Hiep ganz spontan auf den Marktstand zu und ruft energisch: „Halt. Stopp! Ich bezahle!“ Und zur Verkäuferin gewandt: „Gib dem Mädchen sofort das Heft!“
Was nun folgte vergesse ich wohl nie. Während sich die Mimik von Mutter und Kind sofort erhellte, mit Freude füllte und sich die Blicke der Beiden voller Dankbarkeit Hiep zuwandten, füllten sich die Augen der Verkäuferin mit Abschätzigkeit und Hass. Egal. Bei diesem Marktstand kaufen wir eh nie mehr.
Im anschliessenden Gespräch mit der Mutter erfahren wir, dass sie drei Kilometer weit weg wohnen und nur selten die Möglichkeit haben, zu Fuss (ein Motobike können sich sich nicht leisten) auf den Markt zu gehen. Erst da sehe ich, dass das Mädchen barfuss ist.
Anmerkungen:
- 30'000 VND sind derzeit nicht ganz CHF 1.20.
- Später werden wir die Familie aufsuchen und abklären, wie wir im Rahmen des Charity Project Krong Buk helfen können.
- Normalerweise bin ich ja immer der Erste, der die Kamera zückt. Doch ich war so hingerissen von Hieps Einschreiten und der ganzen Situation, dass ich das Fotografieren schlichtweg vergessen habe. Im Cover deshalb: Themenbild unseres Marktes.
Charity Project Krong Buk: Jetzt spenden
Derzeit ist in Dak Lak Avocado-Saison und wir erleben eine wahre Avocado-Flut. Der Grosshandels-Einkaufspreis für 1 kg erstklassige Avocados ist von rund 100'000 VND/kg (ca. 4 CHF) dramatisch gesunken. Im Blog, „Zentrales Hochland 360“ gab Bäuerin Frau Gac zu Protokoll: „ In diesem Jahr kostet die Avocado der Klasse 1 nur noch 5'000 VND/kg. Trotzdem kommen keine Einkäufer. “ So lassen die Bauern ihre Avocado-Ernte verfaulen oder verschenken die Früchte.
Während viele Haushalte Probleme haben, weil der Preis für Avocado so tief ist und die professionellen Einkäufer trotzdem kein Interesse zeigen, wird Trinh Xuan Muoi, der als "Avocado-König" im zentralen Hochland gilt, er ist Eigentümer von 10 Hektar Avocado-Plantagen, folgendermassen zitiert: Obwohl der Preis für Avocado gefallen sei, habe er einen Vertrag mit früheren Partnern unterschrieben und immer noch Stand-Avocados zum Preis von 18 bis 20'000 VND/kg verkauft.
In Europa wird die Avocado meist in Salaten oder herzhaften Gerichten verwendet, weshalb sie häufig für ein Gemüse gehalten wird. Der Avocadobaum gehört jedoch zu den Lorbeergewächsen und seine Früchte werden botanisch als Beeren bezeichnet.
Da wir derzeit immer wieder von unseren Nachbarn Avocados erhalten, - ich liebe Avocados - habe ich nach einem Weg gesucht, die Frucht haltbar zu machen. Und es funktioniert wunderbar: Mit den noch nicht überreifen Früchten lässt sich eine herrliche Avocado-Mousse zubereiten. Dabei zerstosse ich das Fruchtfleisch nur leicht mit einer Gabel, Würze je nach belieben und gebe das Ganze portioniert in den Tiefkühler. Die Mousse ist aufgetaut ein herrlicher Brotaufstrich oder auch als Beilage zu Salat, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten exquisit.
Nach dem Zement kommt das Eisen. Ich habe mich nun an das Lichtbogenhandschweissen, kurz E-Hand-Schweissen herangewagt. Auch mit der richtigen Ausrüstung (Schweisshelm, Handschuhe und und und) sind die ersten Versuche nicht ganz einfach, aber mittlerweile schaffe ich simple Aufgaben. Ich schweisse derzeit einfach alles zusammen, was ich gerade so finde. Im Cover: „Dancing Iron in the tree“ um Pflanzen hochzubinden.
Die erste Aufgabe aber war, ein Sonnenschutz für den Aussenbordmotor auf der Fähre. Das Ganze sieht jetzt ziemlich sportlich aus...., wie ein Heckspoiler.
Die Sauna ist realisiert, das Corona-Massiv in groben Zügen fertiggestellt. Was kommt nun? Was will ich alter Mann als nächstes angehen? Metallbearbeitung war eine Antwort. Doch davon in einem anderen Blog.
Ein Projekt fand ich ganz unspektakulär auf der Strasse, in der Umgebung, in den Menschen. Eigentlich war es schon immer, seit ich hier leben darf, in meinem Kopf. Jetzt hat es sich manifestiert. Ich will etwas von dem, was ich tagtäglich hier an Lebensfreude erfahren darf, zurückgeben.
Die Armut ist allgegenwärtig. Und Corona hat die Situation noch massiv verschärft. Deshalb habe ich mich entschieden, ein kleines, privates Hilfsprojekt zu starten. Für Hilfe direkt vor Ort. Hiep kümmert sich zusammen mit Frau Di A Ko Va (Women's Union President) darum, dass die wirklich Hilfsbedürftigen Unterstützung bekommen . Meine Aufgabe ist es, dass das Charity Project Krong Buk, transparent kommuniziert wird und die Spenden 1:1 bei den Hilfsbedürftigen ankommen. Zudem bin ich der Spendensammler.
Im Zentrum von Charity Project Krong Buk stehen die Kinder. Sie sind unsere Zukunft und die Absicherung ihrer Eltern.
Zum Projektstart konnte das Charity Project Krong Buk zum Schulanfang in diesem Jahr der örtlichen Schule fünf Fahrräder übergeben, damit die Kinder, die weit weg von der Schule wohnen und deren Eltern kein Geld für ein Fahrrad haben, die Schule trotzdem besuchen können. 70 Schreibhefte waren auch noch dabei.
Ich bedanke mich schon jetzt von ganzem Herzen für jede Spende und stehe dafür ein, dass jeder Franken, jeder Cent und jeder Vietnam Dong 1:1 bei den Hilfsbedürftigen ankommt.
Bei einer Spende bitte unbedingt vermerken: Charity Project Krong Buk
Vietinbank, Dak Lak (Vietnam)
- Konto-Nr: 109872178009
- Inhaber: Peter Marcel Jenni
- Branch: CN DAK LAK - HOI SO
- Swift Code: ICBVVNVX502
- Adresse: Số 35 Nguyễn Tất Thành, TP. Buôn Mê Thuột, tỉnh Đắk Lắk
UBS Bad Ragaz
- Konto-Nr: CH36 0022 0220 1066 8302 Z
- Inhaber: Text ARTelier GmbH, Peter Jenni
- Swift: UBSWCHZH80A / UBS Bad Ragaz
PayPal-Konto
Weitere Infomationen:
Seit heute, 18. September 2020, bin ich mit dem Floating House offizielles Mitglied in der Vereinigung Association Aquaculture Krong Buk Ha. Wegen schlechten Wetters haben wir dieses Ereignis mit den Verbandsmitgliedern, dem Verbandsvorsitzenden und dem Chef der Seeverwaltung mit einer Party auf unserer Terrasse gefeiert. Will heissen: Bei einem delikaten, von Hiep zubereiteten Essen, zuammensitzen, plavern und angestossen. Im Cover: Die Mitglieder der Association Aquaculture Krong Buk Ha.
Und ja. Ich bin stolz in diesem Kreis aufgenommen worden zu sein.
Im Bild: Hiep feiert zusammen mit unserer Nachbarin Thuy den «Tag der wandernden Seelen» (vietnamesisch Tết Trung Nguyên, in diesem Jahr am 2. September). Es ist ein Fest der Vergebung, das zum Gedenken der Ahnen und ihrer herumirrenden Geister begangen wird. Tết Trung Nguyên fällt auf den 15. Tag (Vollmondtag) des 7. Mondmonats. Das Fest ist ein wesentlicher Bestandteil der vietnamesischen Kultur, weil die Vietnamesen an diesem Tag ihrer Verstorbenen gedenken und ihre Dankbarkeit gegenüber ihren Vorfahren und Eltern zeigen.
Der grösste Teil dieses Textes ist aus Wikipedia kopiert. Wer mehr über den «Tag der wandernden Seelen» erfahren möchte, findet dies hier
- https://de.wikipedia.org/wiki/Tag_der_wandernden_Seelen
Weitere Blog-Einträge zum «Tag der wandernden Seelen»
- 2018: Die hungrigen Toten
- 2017: Hui die Geister kommen
Den heutigen Feiertag «75-Jahre-Unabhängigkeitserklärung der Demokratischen Republik Vietnam» (2. September 2020) haben wir mit dem Start unserer finnischen Sauna gefeiert. Bei 90 Grad Celsius eine wirklich heisse Feier. Doch nun ist die Sauna endlich in Betrieb.
Nachdem die Sauna installiert war, gab es überhaupt keine Klarheit, ob wir sie jemals in Betrieb nehmen können. Denn der Saunalieferant hatte es verpasst, abzuklären, ob die Stromstärke auch ausreichend sei, obwohl ich ihn danach gefragt hatte.
Der Stromlieferant sagte dann, wir müssten warten, bis fünf weitere Strombezüger in unserer Region stärkeren Strom benötigten, dann würde umgestellt. Heisst im Klartext: Warten bis zu St. Nimmerleinstag. Das schöne Saunaholz aus den finnischen Wäldern ist bis dann wohl verfault.
Fünf Tage lang hatte Hiep herumtelefoniert, dann fand sich ein Elektriker, der sagte, das Problem sollte lösbar sein. Gestern hat er dann im Strom-Verteiler im Dorf die Sicherung gegen eine stärkere ausgewechselt. Seither funktioniert der Ofen und wir achten darauf, dass wenn wir die Sauna aufheizen, nicht zu viele stromfressende Geräte in Betrieb haben.
Wenn ich die Berichterstattung über Covid-19 im Kontext zu den Fallzahlen zwischen Vietnam und Europa vergleiche, sticht mir eines ins Auge: In Vietnam werden die rigorosen Massnahmen der Regierung nicht infrage gestellt und diskussionslos umgesetzt; die Fallzahlen bleiben tief. Auch Alu-Hüte habe ich hier noch keine gesehen. Liegt wohl daran, dass diese Intelligenzbestien hier Plastiksäcke auf den Kopf stülpen würden. Aber auch das habe ich noch nicht erblickt.
In Europa wird diskutiert, demonstriert, theoretisiert, je nach politischer Couleur und Interessenvertretung werden Forderungen aufgestellt und die Fallzahlen steigen.
Was habe ich für ein Glück, dass ich als mehrfach Risikogruppen-Zugehöriger in Vietnam lebe.
Bleibt gesund, tragt Maske und wenn ein weiterer Lockdown ansteht, baut doch ein Corona-Massiv.
Im Bild: Erstbesteigung des Corona-Massivs über die Südwand. Der Versuch wurde abgebrochen, da der Fotograf dem Kletterer wohl zu nah kam. Immer diese newsgeilen Journis!
Als ich ein Junge war, da habe ich mal gehört, wie ein Bekannter, der sehr viel reiste, meinen Eltern sagte, immer wenn er im Ausland sei und einen Flieger der Swissair sehe, dann sei das für ihn ein Stück Heimat. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass ein Flugzeug mit einem Wappen auf der Heckflosse Heimat bedeuten kann.
Überhaupt war für mich in der Vergangenheit der Begriff Heimat kaum ein Thema. Heimat hatte ich, warum also darüber sinnieren. Im Blog «Hast du kein Heimweh?» habe ich schon mal über Heimat und deren Mehrzahl Heimaten nachgedacht. Diesen hatte ich am 31. Juli 2018 publiziert. Es zeigt sich, die Zeit rund um den 1. August aktiviert meinen Heimatsensus. So auch in diesem Jahr. Doch heute geht es weniger um mein Heimatgefühl, sondern um Heimat als Sicherheit. Und Sicherheit ist ja auch nur ein Gefühl.
Kürzlich haben die USA im Streit mit China das chinesische Konsulat im texanischen Houston geschlossen. Da stellte sich mir die Frage, was das für mich bedeuten würde, wenn die Schweiz ihre Vertretung in Ho Chi Minh schliessen oder gar die diplomatischen Beziehungen zu Vietnam abbrechen würde. Im Worst case gäbe es wohl keine AHV-Rente, weil ich die Lebensbestätigung nicht schicken könnte und wenn mein Pass abläuft, würde ich ohne gültige Papiere in meiner zweiten Heimat leben.
Nein. Angst habe ich deswegen keine und Sorgen darüber mache ich mir auch nicht. Aber ich frage mich, wie es all den Chinesen geht, die in Amerika leben, sich dort zuhause fühlen, Familien haben und die chinesische Vertretung für verschiedenste Amtshandlungen benötigen. Addiert man noch die Unberechenbarkeit der aktuellen amerikanischen Regierung hinzu, wird es für einen Schweizer in Vietnam schwer vorstellbar, wie sich die Chinesen in Amerika derzeit fühlen müssen.
Doch kommen wir zurück auf mein Heimat-Sicherheits-Gefühl. An dieser Stelle muss ich der Schweizer Vertretung in Ho Chi Minh City mal einen Kranz winden. Die Mitarbeiter im 37. Stock des Bitexco Financial Towers in HCMC vermitteln mir seit meiner Ankunft vor bald vier Jahren immer ein Gefühl der Sicherheit, kompetent und freundlich.
Meine Heimat, die ist seit drei Jahren am Krong Buk Ha See. Da steht unser Heim. Hier fühle ich mich zuhause, geborgen, sicher und von Freunden besucht und umgeben. Aber es ist die neue, die zweite Heimat, Heimaten eben, ohne Konkurrenzdenken. Die erste werde ich nie vergessen, hoffen, dass ich immer stolz auf sie sein kann und wohl immer brauchen. Sie wird mir aber immer auch ein Stück Sicherheit geben.
Heute kann ich verstehen, warum für den Bekannten meiner Eltern, wenn er im Ausland weilte, ein Flieger der Swissair ein Stück Heimat bedeutete. Es war wohl auch für ihn ein Stück Sicherheit.
Zu den beiden Bildern: Als Gruss der Schweiz und der Schweizer Gemeinschaft in Vietnam an das vietnamesische Volk wurde in diesem Jahr das höchste Gebäude Südostasiens, das Wahrzeichen 81 (Landmark Tower) im Ho Chi Minh City, am Abend des 1. August während einer Stunde in Schweizer Farben gekleidet. Die Bilder wurden während des Testlaufs ein paar Tage davor aufgenommen und mir in verdankenswerter Weise von der Botschaft in HCMC zur Verfügung gestellt.
Eine Rakete zum Geburtstag der Schweiz kann ich nicht starten lassen. Gibt es hier nicht und will ich auch nicht. Ich mag Feuerwerk nicht. Als Ersatz: Die Blüte einer Drachenfrucht aus unserem Garten.
Happy Birthday Switzerland!
Klingt seriös und verlockend, wenn ein Internet-Shop für Software ein Widerrufsrecht (Rückgaberecht) anbietet, anbieten muss. Dumm nur, dass die angebotenen Produkte davon ausgenommen sind.
Vollversion.de heisst der Internet-Shop, von dem ich heute berichten möchte. Geworben wird damit, dass «Sie jetzt Ihren Product Key in Sekundenschnelle» erhalten. Auf der Website heisst es auch «Seriöser Händler», «Sofort nutzen innerhalb 1 Minute» und wer sich ein wenig mehr Zeit nimmt, findet sogar ein Widerrufsrecht. Wirklich seriös, denkt man da, denn im ersten Satz der Widerrufsbelehrung heisst es: «Sie haben das Recht, binnen eines Monats ohne Angabe von Gründen diesen Vertrag zu widerrufen.»
Doch ab dann ist es vorbei mit der «sekundenschnelle». Denn um zu erfahren, dass für die angebotenen Produkte das Widerrufsrecht ausgeschlossen ist, müssen drei Seiten und an die 1000 Wörter in bestem anwaltsdeutsch bewältigt werden. Im letzten Abschnitt heisst es dann: «Produktschlüssel sind vom Widerrufsrecht ausgeschlossen, da sie aufgrund ihrer Beschaffenheit nicht zur Rückgabe geeignet sind.» Und weiter heisst es: «Vollversion-kaufen.de vermittelt ausschließlich Produktschlüssel in ihrem Shop.»
Zusammengefasst: Das angepriesene Widerrufsrecht kann auf die angebotenen digitalen Produkte gar nicht angewendet werden.
Hintergrund zu der Geschichte: Ich habe bei Vollversion-kaufen.de für meinen in Vietnam gekauften Desktop-Computer ein Windows-10-Update bestellt. Ich war mir nicht sicher, ob das Update problemlos eingespielt werden kann, und so dachte ich mir, wenn’s dann halt nicht geht, kann ich den Widerruf in Anspruch nehmen.
Ja, richtig! Ich habe nur die erste Hälfte der Widerrufsbelehrung gelesen, dann bestellt. Aber auch wenn ich alles bis zu Ende gelesen hätte, es wäre mir im kühnsten Traum nicht in den Sinn gekommen, dass ich für ein Produkt, das ich nicht testen konnte und das bei mir nicht funktioniert, bezahlen muss.
Das Update konnte wie befürchtet nicht eingespielt werden. Auch mit Hilfe des Supports nicht. Und auf meinen Antrag auf Widerspruch heisst es nun von Seiten des Verkäufers in der Begründung zur Ablehnung auch: «Es kommt häufig vor, dass Kunden einen Freischaltschlüssel erwerben, das Produkt für sich freischalten, dann den Widerruf erklären und den Kaufpreis zurückerstattet haben wollen.»
Vollversion-kaufen.de verkauft mir also eine Ware, die nachweislich nicht funktioniert (Produkt-Schlüssel ungültig), nimmt das Produkt trotzdem nicht zurück und unterstellt mir auch noch so was wie Betrug.
Auf einschlägigen Internet-Seiten zum Thema Widerrufsrecht für digitale Inhalte wird den Shop-Betreibern empfohlen, dass der Kunde bewusst seine Einwilligung geben muss, dass «mein Widerrufsrecht mit Beginn der Ausführung des Vertrags erlischt.» Dies gilt aber nicht, wenn die Ware mangelhaft ist. Dann muss nachgebessert werden. Und wenn auch das keinen Erfolg bringt, müsste er die defekte Ware zurücknehmen.
Da ich gerne noch abklären möchte, ob der Schlüssel wirklich ungültig ist oder einfach auf meinem vietnamesischen Rechner nicht funktioniert, würde ich mich freuen, falls jemand seine Windows-10-Home Version auf Pro updaten möchte. Ich gebe den Produkt-Schlüssel mit Freude gratis weiter.
Die Bilder von überschwemmten Strassen in Saigon, das heute Ho Chi Minh City heisst, kursieren während der Regenzeit immer wieder in den Medien. Doch gerade die Regenzeit hat auch ihren Reiz, nicht zuletzt in der Fotografie.
Mein Trip Mitte Juni mit meiner Kawa Z1000 nach Saigon (Rund 600 Kilometer mit zwei Übernachtungen) führte mich über Nha Trang nach Mui Ne und dann nach Saigon. Übrigens: So leer habe ich die Nguyen Hue Strasse noch nie erlebt.
Für den Rückweg von Saigon nach Krong Buk nahm ich die Strecke über Gia Nghia (Dak Nong) im Landesinneren. Eine wunderbare Rundreise, die ich immer wieder gerne unter die Räder nehme.
Zu den Bildern: Nha Trang, morgens um 6 Uhr.
Mui Ne, mein Liebelingsgarten.
Saigon: Ganz hinten das Rathaus.
Und nun eine 180 Grad-Drehung auf der Nguyen Hue Strasse: Der Blick Richtung Son Saigon.
Eine geniale Rundreise.
Vietnam hat das Corona-Virus im Griff: Seit 36 Tagen keine Neuinfektionen, nur rund 300 Infizierte im ganzen Land und keine Toten, die auf das Virus zurückzuführen sind. Für alle in Vietnam Lebenden gibt es keine Einschränkungen mehr. Die Restriktionen von Ende Januar bis etwa Mitte April waren streng und wurden von den Behörden knallhart durchgesetzt. Dies alles ging natürlich auch auf Kosten der Wirtschaft. Doch der Premierminister Nguyễn Xuân Phúc sagte, Menschenleben seien wichtiger als wirtschaftlicher Erfolg. Ich meine, der amerikanische Präsident könnte von dieser Einstellung zur Pandemiebekämpfung etwas lernen!
Ausgelassene Partys (ohne Distanzvorgaben und was weiss ich noch was alles für Regeln) sind hier möglich. So konnte ich meinen 63. Geburtstag in vollen Zügen in unserem Garten mit Freunden und Nachbarn feiern und geniessen.
Vietnam zählt über 90 Millionen Einwohner, musste bis heute aber nur 270 Covid-19 Fälle registrieren und keinen Todesfall, der auf die Epidemie zurückzuführen ist. Dass wir in Vietnam bereits am 1. Mai wieder Partys feiern konnten, ist auf ein rigoroses Durchgreifen des Staats gleich zu Beginn des Ausbruchs zurückzuführen.
Ich sollte an dieser Stelle betonen, dass ich Ende Januar skeptisch war, als die ersten Corona-Infektionen in den vietnamesischen Medien minutiös vermeldet wurden und mir die Verkäuferin in unserem ländlichen Lebensmittelladen lächelnd eine Gesichtsmaske und etwas Desinfektionsmittel gab. Ich dachte, die spinnen die Römer. Doch mit Stand heute muss ich sagen: Hut ab! Ihr habt alles richtig gemacht. Und das vor allem auch in Anbetracht der geografischen Nähe zu China und der tausenden von chinesischen Touristen, die jedes Jahr, so auch im Januar 2020, Vietnam fluteten.
Am 23. Januar wurden in Vietnam die ersten beiden COVID-19-Fälle festgestellt. Eine Woche später wurden drei weitere Infektionen bekannt. Dabei handelte es sich um Vietnamesen, die aus Wuhan nach Vietnam zurückgekehrt waren. Am 1. Februar wurde bekannt, dass eine Rezeptionistin aus einem Hotel in Nha Trang, welches die ersten beiden bekannten COVID-19 Fälle in Vietnam besucht hatten, positiv getestet wurde. Dies war der erste bekannte Fall einer Übertragung innerhalb von Vietnam. Daraufhin erklärte der Premierminister Nguyễn Xuân Phúc die COVID-19-Fälle als Epidemie.
Gleich zu Beginn gab es eine konsequente Eingrenzung von Krankheitsclustern. Dafür suchten pro COVID-19-Fall zum Teil mehrere hundert Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei, des Militärs und der Gesundheitsbehörden nach Kontaktpersonen. Jeder Fall wurde minutiös in den Medien publiziert und Kontaktpersonen zur Meldung aufgefordert.
Verschiedene Gebiete wurden in der Folge zeitweise unter rigorose Quarantäne gestellt, im Februar etwa die Kommune Son Loi in der Provinz Vĩnh Phúc oder die Truc Bach Strasse in Hanoi im März.
Am 20. März wurde bekannt, dass zwei Krankenschwestern, die in einem der grössten Krankenhäuser des Landes, dem Bach Mai Krankenhaus in Hanoi arbeiten, positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden. Daraufhin wurden mehrere tausend Angestellte, Patienten und Besucher getestet, Bereiche des Krankenhauses desinfiziert und nur noch Notfälle und Patienten, die eine Dauertherapie benötigen, aufgenommen. Am 30. März befanden sich noch 3500 Patienten und medizinisches Personal im Krankenhaus, denen es durch die Isolierung an Lebensmitteln mangelte. Am 12. April wurde die Quarantäne des Krankenhauses aufgehoben. Bis dahin standen 45 Fälle in Zusammenhang mit dem Krankenhaus.
Am 1. April begann eine 15 tägige Periode der räumlichen Distanzierung, in der die Massnahmenverschärft wurden. Für diese Zeit wurden die Einwohner aufgefordert zu Hause zu bleiben und Versammlungen von mehr als zwei Personen wurden untersagt. Zuwiderhandeln wurde mit empfindlichen Geldstrafen geahndet. Auch Reisen innerhalb von Vietnam wurden stark eingeschränkt oder ganz eingestellt.
Ebenfalls wurden die Grenzen zu Laos und Kambodscha geschlossen. Nachdem über mehrere Tage keine weiteren Fälle beobachtet wurden, wurden einige der Restriktionen gelockert. Die Schulen des Landes sind seit den Tết-Ferien (Ende Januar) geschlossen, die Wiederöffnung wurde immer wieder verschoben, am 4. Mai soll es nun soweit sein.
Ab Anfang April ging die Zahl neuer Infektionen zurück und am 17. April wurden erstmals in der zweiten Phase des Ausbruchs, die am 6. März 2020 startete, keine neuen Fälle bekannt. Nach acht Tagen ohne neue Infektionen wurden am 24. April zwei vietnamesische Studenten, die aus Japan zurückkehrten, positiv getestet. Bis zum 29. April gab es keine weiteren Fälle und das Gesundheitsministerium meldete insgesamt 270 Infektionen. Davon sind 221 Patienten genesen. Bisher sind keine Todesfälle durch COVID-19 zu beklagen. Der Testaufwand in Vietnam ist gemessen an der Anzahl durchgeführter Tests pro Fall einer der höchsten weltweit.
Im Cover: Welches ist der richtige Weg aus der Krise?
Quellen: Viet Nam News (https://vietnamnews.vn/), Die Stimme Vietnams (https://vovworld.vn/de-DE.vov), Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_Vietnam)
Es ist heiss in diesen Tagen gegen Ende April. Drückend heiss. An einigen Tagen geht kein Lüftchen, dann hat man das Gefühl, von der Sonne grilliert zu werden. Erst wenn sich am späten Nachmittag die bedrohlich wild aufbauenden Kumuluswolken vor die Sonne schieben, wird es erträglicher. Die Hobbyfischer am Seeufer bringen Sonnenschirme mit. Anders als im Schatten ist die Kraft der Sonne kaum zu ertragen. Wenn irgend möglich werden die Arbeiten in die frühen Morgen- und späten Nachmittagsstunden verschoben oder tagsüber im Schatten ausgeführt.
Nicht so eine Fischersfrau am Krong Buk Ha. Seit nunmehr sieben Tagen bringt ihr Mann sie jeden Morgen ans Seeufer, stellt eine Wasserpumpe auf und sie muss in der prallen Sonne während rund acht Stunden die Fischreusen reinigen. Nur gerade zwischen zwölf und drei Uhr ist sie nicht an dieser Arbeit. Dann muss sie kochen, den Haushalt machen und kann ein wenig ausruhen.
Hiep geht ab und an zu ihr ans Seeufer. Sie bringt ihr und der elfjährigen Tochter Cokes oder Red Bull und die Frauen reden ein bisschen miteinander. Das Mädchen muss fast jeden Tag mithelfen, kann aber immer, wenn es nicht gerade eine frisch gereinigte Fischreuse vom Ufer zum Trocknen ans Land zieht, sich in den Schatten eines grossen Bambusgewächses zurückziehen. Die Frau sagt zu Hiep, lange Pausen dürfe sie nicht machen, sonst würde ihr Mann wieder böse.
Das durch einen Bluterguss geschwollene rechte Auge zeugt davon, wie sie zuhause behandelt wird. Hiep erzählt mir von ihr und ich höre sprachlos zu. Kurz zusammengefasst: Diese Frau wird ausgenutzt, hat keine Rechte, nur Pflichten, keine freie Zeit, nur Arbeit. Wenn nicht in Haus und Garten, dann auf dem Feld oder sie muss auf dem Fischerboot mithelfen.
In den sieben Tagen, die sie nun hier am See in der prallen Sonne arbeitet, sehe ich ihr Mann jeweils nur kurz. Er bringt sie, verschwindet schnell wieder und holt sie ab, wenn es Zeit ist. Kein einziges Mal hat er sie abgelöst, die Wasserspritze bedient und die Reusen gereinigt.
Als Hiep mit ihrer Erzählung zu Ende ist, schlage ich vor, dass wir ihr einen Sonnenschirm bringen. Wir hätten genug davon. Doch Hiep winkt ab. Das würde ihr Mann wo möglich missverstehen und nicht goutieren, meint Hiep. Er würde mich als überheblichen Ausländer ansehen und es könnte zu Streit kommen.
Wieder einmal muss ich feststellen, wie machtlos man doch ist, wenn Menschen derart bösartig sind. Zurück bleibt eine unermessliche Traurigkeit. Zurück bleibt aber auch das Lächeln des Mädchens, wenn es mich aus der Ferne grüsst und ich wünsche diesem immer nett grüssenden Mädchen, dass es dieses Lächeln nie verliert und einmal ein besseres Leben als seine Mutter führen kann.
Im Cover: Es liegt mir fern, irgendjemand zu kompromittieren oder blosszustellen. Deshalb muss unser Fischteich herhalten.
Gerade rechtzeitig zum Ende der Corona-Massnahmen in grossen Teilen Vietnams konnte ich gestern die Zementarbeiten am Corona-Massiv beenden. Das Bergmassiv steht und die Dusche kann benutzt werden. Als nächster Schritt folgt die Farbgebung, diese macht mir noch etwas Kopfzerbrechen, aber auch das werde ich hinkriegen.
Auf ausführliche Zahlen und Details zu Corona verzichte ich. Diese werden ja auf allen Kanälen herumgeboten und die Wissenschaft übertrumpft sich mit Vermutungen. Soviel aber sei gesagt: Im ganzen Land wurden nicht mal 270 Infektionen registriert, seit sechs Tagen kein neuer Corona-Fall, wobei keine Toten aufgrund des Virus zu beklagen sind. Vietnam hat diese Pandemie trotz der geografischen Nähe zu China und der tausenden von chinesischen Touristen sehr gut gelöst. Hier in der Provinz Dak Lak sowie in vielen anderen Provinzen, die seit des Ausbruchs Corona frei sind, wurden die Massnahmen per heute aufgehoben. Trotzdem wird geraten, vorsichtig zu sein. Am 4. Mai sollen auch die Schulen ihren Betrieb wieder aufnehmen.
Für Hiep und mich waren die letzten Wochen nicht wirklich einschneidend. Wir hatten grosses Glück. Trotzdem ist es ein gutes Gefühl, dass die Massnahmen nun wieder aufgelöst sind. Es ist aber auch ein gutes Gefühl, wie die vietnamesische Regierung reagiert und die Bevölkerung die zum Teil harten Massnahmen aufgenommen hat. Auch ich war zu Beginn eher skeptisch und dachte mir, da wird schon etwas übertrieben. Heute muss ich eingestehen, alles richtig gemacht!
Anstatt täglich die Corona-News über Infizierte, Tote und wieder Genesene, die mir wie Sportnachrichten fast stündlich aktualisiert vorgesetzt werden, zu lesen, habe ich mich entschieden, das Corona-Massiv zu bauen. Der Verzicht auf den Medien-Viren-Einheitsbrei hat auch den grossen Vorteil, dass ich mir die Lügen von Kartoffelsack Donald nicht mehr reinziehen muss.
Der Name Corona-Massiv ist mehr oder weniger zufällig. Ich finde er passt (siehe Cover). Zuerst wollte ich ja nur zwei Bergspitzen bauen und sie Corona 1 und 2 nennen. Aber dann hat sich das Projekt in Folge meines medialen Lockdowns wie von Geisterhand vergrössert.
Integriert in das Corona-Massiv werden eine Regenwasser-Dusche, eine Fussdusche, ein Seifenspender und zwei Sitzmöglichkeiten. Später, wenn ich dann mit meiner FTC wieder nach Saigon brausen kann, wird dem Corona-Massiv eine Sauna hinzugefügt und das Ganze mit einem Zaun (Sichtschutz) umgeben, so dass wir in Zukunft für unsere Gäste eine wunderbare Saunalandschaft für zwei, evtl. für vier Personen (je nach Sauna-Grösse) haben werden. Corona sei Dank!
Seit dem 1. April ist auch in Vietnam Lockdown. Wir haben das Swiss House by the Lake und das Floating House schon seit längerer Zeit geschlossen und nutzen die freien Kapazitäten für Arbeiten an neuen Projekten. Die von der vietnamesischen Regierung beschlossenen Massnahmen treffen uns nicht sehr hart, da der See nach wie vor zum Bade lädt und statt mit dem Mountainbike gehe ich mit dem Waterbike auf meine Runde. Einkaufen ist auch gut möglich und hier auf dem Land sind alle recht entspannt.
Der Lockdown hält mich zwar von meinen vorgesehenen Reisen in den Norden sowie in den Süden des Landes ab, aber er eröffnet auch neue Chancen. Er gibt mir Zeit für Reflexionen. Zeit, das eigene Handeln in der Vergangenheit zu überdenken, oder über Wörter zu sinnieren, die ich bis vor Kurzem noch gar nicht kannte. Ich möchte drei herausgreifen und ein paar nicht ganz «wissenschaftliche Gedanken» dazu anfügen.
Das eine ist der «Patient null», das andere «Herdenimmunität» und dann haben wir noch «Kartoffelsack Donald».
Zum «Patienten null»: Wissenschaft, Politiker, Medien, Hobby-Virologen und selbsternannte «Weisen in den Sozialen Medien» diskutieren über die Anzahl der vom Virus befallenen Personen, sprich Patienten. Jeder will Recht haben und zweifelt die Zählweise des anderen an. Dabei wäre die Erklärung so einfach: «Patient null» war eigentlich «Patient O». Das «O» stand für «Out of California», weil in Kalifornien die ersten Aidsfälle in den USA registriert worden waren. Aus dem O wurde bald darauf in den Medien fälschlicherweise eine Null. (Die ganze Geschichte findet ihr hier: https://magazin.hiv/2012/03/30/mythos-patient-null)
Wenn der Erste null ist, dann ist der Zweite eins. Oder wie ist das jetzt? Epidemiologie gegen Mathematik? Wenn nun jede betroffene Gemeinde und Kommune auf dieser Welt einen Patienten null hat, dann haben wir die Diskrepanz in den Corona-Statistiken erklärt. Ich weiss, dass mir Epidemiologen und Mathematiker an die Gurgel springen werden, aber im Fussball ist der erste, der ein Tor schiesst, auch nicht der Schütze null! Und wahrlich, mir kommt es vor als würden die Tabellen von Corona-Infizierten wie Fussballtabellen der sistierten Premier-League gelesen.
Und nun zur Herdenimmunität: Eine Herde ist gemäss Duden eine «grössere Anzahl von zusammengehörenden (zahmen oder wilden) Tieren der gleichen Art unter Führung eines Hirten oder eines Leittiers: eine Herde Rinder, Schafe, Elefanten». Und jetzt schreiben die Medien, dass Länder eine Herdenimmunität anstreben. Auch wenn sich einige Menschen manchmal wie Tiere benehmen, so sind wir doch noch lange keine Herde!
Noch eine Anmerkung zum Schluss: Ich erlaube mir von nun an den amerikanischen Präsidenten «Kartoffelsack Donald» zu nennen, weil er, wenn er in seiner gebückten Haltung und im Wintermantel auf einem Rollfeld abgelichtet wird, genauso aussieht wie ein am Feldrand zurückgelassener, halbvoller Kartoffelsack. «Kartoffelsack Donald» auch deshalb, weil beide über das gleiche Erinnerungsvermögen in Bezug auf das gestern Gesagte verfügen und weil auch der Kartoffelsack, obwohl er mit halbverfaulter Füllung einsam am Feldrand steht, der Ansicht ist, er hätte einen guten, den besten Job von allen gemacht.
In diesem Sinne: Machets guet in diesen speziellen Tagen. Und bliibed gsund!
Im Cover: Weil ein Kartoffelsack keine gute Figur macht unseren Früchte tragenden Bonsai.
Bei uns am Krong Buk Ha, aber auch in anderen grösseren und kleineren Seen in der Provinz Dak Lak gehen die Pegelstände beim Nachmittagstemperaturen um 35 Grad Celsius und kaum Regen nun wieder schnell zurück. Im Bild ein kleiner See oder Teich (in der Nachbarschaft) kurz vor dem Austrockenen. Aus dem Sumpfwasser werden kleine Fische gezogen, die anschliessend gegessen werden. Danach wird auf dieser Fläche Reis angepflanzt, der, bevor sich der See in der Regenzeit wieder füllt, geerntet werden kann.
Im Hinterland von Dak Lak gibt es für mich noch einiges zu entdecken. Orte zum Beispiel, da scheint es, als stünde die Welt still. Die Brücke über den Fluss Song Krong Pac nahe der Ortschaft Tach Kai 1 ist so ein Ort.
Der Weg dorthin ist «gepflastert» mit einigen Klippen, riesige Schlaglöcher im Beton und auch Sandpiste (in der Trockenzeit nicht eine so grosse Herausforderung). Und dann die Brücke, sie sieht baufällig aus, holprig, lottrig. Die Dielen knarren und klappern verdächtig. Auch ein Atheist nimmt sie nur mit «Gottvertrauen» unter die Räder.
Auf der anderen Seite der Brücke versperrt ein knorriger, über der Fahrbahn hängender Ast die Weiterfahrt. Aus einem kleinen Bretterverschlag lugt ein rundlicher, alter Mann. In seiner Hand hält er ein giftgrünes Seil, damit kann er den Schlagbaum hochziehen. Er lächelt, streckt fünf Finger in die Höhe und zeigt mir damit an: 5000 VND kostet die Überfahrt.
Ich frage mich, was, wenn ich nicht bezahlen könnte. Auf der wackeligen Brücke umzudrehen wäre riskant. Fast schon Erpressung, denke ich schmunzelnd, ziehe eine 5000er Note aus der Tasche und halte sie in die Höhe. Der Brückenwart zieht an seinem giftgrünen Seil und der Schlagbaum geht hoch.
Ich passiere, drücke ihm die Note in die Hand und werfe einen Blick in den primitiven Unterstand. Der Brückenwart und seine Frau liegen in Hängematten und geniessen den Tag. Das grüne Seil ist in seiner rechten Hand. Ich denke, er kennt die ihm bekannten Pendler am Motorengeräusch und kann seinen Job so zum Teil im Liegen erledigen.
Die schönsten Tage des Jahres sind angebrochen. Am frühen Morgen steht Radfahren auf dem Programm, danach Schwimmen und Arbeiten am Computer oder in Haus und Garten. Es ist noch nicht zu heiss, trotzdem sind die Tage voller Sonne, 30 Grad am Nachmittag und das Wasser 23 Grad Celsius.
Zum Glück ist nicht jeden Tag eine Party im Floating House angesagt. Die ganze Abwicklung mit Fähre bedienen, Kochen, Essen, mit den Gästen Bier trinken und anschliessend alles wieder aufräumen ist doch recht anstrengend und geht an die Substanz. Beizer wollte ich und will ich eh nie werden zudem; ich habe mich ja auch schon halb pensioniert ….. Ein gutes, ein sau gutes Gefühl.
In den nächsten Tagen geht es nach Saigon. Ich habe dort zwei geschäftliche Meetings (der Halbpensionist lässt grüssen) und dann gilt es noch, das Eine oder Andere zu kaufen respektive zu begutachten. Sachen, die ich hier bei uns nicht finde. Auf der Todo-Liste stehen Billard-Shop, der grosse Motorrad-Ersatzeil-Markt (Ersatzteile für mein Museumsstück, die Honda SS 50) und die Besichtigung eines neuen Motorrades.
Nachdem ich die letzten Trips nach Saigon immer fliegend absolviert habe, werde ich dieses Mal mit meiner Kawa die rund 1000 Kilometer absolvieren. Das gibt mir die Möglichkeit, zuerst einen Abstecher nach Nha Trang zu machen, dann über Mui Ne, wo ich eine weitere Nacht am Meer verbringen werde, nach Saigon zu düsen, um abschliessend die Rundreise über das Landesinnere (Übernachten in Gia Nghia) zu beenden. Gerade in Zeiten von Corona-Virus wird ja das Fliegen nicht unbedingt empfohlen.
Übrigens: Meine Kawasaki Z1000 habe ich ja auf den Namen FTC (Faster than Cancer) getauft. Jetzt bekommt FTC noch eine ganz neue, aktuelle Bedeutung: Faster than Corona …….!
Tết, das vietnamesische Neujahr wurde dieses Jahr vom 24. bis zum 29. Januar gefeiert. Doch die Treffen mit Freunden und Familien beginnen schon früher und enden auch nicht mit dem 29. Viele Geschäfte bleiben auch am 30. Januar oder noch etwas länger geschlossen. Wie "anstrengend" Tết für mich dieses Jahr war, soll die chronologische Auflistung der Partys zeigen, die wir besucht oder die bei uns im Swiss House by the Lake oder im Floating House stattgefunden haben.
1. Tết-Party: eingeladen beim Nachbarn
2. Tết-Party: Nachbar Minh (ganz rechts) mit Famlie, 26. Januar 2020
3. Tết-Party: King (Hieps Neffe ganz rechts mit Freunden), 26. Januar 2020
4. Tết-Party: Jungs aus der Nachbarschaft, 27. Januar 2020
5. Tết-Party: Frauenrunde mit Chauffeur, 27. Januar 2020
6. Tết-Party: Tung, Hieps Sohn mit Freundin und Familienmitgliedern, 27. Januar 2020
7. Tết-Party: Der erste Tag nach Tết bei und mit den Nachbarn, 30. Januar 2020
8. Tết-Party: Mein individuelles Tết-Ende: Endlich wieder auf dem Bike, 30. Januar 2019.
Übrigens startet jetzt das beste Bikewetter im zentralen Hochland. Die Trockenzeit hat begonnen und es ist noch nicht so heiss, so um die 20 Grad Celsius in den Morgenstunden. Einfach nur perfekt!
Tết, das vietnamesische Neujahr, ist das wichtigste Fest der Vietnamesen. Schon lang vor dem eigentlichen Fest beginnen die Vorbereitungen: Eltern kaufen ihren Kindern neue Kleider, Vorräte werden angelegt. In den Tagen vor Tết sind die Märkte und Geschäfte voll von Menschen, die Speisen und Getränke, Kleidung und den Neujahrsschmuck für das Heim kaufen.
Auch Hiep und ich haben uns ins Zeug gelegt. Hiep hat neuen Blumenschmuck für den Garten und rund um Haus und Bungalow gekauft und ich Farbspraydosen und was? Natürlich ein Fahrrad!
Des Journalisten Neugier ist unstillbar, könnte man meinen. Aber mit dem Alter nimmt diese ab, zumindest bei mir. Da gibt es plötzlich wichtigere Dinge. Gerade heute musste ich wieder zu dieser Erkenntnis kommen. Und das kam so:
Auf Facebook sah ich am späteren Vormittag ein Video. Zu sehen war auf der nahegelegenen Staumauer ein grosser Menschauflauf und bei genauerem Betrachten auch eine Leiche, die geborgen wurde. Was war geschehen?
Video in Facebook: https://www.facebook.com/quocthe.tran.71/videos/1041570576194696/UzpfSTEwMDAxMDI1MjkwNDk2NjpWSzoxMDQxNTcwNTc2MTk0Njk2/
Beschreibung und Kommentare zum Video führten zu keiner Erklärung, also beschloss ich mit dem Boot zur Staumauer zu schippern und Hieps Bruder zu fragen. Seine schwimmende Fischfarm liegt direkt bei der Unfallstelle. Aber auf der Fischfarm war niemand. Auch die angrenzenden Fischfarmen alle verlassen. Direkt zur Unfallstelle hinfahren wollte ich nicht, schien mir zu gefährlich, da sich diese direkt beim Stauwehr befand, wo derzeit Wasser abfliesst.
So entschloss ich mich ganz in der Nähe der Unfallstelle an Land zu gehen. Schon von weitem kam mir Hieps Bruder entgegen und vertäute mein Boot. Ich hörte Karaoke, fragte ihn, was denn da bei der Staumauer passiert sei? Er meinte lakonisch, da sei jemand gestorben und lud mich zur Jahresend-Party seines Nachbarn ein.
Ich protestierte noch (ein wenig), aber alle hatte mich schon gesehen, winkten mir zu und boten mir Platz an. Und so kam es, dass des Journalisten Neugier in der Fröhlichkeit dieser einfachen und so lebenslustigen und liebenswürdigen Menschen unterging.
Was zum tragischen Todesfall an der Staumauer geführt hat, weiss ich immer noch nicht. Das werde ich sicher später einmal erfahren. Vielleicht.
Daniel Kauer, aufgewachsen im Landhof Schweinbrunnen und in der Langenthaler Gymer-Verbindung Juventa Kilo genannt, brennt heute in Nha Trang in Zentralvietnam Edeldestillate aus Tropenfrüchten. Seine Brände sind mehr als eine Versuchung; sie sind auch ideal als Geschenk. Ein Porträt in der Berner Zeitung vom 7. Januar 2020.
Kurz vor Weihnachten ist das 2. Carambol Billard-Turnier im Swiss House by the Lake nun wieder Geschichte. Eine Hochzeitsveranstaltung hinderte einige Spieler an der Teilnahme, aber es war wieder ein spannender Anlass und bot wirklich hochstehenden Billard-Sport. Da habe ich noch viel zu lernen. Hier noch ein paar Impressionen. Das Video mit dem «Stoss des Tages» ist auf Youtube zu finden: https://youtu.be/c0J3xGht-mo
Übrigens: Der letztjährige Sieger, Vuong, hat auch dieses Jahr, obwohl sein Startspiel nicht überragend war, gewonnen und das Turnier dann doch klar beherrscht. Gratulation!
Schon wieder nähern sich die Festtage und damit auch ein Jahreswechsel. 2020 steht vor der Türe, und dies mit einer schönen, ausgeglichenen, vielversprechenden Jahreszahl.
Weihnachten und die Festtage sind ja nun wirklich nicht so mein Ding. Da stellt sich natürlich die Frage, warum ich trotzdem zu diesem Thema schreibe.
Gestern habe ich in unserem Gästebuch (https://www.swisshousebythelake.com/index.php/de-ch/guetsbook/guestbook-2019) geblättert. Dies weckte viele schöne Erinnerungen an gute Begegnungen im 2019, an fröhliche und nette Menschen aus aller Welt und viele herrliche Momente hier im Swiss House by the Lake, die ich ohne diese Menschen nie erlebt hätte. Dafür möchte ich mich bei ihnen allen bedanken: «Es war mir und Hiep eine Ehre, euch hier getroffen und mit euch Partys gefeiert zu haben. Es war schön, diese Stunden mit euch zu verbringen. Hoffen wir, dass 2020 wieder solch wunderbare Augenblicke für uns bereithält.»
In diesem Sinne: Stossen wir an, auf frohe Festtage und ein gutes neues Jahr! Cheers!
Im Cover: Weihnachtsstern in unserem Garten.
Vor rund zwei Wochen erzählte man mir, im Nachbarstädtchen Phuoc An würde ein Schweizer heiraten. Ich lächelte und tat dies als ein Gerücht ab, eine Landesverwechslung oder so, denn ich ging davon aus, dass wenn ein Schweizer in «meiner Nachbarschaft» lebt, würden Hiep und ich ihn wohl kennen.
Ich vergass «das Gerücht» schnell wieder. Doch vorgestern Samstag kam telefonisch die Einladung zur Hochzeit am Sonntag. Ich glaubte es irgendwie immer noch nicht, aber wir entschieden uns, die Einladung anzunehmen.
Und wirklich, der Bräutigam Ahmed Akciger und seine Familie sind nicht nur Schweizer, sondern eine Zürcher Familie und es gab einiges an Gesprächsstoff. Für mich war das dann so, wie wenn etwas völlig überraschend von der ersten in die neue Heimat gebeamt wird.
Die Hochzeit von Ahmed und seiner Frau Bich Vân war sehr schön, äusserst elegant und speziell, da es eine Mischung aus Vietnamesischer und Schweizer Hochzeitstradition war. Speziell auch deshalb, weil das gesamte Catering von einem exklusiven Hotel aus dem 400 Kilometer entfernten Saigon stammte.
Doch wie kam es nun dazu, dass die beiden hier draussen in der Provinz Dak Lak heirateten? Die Familie von Bich Vân lebt in Phuoc An und die Braut hat die ganze Hochzeit von Saigon aus, wo sie lebt und arbeitet, organisiert. Eine Heidenarbeit muss das gewesen sein.
In ein paar Tagen ziehen die beiden in die Schweiz, davor gibt es einen kurzen Honeymoon-Trip nach Phu Quoc, dann wartet schon wieder das Arbeitsleben.
Dem frisch vermählten Paar, Ahmed Akciger und Bich Vân, wünschen wir alles Gute für die Zukunft.
Seit nunmehr zwei Jahren leben wir hier am Krong Buk Ha und mit jedem Tag zieht mich der See mehr und mehr in seinen Bann. Es ist das Wechselspiel von Wasser, Luft, Licht, Einsamkeit, überquellender Natur und sich laufend veränderndem Pegelstand, das meine Fantasie seit den ersten Tagen beflügelt und schlussendlich in die Idee mündete, in dieser Umgebung ein Kunstprojekt zu lancieren, das es in dieser Art meines Wissens nirgendwo auf dieser Welt gibt. Also tat ich das, was ich am besten kann: Ich schrieb ein Konzept mit dem Titel «ART at the Krong Buk Ha - A lake wants to be played on»
Gestern nun lag um 9 Uhr vormittags erstmals die vietnamesische Übersetzung dieses Konzeptes vor. Ich musste nur noch die Bilder einsetzen und bereits zwei Stunde später kam Herr Đặng Minh Tú, Chef der Seeverwaltung, zusammen mit seinem Stellvertreter und einem Mitarbeiter, um sich das Konzept erklären zu lassen (im Coverbild und am Ende des Textes: Handschlag mit Đặng Minh Tú auf ein gutes Gelingen). Er war begeistert und versicherte mir, dass ich dieses Konzept umsetzen könne und er mir auch mit Rat und Tat zur Seite stehen würde.
Die Besprechung fand natürlich im Floating House statt und anschliessend wurde ausgiebig aus Hieps Küche gespiesen und Bier getrunken. Zum Abschluss gab es noch ein Billardspiel, bei dem ich leider nicht als Gewinner hervor ging, was aber meinen Erfolg bei der Seeverwaltung nicht schmälerte.
Ob die Umsetzung des Konzepts gelingen wird, hängt von vielen Faktoren ab. Insbesondere natürlich auch von den Finanzen, will heissen: Jetzt gilt es, Investoren zu finden, die an das Projekt «ART at the Krong Buk Ha - A lake wants to be played on» aber auch an die Zukunft der Region Dak Lak (Buon Ma Thuot) glauben und bereit sind, zu investieren.
Das nächste Gespräch werde ich mit dem Touristikverantwortlichen von Dak Lak führen müssen in der Hoffnung, auch ihn begeistern zu können und über ihn an potenzielle Investoren zu gelangen.
Die Frauen übernehmen das Ruder.
Der nationale Frauentag (20. Oktober) hat in Vietnam eine besondere Bedeutung. Ob Ehefrau, Mutter, Schwester, Tante, Freundin oder Kollegin; an diesem Tag zeigt Vietnam seine Liebe und seinen Respekt gegenüber den vietnamesischen Frauen. Und im ganzen Land bekommen Frauen Geschenke und Grüsse. Darüber hinaus werden an diesem Tag auch die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Errungenschaften der Frauen in Vietnam gefeiert.
Die Frauen aus unserer Nachbarschaft trafen sich schon zwei Tage zuvor zu einem Meeting. Am 20. Oktober luden wir zur Party im Floating House. Anschliessend gingen wir noch auf den neu errichteten (privaten) Fussballplatz und Schwimmbad, wo die Frauen auf Einladung des Besitzers ein Fussballturnier austrugen.
Die Ladies Day Party im Floating House.
Männerbeschäftigung ;-)
Unsere Fussballerinnen.
Stolze Siegerinnen.
Nachfolgender Text stammt von der Website (https://br24.com/de/vietnamesischer-frauentag)
Das alte vietnamesische Sprichwort «Giặc đến nhà đàn bà phải đánh» – «Wenn der Feind vor der Tür steht, zieht die Frau in den Kampf.» zeigt, dass die Rolle der Frauen in Vietnam seit langem mit dem Kampf für die Unabhängigkeit verbunden ist.
Am 20. Oktober 1930 schlossen sich vietnamesische Frauen, unterstützt von der Kommunistischen Partei Vietnams, gegen den Imperialismus zusammen und bildeten eine Organisation, die später Vietnam Women’s Union genannt wurde. Seitdem feiert Vietnam diesen Tag, um die Organisation und die vietnamesischen Frauen zu ehren.
Eine der größten Herausforderungen, denen sich vietnamesische Frauen stellen müssen, ist sicherlich Geschlechterungleichheit. Wie in vielen Länder der Welt, mussten auch die Frauen in Vietnam um ihre Rechte und ihre Stellung in der Gesellschaft kämpfen. Doch in den letzten Jahrzehnten hat sich die Stellung der Frauen Vietnam stark gewandelt. So gibt es zum Beispiel für Frauen keine Einschränkungen mehr in Bildung und Berufswahl. Betrachten wir nur einmal die Tatsache, dass mit Đặng Thị Ngọc Thịnh Vietnam eine Vizepräsidentin in der Regierung hat.
Gestern luden die Kriegsveteranen aus der Region zu ihrem alljährlichen Treffen. Es war für mich eine besondere Ehre, dass sie darauf bestanden, auch mich einzuladen. Ich lehnte zuerst ab, mit der Begründung, das sei ihr Festtag, ich hätte da doch nichts verloren. Doch das liessen sie nicht gelten und so traf ich im Garten von Chiens Haus auf über 30 gutgelaunte Kriegsveteraninnen und -veteranen. Wir tranken Bier und assen leckere vietnamesische Gerichte. Es wurde viel gelacht und ja: Karaoke durfte natürlich auch nicht fehlen.
Mal ganz unter uns: So der richtige Gärtner bin ich nicht. Nach einer Stunde Unkraut jäten, Pflanzen giessen oder Büsche zurückschneiden, zieht es mich zu anderen Arbeiten hin. Ein halber Tag Gartenarbeit ist schon fast eine Qual. Das war schon früher so und wird sich wohl auch nicht mehr ändern.
Hiep ist da ganz anders. Die Gartenarbeit ist ihre Passion und sie scheut auch vor den Maschinen nicht zurück. Ich bewundere sie, wie sie vermummt (nur noch die Augen sind zu sehen) in der Sonne arbeitet und den Garten instand hält.
Der Lohn ihrer Arbeit: unser eigenes Gemüse und der herrliche Garten (siehe Cover) mit seiner Farben- und Blütenpracht, die immer wieder auch auf Fotomotiven von Gästen im Facebook zu sehen ist.
Endlich! Seit meinem letzten Versuch mit der motorisieren Fähre (siehe Video in Facebook) ist schon mehr als ein Monat vergangen und der Pegelstand merklich gestiegen. Kaum war der Motor getestet musste ich feststellen, dass bei stürmischem Wetter die Fähre so nicht funktioniert. Ein Rückwärtsgang muss sein. Und der Longtail-Motor hat so was nicht.
Als Lösung sah ich nur einen Aussenbordmotor. Doch die sind (auch in Vietnam) nicht gerade billig. Völlig unklar war mir zudem die benötigte Motorenstärke und Länge (Schaft) des Motors. Internet-Recherchen und erste Erkundigungen beim offiziellen Yamaha-Händler in Ho Chi Minh City zeigten schnell: 15 PS sollten es sein und ein neuer Motor ist für meinen Zweck zu teuer.
Also gingen wir auf die Suche nach einem Occasions-Händler. In Nha Trang wurden Hiep und ich fündig und ich kaufte (nur auf Sicht und Vertrauen) einen Suzuki 15 PS. Das Innenleben sah gut aus und der Händler garantierte mir, dass er in einer Woche surren würde, als hätte er erst ein paar Betriebsstunden auf dem Zylinder.
Als der Motor revidiert war, ging Hiep mit dem Bus nach Nha Trang und brachte am nächsten Tag den Motor. Heute haben wir das nötige Eisen auf der Fähre geschweisst, den Motor montiert und siehe da: alles funktioniert, so wie ich es mir vorgestellt habe. Wie es dann aussieht, wenn acht Personen auf der Fähre sind, werden wir später sehen.
Hier am Krong Buk Ha demonstrieren keine Umweltaktivisten mit grüner Farbe wie an der Limmat in Zürich (https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/limmat-in-zuerich). Auch die Freitags-Demo ist (soviel ich weiss) in Vietnam noch nicht angekommen. Zum Glück!
Aber unser See sagt uns, wie intensiv das Leben sein kann. Manchmal, wie heute, auch giftgrün!
Also: Nehmt Rücksicht auf die Natur, denn unser See demonstriert. Oder habe ich mit der grünen Farbe was falsch verstanden?
In vielen Provinzen Vietnams fanden in diesen Tagen Vollmondfest-Veranstaltungen statt. Gestern wurde auch in unserem Dorfteil (Thon 10 von Krong Buk) mit den Schülern das Vollmondfest gefeiert. Die Schüler trugen Gedichte vor oder sangen ein Lied und die in unserem Dorfteil engagierten Erwachsenen überbrachten Glückwünsche an die Kinder oder hatten zur Dekoration leuchtende Sterne gebastelt. Zum Abschluss gab es für die Kinder ein Sack voller Süssigkeiten.
Sterne zur Dekoration.
Die Süssigkeiten werden abgepackt.
Gesangs-Vortrag einer Schülerin.
Einige schnappten sich schon vorher etwas Süsses.
"Ob ich auch was kriege?
Die Süssigkeiten werden verteilt.
Wir sind mit dem Radl da.
Die letzten drei Tage zog ein Sturmtief über den Norden Vietnams, wir bekamen die Ausläufer mit Starkwinden und ebensolchen Regenschauern zu spüren. Der Pegelstand des Krong Buk Ha stieg rasch an und nun schwimmt auch das Floating House wieder.
Die Verankerung hat den starken Winden, die von Südwesten her über den See peitschten, stand gehalten (siehe mein Video auf Facebook ).
Nicht so das Boot eines Fischers. Innert kürzester Zeit füllte es sich mit Wasser und sank. In den ersten Sekunden des Videos ist der Motor des Fischerbootes gerade noch zu erkennen. Kurz bevor es ganz im Wasser verschwand, konnte das Boote mit Hilfe des Zweiachsers noch an Land gezogen werden.
Wenn wir Nachbarn und Freunde zur Party einladen, dann bringen die Gäste in Absprache mit Hiep immer Essen mit. Ein frischer Fisch von der Fischfarm, Huhn zum grillieren, Kalb oder Schweinefleisch. Damit kochen dann Hiep und die anderen Frauen wunderbare Gerichte, während sich die Männer (siehe Bild unten) dem Billardspiel widmen. (Alle können ja nicht kochen, wenn gleich die nicht Mitspielenden vielfach in der Küche aushelfen und Rüstaufgaben übernehmen.)
Zur Feier des Tages (vietnamesischer Nationalfeiertag) wurde noch eine Spezialität gebracht: ein schwarzes Huhn.
Voller Stolz drückte mir Hau, er ist der Chef des regionalen Marktes, das schwarze, gerupfte und ausgenommene Tier in die Hand. Ich versuchte, ihn meine Abneigung nicht anmerken zu lassen, aber schwarzes Hühnerfleisch?!
Für mich sah das krank und ungeniessbar aus. Für ein «cảm ơn» (danke dir) reichte es gerade noch, dann übergab ich das Tier Hiep.
Beim Schwarzen Huhn (Ayam Cemani) handelt es sich um eine Hühnerrasse aus Indonesien. Das auffälligste Merkmal des Cemani ist die Tatsache, dass es komplett schwarz ist. Nicht nur das Gefieder, die Kopfattribute (Kamm und Kehllappen), sondern auch die Augen, die Haut, das Fleisch, die Knochen, die Krallen und beinahe auch das Blut sind pechschwarz (Letzteres hat eine tief schwarzrote Färbung). Die schwarze Färbung ist auf ein seltenes, aber natürliches genetisches Charakteristikum zurückzuführen, bei dem es sich um eine Hyperpigmentierung handelt.
Das Ayam Cemani gilt durch sein schimmerndes schwarzes Federkleid und finstere Fleisch als eines der schönsten Hühner der Welt. Es ist so spektakulär und exotisch, dass es sogar als «Lamborghini des Geflügels» bezeichnet wird. Das Fleisch soll proteinreicher und fettarmer sein. Auch im Geschmack soll das Fleisch des Ayam Cemani gewöhnliche Hühner schlagen. Letzteres kann ich wirklich bestätigen. Es hat fantastisch geschmeckt, aber die schwarze Farbe des Fleisches schränkte meinen ultimativen Genuss doch etwas ein.
Durch die steigende Nachfrage nach schwarzen Hühnern gibt es mittlerweile auch Farmen in Deutschland, den Niederlanden und den USA. Besonders beliebt ist das pechschwarze Geflügel aber in China, wo die Tiere zu horrenden Preisen gehandelt werden.
Die Infos zum Ayam Cemani stammen von folgenden Websites:
Es sieht auf den zwei Bildern fast aus wie früher (eine planierte Skipiste im Sommer) in den Schweizer Bergen. Doch dem ist nicht so. Wir durften das Ufer planieren, damit wir – wenn das Floating House wieder floated, was in ein paar Tagen der Fall sein sollte – besser mit der Fähre anlegen können. Doch einfach wird das nicht.
Die Umstellung von der mit Seilen handbetriebenen Fähre, wie wir sie bis anhin hatten, zur motorbetriebenen wird nicht einfach, dies vor allem bei stärkeren Winden. Zudem ist mir noch nicht wirklich klar, wie ich die Fähre, ist sie mal an Land, wenden kann, wenn sie mit sechs Personen besetzt ist. Ein System dazu habe ich mir ausgedacht, ausprobieren kann ich es aber erst, wenn der Pegelstand genügend hoch ist.
Am Ende gilt: Daumen drücken und: Vietnam lässt viel Raum für Improvisation.
Gerne bewege ich mich ausserhalb der Hauptverkehrsrouten. Insbesondere in meiner näheren Umgebung leben noch etliche Menschen in sehr bescheidenen Verhältnissen. Der Tourismus macht hier nur spärlich halt, bringt also kaum Devisen.
Die Familien, vielfach einfache Bauern, erarbeiten sich den Lebensunterhalt mit Bananen-, Kaffee-, Mais- oder Reis-Anbau, betreiben ein kleines Kaffee oder eine Suppenküche. Bei Preisen von 80 Rappen für eine Fleischsuppe (Pho Bo) oder 40 Rappen für einen Kaffee bleibt am Ende des Tages nicht viel hängen. Trotzdem fällt mir immer wieder auf, wie viel gelacht wird und was für eine ansteckende Lebensfreude viele Menschen hier ausstrahlen.
Wenn ich an meine Zeit in der Schweiz zurückdenke, sehe ich mit Schrecken die morgendlichen Zürcher S-Bahn-, Tram- und Bus-Pendler-Gesichter: Griesgrämig, unfreundlich, mürrisch. So als müssten sie jedem beweisen, dass Lachen des Teufels ist.
Siehe dazu auch PicTapas «Children of Vietnam» https://www.behance.net/gallery/84487075/Children-of-Vietnam
Die Honda SS50 (SS für SuperSport) sah ich das erste Mal in den Strassen von Saigon. Ihre elegante, agil wirkende Rahmenform stiess mir sofort ins Auge. Als ich dann erfuhr, wie alt die Dinger sind, die Honda SS50 wurde von 1966 bis 1976 gebaut, da war mir klar, so ein 50ccm-«Maschinchen» (3,8 kW bei 9950/min) möchte ich auch haben.
Seit gestern bin ich nun stolzer SS50-Besitzer. Der (im Vergleich zu meiner Kawa Z1000 - 104,5 kW bei 10000/min) «Sackgeldverdunster» ist in einem guten, fahrbaren Zustand und mit den notwendigen Papieren versehen. Einige Kleinigkeiten werde ich jedoch reparieren und später die ganze Maschine restaurieren.
Gemäss Verkäufer ist die SS50 53 Jahre alt, also Baujahr 1966. Zur Erinnerung: Ich bin Baujahr 1957. Wir beide sind also fast gleich alt, machen aber in den Tropen immer noch einen guten Eindruck - zumindest (siehe die SuperSport im Cover und die Bilder unten) der rollende Teil von uns beiden.
Ein Rohr, wie ein Grosser!
Irgend wie niedlich, das 50ccm-«Maschinchen»
SuperSport: das sieht doch jeder!
Ist nicht wirklich original, sieht aber gut aus.
Bambus ist nicht nur ein hervorragendes Baumaterial (siehe unser Bamboo-Bungalow); die einheimische Pflanze hinterlässt auch auf der Speisekarte als zartes Gemüse, in Salaten oder Suppen einen hervorragenden Eindruck. Bei uns jedenfalls steht Bambus immer mal wieder auf dem Menüplan, denn Bambus gilt auch als sehr gesund, aber Vorsicht: roh können Bambussprossen giftig sein. (Im Cover: Bambus-Spossen frisch vom Markt)
Die folgenden Informationen stammen grösstenteils von der Website eat smarter. Eine Site zum Thema Food, die ich nur empfehlen kann.
Bambussprossen sind ein spargelartiges Gemüse aus Asien. Sie sind im asiatischen Raum sehr beliebt und können frisch auf dem Markt gekauft werden. In Vietnam wird besonders an Tet ein Eintopf-Gericht mit Bambus und Rindfleisch aufgetischt.
Wegen des fast neutralen Geschmacks können Bambussprossen bestens mit jedem anderen Gemüse sowie mit Fisch, Fleisch, Geflügel oder Garnelen kombiniert und nach Lust und Laune scharf oder eher mild gewürzt werden.
Die Pflanze an sich ist ein Riesengras, das bei essbaren Sorten saftige Triebe ausbildet. Am zartesten ist der so genannte Winterbambus, der sich ernten lässt, sobald sich die Spitzen der Sprossen durch die Erdoberfläche schieben.
Ausgereifte Sprossen sind von einer harten Blattscheide umgeben, die sich aber vor der Zubereitung gut entfernen lässt und so den zarten, hornförmigen Sprosskern freigibt. In den europäischen Raum kommen die Bambussprossen meist in Dosen oder tiefgefroren. Im Angebot sind sie dann in Form von Stücken, Scheiben oder Raspeln. Inzwischen gibt es einige Asia- und Fachgeschäfte, die frische Bambussprossen anbieten. Eingesalzene, getrocknete Bambussprossen müssen vor ihrer Verwendung eingeweicht und gründlich abgespült werden
Und hier die auf https://eatsmarter.de/lexikon/warenkunde/gemuese/bambussprossen aufgeführten Fakts:
Bambussprossen
- ...wirken sanft entwässernd: Mit ihrem hohen Gehalt an Kalium helfen Bambussprossen dem Körper dabei, seinen Flüssigkeitshaushalt zu regulieren und überschüssiges Wasser schneller zu entsorgen.
- ...sind günstig für Diabetiker: Da Bambussprosse nur sehr wenige Kohlenhydrate enthalten, eignen sie sich hervorragend als Zutat für die Diät bei Diabetes: 100 g haben nur ganze 0,1 Broteinheiten (BE)!
- ...bieten relativ viel Eisen: Bambussprossen bringen zwar einige Mineralstoffe wie vor allem Calcium, Magnesium und Phosphor. Aber auch hier gilt: Die Mengen sind überschaubar. Eine Ausnahme ist der Gehalt an Eisen und an Jod: In 100 g Bambussprossen stecken immerhin gut 4 Prozent bzw. 3 Prozent des täglichen Bedarfs.
- ...haben mehrere Vitamine: Ob Vitamin A, C, E oder B-Vitamine: Sie sind alle in Bambussprossen zu finden, allerdings in sehr bescheidenen Mengen.
- ...enthalten kaum Kohlenhydrate: Zu gut 90 Prozent bestehen Bambussprossen aus Wasser – entsprechend wenige Kalorien und Kohlenhydrate enthalten sie denn auch. Das macht Bambussprossen zum perfekten Low-Carb-Gemüse.
- ...können roh giftig sein: Rohe Bambussprossen zu knabbern, ist keine allzu gute Idee: Sie können giftige Blausäure enthalten, die erst beim Garen unschädlich gemacht wird.
- ...tun Kindern nur in Massen gut: Auch wenn normalerweise in gekochten Bambussprossen die giftige Blausäure meistens nicht mehr nachweisbar ist, können in manchen Fällen dennoch Spuren vorhanden bleiben. Kinder sollten darum Bambussprossen nur selten und in kleinen Mengen essen.
Mir bleibt das nur noch zu sagen: En Guetä. Und solltet ihr mal bei uns in Krong Buk vorbeikommen, Bambus wird sicher auf dem Speiseplan stehen.
Aus Hieps Küche: Schweinsvoressen mit Bambus-Sprossen.
Unser Bambus-Vorrat für die nächsten Tage: Gekocht und in Scheiben geschnitten ein Genuss!
In unserer Region (Dak Lak) ist der Juli mit 245 mm neben August (299 mm) und September (286 mm) der drittstärkste Regenmonat. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Es hat im Juli noch kaum geregnet, entsprechend tief ist der Pegelstand des Krong Buk Ha. Es heisst, wir seien nahezu am absoluten Pegel-Tiefststand.
Das Floating House floatet schon seit geraumer Zeit nicht mehr, und unsere Fähre ist während unserer Schweizreise gestrandet. Derzeit laufen Überlegungen, das Floating House weiter auf den See hinaus zu bringen, damit es auch bei Pegeltiefststand nicht aufsetzt. Das bedeutet aber, dass wir die Fähre motorisieren. Dass ich Abschied von der Seilzugfähre nehmen muss, ist aber kaum mehr aufzuhalten, denn auch bei der jetzigen Verankerung des Floating Houses wird die Distanz bei Pegelhöchststand für eine Seilzugfähre zu weit sein.
Der ausbleibende Regen macht vor allem den Bauern in Zentralvietam zu schaffen. Wie «Viet Nam News» in seiner Onlineausgabe schreibt, erleben die Zentralprovinzen ein «beispielloses Wetter». Extreme, anhaltende Hitze bedroht das Vieh und die Ernte von Tausenden von kleinen Haushalten». Und weiter heisst es: Im Bezirk Hoài Anh wurden wegen des Wassermangels bereits 860 ha, darunter 200 ha Reis, zerstört.
Auch aus unserer Umgebung erhalten wir schon Nachrichten von ausgetrockneten Grundwasserbrunnen. Dadurch, dass mir empfohlen wurde, für unsere Wassergewinnung 80 Meter tief zu bohren, haben wir, obwohl wir die Pumpe auch schon ein erstes Mal absenken mussten, immer noch fast 20 Meter zusätzliche Kapazität.
Siehe dazu auch die mit dem Handy fotografierte Bilderfolge 'Drilling for water' zu diesem Text ist zu finden auf pictapas.ch.
Blick hinauf: Etwas unterhalb der Bäume ankert die Fähre bei Pegelhöchststand (das ganze Maisfeld liegt dann unter Wasser; siehe Bild unten).
Klima Dak Lak: https://www.swisshousebythelake.com/index.php/de-ch/swiss-house-by-the-lake/klima
Wer seinen Lebensmittelpunkt von der Schweiz in den südostasiatischen Raum verlegt, muss flexibel und bereit für Neues sein. Beim Heimweh-Freiburger Daniel Kauer kommt noch eine grosse Portion Pioniergeist hinzu. (Dieser Post wurde als Artikel am 20. Juli 2019 in den Freiburger Nachrichten erstmals publiziert.)
Fast die Hälfte seines bisherigen Lebens hat der 55jährige Daniel Kauer in Freiburg verbracht. Er kommt ins Schwärmen, wenn er von seinem «wunderschönen, zweisprachigen Freiburg mit seinem einzigartigen Charme» erzählt. Trotzdem: seinen Entschluss nach Vietnam auszuwandern und mit seiner vietnamesischen Frau Trân in Nha Trang in Zentralvietnam eine neue Existenz aufzubauen, bereut er nicht, ist er heute doch stolzer Besitzer von «Kilo Distillery & Bar».
Daniel Kauer, oder Kilo, wie er seit seiner Matura-Zeit genannt wird, brennt Edeldestillate aus Ananas, Bananen, Passionsfrüchten und Trauben. Aber auch einen Ruhm und einen Kräutergeist hat er im Angebot. Und in der zukünftigen Produktionspipeline stehen Edelbrände aus Jackfruit und Mango, Noni-Geist, verschiedene Liköre und, man höre und staune, Bananenwein.
Dass er es aber überhaupt so weit gebracht hat, ist nicht selbstverständlich. Denn es gibt weder Literatur, noch gibt es im Internet Angaben über Destillate aus diesen tropischen Früchten. Und die Vietnamesen haben lediglich Erfahrung in der Herstellung von Reisschnaps. Also machte Kilo, das was er am besten kann, er spielte Pionier.
Wie alles begann
Es war im Jahr 2009 als er nach einem üppigen vietnamesischen Essen einen Reisschnaps als Digestif vorgesetzt bekam. Dieses (neben Bier) vietnamesische Nationalgetränk brachte ihn auf die Idee: «In den Tropen gedeihen so tolle Früchte, daraus müsste sich doch was brennen lassen.»
Zwei Jahre später absolvierte er einen Brennkurs. Ergänzend fügt Kauer hinzu: «Als Dozentin war da u.a. auch die schweizerische ‘Schnapspäpstin’ Sonja Petignat-Keller von Agroscope, dem Kompetenzzentrum des Bundes für landwirtschaftliche Forschung. Im Anschluss an diese Ausbildung exportierte er eine 25-Liter-Kleinstbrennerei nach Vietnam und machte erste Tests, als er mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Nha Trang Ferien machte.
Da in den Versuchen wirklich feine Destillate entstanden, wurde aus Deutschland eine professionelle 150-Liter-Anlage nach Vietnam verschifft und in den folgenden Jahren wurden in den Ferien weitere Brennversuche unternommen.
2018 dann war es soweit: Trân und Kilo, seit 1996 verheiratet und in der Schweiz lebend, wanderten mit ihren Söhnen Olivier und Nevio nach Vietnam aus und die grosse Aufbauarbeit begann. Egal ob es um Bewilligungen, das Einrichten der Brennerei oder um den Einkauf von Früchten ging: Der Start war nervenaufreibend, denn der vietnamesische Alltag und die Bürokratie können ganz schön anstrengend sein. Doch die Mühsal scheint sich gelohnt zu haben.
2018 der erste Edelbrand auf dem Markt
Im selben Jahr kam der erste Ananas-Edelbrand aus dem Hause Kilo auf den Markt. Fast 3 Tonnen Ananas, wurden gerüstet, vergärt, destilliert und anschliessend noch gelagert, damit der Edelbrand genussreif abgefüllt werden konnte. Und abgefüllt wird nicht in herkömmliche Flaschen, auch dafür hat sich Kauer etwas Besonderes ausgedacht. Die Flaschen sind so konzipiert, dass sie gestapelt werden können. Zwei 5-dl oder vier 2,5-dl-Flaschen mit verschiedenen Erzeugnissen ergeben gesamthaft einen Liter Edelbrand, der als Souvenir problemlos in die Schweiz oder andere Länder exportiert werden kann.
Zu Kilos Kunden zählen Restaurants in Vietnam, die von Expats besucht werden. Es kommen aber auch Touristengruppen und am Wochenende wird inmitten all dieser Edelbrände die Bar mit Livemusik geöffnet. Und wenn der Brennmeister himself dann in die Saiten greift, ist die Stimmung in Kilos Brennerei auf dem Höhepunkt.
Legende Cover-Bild: Hat seinen Spitznamen aus der Maturazeit bis nach Nha Trang hinübergerettet: Der Heimweh Freibuger Daniel Kauer, alias Kilo, betreibt mit seiner Frau Trân in Zentralvietnam eine Destillerie für Edelbrände aus tropischen Früchten.
Wenn die reifen Früchte (im Bild Ananas) angeliefert werden, ist Eile angesagt: In Handarbeit werden Tonnen von Früchten gerüstet.
Stapelbare Flaschen: Zwei 5-dl oder vier 2,5-dl-Flaschen mit verschiedenen Erzeugnissen ergeben gesamthaft einen Liter Edelbrand, der als Souvenir problemlos in die Schweiz oder andere Länder exportiert werden kann.
Gestern, nach dem Krong Buk Fussballturnier, besuchten uns ein paar Kinder aus der Nachbarschaft. Sie alle kamen mit dem Fahrrad, zwei auf einem alten E-Bike. Und auch wenn, wie im Cover, das Fahrrad weder Bremshebel noch eine Schaltung hat, ein nach unten gebogener «Rennlenker mit fetten Griffen» muss sein. Und wer wissen will, wie man ein Fahrrad ohne Bremsgriffe verzögert, dem sei gesagt: Um eine Bremswirkung zu erzielen, wird der Badelatschen von hinten auf das Vorderrad gedrückt. - Da darf man, wie Figura zeigt, wahrlich stolz sein, wenn man so ein Fahrrad sein Eigen nennt und derart bremsen kann.
Die Ê Ðê-Volksgruppe ist mit etwa 350’000 Menschen die zehntgrösste Minderheit Vietnams. Sie leben im Zentralen Hochland, überwiegend in der Provinz Đắk Lắk, will heissen in meiner erweiterten Nachbarschaft. Die nachfolgende Zusammenfassung über die Ê Ðê verdanke ich Cathrin Karras. Die Autorin stammt aus Bad Saarow, wohnt in Luong Son (Hòa Bình, Nord Vietnam) und ist dort als Lehrerin tätig. (https://www.facebook.com/cathrin.karras)
Die Gesellschaft der Ê Ðê ist nach dem Matriarchat organisiert. Das Dorfoberhaupt ist zwar ein Mann, aber der leitet die Geschicke der Gemeinde immer im Namen seiner Frau. Die Initiative für eine Hochzeit geht von dem Mädchen aus. Der Mann lebt immer in der Familie seiner Frau. Kinder bekommen den Familiennamen der Mutter. Söhne haben keinen Anspruch auf Erbe. Stirbt eine Frau vor ihrem Mann, wird sie durch eine ihrer Verwandten ersetzt. Findet sich in der Familie der Frau niemand, der diese Rolle übernehmen kann, muss der Mann zu seiner eigenen Familie zurückkehren.
Traditionell leben die Ê Ðê in Grossfamilien in sogenannten Langhäusern auf Stelzen (Im Cover: Direkt in meiner Nachbarschaft: Ein Langhaus in Krong Buk). So ein Haus kann je nach Grösse der Familie mehr als 100 Meter lang sein. Es ist in zwei Bereiche aufgeteilt. Die eine Hälfte des Hauses besteht aus einem grossen Raum, der von allen Familienmitgliedern gemeinsam genutzt wird. Die andere Hälfte ist in viele kleine Räume unterteilt, die jeweils einem Paar vorbehalten sind. Frauen und Männer betreten das Haus über verschiedene Treppen.
Beim Bau eines neuen Hauses helfen alle Dorfbewohnen entweder mit Material oder mit ihrer Arbeitskraft. Zur Einweihung des Hauses wird entlang der Wand eine Baumreihe angepflanzt. Zuerst betreten die Frauen der Familie, angeführt vom weiblichen Familienoberhaupt, das neue Haus. Sie führen dabei Wasser und Feuer mit sich, um dem Haus Kälte und Hitze zu geben.
Im Laufe des letzten Monats des Mondkalenders feiern die Ê Ðê viele Feste. Das wichtigste dieser Feste ist die Danksagung für eine gute Ernte. Wohlhabende Familien töten einen Büffel als Opfergabe, ärmere ein Schwein oder ein Huhn. Es gibt Rituale, die für Glück und Gesundheit sorgen sollen. Angebetet werden der Schöpfer Ae Die, der Geist des Reises und viele andere.
Die Ê Ðê haben eine reichhaltige kulturelle Tradition von Mythen, Märchen und Legenden wie das Klei Khan Y Dam San, ein berühmtes Epos in sieben Kapiteln über den berühmten Stammeshäuptling Ðam San. Es besteht abwechselnd aus Liedern, Rätseln und Geschichten und wird sehr lebhaft erzählt und mit Gebärden illustriert. Ausserdem sind die Ê Ðê sehr begabte Sänger, Tänzer und Musiker. Neben Gongs und Trommeln sind auch Ðing nam (eine Art Trompete), Ðing ktút (eine Flöte aus Bambus) und Streichinstrumente sehr beliebt.
Einen Grund für eine Party findet sich immer. Gestern wurde zum Abschied seiner Tochter bei unserem Nachbarn gefeiert. Pham Thi Huyen (Bildmitte im roten Kleid) geht nun für Studium und Arbeit nach Japan. Fünf Jahre wird sie weg sein.
Alle Nachbarn aus der Umgebung waren eingeladen und es war – wie immer wenn wir alle zusammen sind – ein fröhliches kleines Fest mit viel Gelächter. Damit die 19jährige Pham auch einen ordentlichen Start in der Fremde hat, brachten ihr alle einen Briefumschlag mit etwas Geld.
Wenn jemand nicht erwünscht ist oder man ihn nicht sehen will, so wünscht man ihn im deutschen Sprachgebrauch dorthin «Wo der Pfeffer wächst». Früher war das ganz schön weit weg, denn ursprünglich kommt der Pfeffer aus Indien.
Heute ist Indien dank Flugzeug schnell und einfach zu erreichen und auch in Vietnam wird Pfeffer angebaut. Meine beiden Nachbarn, Hai (links im Coverbild) und Minh (rechts) sind zwei stolze Pfeffer-Plantagenbesitzer. Als sie von unserer Reise in die Schweiz erfuhren, sagten sie: «Du lebst jetzt da wo der Pfeffer wächst. Wir schenken dir Pfeffer, damit du deine Freunde damit überraschen kannst.»
Ein paar Tage später standen sie da. Je ein Kilo frischer Pfeffer in einem Plastiksack, den ich jetzt in die Schweiz importieren werde.
Ich hoffe, mit einem Kilo pro Person überschreiten wir die Höchstmenge nicht, aber wirklich verlässliche Angaben habe ich im Internet nicht gefunden. Aber als ehemaliger Mitarbeiter Kommunikation in St.Galler Amt für Verbraucherschutz und Veterinärwesen (AVSV), liess mich das Thema natürlich nicht los. Bei der deutschen Verbraucherzentrale stiess ich auch folgende Meldung zum Thema «Gewürze als Urlaubsmitbringsel»:
«Die für die Europäische Union EU geltenden Grenzwerte wie zum Beispiel für Pestizide können in anderen Ländern - oft auch mangels Kontrollen - deutlich überschritten werden. Bei Kontrollen von Importen in die EU sind auch 2017/18 wieder viele Gewürze (vor allem schwarzer Pfeffer), frische und getrocknete Kräuter negativ aufgefallen und zurückgewiesen worden, weil sie zum Beispiel mit Schimmelpilzgiften wie Aflatoxinen und Ochratoxin und vor allem mit Keimen (Salmonellen, Coli-Bakterien, Bacillus cereus) belastet waren.»
Folgendes gilt es nun für meine Geschenke zu berücksichtigen: Mein Pfeffer ist kein Urlaubsmitbringsel sondern ein Natur-Produkt meiner Nachbarn, denen ich vertraue und mit denen ich mich sehr gut verstehe. Dabei handelt es sich um Kleinstplantagenbesitzer: Soviel ich weiss, werden Pestizide hier nicht in grossem Umfang eingesetzt, der Pfeffer wird trocken geerntet und anschliessend gut ausgetrocknet. Und zweitens: Seit drei Jahren esse ich nun fast ausschliesslich frische Produkte von hier. Und mir geht es wunderbar.
Es gibt Bilder, da braucht es eigentlich fast keine Worte. Insbesondere wenn man Hiep’s Lachen sieht. Trotzdem, eine kurze Erklärung muss sein: Nach einer Party im Floating House bringt Hiep die Utensilien ins Haus zurück. Im Vordergrund: Gaskocher, grosse Pfanne in der Reissuppe serviert wurde und obenauf Teller mit Essensresten. Da fällt nach einer vietnamesischen Party mit 32 Gästen schon allerhand an. Im hinteren Korb Geschirr für den Abwasch. Übrigens: Geschirr wird bei uns nicht wie in der Schweiz üblich mit einem Tuch oder in der Maschine getrocknet, sondern einfach an die Sonne gestellt.
Er war erst 18 Jahre alt, doch der junge Mann posaunte eine ebenso klare wie provokative Ansage in die Welt hinaus: „Die Hälfte meines Lebens möchte ich noch frei haben. Ich gehe für mich von einer Lebenserwartung von 70 Jahren aus. Deshalb werde ich bis 35 so viel Geld erwirtschaftet haben, dass ich mich zur Ruhe setzen kann“. Das war vor nunmehr gut 37 Jahren.
Er, das ist Thomas Weingärtner, ein seit 19 Jahren in Hoi An (Zentral Vietnam) lebender Deutscher. 54 und seit dem 35. Lebensjahr – wie vor fast 40 Jahren angekündigt - Pensionär, oder besser Privatier. Mit 35 hatte er es geschafft und genügend Geld, um dank der Zinsen, die auf sein angespartes und selbst erarbeitetes Kapital ausbezahlt wurden, in ein Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten auszuwandern.
Sein Ziel war Thailand. Doch Thomas wäre nicht Thomas, wenn er vor der Auswanderung nicht noch eine Nachkalkulation gemacht hätte. Ernüchternd musste er feststellen, dass in den Jahren vor seiner Auswanderung die Lebenshaltungskosten in Thailand derart gestiegen waren, dass er nun „zu arm“ für sein Traumziel war.
Länger arbeiten kam für ihn aber ebenso wenig infrage wie unter dem Kalkulationsziel zu leben. Das hiess in Thomas‘ Konsequenz: „Ich muss ein Land finden, das meinen Kalkulationsvorstellungen (ein Viertel der Zinseinnahmen muss fünf Monatsgehältern entsprechen) gerecht wird“. Und so kam er nach Hoi An, eine Stadt in Zentral Vietnam, die er schon von früheren Reisen kannte und wo er, wie in vielen anderen Ländern auch, Bekanntschaften geschlossen hatte.
So traf er auch seine Frau und schon bald wurde geheiratet. Doch das süsse Nichtstun, so musste der knallhart kalkulierende Perfektionist, der nichts dem Zufall überlässt und auch vom Warten auf glückliche Fügungen wenig hält, bald einmal feststellen, lag ihm nicht im Blut. Er musste etwas tun. Arbeiten. Oder aus heutiger Sicht betrachtet: Er musste sein Geld vermehren. Was er mit 18 Jahren begonnen hatte, musste er weiterziehen. Fast schon zwanghaft.
Es begann mit der Gründung eines Reiseunternehmens. Thomas verbrachte einzelne Urlaubstage mit deutschsprachigen Reisenden und zeigte ihnen sein Vietnam. Bald folgte der Export von Marmorfiguren und geschnitzten Holzläden. Ein kleines Hotel kam hinzu. Bald folgte das zweite, dann ein kleines Café. Grundstücke wurden, wo günstig angeboten gekauft und später, als das Wachstum von Hoi An zunahm, gewinnbringend wiederverkauft. Thomas war und ist aber auch zur Stelle, wenn Liegenschaften in seiner Nähe aus Liquiditätsgründen verkauft werden müssen oder er vergibt (natürlich gewinnbringend) kleinere Kredite. Mit all dem hat er in diesen 19 Jahren ein kleines Imperium mit Homestays, Cafés, Eigentumswohnungen, Grundstücken, Tourismusunternehmen und dem Export aufgebaut.
Sparen ist der rote Faden, der sich durch sein Leben zieht, wie die Luft zum Atmen gehört: „Wen ich essen gehe, dann esse ich nicht unbedingt das, was mir wirklich schmecken würde, sondern das, das auch gut und günstig ist“.
Hoi An ist eine alte Handelsstadt an der vietnamesischen Zentralküste. Sie ist für die gut erhaltene Altstadt mit zahlreichen Flüssen bekannt. In der Architektur spiegelt sich die bunte Geschichte der Stadt wider: chinesische Shophouses und Tempel in Holzbauweise, farbenfrohe Gebäude aus der französischen Kolonialzeit und die typisch vietnamesischen schmalen Stadthäuser mit ihren kunstvoll gestalteten Fassaden.
Ein pitoresk romantisches Städtchen, mit vielen sehenswerten Häuserzeilen und Lichterspielen in den Abendstunden. Ein gefundenes Fressen für Fotografen und Selfie-Liebhaber. Doch leider gibt es auch ein Aber: Hoi An ist proppenvoll mit Touristen, die carweise die Gassen überfluten.
Wer aber das Glück hat, Thomas Weingärtner zu treffen, für den ist Hoi An und die Region mehr als eine Reise wert. Denn das Wissen um die Geschichte und Entwicklung Vietnams, im Speziellen über die Region Da Nang und Hoi An und die kulturellen Eigenheiten dieses ehemals gespaltenen und kriegsgeplagten Landes gepaart mit Weingärtners Hang zur Perfektion ist für den wissbegierigen Asienreisenden eine wahre Goldgrube, in der alles bis ins letzte Detail geplant ist.
Legende zum Coverbild: Besuch der Ky Anh Tunnels rund 50 km ausserhalb von Hoi An (von links): Axel Krauss (ein in Vietnam lebender Deutscher), Herr Ta (Guide in den Ky Anh Tunnels) und Thomas Weingärtner.
Vietnames Heroic Mother Monument bei Tam Ky.
Trommelbauer ausserhalb Hoi An.
Website Thomas Weingärtner: http://www.tvh-travel.de
Jetzt ist es offiziell und für ein Jahr beglaubigt: Ich lebe noch! Und dann ist da noch eine Sucht.
Es ist ja schon irgendwie komisch, wenn man als Lebender eine Lebensbestätigung einholen muss. Aber die Schweizerische Ausgleichskasse SAK der Zentralen Ausgleichsstelle ZAS im Eidgenössischen Finanzdepartement verlangt eine solche.
Ich weiss, für viele (Pensionisten), die im Ausland leben, ist das ganz normal. Aber für mich ist es meine erste Lebensbestätigung und es ist wie damals, als ich als kleiner Junge im Skiurlaub mit meinen Eltern in Sörenberg das erste Mal eine schwarze Skipiste runter brettern durfte: Ein Hurra!-Gefühl. Grossartig und voller Emotionen.
Beim nächsten Mal war, unten am Skilift angekommen, das Hurra-Gefühl schon nicht mehr so gross und mit der Zeit brauchte ich auf der Skipiste neue Herausforderungen. Das ist mit der Lebensbestätigung anders. Ich freue mich schon jetzt, so viele wie möglich einholen zu müssen und hoffe, das Hurra!-Ich-lebe-noch-Gefühl wird sich immer wieder einstellen.
Zudem habe ich hier keine Skier und schon gar keine schwarze Piste. Aber ich habe den See, derzeit ist das Wasser etwa 25 Grad warm, fast wie in der Badewanne in der Schweiz, und wenn ich mit dem Boot über den See tuckere, sorgt der Fahrtwind für angenehme Abkühlung.
Apropos Abkühlung: Seit wir das Floating House haben bade ich jeden Tag im See. Wenn es richtig heiss ist und man meint, von Saigon und anderen Grossstädten her die Klagen über die Hitze zu hören, bis zu sieben Mal am Tag. Fast schon eine Sucht.
Der Pegelstand des Krong Buk Ha ist nun fast auf dem Tiefpunkt. Das heisse und trockene Wetter der letzten Wochen hat an einigen Orten in der Provinz Dak Lak zu Wasserknappheit geführt. Brunnen trockneten aus, Pflanzen konnten nicht mehr bewässert werden und zum Überleben mussten die Menschen Wasser einkaufen.
Wir können uns hier am See glücklich schätzen. Denn auch wenn der Pegelstand nun um etwa 10 Meter gesunken ist, der Grundwasserpegel ist noch genügend hoch und unsere Pumpen bringen immer noch frisches Wasser an die Oberfläche. Zudem können die Bauern ihre Felder mit Wasser aus dem See bewässern. Ihre Pumpen laufen zum Teil Tag und Nacht.
Die Lage, so hat man mir gesagt, sollte sich nun etwas entspannen. Am Abend ziehen jeweils Gewitter auf und bringen den ersehnten Regen.
Im Cover: Kurz bevor das Gewitter aufzieht: Unsere Nachbarin hat ihre Feldarbeit beendet und geht nach Hause.
Was für Folgen es haben kann, wenn eine Bank einen defekten Bancomaten nicht kennzeichnet und die defekte Maschine weiter zugänglich lässt, habe ich im ersten Teil von «Oh du mein Grausen» beschrieben. Der zweite und letzte Teil fällt nun eher kurz aus.
Die Bank, in unserem Fall die BDO auf den Philippinen, ist nicht bereit, mir meine Kreditkarte auf einem wirklich sicheren Weg zuzustellen, obwohl der Fehler, dass die Karte eingezogen wurde, ganz klar auf Seiten der Bank liegt. Ich sollte innerhalb zweier Tage zurück nach Manila fliegen und die Karte abholen. Natürlich auf meine Kosten, auf wessen denn sonst? Da ich ohne Kreditkarte keinen Flug auf die Schnelle buchen kann, ein ziemlich haltloses Angebot. Aber soweit denken die bei der BDO wohl nicht.
Die Karte wird nun perforiert. Da ich in Vietnam lebe, habe ich erst in einem Monat (!) eine neue Kreditkarte.
Doch was lernen wir aus dem Verhalten der BDO: Fehler gibt es immer wieder. Die einen tun alles, um den Schaden, der durch ihren Fehler entstanden ist, zu minimieren und sich zu entschuldigen. Die anderen schreiben Emails voller leeren Worthülsen, entschuldigen sich schon gar nicht und unternehmen nichts, wirklich gar nichts, um den durch das Fehlverhalten ihrer Firma entstandenen Schaden in Grenzen zu halten. BDO gehört sicherlich zu letzteren.
Trotzdem darf ich sagen, dass ich ob all dem noch Glück habe: Ich bin kein Kunde und kein Angestellter dieser Bank, und so schliesse ich die Geschichte «Oh du mein Grausen» mit den Worten an alle BDO-Kunden und BDO-Angestellten: «Ihr habt mein Mitleid!»
Noch ein Wort zum Cover: Hier wird deutlich, was der Spruch «We find ways» wirklich aussagen soll. An erster Stelle und sehr prominent platziert die Kleinkreditvergabe für Autos und dergleichen. «We find ways» ist also nur der erste Teil des Slogans. Denn jeder weiss, dass Kleinkredite in den meisten Fällen der finanzielle Untergang einer Familie oder einer Privatperson bedeuten. Und so, wenn man das Cover als Ganzes betrachtet heisst der Slogan: «We find ways ….. to drive them to financial ruin».
Dies ist die Geschichte einer Kreditkarte. Es ist aber auch die Geschichte von einem 4-Sterne-Hotel mit einer 1-Sterne-Rezeption, einem ebensolchen Management und einer wenig hilfsbereiten Bank.
Während ich den ersten Teil dieser Geschichte schreibe, sitze ich an der Rooftop-Bar am Swimming-Pool des City Garden Grand Hotels in Makati (Philippinen). Den Abschluss von Teil 1 und die folgenden Episoden, ich wünsche mir, dass es nicht mehr viele geben wird, werde ich zuhause in Vietnam festhalten.
Ich hätte auf den Philippinen einen Schreib-Auftrag zu erledigen, doch ich vertrödle meine Zeit vor allem mit Kreditkartengeschichten und der Hotline der BDO Bank. Der Werbeslogan der BDO, «We find ways», klingt in diesem Fall wie blanker Hohn und ist so inhaltsleer, wie das Glas vor mir. Aber eines habe ich nun gelernt: Dir vertraut niemand. Alle glauben nur der Kreditkarte und die hat die BDO.
Doch beginnen wir von vorne: Ein Auftrag auf den Philippinen steht an. Nichts Grosses, aber spannend. Drei Tage Manila (genau Makati), dann zwei Tage Lipa City und zum Abschluss nochmals Manila.
Alles läuft wie geschmiert. Nach drei Tagen Makati City Garden Grand Hotel auschecken und in der nahegelegenen Century City Mall noch etwas Bargeld beziehen. Doch der Automat ist defekt. Weder ein Schild noch eine Plastikhülle über dem Kartenschlitz und schwupps, die Karte ist weg und kommt nicht mehr raus. Zwei Stunden lang versuchen eine nette Dame am Mall- Desk und ich über die Hotline der den Bancomaten betreibenden BDO-Bank, jemanden zu finden, der die Maschine öffnen und mir meine Karte zurückgeben kann. Leider vergeblich.
Am Ende erhalte ich eine Bearbeitungsnummer mit der ich, zusammen mit meinem Pass, am nächsten Tag meine Karte auf dem Hauptsitz der BDO abholen könne.
Mittlerweile ist der Wagen mit den Geschäftspartnern auf dem Weg nach Lipa City. Sie müssen Termine einhalten und ich sitze hier fest. Ohne Kreditkarte, ohne Geld, ohne Hotel. Ein paar Peso für ein Bier habe ich noch; es ist also Sparsamkeit angesagt.
Mein erster Gedanke, zurück ins City Garden Grand Hotel. Dort ist ja noch die über meine Kreditkarte bei BookingDotCom bestätigte und bezahlte Buchung ausstehend für die letzten beiden Tage in Makati. Diese müsste doch um zwei Tage vorzuziehen sein. Der erste Gedanke ist leider nicht immer der beste. Das Hotel lehnt ab mit der Begründung, über BookingDotCom gebuchte Zimmer könnten nicht umgebucht werden. Punktum.
Meine Geschäftspartner rufen mich aus Lipa City an und erkundigen sich nach meinem Befinden. Ich erkläre die Situation und Ross, der das Hotel kennt, meint: Wenn du direkt über die Hotelwebsite buchst, werden deine Kreditkartenangaben reichen, um zu bezahlen und einzuchecken.
Gesagt getan. Einchecken und jetzt genüsslich einen kleinen Snack in der Rooftop-Bar. Ich hatte ja seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und in der Zwischenzeit ist es dunkel geworden.
«Ihre Zimmernummer bitte?» fragt die Bedienung freundlich, als sie meine Bestellung entgegennimmt. Ich nenne sie ihr und sie kommt kurz darauf ohne Bier und ohne Snack zurück. Lächelnd sagt sie: «Auf diesem Zimmer ist keine Kreditlimite». Ich müsse cash bezahlen und legt mir die Rechnung hin.
Mir fällt buchstäblich der Laden runter. Mein Geld ist im Zimmersafe und soviel habe ich überhaupt nicht mehr. Mittlerweile schauen schon einige Gäste zu mir, die Situation mehr oder weniger peinlich. Ich entschuldige mich, dass ich kein Bares bei mir habe, stehe auf und gehe.
Auf dem Weg hinaus zum Seven-Eleven-Shop beschwere ich mich an der Rezeption. Aber es gibt kein Entgegenkommen. So kaufe ich mit meinen letzten Pesos ein schlabbriges, gefühlte 100 Tage altes, mit feuchtem Toastbrot umgebenes Eiersandwich und gehe auf mein Zimmer.
An dieser Stelle sollte ich noch anmerken: Das City Garden Grand Hotel hat zwar eine kleine Minibar, aber die ist genauso leer, wie das City Garden Grand Hotel keinen Garten hat.
TAG 2
Um 11 Uhr habe ich den Termin bei der BDO Bank. Also vorher auschecken und ab auf die Bank. Frühstück muss mangels Bargeld nach hinten verschoben werden; kann ich dann im Wagen nach Lipa City zu mir nehmen.
Auf der Bank schickt man mich zu einem dicken, schwitzenden Mann an einem für seine Körperfülle viel zu kleinen Pult. Von seinem überlastet stöhnenden Stuhl will ich schon gar nicht sprechen. Nachdem ich ihm wiederholt erklärt habe, dass der Bancomat ohne Grund meine Kreditkarte eingezogen hat und ich nun wegen eines Verschuldens der BDO ohne Barschaft und Kreditkarte ziemlich schlecht dastehen würde, antwortet er abschätzend: «Sie müssen warten. In rund fünf Arbeitstagen kriegen sie ihre Karte zurück. Ein Subunternehmen bewirtschaftet die Automaten. Ich kann da nichts machen und überhaupt: Sie hätten die Karte da ja nicht reinstecken sollen.»
Ich stehe, bevor mir eine unflätige Bemerkung rausrutscht, auf und gehe raus mit dem Gefühl im Bauch, diesem dicken, selbstherrlichen … (nicht jeder Gedanke ist zitierwürdig) … würde ich gerne die Fresse polieren.
Ross ruft an und fragt, ob ich schon auf dem Weg sei. Ich verneine und nach einem tief aus seinem Inneren kommenden (Diesen englischen Ausruck für Fäkalien habe ich bewusst in meinem Blog-Programm ans zensiertes Wort festgehelten», bietet er an, mir etwas Geld zukommen zu lassen, damit ich wenigstens etwas Essen könne.
Also gehe ich zurück zum Hotel, das ich mittlerweile reichlich satthabe und buche über die offizielle Website eine weitere Nacht. Die nächsten zwei Nächte sind ja dann über BookingDotCom gebucht und bezahlt. Drei Stunden später erhalte ich das Geld von Ross. Bevor ich ihn anrufe, um mich zu bedanken, gehe ich ausgiebig essen.
Tag 3
Um Geld zu sparen gehe ich für das Frühstück in den Seven-Eleven und verdrücke ein weiteres schlabbriges Sandwich. Danach aus- und wieder einchecken. Aber ich hatte die Rechnung ohne die Rezeption des City Garden Grand Hotels gemacht. «Wir benötigen Ihre Kreditkarte. Ohne die können wir sie nicht einbuchen.» Ich versuche zum x-ten Mal zu erklären, dass mir derzeit meine Kreditkarte nicht zur Verfügung steht. Eigentlich ging ich ja davon aus, dass dies bei den drei Rezeptionisten mittlerweile in ihrem Bewusstsein angekommen sein muss, und ihnen auch klar ist, dass, wenn ich die Buchung von BookingDotCom nicht antreten werde, das Geld für zwei Nächte für mich verloren ist. Schon die Buchung in Lipa City, die ich nicht antreten konnte, schlägt, trotz der Interventionen von Ross, mit einigen tausend Pesos zu buche.
Ich verlange ein weiteres Mal den Hotelmanager. Er meint: Wenn ich das Zimmer nochmals über ihre Website buchen würde, könnte ich bei BookingDotCom eine Stornierung beantragen, die sie dann akzeptieren und mir somit keine Kosten entstehen würden.
Was also soll ich nun tun? Dieses Hotel, das ich mittlerweile unerträglich finde, verlassen, auf einer anderen Hotelwebsite buchen und damit zwei bezahlte Nächte verlieren oder ausharren und hoffen, BookingDotCom wird mir das Geld zurückzahlen? Ich entscheide mich für mein Portemonnaie.
Tag 4
Ross und ich haben uns geeinigt, den Auftrag in einem Monat auszuführen. Was für ein Entgegenkommen meines Kunden. Und:
Das Geld für die zwei gebuchten Nächte wurde zurücküberwiesen und das Hotel hat mir für meine Umtriebe einen Voucher für eine Nacht gegeben. Fast scheint es mir, als sei ich auf Gedeih und Verderben an dieses Hotel gebunden.
Ich werde aber, wenn irgend möglich …
1. nicht in dieses Hotel zurückkehren.
2. nicht mehr bei BookingDotCom buchen, nur noch direkt über Hotelwebsites.
3. einen grossen Bogen um jeden BDO-Bancomaten machen und
4. eine zweite Kreditkarte, am besten bei einer anderen Bank beantragen.
Doch mit diesen Einsichten ist die Geschichte noch nicht zu Ende.
Tag 5
Endlich, das Ende in diesem Hotel naht. Ich werde mich aber noch auswärts zum Frühstück mit Ross treffen, um die Details für das kommende Meeting zu besprechen
Da mein Flug erst nach Mitternacht abhebt, erbitte ich, bevor ich das Hotel verlasse, bei der Rezeption ein «Late check out». Wie der geneigte Leser sich vorstellen kann, erfolglos. Also nutze ich meinen für mich sowieso nutzlosen Voucher und buche eine weitere Nacht. So kann ich bis um 20 Uhr im Zimmer bleiben, noch etwas dösen, dann auschecken.
Der Rezeptionist holt den Hotelmanager, dieser schaut lange im Computer nach und meint dann, dies sei möglich. Er werde alles Nötige veranlassen.
Nach der Besprechung mit Ross kehre ich gegen 13 Uhr zum City Garden Grand Hotel zurück. Jetzt kann ich mich vor der Reise nach Hause, die wegen eines 5-stündigen Aufenthalts in Saigon die ganze Nacht dauert, noch etwas ausruhen und duschen. Leider kann ich mit meiner Hotel-Key-Card nicht in mein Zimmer.
Sagen wir mal, leicht genervt gehe ich zurück an die Rezeption und frage nach, warum ich nicht in mein Zimmer könne?
Ich müsse das Zimmer wechseln, für diese Nacht sei ein anderes Zimmer für mich gebucht.
«Was!!? Wegen fünf Stunden soll ich das Zimmer wechseln? Mit Verlaub, sie können mich mal! Holen Sie den Hotelmanager!»
Er kommt. Mittlerweile kennt er sogar meinen Namen. Wieder schaut er in den Computer. Wieder schaut er lange. Dann sagt er: «Sorry, Mr. Jenni, ein Versehen. Sie können selbstverständlich im Zimmer bleiben» und gibt mir eine gültige Zimmerkarte.
19:00 Uhr checke ich aus. Kurz davor habe ich in Google Maps noch meine Bewertung zu diesem Hotel abgegeben. «I was there twice: the first and the last time». Der Rezeptionist fragt zum Check-out-Abschluss, warum ich diese miese Bewertung abgegeben hätte? Ich verlasse wortlos das City Garden Grand Hotel.
Hier endet die Geschichte von diesem 4-Sterne-Hotel mit dem 1-Sterne-Management. Ich fühle mich erleichtert.
Tag 6
Müde komme ich um 10 Uhr morgens zu Hause am Krong Buk Ha an. Von der BDO Bank erhalte ich eine SMS, ich solle mich bezüglich meiner eingezogenen Kreditkarte umgehend bei der Hotline melden. Doch die in der SMS angegebene internationale Hotline-Nummer ist, das sagt mir während mehreren Stunden und Versuchen mein Handy «…. currently not available. Please try again later.»
Im Cover: zwei Bancomaten: Warum nur ging ich zur BDO-Maschine?
Das war es also mit dir!
Heute hast du dich definitiv und endgültig aufgelöst und dich ins Jenseits verabschiedet. Du hast aber auch heute, auf unserer letzten Tour, bis zum Schluss durchgehalten. Dafür und für all die vielen gemeinsamen Stunden danke ich dir.
Angefangen hatte alles vor, ich weiss nicht mehr wie vielen Jahren, im Shop von Suso Bike in Walenstadt. Da sah ich dich. Schwarz, glänzend, elegant und sportlich zu gleich, passend auf meinen Fuss und «schweineteuer». Doch dich musste ich haben und so begann unsere Beziehung.
Wir haben einiges zusammen erlebt. Zuerst waren es die stundenlangen Ausfahrten und die kräfteraubenden Marathon-Rennen in der Schweiz. Berg rauf, Berg runter, immer wieder. Ich weiss nicht, wie viele tausend Höhenmeter und Kilometer wir zusammen durchgestanden haben. Aber du warst immer an meinem Fuss. Hast mit mir gelitten und meine Krämpfe und Kraftausdrücke hingenommen.
Weisst du noch, damals am Bike-Marathon in Küblis? Ich musste auf der Alp, nennen wir sie Kuh-Fladen-City, unverhofft in die Eisen steigen. Im letzten Moment konnte ich dank dir das Gleichgewicht halten. Aber du sahst wirklich alt aus, wie du in dieser stinkenden Kuhscheisse verharren musstest.
Wir beiden waren nie auf einem Podest. Wir waren immer im hinteren Drittel der Rangliste, dort wo niemand mehr hinschaut. Aber wir waren immer Sieger!
Dann, als mich in einer langen und steilen Abfahrt plötzlich die Angst überfiel, habe ich die Rennen an den Nagel gehängt, dich nicht! Eigentlich gab es nur ein paar Wochen, in denen du mich nicht begleitet hast. Im Spital habe ich auf dich verzichtet. Wäre ja auch nicht wirklich sexy gewesen, in meinen schwarzen, schön glänzenden und sportlich-eleganten Bikeschuhen auf dem OP-Tisch zu liegen.
Dafür nahm ich dich mit nach Vietnam. Wir sind Stunden lang durch den irrig verrückten Verkehr von Saigon gekurvt und erlebten viele wunderbare Momente auf diesen verstopften Strassen, wo eigentlich fast alles erlaubt ist. Das war spassig.
Aber du hast mich auch stoisch ruhig auf vietnamesischen Überlandstrassen ausgehalten, wenn ich fluchend und den Stinkefinger zeigend, im letzten Moment Lastwagen und Personenbussen ausgewichen bin, oder wenn uns handytelefonierende Autofahrer in den Strassengraben drängten.
Und jetzt hast du dich aufgelöst. Schon nach rund zehn Kilometern warst du nahe deinem Ende. Ich habe dich nur noch vorsichtig eingesetzt und du hast durchgehalten. Bis zum Schluss. Rund um den Krong Buk Ha.
Ich bin nicht traurig, dass dein Ende nun da ist. Ich freue mich für dich. Du hast erreicht, was uns allen bevorsteht. Das Ende, der Tod. Jetzt hast du Ruhe. Ich muss weiter trampen.
Die folgende, leider wahre Begebenheit handelt von etwas talentfreien Schweizer Beamten. Gegen Ende kommen dann noch vietnamesische Polizisten ins Spiel. Am 6. Mai 2017 habe ich bereits einmal über diese Angelegenheit berichtet. Siehe dazu: "Wenn Mann den Ausweis verliert oder: Anständig sein lohnt sich nicht immer".
Zu Beginn steht eine kleine Unachtsamkeit während einer vietnamesischen Taxifahrt. Die Folgen davon: Die Brieftasche mit etwas Bargeld, verschiedenen Ausweisdokumenten und der Kreditkarte ist verloren. Der finanzielle Schaden gering. Also alles kein Problem, dachte ich. Dies war vor fast zwei Jahren, Ende April 2017. Aber ich hatte diese positive Schlussfolgerung ohne Einbezug des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St.Gallen gezogen.
Kreditkarte gesperrt und neue beantragt. Kein Problem. Polizeiprotokoll des Vorfalls erstellen, beglaubigt übersetzen lassen und beim Schweizer Konsulat in Ho Chi Minh City eine neue Identitätskarte beantragt und innert nützlicher Frist erhalten. Kein Problem. Also noch kurz eine Mail an das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen mit der Bitte um einen neuen Führerschein und schwupps, die Probleme beginnen!
Da ich keinen Wohnsitz mehr in der Schweiz habe, könnten Sie mir keinen neuen Führerschein ausstellen, so die Antwort des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St.Gallen. Das bedeutet für mich: Faktisch wird mir mit dem Verlust des Schweizer Führerscheins dieser auch gleich entzogen. Aber, so hiess es weiter, sie würden mir eine «Bestätigung über bestandene Führerprüfungen» senden. Damit könne ich in Vietnam einen neuen Ausweis beantragen.
Der postalische Weg von der Schweiz nach Vietnam ist ein für mich unergründlicher und nicht nachvollziehbarer, aber ein Brief benötigt immer etwa einen Monat. So war nach gut 30 Tagen Wartezeit meine Freude gross, als ich die Bestätigung erhielt. Leider war sie nicht mehr das Papier wert, auf dem sie geschrieben stand, denn die Mitarbeiter im Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen haben die Bestätigung mit einer Gültigkeitsdauer von 30 Tagen ausgestellt. Sie war also schon abgelaufen, als ich sie das erste Mal in den Händen hielt.
In der Zwischenzeit hatte ich mich bei den Ämtern in Vietnam erkundigt, welche Dokumente ich für einen Führerschein-Antrag vorlegen müsse. Ohne temporäre Residenzkarte würde gar nichts gehen und damit ich eine solche erhalten würde, müsste ich mit einer Vietnamesin verheiratet sein. Da Hiep und ich das eh schon in Planung hatten, kein Problem. Da lernte ich die vietnamesische Bürokratie richtig kennen. Bestätigungen von Schweizer Amtsstellen müssen, bevor sie ein vietnamesisches Amt bearbeitet, beglaubigt, vom Konsulat in Ho Chi Minh City bestätigt und anschliessend noch beglaubigt auf Vietnamesisch übersetzt werden. So was dauert! Das kann ich Ihnen sagen.
Aber es hat geklappt. Die Ehe ist mit Freuden vollzogen und die temporäre Residenzkarte ist nach mehrmaligen Anläufen auch vorhanden. Also wieder ein Schreiben an das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen mit dem Begehren um eine neuerliche «Bestätigung über bestandene Führerprüfungen». Diesmal mit der nachdrücklichen Bitte, das Dokument möge (erstens) sechs Monate gültig sein und (zweitens) von einer zweiten Amtsstelle beglaubigt.
«Wir können für Sie keine Beglaubigungen machen. Es ist ein offizielles Dokument von einer Amtsstelle, welches immer ausreichend war, dafür im Ausland einen Führerausweis umzutauschen bzw. zu erwerben» hiess es in der Begründung des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St.Gallen, warum sie die zweite Bestätigung unbeglaubigt auf die lange Reise schickten. Der Hinweis «Ansonsten können Sie sich an die schweizerische Vertretung (Embassy of Switzerland) wenden» klang für mich wie ein Hohn.
Nun, das Dokument kam mit der normalen Reisedauer von einem Monat an, war sechs Monate gültig, aber das Konsulat konnte es nicht bestätigen, weil es nicht beglaubigt war. Es war somit für mich wiederum wertlos!
Damit ich das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen von der Notwendigkeit einer Beglaubigung in der Schweiz überzeugen konnte, bat ich Anfang Dezember 2018 das Konsulat in Ho Chi Minh City um eine Stellungnahme, denn: Für Schweizer Dokumente, die bei einer vietnamesischen Behörde eingereicht werden sollen, kann das General Konsulat in Ho Chi Minh die offiziellen Stempel und Unterschriften bestimmter Behörden beglaubigen. Es sind dies die für Beglaubigungen zuständige kantonale Behörde in der Schweiz oder die Bundeskanzlei in Bern. Im Schreiben des Konsulats heisst es: «Wenn Ihre Prüfungsbestätigung bei einer dieser Schweizer Behörden beglaubigt ist, können wir die betreffenden offiziellen Stempel und Unterschriften beglaubigen.» Diese Stellungnahme liess ich Mitte Dezember 2018 dem Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen zukommen mit der Bitte, um eine neue, beglaubigte, sechs Monate gültige Bestätigung.
Die etwas lapidare Antwort aus dem fernen St.Gallen erfolgte erst nach Abschluss der Festtage: «Ich habe Ihre Anfrage zwecks Zuständigkeit an meinen Nachfolger weitergeleitet». Also weiter warten.
Mittlerweile war auch die Zeit für gute Wünsche ins 2019 abgelaufen und der Nachfolger antwortete mir auf meine Nachfrage: «Zurzeit bin ich noch in Abklärungen. Ich werde mich (sobald ich mehr weiss) wieder bei Ihnen melden».
Und dann. Endlich. Oh du himmlisches Glücksgefühl! Am 22. Januar 2019 wurde mir mitgeteilt, die «Bestätigung über bestandene Führerprüfungen» des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St. Gallen sei nun bei der Staatskanzlei des Kantons St.Gallen zur Legalisation bereit. Ich habe mich sofort bedankt und als gebranntes Kind nochmals darauf hingewiesen, dass man bitte darauf achten solle, dass die Bestätigung sechs Monate gültig sei.
Keine Widerrede. Es folgte ein Mail mit Zahlungsaufforderung und Bankdaten, damit die St.Galler Behörden nur ja nicht auf das Geld aus dem weitentfernten tropischen Land warten mussten. Natürlich überwies ich sofort und wartete voller Vorfreude auf das Papier.
Am 25. Februar 2019, gut einen Monat nachdem die Bestätigung ausgestellt wurde, ist sie endlich da. Freude herrscht! Nur leider nicht lange! Ich kann die beglaubigte Bestätigung nicht gebrauchen. Sie ist bereits wieder ungültig. Als Schlusssatz steht: «Sie gilt nicht als Führerausweis und erlischt nach Ablauf von 30 Tagen».
Die Frage, ob ich denn seit Ende April 2017 auf das Lenken von Autos und Motorrädern, insbesondere auch auf Ausfahrten mit meinem «heissen Ofen», der Kawasaki Z1000, verzichte oder wie ich denn dem faktischen Ausweisentzug der kantonal St.Galler Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamts-Behörde entgegenwirke, ist berechtigt.
Die Antwort lautet: Glücklicherweise hatte ich vor meiner Ausreise aus der Schweiz alle wichtigen Dokumente elektronisch erfasst. So habe ich eine Kopie meines Führerscheines in Kreditkartengrösse ausdrucken und in Plastikfolie schweissen lassen. Sieht aus wie ein Führerschein, ist aber keiner! Vorsorglich habe ich auch eine Kopie des eingangs erwähnten Polizeirapports mit dabei. Diese musste ich jedoch noch nie vorweisen. Trotzdem, ein leicht ungutes Gefühl schwingt bei jeder Polizeikontrolle mit. Und ich werde gerade auf langen Touren oft angehalten. Meistens auch nur, damit die Polizisten die Kawasaki begutachten und Selfies machen können!
Epilog
Am 27. Februar sandte ich diese Geschichte an den zuständigen Regierungsrat, seinen Generalsekretär und an den Leiter des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen, sowie Kopien an die involvierten Mitarbeiter. Und siehe da, einen Tag später erhalte ich eine Mail mit einem PDF im Anhang. Mit Datum 27. Februar wird mir nun eine weitere Bestätigung ohne Kostenfolge ausgestellt, diesmal 180 Tage gültig. Jetzt heisst es, nochmals einen Monat warten, dann kann ich mich auf den Weg durch den vietnamesischen Amtsdschungel machen.
Sie sind wieder da! Die herrlichen Abende auf der Terrasse. Hiep kocht uns was Feines und so lassen wir den Tag bei einem Glas Rotwein ausklingen. Die Drohne kommt jetzt auch immer mehr zum Einsatz (siehe Bilder unten).
Drohnen erhitzen zum Teil aber auch die Gemüter. Zum Glück nicht hier in meiner Umgebung. Zudem achte ich darauf, diskret und rücksichtsvoll zu fliegen. Aber in den Sozialen Medien liest man von enervierten Mitbürgern. So habe ich kürzlich ein Foto in einem Facebook-Post gesehen, wie ein Adler eine Drohne schnappt. Versehen mit dem freudigen Kommentar: «Die Natur schlägt zurück!» Ob das Bild Fake war oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber der Kommentar war es sicher nicht.
Es ist doch bedauerlich, wenn sich Mitmenschen über diese grossartige Möglichkeit neuer Perspektiven in der Fotografie empören.
Tilapia, unser «Hausfisch», ist äusserst erlesen im Geschmack, gesund, und an der Qualität von Tilapia gibt es übrigens kaum Kritik. Trotzdem, es gibt ein Aber. Dieses kommt von Seiten der Umweltschützer.
Die Fischfarm (links im Coverbild) gehört Hieps Bruder. Hier hole ich mit meinem Motorboot jeweils den fangfrischen Fisch für unsere Gäste. Die Farm ist nur rund einen Kilometer entfernt. Wir rufen an, bestellen zwei, drei oder mehr Kilo Tilapia. Ein Mitarbeiter der Farm holt die Fische mit dem Netz aus dem Wasser, tötet sie und nimmt sie auch gleich aus. Eine halbe Stunde später brutzelt der Tilapia auf der Glut in unserem Cheminée. Frischer geht nun wirklich nicht.
Tilapien sind besonders magere Fische, die für Figurbewusste eine gute Wahl darstellen. Der Gehalt an hochwertigen und leicht verdaulichen Proteinen ist überdurchschnittlich hoch. Weitere gesunde Inhaltsstoffe sind bis zu 1 mg Omega-3-Fettsäuren und etwa 2,5 Mikrogramm Jod pro 100 g Tilapiafilet.
Das Fleisch des Tilapias hat einen äusserst erlesenen Geschmack. Es ist leicht süsslich nussig, sehr zart und dennoch robust in der Zubereitung. Sein Fleisch ist in der Küche vielseitig einsetzbar. Bei uns kommt er ausschliesslich ganz auf den Grill. Die Filets eignen sich gut zum Braten und in Stücke geschnitten für Pfannengerichte.
Tilapien gehören zur Familie der Buntbarsche. Sie bevorzugen als Lebensraum Wasser mit Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad (also genau meine Wassertemperatur!). Sie sind Allesfresser, werden bis zu 6 Kilogramm schwer und können eine Länge von bis zu einem halben Meter erreichen.
Ihr Hauptlebensraum ist in tropischen und subtropischen Gewässern, vor allem Afrika, Madagaskar, Asien und auch Südamerika. Viel grösser als ihre natürlichen Vorkommen sind jedoch inzwischen die Zuchtbestände. In Aquakulturen werden die Tiere in grossem Stil überwiegend in Süsswasser gezüchtet.
Katrin Koelle schreibt auf eatshmarter.de dazu: «Genau das (Süsswasseraquakulturen) aber halten Umweltschützer für ein Problem». Greenpeace weise zum Beispiel darauf hin, dass die meist falsche Haltung in Zuchtteichen für Natur und Umwelt fatale Folgen haben kann. Speziell in Vietnam würden nach Ansicht von Greenpeace ausgebrochene Tilapien aus der Zucht für Veränderungen in der Artenzusammensetzung der natürlichen Ökosysteme sorgen, weil Tilapia in Vietnam nicht heimisch ist.
An der Qualität von Tilapia gibt es kaum Kritik. Gemäss Koelle haben intensive Tests des Max-Rubner-Instituts (MRI) in Hamburg ergeben, dass die zu den barschartigen Fischen gehörenden Exoten weder Arzneimittelrückstände noch andere potenziell schädliche Stoffe enthalten.
Der Tilapia ist von Natur aus ausgesprochen widerstandsfähig gegen Krankheitserreger. Deshalb ist bei der Zucht der Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamenten kaum nötig. Der Grossteil der Erträge von Hieps Bruder geht nach Saigon.
Nach einer mehrmonatigen Pause kann ich die Drohne endlich wieder einsetzen. Das Fluggerät ist in Vietnam zwar nicht erlaubt, aber abseits von Militäranlagen und grossen Städten sollte es keine Probleme geben, habe ich mir sagen lassen.
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass vor ein paar Tagen zwei Gemeindepolizisten bei uns zu Besuch waren. Sie kontrollierten den Feuerlöscher im Bungalow und schauten sich etwas um. Mit freudigem Staunen begutachteten sie das Floating House. Auch die Drohne wurde kurz angesprochen, aber der Einsatz wurde mir nicht verboten.
Noch zur Frage, warum die Drohne so lange pausierte? Nach den ersten paar gelungenen Aufnahmen waren die Bilder plötzlich mit einem Nebelschleier versehen. Sein Vorhandensein konnte ich mir nicht erklären. Auch die Recherchen im Internet und die Anfragen beim Support halfen nicht weiter. Ich wollte die Drohnenfotografie schon wieder aufgeben, als ich die hohe Luftfeuchtigkeit als Ursache in Betracht zog. Ich entschied mich, die Plexiglas-Schutzhülle der Kamera gänzlich - auch bei Nichtgebrauch - zu entfernen. Nach ein paar Tagen waren die Bilder wieder klar und deutlich.
Sie zählen nicht zu meinen Freunden, aber wie schnell sich diese Schlangen bewegen können, ist schon fantastisch. Mit Pflanzen (Lemongrass) werden die Schlangen von den Häusern ferngehalten. Auch sollen Hunde hilfreich sein, hat man mir gesagt. Trotzdem kommt es immer mal wieder vor, dass wir eine Schlange im Garten finden. Dann wird sie mit einem Stock vertrieben oder eben zuerst fotografiert.
Eine andere Variante ist, die Schlange hinten am Kopf zu packen. Dann wird sie geschwungen und im richtigen Moment losgelassen. So segelt sie durch die Luft, aus dem Garten und landet in der freien Natur.
Bis anhin musste ich erst eine Schlange selber vertreiben. Ich habe es mit einem Stock versucht, was aber nicht klappte. Sie war zu schnell wieder im Unterholz verschwunden. Dann, als ich sie wieder sah, habe ich sie mit einem Stock fest auf den Boden gedrückt und mit einem anderen erschlagen. Wie gesagt, Schlangen sind nicht meine Freunde, aber sie leben nun auch mal hier und wir kommen eigentlich ganz gut zurecht.
Heute mal ein paar Worte zum Klima und ein paar Impressionen von der heutigen Reisfeld-Bike-Tour. Warum? Weil ich das Gefühl nicht los werde, dass das Klima, in dem wir leben, einen grossen, einen wirklich grossen Einfluss auf unseren Wohlfühlfaktor hat.
Waren bis anhin in meinem Leben die Monate November, Dezember und zum Teil auch noch Januar voller Tristesse, Depressionen, Dunkelheit und Freudlosigkeit, so hat sich das, seit ich in Vietnam lebe, ganz und gar geändert.
Erstens ist das Wetter hier im zentralen Hochland in diesen beiden Monaten meist recht angenehm, wenn auch ab und an mit Starkregen und Ausläufern von Tropenstürmen zu rechnen ist. Zweitens habe ich Hiep am 18. November vor nunmehr über drei Jahren kennengelernt. Drittens sind wir am 25. November ins Swiss Hous by The Lake am Krong Buk Ha eingezogen und viertens habe ich seit dem 14. November dieses Jahres die Temporäre Resident-Card, will heissen, eine temporäre Aufenthaltsbewilligung, die ich alle drei Jahre erneuern muss. Es gibt also immer einiges zu feiern im November.
Ein anderer Aspekt, warum mich hier der Novemberblues oder sagen wir der Winterblues nicht packt, liegt wohl auch am Licht (siehe PicTapas Gallery: Impressionen) und an der Tageslänge. Die Tage sind nie wirklich lang und nie wirklich kurz. Gefühlt: immer gleich lang und fast immer mit Licht gefüllt. Auch drei, vier Regentage wirken nicht zermürbend. Man kann raus, baren Fusses. Die mürben, dunkeln, feucht-kalten Wintertage, an denen du kein Hund vor die Türe jagst, die gibt es hier nicht. Ebenso fehlen riesige Temperaturunterschiede. Die Wetterdurchschnittswerte über das Jahr bewegen sich zwischen +18 und +31 Grad. Zum Vergleich: In Zürich liegen diese Werte bei -1 und +25 Grad. Dies ergibt eine Spanne von 26 Grad. Hier in Dak Lak beträgt die Spanne gerade mal 13 Grad, also die Hälfte.
Ein weitere Wohlfühlfaktor ist - zumindest aus meiner Sicht - dass das Leben hier draussen, an der frischen Luft stattfindet. Da benötigt man weder Klimaanlage noch Heizung. Ein vor Sonne, Wind und Regen geschützter Platz reicht aus. Auch wir leben fast das ganze Jahr über draussen.
Mittlerweile ist Ende Januar. Jetzt beginnt die beste (Reise-)Zeit hier im zentralen Hochland. Es ist (noch nicht) zu heiss (siehe Cover) und die monsunartigen Regenschauer kommen erst gegen Juni.
Über die Seewassertemperatur kann ich nicht viel sagen, da ich kein Messinstrument besitze. Seit wir das Floating House haben, konnte ich, der in Sachen Kaltwasser eher als Weichei gilt, aber schon an vielen Tagen schwimmen gehen. Die Morgenfrische ist ideal für Bike-Touren: Heute waren es vor dem Frühstück rund 40 Kilometer (Reis-Tour, siehe Bilder unten) mit Kaffee-Pause und abschliessendem Schwimmen im Krong Buk Ha.
Die Feiertage sind vorbei, es stehen Feiertage an oder: Nach dem Fest ist vor der Party. Mit den Tet-Festivitäten - vietnamesisches Neujahr, heuer vom 4. bis 8. Februar (und noch etwas darüber hinaus) kommt der Ausnahmezustand übers Land. Wer irgendwie kann, reist zu seiner Familie; Flieger, Busse, Züge und Strassen alles ist überfüllt.
Einige Ausländer, die hier leben, verziehen sich über diese Tage in die Nachbarländer. Hiep und ich ziehen es vor zu bleiben. Es sind spezielle Tage. Wenn man sich darauf einstellt und entsprechend vorbereitet gar nicht so problematisch. Zudem wird sicher Hiep's Familie auf Besuch kommen und wir werden die eine oder andere Einladung zu Nachbarn annehmen.
Gut fünf Tage vor Tet-Beginn steht noch das Nachbarfest an. Eine Zusammenkunft auf die ich mich ganz speziell freue, weil unsere Nachbarn das schon seit Jahren so halten und es für mich Teil meiner Integration ist, dabei zu sein.
Immer wieder kommt die Frage auf, was haben Operation und Strahlentherapie in Kiefer, Mund und Rachen sowie an der Zunge für Kollateralschäden hinterlassen? Diese Frage ist wie ein böses, schwarzes Loch, das sich vor mir auftut.
Doch eines vorneweg: Mir geht es gut! Ich kann die Tage geniessen (wie im Cover zu sehen ist!) Diese Zeilen schreibe ich nicht, um Mitleid zu erhaschen. Ich möchte nur aufzeigen, was bleiben kann, wenn dir Ärzte sagen, es handle sich lediglich um einen Standardeingriff, um den Krebs zu besiegen (siehe dazu Das Werkstück)
Das Essen - also die Nahrungsaufnahme; von Essen oder gar genussvollem Essen kann bei mir keine Rede mehr sein - funktioniert mal besser, mal schlechter. Ich «esse Bier und trinke Wein» funktioniert aber immer. Ebenso die Schmerzen in der Zunge; sie sind immer irgendwie da. Mal mehr, mal weniger.
Heute zum Beispiel hatte ich leichte Schmerzen im linken Unterkiefer, wie wenn ein Nagel, der da nicht hin gehört, im Knochen stecken würde. Dann wieder habe ich das Gefühl, die Zunge sein ein übergrosser Bazooka-Kaugummi; an Nahrungsaufnahme (ausser Bier) ist in diesen Momenten nicht zu denken.
Oder beim Rasieren. Eine Rasur fühlt sich, in dem Bereich, in dem bestrahlt wurde, nicht so an, als fahre die Klinge oder der Rasierapparat über meine Haut. Eine Rasur fühlt sich an, wie wenn die Klinge direkt über den Kieferknochen schaben würde. Oder es berührt mich jemand am Kiefer. Das spüre ich in den Zähnen. Und ja. Küssen und Zärtlichkeiten austauschen machen so nicht wirklich Spass.
All das sind keine grossen, keine wirklichen Schmerzen, ab und an ein Ibuprofen genügt. Aber sie schränken ein und über all dem schwebt wie eine dunkle, grosse Wolke die übermächtige Frage: Wann werden die Schmerzen unerträglich?
Die Ärzte unter ihnen werden nun sagen: Was will der Mann uns denn nun eigentlich mit diesen Zeilen mitteilen? Er hat doch alles! Er hat sein Paradies in Vietnam gefunden. Ohne uns, wäre er nicht da, wo er ist!
Ja, kann ich dazu nur sagen. Ja. Stimmt!
Aber wie hätte ich entschieden, wenn man mir vor der Operation und der Bestrahlung die Wahrheit gesagt hätte?
Für uns war Weihnachten ziemlich anders, eigentlich inexistent. Unglücklich darüber bin ich nicht. Im Gegenteil. Endlich bin ich den Weihnachtsblues los.
Zuerst hatten wir am 22., 23. und 24. Dezember alle Hände voll zu tun, um das Floating House für die Einweihungsparty fertig zu kriegen.
Am 22. Dezember waren wir noch an eine Hochzeitsparty eingeladen und am 25. Dezember dann die grosse Floating House Eröffnung mit gut 40 Personen (etliche Bilder davon kursieren ja bereits auf Facebook; ich selbst hatte kaum Zeit zu fotografieren). Doch wer nun denkt, das alles ist ja nicht so ein Problem, der weiss noch nicht, dass wir am 26. und am 27. Dezember nochmals an zwei Hochzeitsfestivitäten eingeladen waren. Jetzt sind wir platt und brauchen (nach all dem Bier) dringend etwas sportliche Aktiverholung.
Da kommt mir mein derzeit letztes Projekt, das ich eben fertigstellte (korrekt muss es heissen, das mir von Haiphong mit dem Bus über 1300 Kilometer als "Katze im Sack" gesandt wurde), gerade richtig. Jetzt habe ich auch noch ein Floating Bike und kann - wenn sich zu viel Verkehr über die Hauptstrasse quält, meine Bike-Runden in Ruhe und Gelassenheit auf dem See drehen.
Es ist nicht ganz so sportlich (und teuer) wie mein Scott Scale, aber das Teil funktioniert ausgezeichnet! Es lässt sich gut manövrieren, kann kaum kentern und man kann gelassen oder sportlich (mit hoher Frequenz) über den See pedalen, in einem Wort: affengeil!
(Für alle, die über wenig Jugendsprache-Kompetenz verfügen: affengeil bedeutet gemäss Duden: in besonders begeisternder Weise schön.)
Das erste Swiss House by the Lake Billard-Turnier ist Geschichte. Nach einem holprigen Start am Sonntag - wegen schlechten Wetters konnten viele nicht kommen und dann lösten sich später noch bei drei Queues die Leder - mussten wir das Turnier abbrechen und am Montag gegen 9 Uhr neu starten.
Das hat sich gelohnt. Wirklich gelohnt! Erstens waren gute und spannende Partien zu sehen, zweitens war die Stimmung hervorragend und drittens waren alle, Teilnehmer wie Zuschauer total hilfsbereit. Ob beim Putzen des Billardtisches, als Schiedsrichter oder später als Grilleur oder Kellner: Ohne dass Hiep oder ich irgendetwas sagen mussten, alles ging wie von selbst. Ganz klar: Das zweite Swiss House by the Lake Billard-Turnier wird kommen!
In der Folge ein paar Impressionen (im Cover: Spannende Partien und interessierte Zuschauer am ersten Swiss House by the Lake Billard-Turnier):
Da sind "Profis" am Werk: Vor Spielbeginn wird der Tisch kontrolliert und ausgetestet.
Volle Konzentration am Tisch (1).
Volle Konzentration am Tisch (2).
Volle Konzentration am Tisch (3). Finalteilnehmer Quan. Es hat nicht viel zum Sieg gefehlt.
Volle Konzentration am Tisch (4). Erster Sieger beim Swiss House by the Lake Billard-Turnier: Vuong Mom.
Der beste Spieler am Tisch. Hut ab! Er nahm nicht teil, damit die anderen Teilnehmer eine Chance auf den Sieg hatten. Dafür schmiss er als Schiedsrichter das Turnier hervorragend. Danke!
Billardspieler können lecker Grillieren und sind auch sonst wirklich hilfsbereit.
Ein verdienter Sieger zum Abschluss: Vuong Mom (zweiter von rechts) erhält den Pokal von Hiep.
Ich kann es einfach nicht lassen, muss den Sonnenuntergang hier am Krong Buk Ha immer und immer wieder fotografieren. Jetzt habe ich noch ein wunderbares Gedicht dazu gefunden: «Sonnenuntergang» von Helene Branco (1816-1894) - Im Deutschen Dichter-Lexikon ist zu lesen: «Branco, Helene, geborne von Rödlich, wurde am 13. Oktober 1816 zu Düsseldorf als die Tochter eines Generals geboren und vermählte sich mit dem Regimentsarzt Dr. Branco in Potsdam. Sie verfiel später in Wahnsinn und lebte in einer Irrenanstalt. Ihre Dichtungen veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Dilia Helena.»
Sonnenuntergang
Sonnenfunken,
Feuertrunken,
Zucken blitzend durch den Himmel,
Geisterhaftes Lichtgetümmel!
In den blauen
Äthersauen,
Gleich Unendlichkeitsgedanken,
Ries'ge Wolkeninseln schwanken.
Westwinds Flügel
Schwellet Hügel
In des Sees Silberfluten,
Sanft umsäumt von Purpurgluten.
Gleich den Riesen,
Über Wiesen
Mächt'ge Abendschatten ziehen,
Eine Erde im Verglühen!
Leises Singen,
Weiches Klingen,
Tönt hernieder aus den Fernen,
Abendlied den Abendsternen.
In Irland erzählt man, dass am Ende eines Regenbogens ein Schatz verborgen ist. Regenbögen gelten als Brücke zwischen der Welt der Menschen und den (geizigen) Kobolden. Sie sollen der Sage nach ihr Gold dort verstecken, wo der Regenbogen den Boden berührt.
Doch unter, durch und zum Regenbogen schaffen es die Menschen nie! So ist der Regenbogen zwar real, aber unerreichbar.
Der Regenbogen ist wie ein ganz grosser Traum. So unendlich gross, schön und erstrebenswert, dass es nicht gelingen kann, diesen in die Realität umzusetzen. Aber wer den Mut findet und sich auf den Weg begibt, findet viele fantastische und vorher kaum denkbare Momente, Begebenheiten und Überraschungen, die er nie gefunden hätte, wäre er nicht auf dem Weg zum Regenbogen. Und ja! Es sieht genau danach aus, als stünde das schwimmende Haus auf dem Weg zum Regenbogen.
Eigentlich würde man meinen, der Einachser, der in Dak Lak neben dem Roller das (Landwirtschafts-)Gefährt schlechthin ist, sei nur fürs Land geschaffen. Wie ich gestern erfahren musste, macht er auch als Ampihibienfahrzeug eine durchaus gute Figur. Die zwei Betonelemente, die wir für die Verankerung des schwimmenden Hauses benötigen, waren in kürzester Zeit im See versenkt (siehe Bilderfolge) und der Einachser tuckerte und schnaubte wieder gemächlich aus dem Wasser.
Gemäss Wettervorhersage kommt der nächste Tropensturm auf uns zu. Doch bis es soweit ist, zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Morgens um 6 Uhr ist es rund 20 Grad warm, leichter Nebel liegt über den Feldern, darüber lacht die Sonne zwischen den Wolken hervor. Ein perfekter Bike-Morgen. Ich drehe meine 30 Kilometer-Runde rund um den Krong Buk Ha See, anschliessend Frühstück in einer kleinen Strassenküche.
Ich ging ja davon aus, dass unser Floating House auf acht, vielleicht auf zehn Schwimmelementen gebaut wird. Doch weit gefehlt. Es sind 39 Plastikfässer mit einem Volumen von 270 Liter. Das heisst (und jetzt kommt - Internet sei dank - die Umrechnung): unser Flaoting House wird auf etwa 10,5 Kubikmeter Luft schwimmen.
Ob das viel oder wenig ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber wie Figura zeigt, sind es doch ein paar Fässer mehr als acht oder zehn. Wie mir jedoch der Konstrukteur versichert hat (es ist übrigens nicht die erste schwimmende Konstruktion, die er baut) sind wir damit auch bei Sturm auf der sicheren, der schwimmenden Seite ……
Bin ja mal gespannt.
Auf jeden Fall werde ich, da die meisten Vietnamesen nicht schwimmen können, Schwimmwesten und Rettungsringe platzieren.
Heute, am 20. November, ist in Vietnam Tag der Lehrer. Natürlich wurde auch bei uns an der Schule in Krong Buk (siehe Bilder) gefeiert. Seit 1982 wird an diesem Tag dem Lehrkörper für seine Arbeit gedankt. Die Schüler bringen ihren Lehrern Geschenke. Früher waren es vor allem Blumen und es wurde darum gewetteifert, wer den schönsten Blumenstrauss mitbringt.
Heute hat sich das gewandelt. Gemäss der im Norden Vietnams tätigen Lehrerin Cathrin Karras (https://www.facebook.com/cathrin.karras) ist der Tag nach und nach zu einer Art Wettbewerb der Eltern verkommen, wer das teuerste Geschenk bzw. den am besten gefüllten Umschlag überreichen kann. Sie schreibt dazu: «All dies geschieht mit dem Hintergedanken, dadurch die eine oder andere bessere Note für die eigenen Kinder herauszuschlagen.»
Und weiter heisst es: «Bei uns auf dem Lande ist das natürlich bei weitem nicht so stark ausgeprägt wie etwa in Hanoi. Und wie in jedem Jahr habe ich die Eltern meiner Klasse gebeten, auf persönliche Geschenke an mich zu verzichten und stattdessen lieber einen kleinen oder auch grösseren Betrag für die Klassenkasse zu spenden. »
Auf jeden Fall ist der Teachers Day ein Freudentag für Lehrer wie Schüler. Doch in diesem Jahr war das leider nicht überall so. In Nah Trang kam keine Freude auf. Wie Tương Lai Mới auf Facebook berichtet (https://www.facebook.com/groups/604915849871370), trauerten dort die Schüler um ihren Lehrer, der mit seiner Frau, einer Kindergärtnerin, und ihren beiden kleinen Kindern von Geröll- und Wassermassen verschüttet worden war.
Ein schwerer Sturm mit Starkregen hatte vor zwei Tagen in der Region gewütet und 12 Menschen das Leben gekostet. Toraji, wie der Sturm international genannt wurde, brachte grosses Leid und viele Menschen in Nha Trang verloren alles.
Ein wichtiger Teil des Teachers Day sind die Darbeitungen der Schülerinnen und Schüler. (Im Cover: eine Gruppe Schülerinnen auf dem Weg zur Bühne)
Auf der einen Seite der Bühne sitzen die Lehrerinnen ......
... auf der anderen Seite die Lehrer.
Heute mal etwas von der lustigen Sorte. Seit über 24 Stunden regnet es und es sieht nicht danach aus, als würde es in den nächsten Stunden nachlassen. Doch wir sind an eine rund acht Kilometer entfernte Hausparty eingeladen und mit dem Roller da hin zu fahren ist mir definitiv zu feucht. Also organisieren wir uns ein Auto mit Driver.
Jetzt ist es so, damit wir für unsere Gäste aus dem Ausland immer auch einen guten Driver zur Hand zu haben, reicht nur einer nicht. Deshalb probieren wir auch neue Angebote aus. So auch heute an diesem regnerischen Sonntag.
Der Beginn der Fahrt war wenig vielversprechend. Als erstes kam er fast eine Stunde zu spät. Dann rief er vom 200 Meter entfernten Nachbarn an, er könne nicht zu unserem Haus fahren, weil er bei uns nicht wenden könne. Also liefen wir festlich gekleidet wir durch den Regen zum Wagen.
Das Wendemanöver auf dem wirklich grossen, betonierten Vorplatz meines Nachbarn war spektakulär, weil es fast fünf Minuten dauerte und ich zum Ende hin feststellen musste: In der Schweiz hätte dieser Driver mindestens noch zehn Fahrstunden (oder vielleicht auch etwas mehr) benötigt, um die Fahrerlaubnis zu erhalten. Wenn er sie denn je bekommen hätte.
Dieser Eindruck bestätigte sich mir dann auch auf der Strasse. Wenigsten fuhr er nicht waghalsig, aber mir wurde bei dem angeschlagenen Tempo - ich weiss nicht, ob man da noch von Tempo sprechen kann - schlagartig klar, warum er auf dem Weg zu uns fast eine Stunde Verspätung eingefahren hatte. Ich fragte Hiep: "Hat der Mann überhaupt eine Fahrerlaubnis?" Nach kurzer Rücksprache mit ihm, der nun ein ziemlich säuerliches Gesicht zog - meinte Hiep. "Ja, der Wagen sei halt ganz neu."
Wir kamen ohne nennenswerte Zwischenfälle bei der Party an und ein paar Bierchen später auch wieder nach Hause. Es goss immer noch wie aus Kübeln und ich bat den Driver, uns bis zum Haus zu fahren. Das Wenden sei kein Problem. Ich würde ihn einweisen.
Nun, das Einweisen klappte nicht wirklich. Erstens weil er mich nicht verstand und zweitens, weil seine Mitfahrerin, seine Frau, genau die gegenteiligen Anweisungen gab. Es war hoffnungslos.
Ich weiss nicht mehr, wie lange es dauerte, bis ich Hiep enerviert sagte, ich kann mir das nicht mehr mitansehen. Sie lachte und meinte: "Dann wende doch du den Wagen."
Mittlerweile stand der Fahrer hilflos neben seinem Gefährt. Er wusste weder ein noch aus oder besser, ob er nach links oder rechts abdrehen sollte. So stieg ich in den Siebenplätzer, setzte ein paar Mal vor und zurück und das Teil war gewendet.
Und die Moral von der Geschicht: Im Fahrzeug waren neben dem Fahrer sechs Fahrgäste. Nur einer ärgerte sich und ich frage mich, woher nehmen die Vietnamesen nur diese Gelassenheit?
Im Cover: Unser Vorplatz, der dem Driver zu eng zum Wenden war.
Es mag ein wenig übertrieben erscheinen, aber als wir gestern mit dem Bau für das schwimmende Haus starteten, kam mir urplötzlich, wie aus dem Nichts, die Expo.02 (https://en.wikipedia.org/wiki/Expo.02) in den Sinn. Die futuristischen Arteplages Neuchchâtel und Biel und Jean Nouvel's Monolith auf dem Murtensee haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich nahm für den PROTECTOR an der Medieneröffnung teil. Anschliessend bin ich auch noch mit meiner Familie an die Expo gefahren. Es waren lohnende Momente.
Und nun also das schwimmende Haus. Oder englisch: Floating House. Im Gegensatz zu den Arteplages auf dem Bielersee ist unser Budget wesentlich kleiner, Mehrkosten dürfen keine Anfallen (aber nochmals: die Expo.02 hatte sich mehr gelohnt) und wir bauen nicht auf Pfähle. Unser Haus wird schwimmen und mit dicken Trossen an Betonplatten auf dem Seegrund verankert.
Architektonisch wage ich schon gar keinen Vergleich. Es wird ein simpler Bau, den Zweck erfüllend. That's it! Ein Bootshaus soll es nebenbei ja auch sein. Dann wird es aber auch für Partys genutzt und ……? Aber das verrate ich noch nicht.
Legende Cover Bild oben: Das Fundament entsteht. Bereits wird die Grösse sichtbar: 6 x 6 Meter
Die ersten Teile für die Floating-House-Metallkonstruktion werden angeliefert.