Juli
05

Die Türme von Hanoi, der Weltuntergang und ein Schwabe

Heute geht die Reise in den Norden, in die Hauptstadt Vietnams, nach Hanoi. Ich gehe den Fragen nach: Wo stehen die Türme von Hanoi? Wann geht die Welt unter? Und was sagt der Schwabe dazu?

Mathematiker, Knobelspieler und Computerfreaks kennen sie, die «Türme von Hanoi». Vietnamreisende, wenn sie nicht zufällig auch zu einer der erstgenannten Gruppen gehören, eher weniger. Die «Türme von Hanoi» kann man zwar spielen, aber in Hanoi sind sie nicht. Ich zumindest habe sie nicht gefunden; meine Freunde in Hanoi wissen nicht, wo sie sind, und ich habe keine wirklich schlüssige Erklärung gefunden, warum sie «Türme von Hanoi» heissen.

Sie sind auch bekannt unter dem Namen Lucas-Türme (engl. Lucas Tower). Dies weil das Spiel vermutlich 1883 von Eduard Lucas, einem französischen Mathematiker erfunden wurde. Es heisst, er hätte sich dazu eine Geschichte ausgedacht und die geht so: Im grossen Tempel zu Benares, unter dem Dom, der die Mitte der Welt markiert, müssen indische Mönche einen Turm aus 64 goldenen Scheiben versetzen, und wenn sie damit fertig sind, ist das Ende der Welt gekommen.

Folgende Bedingungen müssen von den Mönchen eingehalten werden:

  1. Es sind drei Türme.
  2. Sie können nur eine Scheibe pro Zug verschieben.
  3. Eine grössere Scheibe darf nie auf einer kleineren Scheibe liegen.

Hier kann das Spiel gespielt werden: http://migano.de/hanoi.php. Es lohnt sich.

Spannend an der Legende: Wenn die Mönche jede Sekunde einen Stein verschieben, dann geht die Welt in 585 Milliarden Jahren unter. Bedenkt man, dass das Universum schätzungsweise 15 Milliarden Jahre und unsere Sonne sogar «nur» 5 Milliarden Jahre alt ist, brauche ich mir – zumindest in dieser Hinsicht – keine Sorgen zu machen. Es bleibt noch Zeit. So kann ich die Frage, woher die Türme ihren Namen haben, vielleicht doch noch klären.

Klar für mich ist, diese schrittweise Verjüngung nach oben erinnert an asiatische Tempeltürme. Pagoden. Eine Pagode ist ein markantes, mehrgeschossiges, turmartiges Bauwerk, dessen einzelne Geschosse meist durch vorragende Gesimse oder Dachvorsprünge voneinander getrennt sind. Gebäude dieser Art sind in Vietnam, China, Nepal, Burma, Japan und Korea zu finden.

Eine mögliche Verbindung der Türme zu Hanoi ist einer weiteren Legende zu entnehmen. Darin heisst es, dass besagter Tempel ein in vielen Teilen der Welt präsentes Kloster mit Hauptsitz in Hanoi sei. Wirklich schlüssig ist aber auch das nicht.

Interessanterweise haben die «Türme von Hanoi» den Weg in die Computerwelt und so in die Neuzeit gefunden, weil die «Türme vom Hanoi» als «einfaches» mathematisches Beispiel für Algorithmen herangezogen werden.

Und was sagt der erstaunte Schwabe dazu: «Ha noi!» was nichts anderes heisst als «Aber nein!» Anmerkung: Hier gibt’s schwäbisch Hanoi auch noch zum hören: http://www.schwaebisch-schwaetza.de/schwaebisch_lexikon.html?q=3933

Im Coverbild: «Türme von Hanoi». (Printscreen Amazon-Website).

Juni
26

Eher Fluch als Segen

Der Klimawandel ist wiedermal in aller Munde. Hier in Vietnam ist er direkt erleb- und spürbar. Einer der schönsten Strände Asiens ist in den letzten Jahren einfach verschwunden. Die Erosion ist teilweise so stark, dass gewisse Strände, wie kürzlich in den Medien zu lesen war, pro Jahr an die 10 Meter verlieren. Ich werde zu einem späteren Zeitpunkt (siehe «Wenn Mann den Ausweis verliert» ) nach Hoi An fahren und dieses Desaster fotografisch festhalten.

Mein erster Beitrag zum Klimawandel aber ist der Zeitraffer «Klimawandel: Fluch oder Segen?». Darin habe ich versucht, mit einem Augenzwinkern die Fakten aufzulisten. Diese stammen übrigens von der Website Zeitonline

Im Coverbild: Making-of der Photosession zum Zeitraffer «Klimawandel: Fluch oder Segen?» Anmerkung: «Ice-Colors» war einer der vielen Probeläufe dazu.

Juni
23

Sony-Fotografen aufgepasst: Vietnam ist Sony-App-Niemandsland!

Der «Welt»-Konzern Sony ist gar nicht so weltweit aufgestellt, zumindest in der digitalen Welt. Ich wollte hier in Vietnam eine App für meine Alpha 7 (ILCE 7, nicht gerade eine Billigkamera) herunterladen. War aber leider nicht möglich. Also wandte ich mich an den Support. Die Antwort ist aus meiner Sicht unbefriedigend und zweifach bedenklich:

  1. Nicht in allen Ländern können Apps von Sony runtergeladen werden.
  2. Sony weiss (der geneigte Leser beachte das «Anscheinend») selber nicht so genau, wie welche App in welchem Land funktioniert.

Hier die Antwort, ich zitiere:

«Anscheinend sind die Camera Apps nicht verfügbar in Vietnam. Die PlayMemories Camera Apps sind nicht in allen Ländern verfügbar.»

Und dann folgt der Link, so unter dem Motto, schau selber nach, du Demel:

«Regionen mit Zugriff auf PlayMemories Camera Apps  https://www.playmemoriescameraapps.com/portal/usbregions.php».

Und so stelle ich fest: Ich bin nun also in einem Sony-App-Niemandsland und kann die Kamera nur eingeschränkt nutzen. Die Kamera funktioniert auch in vietnamesischen Wlans nicht richtig. Das gehört wohl zum Sony-Anti-Vietnam-Konzept dazu.

Übrigens: Meine Alpha 7 mit Zusatzobjektiven und leistungsstarkem Drahtlos-Blitz ist günstig zu haben!

Coverbild: Auf der Seite der Gebietseinstellungen der Kamera ist Vietnam klar weiss deklariert. Deshalb bin ich nie darauf gekommen, dass die Alpha 7 hier nicht vollumfänglich einsetzbar sein könnte.

Juni
21

Ice-Colors

Ich weiss nicht mehr genau, war es das Dauergerede über den Klimawandel, die Hitze oder der Eis-Vodka. Auf jeden Fall werde ich mich ab und an nun fotografisch auch mit Eis beschäftigen. Es hat viel hier, es kühlt und schmilzt so schön. Es ist vergänglich wie das Leben und im Zeitraffer ganz besonders sexy.

Juni
14

Lachen oder: «Geh besser wo anders hin»

Gerne wird für Vietnam mit dem Slogan «Land des Lächelns» geworben. Und ja, das stimmt wie Figura im Coverbild zeigt.

Diese beiden Männer entladen auf dem Dam-Markt einen Lastwagen mit Melonen. Ich kam dazu, fragte für ein Foto und kriegte dieses Lachen: ehrlich, herzlich und voller Lebensfreude.

Fassade, heisst es vielfach wenn vom Land des Lächelns die Rede ist. Recht haben sie, die Kritiker des Lachens. Es gibt auch das Lachen als Fassade. Was der Mensch dahinter verbirgt, wissen wir nicht. Genauso wenig wissen wir, was hinter einer hasserfüllten Fratze abgeht. Die Lachfassade jedoch ist mir näher und lieber.

Ich habe mittlerweile viele Menschen weit ab von Touristenströmen getroffen, und da habe ich genau dieses ehrliche Lachen erfahren dürfen. Ein Lachen, nicht immer zu Beginn einer Begegnung, das dann aber in eine wunderbare gemeinsame Zeit mündete. Zum Teil sind Freundschaften daraus geworden, zum Teil blieb es beim Lachen.

Natürlich treffe ich des Öftern auch auf das griesgrämige Gesicht. Im Kaffee zum Beispiel. Die junge Frau, die den Tee bringt, oder ihr männliches Pendant treten an meinen Tisch mit einem Ausdruck als wollten sie mir sagen: «Ich bring dir zwar deinen Tee und Kaffee, aber geh doch lieber wo anders hin.»

Anfangs dachte ich das, was ich zu sehen glaubte: Die wollen mich nicht als Gast. Doch mit der Zeit stellte ich fest, dem ist gar nicht so. Als ich das zweite Mal im selben Lokal sass und wieder so griesgrämig bedient wurde, sagte ich mir beim Zahlen: «Da gehst du nicht mehr hin!» Dann brachte mir der junge Kellner das Rückgeld, lächelte das allererste Mal mir zu und sagte in holperndem Englisch: «We hope you come back.»

Es erübrigt sich zu schreiben, dass ich mittlerweile Stammgast in diesem Kaffee bin und die Kellnerin von weitem lachend «Hello» ruft, wenn ich angefahren komme.

Juni
13

Zweiräder, zwei Räder oder gar drei Räder?

Zwei Räder oder Zweiräder? Egal! Was zählt sind zwei Räder oder doch nicht? Bei längerem Studieren stelle ich fest, etwas fehlt. Ein Rad. Doch alles der Reihe nach.

Ich fühle mich hier in Vietnam – sorry wenn ich mich burschikos ausrücke - sauwohl. Gründe für diese Behaglichkeit gibt es deren viele. Einer sind die Zweiräder.

Ich liebe Zweiräder. Zwei Räder habe ich, und sie zählen zu den materialistischen Dingen, die mir hier das Leben verlustieren. Weiter gehören dazu (siehe Coverbild) meine Hängematte, der Ventilator (wenn es zu heiss ist) und der Computer (wenn ich nicht gerade auf einem Zweirad oder am Strand bin).

Zwei Räder als Fortbewegungsmittel, egal ob mit oder ohne (Elektro)-Motor, sind schlank im Verkehr, wendig, mehr oder weniger effizient, bieten eine grosse Freiheit und es lässt sich damit (fast) alles (auch ganze Familien) transportieren.

Das Vierrad, das Auto, ist in Vietnam ein Statussymbol. Grösse zählt. Es steht hupend im Stau, verstopft die Strassen, benötigt eine Klimaanlage und viel Platz beim Parkieren.

Zurück zum Zweirad. Nur Fliegen ist schöner. Klingt abgedroschen. Doch hätte ich genügend Zeit (im Ü60-Bereich schon mal ein Gedanke), Kraft und Möglichkeiten, geopolitische Grenzen zu überwinden, ich bräuchte nur in Ausnahmefällen ein Flugzeug.

Aber nun bin ich hier mit meinen zwei Zweirädern. In der Zwischenzeit habe ich schon etliche andere Zweiräder (mit oder ohne Motor) gesehen, die ich gerne besitzen würde. Die alte Vietnam-Vereinigungs-Honda zum Beispiel. Ein Ural-Gespann oder ein Elektro-Bike und und und. Aber ich nehme mich zurück. Was soll ich mit all den Zweirädern? Ein Museum aufmachen?

Und doch. Ein Rad fehlt. Wirklich nur ein Rad. Mein Einrad!

Ich hätte nie geglaubt, dass nach Krebs-OP und Strahlentherapie, bei denen ich so viel an Gleichgewichtsgefühl verloren hatte, dieser Wunsch nach Einrad fahren jemals wieder zurückkommen könnte. Doch er ist wieder da. Und das ist gut so, denn er offenbart mir, dass ich auch etwas aus der Schweiz vermisse.

Mai
30

Fegen oder: Das Gewicht einer Möhre

Warum hast du als Auftaktbild (im Cover) deiner neuen Website eine Frau, die den Boden fegt? Diese Frage wurde mir gestellt, kaum war der Relaunch online.
Die Frau, die den Boden wischt, steht für das Reinigende. Das frisch Aufgewischte. Das Fegen an sich. Sie steht aber auch für das Selbstbewusste. Sie wischt, stolz, nicht geknickt.
Ein Beispiel dazu: Jeden Abend schiebt eine, ich weiss nicht genau wie alt sie ist, aber eher junge Frau, ihren holpernden, scheppernden, rostig nach Verwesung stinkenden Abfallwagen an unserem Haus vorbei. Sie sammelt den Abfall ein, den alle in Plastiksäcken rausstellen. Sie sammelt ein, sortiert, separiert. Sie geht stolz, lacht und grüsst.
Genauso der alte Mann ein paar Häuser weiter. Auf der Strasse habe ich ihn noch nie gesehen. Wohl zu alt. Er kommt, nehme ich an, nur bis vor die Haustüre, um dazusitzen. Da sitzt er, im Schatten. Alt, sehr alt. Lacht, grüsst. Ich grüsse zurück und denke: Warten auf den Tod kann fröhlich sein. Er muss nicht mehr fegen.
Vor allem in den frühen Morgenstunden sieht man viele Vietnamesen fegen. Sie kehren ihren Vorplatz - zum Teil auch mehrmals am Tag.
Jetzt kann man sich Gedanken darüber machen, wie sie kehren. Sie schieben den Dreck von ihrem Vorplatz auf die Strasse raus und mit dem nächsten Fahrzeug oder Windstoss (es windet fast immer hier in Nha Trang) weht es ihn entweder zurück oder auf des Nachbars Vorplatz.
Es liegt aber nicht an mir, dieses Tun zu beurteilen. Was ich feststelle ist, dass sie fegen, den Nachbarn deswegen nicht verklagen. Sie nehmen das Fegen als solches hin. Morgen und übermorgen auch.
Doch zurück zum Auftaktbild. Neben der kehrenden Frau zeigt es auch Üppigkeit. Die Fülle der Natur. Man hat das Gefühl, hier wächst einfach alles.
Auch hier ein Beispiel: Auf dem Markt sind Karotten erhältlich, die um ein Kilogramm schwer sind.
Im Internet liest man zum Möhrengewicht: «Möhren oder Karotten können unterschiedlich gross werden und so ist das Gewicht einer einzelnen Möhre stark unterschiedlich. Sie wiegen etwa 50 Gramm bis 200 Gramm pro Stück. Es gibt auch sehr grosse Exemplare, die bis 300 Gramm schwer werden.» Hä?

Mai
30

Der Pflanzkübel auf der Strasse

Heute auf der morgendlichen MTB-Runde.

Der kleine kaum erwähnenswerte Hügel am Ende der Strandpromenade ist erklommen. Eine kurze Abfahrt, S-Kurve und da steht er: Mitten auf der Strasse ein weisser Styropor-Pflanzkübel mit ein paar grünen Ästen bespickt.
«Hold the line» ist hier im chaotischen Verkehr mein oberstes Gebot. Überholt wird links und rechts, also immer schön auf deiner Spur bleiben und egal was du tust: Mit Voraussicht, nie überhastet. So lass ich den Kübel, meine Fahrt softly verzögernd, erst mal auf mich zukommen und dann sehe ich es: der Pflanzkübel bezeichnet eine Stromleitung, die wie eine verkehrte Brücke in die Strasse hängt. Schon werde ich links und rechts überholt. Das Handy am Ohr, SMS schreibend oder mit dem Nachbarmotorradfahrer quatschend schiessen sie an mir vorbei. Ich entscheide mich, das Hindernis rechtsseitig zu umfahren.

Noch ein Tipp: Wenn möglich immer den Arm raushalten. Erstens um den Spur- oder Richtungswechsel zu signalisieren und zweitens, was noch fast wichtiger ist, weit raushalten, damit dich niemand zu nah auf der Abbiegeseite überholen kann.

Übrigens: Die Planzkübelmethode, um ein Hindernis anzuzeigen, ist hier ganz normal.

Mai
29

Bánh tiêu – vietnamesische Hohlkrapfen oder: einfach traurig!

Bánh tiêu – vietnamesische Hohlkrapfen. Oh, ich liebe sie. Mit Sesam, leicht gummig in der Konsistenz kann ich sie mit meiner lädierten Zunge wunderbar essen und sie sind: honigsüss!
Auf dem Dam-Markt (im Bild) sind sie ab Mittag zu kaufen und wir gönnen uns jeweils zwei dieser süssen Verführungen. Für mich ein kühles Bier dazu. Mmmh, lecker!
So, und jetzt müssen wir mal wieder über Geld reden! Das erste Mal habe ich für vier Stück 20'000 VND bezahlt. Also rund 90 Rappen. Auch wenn ich weiss, dass wir Ausländer immer etwas mehr bezahlen, ich finde das einen fairen Preis.
Hiep war ganz erstaunt, als sie den Preis hörte. «Viel zu teuer!» Mittlerweile bezahle ich die Hälfte. Ich finde die 90 Rappen jedoch nach wie vor einen fairen Preis. So habe ich am Ende des Tages eigentlich immer 40 Rappen zu viel in der Tasche. Was mache ich nun mit denen? Ich habe einen Ausgleich gefunden.
Viele Vietnamesen, die nicht arbeiten können, verkaufen Lose der staatlichen Lotterie zu 10'000 VND das Stück. Jeder Loskauf ist damit auch eine Unterstützung eines sozial Benachteiligten. Also kaufe ich jeden Tag zwei Lose. Und dann gebe ich noch zwei Bettlern je 10'000 VND. Damit kosten mich die vier Bánh tiêu 50'000 VND.
Warum ich das so penibel festhalte? Weil dieser Betrag (für mich sowie für chinesische und russische Touristen, die zu hunderttausenden Nha Trang überfluten) wenig Geld ist und es macht mich traurig, wirklich traurig, wenn ich höre, wie sie, die Touristen, um eine Flasche Bier (0,5L Saigon Bia) feilschen. Dabei geht es jeweils um einen Preis von 15'000 oder 10'000 VND und dann, wenn sie 20 Rappen gespart haben, dieses Geld nicht mal für den bettelnden Mann im Rollstuhl übrig haben.
Kleine Anmerkung. Es gibt in Vietnam nicht viele Bettler. Und die wenigen sind weder aufdringlich noch aggressiv, aber arm. Wirklich arm!

Mai
22

Kürzlich auf dem Schuhmarktstand

Fake-News sind, dank dem - um es mit seiner eigenen Wortwahl zu sagen - «bad man» Donald Trump, in aller Munde. Fake-Brand ist hier in Vietnam gang und gäbe. In Saigon hatte ich – leider kein Fotoapparat dabei – einen winzig kleinen Shop entdeckt. Sein Angebot: Marken-Aufnäher ab der Rolle. Brands auf kleine Etiketten gestickt oder gedruckt von Armani, Hugo Boss über D&G, Prada bis hin zu Versace.

Und heute auf dem Dam-Markt-Schuhstand: Schuhe von NKIE und abibas. Die Grafiken zu den Schriftzügen leicht verändert. Erst bei genauem Betrachten, beim zweiten Blick sichtbar: Auf dem NKIE-Schuh steht unten NIKIE. Ich weiss nicht, ob Produktionsfehler oder nicht. Auf jeden Fall voller Fantasie und Spassigkeit. Faszination Vietnam eben. Ein Beispiel dazu: Als 2007 die Helmpflicht in Vietnam eingeführt wurde, da wurden Blumentöpfe und noch vieles andere auf die Köpfe gesetzt. Erst ein spezielles Gesetz schaffte Klarheit.

Mai
22

Bilder einer Party oder: Aufwärmrunde

Vorgesehen war eine Party mit eisgekühltem Vodka anlässlich der Vernisssage von Kurt A. Fischlis Wandbild "Circle of life". Da jedoch mein Geburtstag in zwei Tagen ist, lud Hiep Freunde und Nachbarn gleich zur Geburtstagsparty mit Torte und Geschenken. Es war ein unvergesslicher Abend und sozusagen die Aufwärmrunde zu meinem 60.

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Der Tisch ist gedeckt. Das Essen zubereitet. Hiep hatte sich eine riesen Arbeit aufgebürdet und sogar selber ein Blumenbouqet gesteckt.

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Die ersten Gäste, Freunde und Nachbarn, sind eingetroffen. Das Bier ist kalt und Eis hat es auch. Also: Jo!

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Das Essen schmeckt vorzüglich.

TA GmbH 72dpi 20170521 191053 Der Vodka wird serviert, Part 1.

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Der Vodka wird serviert, Part 2.

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Jo! Auf das Wandbild, Part 1.

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Jo! Auf das Wandbild, Part 2. (Alle anderen Parts dieser Jo!-Serie sind bewusst nicht festgehalten .....)

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Die ersten Karaoke-Gesänge schrillen in die Nacht hinaus. Ein Problem mit der Nachbarschaft wegen der Lautstärke? Nein, kein Problem. Es ist der Nachbar, der singt ...... Jo!

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Ausgelassene Partystimmung: Herrrlich, ein Haus voller fröhlicher Menschen.

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Mein Freund Ha singt voller Inbrunst. Für ihn geht es nachher noch an eine Weddingparty. Tja, sie sind viel beschäftigt, die Vietnamesen.

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Süss und sahnig: Jetzt muss die Geburtstagstorte dran glauben.

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Zu vorgerückter Stunde: Nicht ganz einfach jedes Stück an den Mann zu bringen ......

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Zum Abschluss mein Nachbar Won: Mit 75 immer mal wieder gerne ein Bierchen und Karaoke hat er natürlich auch noch drauf.

Mai
20

Wo ist denn hier das Millerntor?

Eigentlich wollte ich mir einen Spass erlauben und als St.Pauli-Fan mit meinem wehenden Pauli-Badetuch durch Nha Trang düsen. Davon wurde mir aber abgeraten. Die Begründung: In Vietnam gilt ein Demonstrationsverbot. Wer dagegen verstösst, landet im Gefängnis. Soviel war mir der Spass dann doch nicht wert und so hat Kurt A.Fischli als Fotograf auch gleich noch etwas gephotoshopt.

Mai
15

"Circle of life": Vernissage am 21.Mai 2017

Am 21. Mai feiern wir hier in Nha Trang Vernissage von Kurt A. Fischli's "Circle of life". Der Vodka (siehe Coverbild: Zubrowka Bison Vodka) wurde liebevoll kaltgestellt und immer wieder gewässert (aussen).

"Man schmeckt die Wildnis. Grasiger milder Geschmack, der an Frühling erinnert. Ein Vodka, den man auch riechen kann." Soviel zum Vodka. Doch der Star des Abends wird "Circle of life" sein.

Mai
14

Warum solidarisch sein?

Ein Plädoyer für Europa, für Solidarität, Sicherheit und Frieden. Auszug aus einem Kommentar von Stefan Kuzmany im Spiegel Online.

Zitat: "Die letzten Zeugen des Zweiten Weltkriegs verstummen, einer nach dem anderen, sie sind alt und sterben. Bald kann niemand mehr aus eigener Erfahrung davon berichten, wie es war, als Deutschland Europa in den Krieg gestürzt und den ganzen Kontinent in Schutt und Asche gelegt hat und als dessen eigene Städte am Ende in Trümmern lagen. Die Kriegsgeneration ist abgetreten, die Nachkriegsgeneration in Rente. Doch sie haben uns nicht nur das schreckliche Erbe des Krieges hinterlassen, ihre besten Köpfe haben danach Unglaubliches vollbracht: die Versöhnung und Einigung Europas.

So selbstverständlich ist dieses Wunder der Europäischen Union mittlerweile geworden, dass viele vergessen zu haben scheinen, was ihr eigentlicher und einziger Zweck ist: Frieden und Sicherheit für die Menschen in Europa. Da scheint es mittlerweile eine Verwirrung zu geben in vielen Köpfen, sie meinen, es ginge um Vorteilsstreben und Gewinnmaximierung. Und so kehrt der Nationalismus zurück, der Eigensinn der Völker: Warum solidarisch sein, warum etwas abgeben? Könnte man nicht viel mehr für sich und die eigenen Leute herausholen, wenn man allein auf eigene Rechnung operiert?" Ende Zitat.

Mai
11

Buddhas Day oder: Multireligiöser Atheist

Gestern war Buddhas Day. Gemäss meiner Agenda Buddhas Birthday. Also sind wir zu unserem Tempel hoch über Nha Trang gefahren.

Na ja. Was soll ich sagen? Religion ist nicht so mein Ding. Noch vor meiner Abreise habe ich meinen Glauben «an der Garderobe» abgeben. Atheist eben. Nicht weil es Gott für mich nicht gibt, sondern weil er viel facettenreicher daherkommt, als mir jede Religion vermitteln kann.

Reformiert bin ich erzogen worden, katholisch meine beiden Jungs und mittlerweile habe ich ein wenig Einblick in den Buddhismus erhalten. Vielleicht bin ich ja naiv, aber überall habe ich Weisheiten gefunden, die passen. Also bin ich ein multiregligiöser Atheist.

Im Cover-Bild: Lebensfreude pur: Warten auf dem Auftritt zu Buddhas Day im Tempel.

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Ein Platz zum Meditieren: Was für ein Blick vom Tempel aus über Nha Trang.

Mai
09

«Circle of life» von Kurt A. Fischli in Nha Trang

Mein Freund Kurt A. Fischli (Hinwil) gestaltete hier in meinem Haus in Nha Trang meinen Arbeits-Raum mit drei Wandbildern und das mit durchschlagendem Erfolg. Weitere Aufträge stehen an.

Inspiration zum Wandgemälde fand Kurt immer wieder in buddhistischen Tempeln, in Gesprächen mit Mönchen, in der Nachbarschaft. Schnell wurde klar, wohin «die Reise» gehen würde.

Mit «Circle of life» entstand als Hauptelement ein vier mal fünf Meter grosses Wandgemälde. Kurt verstand es, in seinem unverkennbaren surrealistischen Stil Elemente Vietnams mit Facetten aus meinem Leben und Schaffen zu verbinden.

«Circle of life» wird ergänzt durch einen Drachen und in der Tiefe des Raumes mit einer romantischen Strandszenerie mit Palmen.

Mein Fazit: Aus einem Arbeitsraum ist ein unwirklich wirklicher Traum-Raum geworden. Ich wusste, dass ich Kurt alle Freiheiten geben konnte. Aber das etwas so Wunderbares entstehen wird, hatte in meinen kühnsten Träumen keinen Platz gefunden.

PDF-Dokumentation: Ein Wandbild entsteht

TA GmbH 72dpi DSC01370 Bearbeitet

Mai
06

Wenn Mann den Ausweis verliert oder: Anständig sein lohnt sich nicht immer

Eines vorweg: Ich bin ein gewissenhafter Mensch. Halte mich wenn möglich an Grenzen, Regeln, Gesetze. Aber diese Eigenschaft kann einem ganz schön in die Bredouille katapultieren, und am Schluss bleibt die Feststellung: Da hätte ich auch stockbesoffen Motorrad fahren können. Doch alles der Reihe nach.

«Du musst nur sagen, du hättest den Fahrausweis verloren und schon hast du einen Ersatz, wenn die Polizei dir deinen wegnimmt.» Solcherlei Spielereien, wie wir sie im jugendlichen Übermut als Neulenker in die Welt hinaus posaunten, waren mir nie geheuer. Zu anständig. Zu ängstlich vor möglichen Folgen.

Kurz vor meiner Ausreise nach Vietnam kam mir diese Möglichkeit von zwei Ausweisen wieder in den Sinn, aber ich verwarf sie aus den gleichen Gründen wie damals. Und dann passierte das, was man ja immer zu vermeiden sucht. Ich verlor meine Brieftasche samt Fahrausweis.

Glücklicherweise trage ich nie viel Bargeld mit mir. Deshalb sah ich den Verlust der Brieftasche auch nicht als grosses Problem an. Es war eher ein Problemchen. Doch da habe ich die Rechnung ohne die Schweizer Behörden gemacht.

Das Strassenverkehrsamt erklärte mir unmissverständlich: «Einen Fahrausweis kriegen sie, da sie in der Schweiz abgemeldet sind, nicht mehr. Sie müssen nun einen neuen Fahrausweis in Vietnam beantragen. Wir schicken ihnen eine Bestätigung über die von ihnen abgelegten Führerprüfungen. Aber beachten Sie, das ist keine Fahrerlaubnis.»

Aha! Nur weil ich meinen Ausweis verloren habe, habe ich nun keine Fahrerlaubnis mehr? Das kann’s doch nicht sein! Also hake ich nach. Erfolglos natürlich. Ich beisse auf Granit und fahre seither mit meiner FTC ohne Papiere durch die Gegend.

Auf dem Polizeiposten in Nha Trang kriege ich ein müdes Lächeln, als ich eine Bestätigung für meinen Verlust einfordern will. Erst ein vietnamesischer Freund schafft das. So fahre ich nun mit einem Schreiben der Nha Tranger Polizei...

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.... und mit einem Papierausdruck meiner PDF-Fahrausweiskopie durch die Gegend und hoffe, im Falle einer Polizeikontrolle, auf Verständnis. Andernfalls müsste eine monetäre Lösung in Betracht gezogen werden.

Doch zurück zum Bestätigungsschreiben des schweizerischen Strassenverkehrsamtes. Im Begleitschreiben heisst es, es sollte kein Problem sein, eine vietnamesische Fahrbewilligung zu erhalten. Und am Ende der Bestätigung steht: Gültigkeit einen Monat!

Allein die Gültigkeitsdauer zeigt, wie viel der ausstellende Beamte von Vietnam weiss. Denn bis das Schreiben im Original hier eintreffen wird, vergeht fast einen Monat. Dann muss ich es beglaubigt auf Vietnamesisch übersetzen lassen, was nochmals rund zwei Wochen veranschlagt. Das heisst, bevor ich mit dem Schreiben bei den Behörden vortraben kann, ist es abgelaufen.

Diese Bestätigung ist für mich Makulatur, bevor sie ausgestellt wurde.

Heute bereue ich es, dass ich vor meiner Ausreise nicht den Mut zu dieser kleinen Schwindelei aufbrachte, um mit zwei Fahrausweisen nach Vietnam auszuwandern. Denn faktisch bedeutet nun für mich der Verlust meines Fahrausweises ein Entzug der Fahrerlaubnis durch die Schweizer Behörden und das nur, weil ich zu anständig war.

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Mai
05

Wedding in Dak Lak - Bilder einer Party

Hochzeit in Vietnam. Ein Erlebnis der besonderen Art. Ich durfte die ersten zwei von drei Tagen Wedding-Party miterleben. Am ersten Tag die Vorfeier mit der Familie der Braut und am Tag darauf die buddhistische Zeremonie. Für die katholische Feier am dritten Tag gab ich forfait. Erholung war angesagt.

Im Bild oben: Warten auf den Bräutigam. Es folgen Bilder von der Feier am zweiten Tag.

TA GmbH 72dpi DSC01242Bald hat das Warten auf den Bräutigam ein Ende.

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Einzug der Familie des Bräutigams mit .....

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.... üppigen Geschenken für die Braut.TA GmbH 72dpi DSC01263

An der Übergabezeremonie nimmt nur der engste Familienkreis teil. Für die anderen heisst es warten.

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Das Handy ist immer dabei. Bereits sind erste Hochzeitsbilder auf Facebook.

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Die Hochzeit: Das Brautpaar übergibt, nach den Reden der Väter, Reiswein an die Eltern.

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Das Essen steht bereit.

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 Das Brautpaar: Kim Yen and Chi Trung (von links) auf ihrem Fotomarathon durch die Hochzeitsgesellschaft.TA GmbH 72dpi DSC01284

Ein Blick auf die Speisekarte: Das Essen kann beginnen.

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Und immer wieder: Posieren für Fotos

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 Rund dreihundert Gäste: Alle habe ich nicht auf's Bild gebracht.

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..... zwei ausländische Gäste: Kurt Fischli und der Autor.

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Essen und Trinken bis zum Abwinken.

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Ein Feuerwerk - notabene im Festzelt - für das Brautpaar.

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Die ersten Gäste brechen auf.

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Die Party ist vorbei. Schon kommt das Aufräumkommando.

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Das Braupaar, Kim Yen and Chi Trung, locker und gelöst nach rund sechs Stunden Zeremonien.

Apr.
30

Zum Tag der Wiedervereinigung

Heute, am 30. April, feiert Vietnam "Tag der Wiedervereinigung". Am 29. April 1975 endete das amerikanische Engagement in Südvietnam. Einen Tag später kapitulierte Südvietnam, die Kommunisten hatten gesiegt. Jetzt sollte zusammenwachsen, was für den 1969 verstorbenen Ho Chi Minh zusammengehörte. Der Nord- und der Südteil ergeben zusammen die Sozialistische Demokratische Republik Vietnam.

Im Bild Ho Am Chua-Stausee, rund 15 Kilometer nordwestlich von Nha Trang. Und das Feiern geht morgen mit dem 1. Mai weiter.

Apr.
23

Ein Sonntag in Nha Trang

Wir gehen ans Velorennen. 33 Grad im Schatten. Ein leichtes Lüftchen zieht vom Meer her ins Land. Das Ziel nach fast 150 Kilometern in Nha Trang auf dem Hauptplatz direkt beim Wahrzeichen, der Lotusblüte.

11 Uhr. Die Stadt versinkt in der Mittagshitze. Ein paar wenige Zuschauer harren in der Hitze aus und empfangen die Rennfahrer. In horrendem Tempo brettern sie über die Strandpromenade dem Ziel entgegen. Fast kein Klatschen. Die Stimmung eher ruhig. Wir schlürfen Kokosmilch.

Und am letzten Sonntag war Hühnerkampf .....TA GmbH 72dpi DSC00986

Apr.
22

Was ich mir schon immer wünschte .....

... einen fetten, grünen Hinterradreifen.

Doch Hand aufs Herz. Hier stellt sich schon die Frage, warum es Menschen gibt, die immer das Neuste haben müssen. Auch dann, wenn das Alte noch lange gut genug ist.

Apr.
20

Gnadenlose Frühaufsteher oder: Alles in Bewegung

Vietnamesen sind Frühaufsteher. Gnadenlose Frühaufsteher. Ist auch nicht verwunderlich bei diesen (Tages-)Temperaturen. Und sie sind begeisterte Bewegungsfanatiker. Morgens um halb sechs ist der Strand voll von Menschen, die baden, turnen, laufen, Gymnastik allein oder in Gruppen und zu Musik machen (*), Tai Chi-Figuren üben und viele kommen mit dem Fahrrrad oder zu Fuss. Andere dehnen, lockern beim Spazieren ihre Muskeln oder spazieren einfach die Strandpromenade rauf und runter. Alles ist in Bewegung und plaudert.

Eine Szene gefällt mir jeweils ganz besonders gut, das hat wohl mit meinem Alter zu tun: Auf dem Platz vor der Einfahrt zum stillgelegten Militärflugplatz finden sich immer an die zwanzig alte und ältere Vietnamesinnen und Vietnamesen ein und erfreuen sich an Turnübungen unter Anleitung. Alle in denselben weissen, an Nachthemden erinnernde Gewänder. Es herrscht eine fröhlich lockere Stimmung. Die meisten lachen auch wenn die Bewegungen langsam, zittrig immer dem Vorturner hinterherhinken. Ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn ich mit dem Bike da vorbei komme: Das ist also der sportliche Teil des Ausflugs des Seniorenheims. Jeden Morgen!

(*) Man stelle sich vor: Die Frauenriege des TV Walensee-Unterterzen trifft sich bei Sonnenaufgang am Badestrand, stellt zwei grosse Lautsprecher auf und tanzt zu lauter Musik von DJ Bobo. Aus den Lautsprechern dröhnt ein sattes Bum-bum und vermischt sich mit dem Lachen der Turnerinnen. Daneben die Männerriege; die gestählten Körper in der Morgensonne trainierend. Der Gemeindepräsident hüpft, mit den Räten diskutierend, auf und ab. Im Hintergrund wird Kaffee gebraut, während das Betreute Wohnen locker trabend zwei Rollstühle über den Bahnübergang schiebt. Die Kinder baden im See. Der Gemeindeschreiber joggt mit dem Steuereintreiber rund um's Resort. Der Segellehrer, der Schreinermeister und der Garagist meditieren, während russiche Resort-Gäste in der Hamol-Stellung (Achselhöhlen der Sonne zugewandt) auf Bräunung warten. Von Walenstadt her kommend trifft eine Gruppe Radfahrer ein. Sie, gehen baden, dehnen und setzen sich auf Kinderstühle, trinken Kaffee und quatschen. Immer mehr kommen dazu. Es werden neue Kinderstühle organisiert. Der Strand leert, das Freiluftkaffee füllt sich. Und das jeden Morgen!

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Morgendlicher Frauentreff mit dem Fahrrad am Strand von Nha Trang.

März
29

Geschwindigkeit, Ruhe und Langsamkeit

Heute zwei Impressionen eines Motorrad-Ausflugs nach Mui Ne, bekannt für seinen Sand und Strand.  Auf dem Rückweg entdeckte ich eine neue erstelle, vierspurige Strasse mitten durch die Sanddünen. Sanfte Kurven, neuer Belag, keine Schlaglöcher, kein Verkehr, keine Tiere und keine Geschwindigkeitskontrollen.

Den Motorradfahrerinnen und Motorradfahrern muss ich nun nicht erklären, was das bedeutet und die anderen können es sich wohl auch vorstellen.

Auf jeden Fall habe ich mich danach noch an meinen Lieblingsort hoch über Nha Trang zurückgezogen (im Bild unten), um bei diesem Ausflug auch Ruhe und Langsamkeit zu erfahren.

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März
21

Ein Schweizer wird verehrt wie ein Heiliger

In Nah Trang wird ein Schweizer verehrt, ja fast vergöttert, der in der Schweiz ziemlich in Vergessenheit geraten ist: Alexandre Émile Jean Yersin, der Entdecker des Pesterregers. Die Menschen hier in Nha Trang danken es ihm insbesondere, dass es Yersin gelang, Taifune vorherzusagen, was vielen Fischern das Leben rettete.

1894 entdeckte Yersin in Hongkong den Pestbazillus, dem er seinen Namen gab (Yersinia pestis). 1895 beteiligte er sich in Paris an der Entwicklung eines Heilserums gegen die Pest. In Hanoi gründete er 1902 die erste medizinische Schule und 1905 in Nha Trang das erste Institut Pasteur.

Nach ihm benannt ist in Nha Trang eine Strasse, ein Platz und eine Schule. Es gibt, zentral gelegen, das Alexandre Yersin Museum, an der Uferpromenade sein Denkmal (im Bild oben) und, weil die Strasse gesperrt ist, ein derzeit nicht zugängliches Monument, gut 50 Kilometer ausserhalb von Nha Trang. Yersin ist in Nha Trang fast allgegenwärtig.

Eine Yersin-Büste findet man zum Beispiel aber auch in Honkong und eine Gedenktafel am Stadtgymnasium in Lausanne. Vor allen in Südvietnam ist sein Name präsent. Aber nirgends wird er so stark verehrt wie in Nha Trang. Hier wird sein Andenken hochgehalten und die Einheimischen bringen bei Sonnenaufgang Blumen und Gaben zum Denkmal direkt am Strand.

Yersins Leben und Wirken beschreibt das deutsche Fernsehen SWR2 wie folgt: «Wer in Zentralvietnam gleich neben Buddha wie ein Heiliger verehrt wird, ist eine der faszinierendsten Forscherpersönlichkeiten der jüngeren Geschichte: Alexandre Yersin. Während Jahrzehnten forschte der gebürtige Schweizer Mediziner, der einst zum innersten Kreis von Louis Pasteur gehörte, in Indochina. Er erlangte Weltruhm, als er vor 120 Jahren den Pesterreger entdeckte - ein medizinhistorischer Krimi.»

Diesem Krimi haben einige nachgespürt. So auch Patrick Deville in seinem Roman «Pest und Cholera», den das das Schweizer Fernsehen in der Sendung «Der vergessene Schweizer Forscher, der die Pest besiegte» würdigte.

Alexandre Yersin wurde am 22. September 1863 in Aubonne (Schweiz) geboren und starb am 28. Februar 1943 in Nha Trang, meiner neuen Heimat.

Mehr zu Yersins Leben und Schaffen: https://de.wikipedia.org/wiki/Alexandre_%C3%89mile_Jean_Yersin

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März
15

Das harte Leben in Nha Trang

Also das MUSS jetzt auch mal gesagt sein: Ein so schönes Leben, wie sich das viele vorstellen, habe ich auch nicht!

Wenn ich zum Beispiel eher spät, so gegen 9 Uhr an der Beach wandle und schwimme, wartet eine der grössten menschlichen Qualen. Himmel blau, Meer traumhaft, leicht erfrischend, Luft noch nicht zu heiss und fast keine Menschen am Strand. Wie im Paradies. Die Einheimischen verlassen nach Sonnenaufgang den Strand und die Touristen schlurfen noch verkatert ums Frühstücksbuffet.

In diesem Postkartenidyll fällt es mir dann immer verdammt schwer, zurück zur Arbeit zu fahren. Und ich denke mir: Wäre ich hier nur in den Ferien, ich könnte den ganzen Tag am Strand rumlungern. Das zeigt doch, wie hart das Leben hier ist. Oder?

März
14

Nicht weinen! Oder ein Junge auf dem Sozius

Das Thema in Hieps Garküche gestern: Der Tod eines neunjährigen Nachbarjungen.

Sie erzählen die ganze tragische Geschichte. Der Junge ist nicht Opfer eines Unfalls, einer kriminellen Tat oder gar einer unheilbaren Krankheit geworden. Nein. Der Junge musste einfach sterben, weil er krank war und die Eltern kein Geld für den Arzt hatten. Sie erklären mir das in einem trockenen Tonfall. Ohne Anklage. Ist einfach so.

Den ganzen Tag ertönen Musik und Trommelklänge für die noch verbliebenen Energien im Leichnam, denn der Geist muss noch vier Phasen bis zur Auflösung durchlaufen.

Der Gedanke, nicht für den Arzt aufkommen zu können, war bis anhin so weit weg von mir, wie die Sterne im Universum. Und jetzt: In der Nachbarschaft!

«Kannte ich den Jungen?» wollte ich wissen. Sie zeigten mir das verlotterte Haus, direkt hier um die Ecke, vor dem nun die Hinterbliebenen, Nachbarn und Freunde die Totenzeremonie abhalten.

Mir wurde schlecht beim dem Gedanken, dass ich mit meinem überkandidelten Motorrad des Öfteren an diesem Haus vorbeigefahren bin und drinnen lag ein Junge im Sterben, nur weil die Eltern kein Geld für den Arzt hatten.

«Gehen wir rüber?», fragte Hiep.

Ich: «Nein. Ich kann da nicht hin. Ich fühle mich beschissen, schäme mich und müsste weinen.»

Auszug aus «Die Bestattungskultur des Buddhismus» von http://www.tod-und-glaube.de

Das Begräbnis gehört in vielen Ländern zu den buddhistischen Hauptzeremonien, da es den Übergang in die Zwischenwelten und die darauf folgende Wiedergeburt eröffnet.

Die Feierlichkeiten können mehrere Tage dauern. Bei der Abschiednahme stehen die Gäste zusammen, Sutras, die überlieferten Reden Buddhas, werden rezitiert und jeder soll sich an positive, gute Erlebnisse mit dem Verstorbenen erinnern. Zum einen, um dem Toten fröhliche, wertvolle Gedanken mitzugeben. Zum anderen als Reaktion an Stelle des Weinens. Dieses sollte vermieden werden, denn Trauer und Tränen sind oft durch den Verlust für die Hinterbliebenen und Selbstmitleid bedingt.

Ich weiss, morgen werde ich wieder auf dem Motorrad sitzen, es geniessen und durch den warmen Wind düsen. Aber ab und an werde ich den Jungen auf dem Sozius mitnehmen.

(Im Bild oben) Blumen und Getränke für die Toten: Grab in Dak Lak.

März
13

Allgegenwärtig oder: 9 Rappen für die Erinnerung

Gewisse Themen begleiten. Sie kommen einfach mit. Ob eingeladen oder nicht. Plötzlich tauchen sie auf, sind sie da. Lassen Erinnerungen wach werden, zeigen Verbindungen auf und verschwinden wieder. So ein Thema ist die Spinnerei. Alles begann mit dem Ende, der Schliessung der Spinnerei Murg (siehe PicTapas: Endlose Stille) und hat sich seither wie ein Magnet an mich geheftet. Hier in Vietnam ist das Thema Spinnerei in der 2000 Vietnam Dong-Note jeden Tag sozusagen allgegenwärtig. Diese hat übrigens einen Gegenwert von etwa 9 Rappen.

März
12

Zwanzig Vietnamesen, die …

Eigentlich begann dieser Sonntag ganz ruhig. Dann kam das Telefon.

Hiep, nachdem sie aufgelegt hatte: «20 Personen von 'OPPO - Tấn phát mobile' kommen um halb zehn zum Essen.»

Es war morgens um halb acht. Ich kam eben vom Sport zurück.

Ich beeindruckt: «20 Personen. So viele Stühle haben wir nicht.»

Hiep, die kurzerhand ihr Business erweiterte, mein Pulttisch abräumte, unseren Esstisch nach vorne beorderte und mein Büro in ein temporäres Restaurant verwandelte, «Es macht dir doch nichts aus?» wartete nicht auf eine Antwort, sondern sagte: «Dann fragen wir die Nachbarn.»

Die hatten aber nicht so viele, die sie entbehren konnten. Also zog ich los, kaufte auf dem Markt neben den Nudeln und dem Fleisch noch acht Stühle. Alles auf den Motorroller gepackt und schon konnte das Restaurant fertig eingerichtet werden.

Zwanzig Vietnamesen mit Pho Bo beköstigen geht ganz schön quick. Aber sofort packen ein paar der Gäste mit an. Stühle werden gerückt, die vollen Suppenschüsseln serviert, andere bestaunen meine Kawasaki, die in den hinteren Teil des Raumes weichen musste, weil auf der Strasse kein Platz war. Wegen dem Bus.

Nach nicht mal einer halben Stunde ist alles vorbei. Winkend verabschieden sich die Gäste und steigen zufrieden und mit vollem Bauch in den Bus. Der Boden ist übersäht mit Papier, ausgepressten Limetten, Zigarettenstummeln und Basilikumstengeln. Dass mein Büro mal so aussehen würde, hätte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können.

Doch lange hielt das Bild nicht. Nicht mal eine halbe Stunde später ist der Boden gewischt und gefegt, das Büro sauber und wieder gut zu benutzen. Nichts erinnert mehr an 20 Vietnamesen, die Pho Bo essen, quatschen, rauchen, lachen und alles auf den Boden werfen.

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März
10

Hä? Wer glaubt hier wem?

Ein in der Schweiz beglaubigtes Dokument für das Ausland beglaubigen zu lassen, ist gar nicht so ohne. Denn zuerst muss die Beglaubigung beglaubigt werden, damit sie beglaubigt werden kann.

Um was geht es? Damit ich im Namen der Text ARTelier GmbH hier in Vietnam Tätigkeiten ausführen kann, benötige ich neben diversen Dokumenten auch einen beglaubigten Handelsregisterauszug. Diesen, vom Handelsregisteramt Appenzell Ausserrhoden beglaubigten Auszug, so dachte ich, könnte ich vom Schweizerischen Generalkonsulat in Ho Chi Minh City beglaubigen lassen.

Doch weit gefehlt. Schweizerische Vertretungen im Ausland können nur die Unterschrift der Kantonskanzleien beglaubigen. Will heissen: Die Kantonskanzlei AR muss den beglaubigten HR-Auszug beglaubigen, so dass dann die Schweizer Vertretung, diesen beglaubigen kann.

Ich bin mir sicher: Bei so viel Beglaubigung, wird mir dann schon jemand glauben, aber: Damit ist die Beglaubigungszeremonie noch nicht zu Ende. Denn die Vietnamesen verlangen anschliessend von diesem mehrfach beglaubigten Handelsregisterauszug eine beglaubigte Übersetzung ins Vietnamesische.

(Im Bild: Kathedrale in Nha Trang) Wer glaubt wem? Das ist hier nicht die Frage.

März
08

So geht Business in Vietnam!

Ich bin ja nun schon wie die Jungfrau zum Kinde zu einem Gästezimmer gekommen. Nun habe ich auch noch «ein Restaurant». Ok, ein bisschen übertrieben ist das schon, aber: So geht Business in Vietnam! Doch alles der Reihe nach.

Ich liebe das Simple! - Irgendwie einfach, wie das Leben hier funktioniert. Jeder macht oder werkelt etwas. Ein Motorroller mit einem übergrossen Gepäckträger gepaart mit viel Fahrgeschick und schon ist Mann Transportunternehmer; eine kleine Garküche und Suppe wird verkauft; ein Luftkompressor am Strassenrand zum Aufpumpen und Reparieren von Plattfüssen; ein Wasserschlauch und Autos und Motorräder werden gesäubert; eine Nähmaschine vor dem Hauseingang und ich bringe meine Kleider zum Flicken vorbei. Daneben wäscht und färbt eine Frau Haare, eine andere macht Fusspflege und etwas weiter sind ein paar kleine Plastiktische im Schatten aufgestellt. Am Morgen wird dort Kaffee serviert, danach verschwinden die Tische wieder. Wer weniger investieren kann, trägt oder fährt mit dem Fahrrad sein Business: Losverkäufer, Früchteanbieter, süsse Gebäcke usw. Fast jeder hat «sein Business» und damit ein kleines, zum Teil klitzekleines Einkommen. Aber es ist «ihr/sein Business!» und das macht sie und ihn stolz.

Die, die nach immer Grösserem, nach immer mehr streben, mögen darüber schmunzeln. Aber die Haarfärberin, die in einfachsten Verhältnissen den Haaren ihrer Nachbarinnen eine neue Tönung verleiht, lacht viel bei der Arbeit und ist zufrieden. Sie trinkt ihren gesüssten Morgenkaffee zwei Häuser weiter zusammen mit anderen Frauen und Männern, die ein kleines Business betreiben. Und alle wirken sie zufrieden. Keiner ist gestresst, Burnout kommt in deren Wortschatz nicht vor. Alles funktioniert wie ein kleiner, eigener Kosmos.

Ob sie auch wirklich zufrieden sind? Ich weiss es nicht. Ich verstehe ihre Sprache noch zu wenig. Aber wenn ich aus dem Haus gehe, dann sehe ich in grossmehrheitlich freundlich lachende Gesichter. Ich sehe Menschen, die zufrieden in den Tag starten, die Lachen und beschwingt durchs Leben gehen.

Natürlich gibt es auch das «richtige Business». Grossfirmen und Firmenbosse in grossen, schwarzen und anderen Limousinen. Bei ihnen kommt die Gewinnmaximierung vor dem Lachen. Und wenn sie aus ihren mit dunkeln Scheiben getönten Wagen steigen, hört man kein Lachen. Sie blicken mürrisch drein, enervieren sich laut hupend über die vielen Motorroller und gehen, die Nachbarn keines Blickes würdigend, ihren Weg.

Jetzt bin ich abgeschweift. Also finden wir wieder zurück zu «meinem Restaurant». Meine Partnerin, Hiep, sagte schon als wir das erste Mal das Haus besichtigen, hier könne sie «ihr Business», eine kleine Garküche, verwirklichen.

Ich lachte. «Ein Restaurant?»

«Ja.» Sie zeigte mir geschwind, wie das auf dem Vorplatz aussehen werde. Wo die Motorbikes abgestellt, Tische und Stühle platziert und wo die Kochstelle sein werde.

Ich sagte: «Aber du kannst doch nicht einfach ein Restaurant eröffnen.»

Sie lachte. «Klar kann ich! Kein Problem.»

Ein paar Wochen und ein Plakat später ist es soweit. Pho Bo und Pho Ga stehen auf der Speisekarte und als Alleinstellungsmerkmal gibt es «Pho Thuy Si».

Vietnam-Kenner werden sich jetzt fragen: «Pho Thuy Si? Was ist das?»

Hier braucht es jetzt eine Erklärung und ich beginne ganz von vorne: Phở (so die richtige vietnamesische Schreibweise) ist eine traditionelle Suppe der hiesigen Küche. Eine mögliche Wortherkunft ist die vietnamesische Aussprache für Pot-au-feu. Die Fleischsuppe wird je nach Region etwas anders, mit unterschiedlichen Nudeln zubereitet. Hiep serviert eine Variante aus dem Norden, Hanoi.

Auf Wikipedia heisst es:
Phở wird in einer Schüssel gereicht und enthält neben einer kräftigen klaren Brühe (meist aus Rinderknochen) Reisnudeln und traditionellerweise dünne Scheiben Rindfleisch (phở bò; phở tái, wenn das Fleisch erst in der Schüssel garzieht) oder Hühnerfleisch (phở gà). Weitere Zutaten sind Zwiebel- oder Lauchringe, Koriandergrün, Minze, Chilis in Scheiben, weißer Pfeffer, Limettenspalten und Fischsauce, in Südvietnam auch vietnamesisches Basilikum und Mungbohnenkeime. Diese Zutaten werden meist gesondert auf Tellern gereicht, um sich seine Suppe nach Belieben anzureichern und zu würzen.

Die Suppe wird in Vietnam im Straßenverkauf angeboten. Traditionell ist Phở ein Frühstück. Deswegen öffnen viele darauf spezialisierte Restaurants schon früh morgens und schließen im Laufe des Vormittags. Vor allem in größeren Städten gilt diese Einschränkung nicht.

Es gibt in Nord- und Südvietnam unterschiedliche Zubereitungsarten: während in Hanoi eine eher helle und dezent gewürzte Brühe verwendet wird, werden im Süden die Fleischknochen vor dem Kochen häufig über Holzkohle angeröstet, um die Brühe intensiver in Farbe und Geschmack zu machen und vor dem Verzehr wesentlich mehr Würzzutaten zugegeben.

Thuy Si bedeutet Schweiz. «Pho Thuy Si» (im Bild unten rechts) wird - nicht ohne Stolz muss ich anfügen, dass es sich hierbei um meine Idee handelt - statt mit Reisnudeln mit Flädli zubereitet. «Pho Thuy Si» ist also eine Flädli-Suppe, entweder mit Rind oder Poulet. En Guetä!

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Pho Bo (links) und Pho Thuy Si (rechts)

März
06

Wenn die Stadt von Reisecars überrollt wird

Ich habe mich auf meinen Bike-Ausfahrten schon mehrfach gewundert, warum es Zeiten gibt, an denen die Strandpromenade von Cars nur so überschwemmt wird. An Gruppenreisenden, die in den vielen Hotels an der Promenade an- und abreisen, kann es wohl nicht liegen. Die gehen und kommen nicht alle zur gleichen Zeit.

Heute Morgen habe ich des Rätsels Lösung in Nha Trangs Süden gefunden. Die Carschwemme kommt aus dem Nha Trang Port. Der ist zwar nicht übermässig gross, aber immer mal wieder legen Kreuzfahrtschiffe, wie heute die MS Amsterdam, an. Das, nach Angaben auf der Website, 5-Sterne-Kreuzfahrtschiff der Holland America Line Reederei transportiert auf 12 Decks 1380 Passagiere und diese wollen «ausgeflogen» werden. Dazu standen (siehe Bild-Ausschnitt unten) 16 Cars bereit.

Die Boote im Vordergrund warten wohl ebenfalls auf Gäste des Kreuzfahrtschiffs. Mehrere Inseln vor Nha Trang laden zu Unterhaltung und Baden. Besonders beliebt die 4-Insel-Tour; mehr davon ein anderes Mal.

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März
04

Ein neuer Tag ...

... braucht keine Worte. Pictapas A new day / https://peterjenni.myportfolio.com/at-the-fish-market

Feb.
27

Heute werden keine Bücher mehr verbrannt, aber ....

Heute mal ein ganz anderes Thema. Nicht von Vietnam, von Reisen und fremden Kulturen oder einem neuen Leben. Ein Thema rückblickend auf eine traurige, eine hässliche Zeit. Eine Zeit voller Angst, Denunziantentum und Staatswillkür mit der aufgezwungenen Überzeugung, dass es nur eine Wahrheit gibt, auch wenn diese falsch ist. Und wohl gerade deshalb drängt dieses Thema so stark in die Gegenwart. Die Rede ist von Hans Fallada (eigentlich Rudolf Ditzen; 1893 bis 1947) und seinem Buch «Jeder stirbt für sich allein».

In den langen Stunden im Spital habe ich Hörbücher kennen- und schätzen gelernt. Seither sind sie mein täglicher Begleiter. Derzeit Hans Falladas «Jeder stirbt für sich allein».

Auf Hans Fallada bin ich seiner Sprache wegen gestossen. Sein objektiv-nüchterner Stil, die anschaulichen Milieustudien und die überzeugenden Charakterzeichnungen aus einem Berlin am Ende der Weimarer Republik faszinieren und erschüttern zugleich.

Interessant, wenn wir den Bogen zu heute spannen, wird Fallada deshalb, weil ein Grossteil seiner Werke der «Neuen Sachlichkeit» zugeschrieben werden.

Auf Wikipedia heisst es dazu: «Die Beobachtung und Abbildung der äusseren Wirklichkeit, wie die Konstruktion des Lebens auf der Basis von Fakten, bestimmt die ‘neusachliche’ Literatur der 1920er- und 1930er-Jahre». Und weiter heisst es: «Breite Teile der Bevölkerung sollten durch diese neue Literatur am kulturellen Leben teilhaben. Man beschrieb die Realität so exakt und ohne Übertreibungen, um die Menschen durch diese Missstände wachzurütteln und so die Gesellschaft zu verändern. Die Bevölkerung sollte durch die «Massenkultur» für die Demokratie begeistert werden.

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahr 1933 begann eine neue Blütezeit pathetisch-ideologischer Literatur. Der demokratiefreundliche Gehalt der Schriften der Autoren der «Neuen Sachlichkeit» führte zur Verbrennung ihrer Bücher, teils auch zur Verhaftung der Autoren, denen es nicht gelungen war, rechtzeitig ins Exil zu flüchten.»

Heute werden keine Bücher mehr verbrannt, aber missliebige Journalisten, den Fakten verbundene Frauen und Männer, von Pressekonferenzen ausgeschlossen, verunglimpft und ins Abseits geschoben. Doch zurück in die Vergangenheit.

In «Jeder stirbt für sich allein» wird der authentische Fall des Ehepaars Otto und Elise Hampel, das 1940 bis 1942 in Berlin Postkarten-Flugblätter gegen Hitler ausgelegt hatte und denunziert worden war, beschrieben. Es sind Schreinermeister Otto Quangel und seine Frau Anna, die, nachdem sie in einem Brief lesen mussten, dass ihr einziger Sohn im Westfeldzug gefallen war, entscheiden, Widerstand zu leisten. Einsamen Widerstand mit Postkarten, gefüllt mit antifaschistischen Botschaften, die sie in Treppenhäusern auslegen.

Das Thema des Buches: das Verhältnis von Macht und Moral in der Diktatur. Das bestimmende Element: die Angst (die diese Postkarten bei allen Beteiligten auslösen). Langjährige Freundschaften drohen zu zerbrechen, weil angesichts der Botschaften plötzlich dem Gegenüber misstraut wird. Die Angst ist derart massiv, dass die Postkarten grossmehrheitlich ihre Wirkung verfehlen. Anstatt die Menschen gegen Hitler aufzuwiegen, stürzen die kurzen Botschaften die Menschen in Angst und Schrecken.

Feb.
26

Wie sicher ist Vietnam?

Die Antwort ist ebenso einfach wie vielschichtig und lautet: So klar lässt sich das nicht sagen. Gemäss den offiziell verbreiteten Meldungen ist Vietnam ein sicheres Reiseland und – so viel kann ich bestätigen – ich fühle mich hier sicher. Man muss sich aber bewusst sein, dass es verschiedene Sicherheiten gibt und das eigene Sicherheitsgefühl immer relativ ist.

Die Rechtssicherheit lässt zu wünschen übrig. Das ist klar. Auch im Strassenverkehr. Mietmotorräder sind im Allgemeinen nicht versichert. Ausländische Führerausweise werden nicht anerkannt. Wie schnell, ohne eine Busse zu riskieren, gefahren werden darf, hängt von verschiedenen Faktoren ab, auf die ich sicher später einmal eingehen werde.

So oder so: In einem Schadenfall haften Ausländer meist für alle Kosten eines Unfalls, unabhängig der Schuldfrage, ist auf vielen Websites zu lesen.

Auch der öffentliche Verkehr ist nicht ohne Gefahren. Der Zug, der Vietnam vom Norden nach Süden durchquert, vielleicht ausgenommen. Langsam zwar, aber doch eher auf der sicheren Seite. Ich meide vor allem Mini-Busse. Die sind zwar extrem günstig, aber selten einigermassen bequem und ihr Fahrstil entspricht nicht meinen Vorstellungen. Kommt hinzu, dass die Fahrer vielfach fast Tag und Nacht durchbrettern, also ziemlich übermüdet sind.

Die Schlafbusse bieten da schon einiges mehr an Komfort; aber ich wundere mich bei deren Fahrstil, wie wenig Unfälle es gibt oder wie wenig man darüber liest.

Die zehn Mio. Metropole Ho Chi Minh City gilt für Touristen im Zentrum als eher gefährlich, da vor allem Entreissdiebstähle und damit verbundene Sturz- oder Unfallfolgen in den letzten Jahren zugenommen haben. Ich habe über zwei Monate in dieser hektischen, überfüllten Stadt gelebt (Vietnamesen sagen, neben den offiziell über neun Millionen leben noch rund drei Millionen Menschen ohne Registrierung) und nie ein Problem gehabt.

Hier in Nha Trang ist eh alles viel beschaulicher. Trotzdem raten Vietnamesen beim Benutzen des Handys im öffentlichen Raum immer zur Vorsicht. Auch beim Abschliessen sind sie Weltmeister.

Ich bin eher der Ansicht, dass meine vietnamesischen Freunde ein bisschen stark auf Vorsicht machen. Ich lache dann jeweils und sage: Paranoia!

Es wird immer alles doppelt und dreifach abgeschlossen. Und als ich zwei Vietnamesen unser Haus zeigte, mahnte der eine angesichts der tagsüber offenen Balkontüre im ersten Stock, dass wir diese besser schliessen sollten, da jemand über das Dach des Nachbarn in unser Haus einsteigen könnte.

Ich gab zu bedenken, dass wir ja im Haus anwesend seien und einer schön doof sein müsse, über den Balkon einzusteigen (wo ihn jeder auf des Nachbars Dach sieht), wenn er auch durch den offenen Hauseingang reinrennen und uns überfallen könne.

Der Polizist, der uns besuchte und überprüfte, ob wir angemeldet sind, verwies auf mein Mountainbike, das ich nach einer Tour draussen, im abgesperrten Eingangsbereich stehen hatte. Er meinte, ich solle das Bike besser ins Haus nehmen, was ich jeden Abend auch tue. Aber auch hier frage ich mich: Wenn jemand so dreist wäre, während des Tages, wenn hier in der Strasse wirklich einiges los ist und wir zuhause sind, über das abgeschlossene zwei Meter hohe Tor zu klettern, sich das Mountainbike zu krallen und wieder zurück zu klettern, notabene mit dem Mountainbike auf dem Rücken, dann wäre dieser jemand von der ganz üblen und bösen Sorte, der vermutlich vor noch viel schlimmeren Taten, die ich auch mit dem Wegsperren des Mountainbikes nicht verhindern könnte, nicht zurückschrecken würde.

Wie gesagt, ich fühle mich hier sicher. Dieses Gefühl hat sich gerade eben in der Bank bestätigt. Um Geld abzuheben ging ich auf den Hauptsitz meiner vietnamesischen Bank hier in Nha Trang. Weder bei der Zufahrt noch im Eingangsbereich zur grossen Schalterhalle war viel von Sicherheitsvorkehrungen zu sehen. Hinter der Eingangstüre, neben der Empfangsdame stand ein Polizist mit einer kleinen Pistole am Gurt. Sonst war in der grossen Schalterhalle kein weiterer Sicherheitsbeamter zu entdecken.

Rechts hinten, in einer Ecke stapelte hinter einer etwa 1.30 Meter hohen Glasscheiben (da springt fast jedes Kind drüber) ein Bankangestellter Geld. Bündelweise füllte er 500'000 VND-Noten in Plastikbehälter. Kein weiterer Sicherheitsbeamter oder sonst wer war auszumachen. Der Stapel mit den abgefüllten und auf einfache Art versiegelten Behältern war eindrücklich.

Die in der ganzen Halle verteilten Schalter für den Kundenkontakt (so etwa 20 an der Zahl) trennen auf dieselbe Art Kunde und Bankpersonal. Der Kunde setzt sich vor das Glas, die Bankangestellte ist dahinter. Das Geld für die Auszahlung lagert in Schubladen und wenn die Bankangestellte das Geld in den Zählautomaten steckt, könnte jeder in meiner Grösse aufstehen, den Arm über das Glas strecken und das Geld an sich nehmen.

Es mag sein, dass es hier Sicherheitsvorkehrungen gibt, die sich dem Otto-Normal-Bankkunden nicht offenbaren. Diesen Eindruck machte die Schalterhalle aber nicht. Eher kommt man sich in die 50er-Jahre zurückversetzt vor. Mir auf jeden Fall geben diese Nicht-Sicherheitsvorkehrungen ein Gefühl der Sicherheit.

Feb.
25

Pünktlichkeit auf Vietnamesisch

Heute waren wir mit einem Freund und seiner Frau fischen. Wir fuhren morgens um 8 Uhr rund 30 Kilometer südlich Richtung Cam Ranh zu einem Bekannten meines Freundes und dessen Familie. Bauern. Sie bewirtschaften etwas Land mit zwei Kühen, Hühnern und haben zwei grosse Teiche. Einer mit Krebsen der andere mit kleinen Fischen. Diese haben wir dann mit einfachen Ruten gefangen und anschliessend wurden sie gebraten.

Es folgte ein herrliches, vietnamesisches Essen mit viel verschiedenen Gerichten. Fisch, Nudeln, Reis, Fleisch, Gemüse, Nüsse, eine Art Knäckebrot, Bier und zum Abschluss Früchte mit Salz.

So gegen halb zwei sagte mein Freund: «Oh schon halb zwei! Ich habe um zwei eine chinesische Reisegruppe, mit der ich eine zweitägige Insel-Tour mache.»

Mein Freund, Quinh mit Namen, ausgesprochen Vinh, ist Tourguide. Ich fragte: «Wann hast du diese Tour? Morgen?»

«Nein heute», lachte er und er hob sein Glas, um anzustossen.

«Aber das schaffest du nicht mehr», sagte ich etwas verwundert, weil er ganz ruhig sitzen blieb und keine Anstalten machte, aufzubrechen.

Er lachte und setzte sein Essen fort. Das Thema schien erledigt und ich sagte mir, die Tour startet sicher morgen. Da habe ich ihn missverstanden.

Fast eine halbe Stunde und mehrfaches Anstossen später schaute er wieder auf die Uhr und sagte: «Jetzt muss ich aber anrufen und sagen, dass ich später komme.»

Er telefoniert. Er lacht. Auch sein Gegenüber scheint das lustig zu finden. Dann legt er das Handy weg.

«Was ist nun», will ich wissen. «Wann hast du deine Reisegruppe?»

«Wir fahren so gegen halb drei. Dann bin ich um drei beim Office. Das ist nur eine Stunde zu spät. Das ist schon OK.»

Ein paar Minuten vor drei fahren wir los. Auf dem Rückweg hält er noch zwei Mal an, um mir fotografische Hotspots zu zeigen, die ich schon lange kenne.

Im Bild: Romantisches Bauernleben in der Nähe von Cam Ranh.

Feb.
19

Sugomi oder FTC

Heute mal einen Post in eigener (Gesundheits-)Sache oder sollte ich sagen, eine Angelegenheit der Mobilität?

Ich bin ja nun wirklich nicht der Typ, der einem Motorrad einen Namen gibt, auch kein Motorradpfleger oder -putzer, aber: Als ich die Kawasaki Z1000 sah, da wusste ich, dieses Teil musst du haben, das ist FTC. Nicht wegen den 1000 ccm oder den 142 PS. Es war die Optik: «Sugomi» - furchteinflössende Ausstrahlung, heisst es da im Internet. «Das einmalige, aggressive Design bringt die Z1000 auf eine neue Stufe. Der Verzicht auf Überflüssiges betont die reine Funktionalität und vermittelt ein intensives, pures Fahrerlebnis.»

Das Fahrerlebnis hier in Vietnam hält sich in Grenzen. Hohe Geschwindigkeiten sind (1.) nicht fahrbar, zu unberechenbar sind Verkehr und Strassenzustand, Kurvenfahrten wie das Timmelsjoch und die Hochalpenstrasse habe ich (2.) hier noch nicht gefunden, und (3.) wenn es sie doch gibt, greift Punkt eins in die Eisen.

Der «Verzicht auf Überflüssiges» führte dazu, dass ich einen Gepäckträger konstruieren lassen musste, wir einen neuen, bequemeren Soziussattel bestellten, bei Tempo 40 (innerorts) die Wärme vom Motor nach oben aufsteigt und und ….. Aber: Wenn ich aufsitze, den Zündschlüssel umdrehe, Engine-Start drücke und lossurre, dann lässt sich alles Drumherum vergessen. Ganz so, als könnte ich den Schmerzen und Nachwehen meiner Krebsoperation und Bestrahlungstherapie, der lädierten Zunge, den Ess- und Schluckbeschwerden einfach davon fahren.

Oder anders gesagt: Gegen dieses Teil hat der Krebs in Zukunft keine Chance mehr. Dem düse ich alleweil um die Ohren. Allein schon die aggressive Optik lässt ihn erstarren. Der sieht nur noch die röhrenden Auspuffenden, eben FTC «Faster than Cancer»!

Übrigens: Dieses FB-Teilen «Wenn du jemand kennst, der Krebst hat, dann ......» finde ich ziemlich öde. Das musste jetzt auch noch gesagt sein!

Feb.
17

Abzocke gibt’s auch in Vietnam: Wild Beach Resort

Nördlich von Nha Trang, bei Ninh Hoa, ragt eine Landzunge ins Meer. Dessen südliche Spitze war mein Ziel des heutigen Ausfluges und die rund 70 Kilometer dorthin haben sich gelohnt. Ein herrlicher, einsamer Sandstrand mit einem einfachen Hängemattenlokal (im Bild) war das Ziel.

Der Weg dorthin führt etwa 40 Kilometer bis Ninh Hoa auf der berüchtigten Nationalstrasse 1, vietnamesisch Quốc lộ 1A oder beschriftet als AH1. Sie ist die wichtigste Strasse Vietnams und verläuft über mehr als 2000 km durch das gesamte Land von der chinesischen Grenze bis ins Mekongdelta. Sie gilt als das verkehrstechnische Rückgrat Vietnams.

In Ninh Hoa also rechts weg und Gashahn auf. Nur noch wenig Verkehr, mal ein paar Kühe, aber vor allem viel Natur. Linker Hand einsame Sandstrände, die wohl nur zu Fuss erreichbar sind, vor mir bewaldete Hügel über die meine Strasse führt.

Im Wald, kurz vor dem Anstieg sehe ich das Schild «Wild Beach Resort». Also voll in die Eisen und auf den Parkplatz. Sofort kommt der Parkplatzwächter und weist mir einen Platz im Schatten zu. Dann streckt er die Hand aus und verlangt 200'000 VND. Etwa 9 Franken!

Jetzt muss ich erklären: Fast überall, wo man mit dem Motorrad, dem Motorroller oder dem Fahrrad hinkommt, gibt es Parkplatzwächter. Mal muss man etwas bezahlen, im Normalfall etwa 5000 VND, etwa 25 Rappen, oder es ist gratis, bei Restaurants, Geschäften usw.

Ich blickte demnach ziemlich ungläubig aus der Wäsche und ging davon aus, den Mann im orangen Wild-Beach-Resort-T-Shirt falsch verstanden zu haben. Er aber beharrte darauf.

Ich bezahlte und fügte gehässig an: «An der Rezeption werde ich mich beschweren. Ich will ja nur einen Drink nehmen, mir die Anlage anschauen, ob ich sie weiterempfehlen kann und dann, in einer halben Stunde bin ich wieder weg!»

Den Gang zur Rezeption hätte ich mir ersparen können. Die Dame erklärte mir lang und breit, für dieses Geld dürfte ich die ganze Anlage besichtigen und wenn ich dann hier nächtigen würde, bekäme ich die 200'000 VND zurückerstattet. Also liess ich mich auf dieses Spiel ein und sagte, wenn es mir gefallen würde, käme ich sicher später für eine Übernachtung. Sie solle mir doch bitte eine Quittung ausstellen, damit ich dann die 200'000 VND werde einziehen können.

Dafür hatte sie kein Musikgehör. Ich bekäme das Geld nur zurück, wenn ich heute bleiben würde. Doch das wollte ich bekanntlich nicht. Im muffig riechenden Restaurant – der schlechte Geschmack mag ja daran liegen, dass es in letzter Zeit viel geregnet hat - trank ich noch einen Bananen-Smoothie, verzichtete aber auf die Besichtigung der Zimmer und machte ich mich vom Acker.

Bei der Weiterfahrt zum oben erwähnten Traumstrand fragte ich mich, wie es wohl im SPA riechen wird, wenn es schon im Restaurant müffelte.

Feb.
16

Drei oder vier? Das ist hier die Frage

In Vietnam ein Haus einzurichten hat so seine Tücken. Für das Gäste- und das Schlafzimmer wollte ich je zwei, also vier (!) einfache Nachttische.

Allgemein ist hier die Auswahl in Sachen Möbel nicht sehr gross. Viele Geschäfte, aber alle haben dasselbe. Da kommt es dann schon vor, dass einem etwas vorschwebt, dieses Eine aber einfach nicht zu finden ist. So kauft man dann halt etwas Anderes. Doch ob dieses auch passt?

Nun, kein Problem. Kaufen wir eines. Wenn es nicht passt, ist wenig Geld verloren. Wenn es passt, dann kaufen wir noch drei Stück. Also mischte ich mich in die Verhandlung und den Nachttisch mit ein und sagte: «Ist gekauft, wenn sie vier davon haben.»

«Was? Sie wollen vier! Dann kriegen sie einen besseren Preis.»

«Nein. Ich will derzeit nur ein Nachttisch. Aber wenn das Möbel passt, dann will ich noch drei dazu haben. OK? Haben sie vier Stück?»

«Ja. Kein Problem. Wir haben vier Stück!»

Angesichts der Tatsache, dass ich vier Stück kaufen möchte, geht die Inhaberin noch etwas mit dem Preis runter. Anschliessend transportieren wir den Nachttisch mit der Kawa Z1000 nach Hause. Vorher hatte ich aber noch ausgemacht, dass ich die drei Nachttische nicht mit meinem Motorrad transportieren werde. Sie sollten geliefert werden.

«Ja, ja,» sagte die alte Frau und zeigte auf ihren Mann. Etwas zittrig zwar schon. Aber ihm traute ich den Transport zu, mir nicht. «Er wird ihnen die drei Möbel bringen», sagte die Frau lächelnd.

Zuhause angekommen stellten wir fest: Das Teil passt ausgezeichnet. Also nichts wie los und die anderen drei bezahlen. Keine halbe Stunde später fährt der alte zittrige Mann vor. Auf dem Motorroller hat er zwei Nachttische und ich frage verblüfft. Wo denn der dritte sei?

«Er entschuldigt sich. Drückt mir das Geld für einen Nachttisch in die Hände und sagt: «Wir haben nur drei!»

Im Bild: Die Strandpromenade von Nha Trang. Wer braucht denn da vier Nachttische?

Feb.
13

Es isch ja nur ä chlises Träumli gsi

Es gibt Momente da frage ich mich: Bin ich in einem Film oder träume ich. Ist das wirklich real, was ich hier erleben darf?

Gestern hatte ich vietnamesische Freunde in den Sailing Club Nha Trang eingeladen. Dieses Lokal an der Beach ist ein Touristen-Hot-Spot und das Bier entsprechend teuer. Von der leicht erhöhten Terrasse sieht man auf den Strand und all die Sonnenhungrigen, die sich dort für ein paar Tage tummeln. Plötzlich kam bei mir die Frage auf: Ist es wirklich wahr, dass ich nun hier lebe? Dass das meine neue Heimat ist? Mir war, als würde ich träumen.

Etwas später an diesen Sonntagnachmittag wurde das Bett für das Gästezimmer angeliefert. Ein Doppelbett mit Metallgestell und mir war beim Kauf klar, das wird mit einem kleinen Lastwagen angeliefert.

Doch weit gefehlt. Es kam mit einem Motorroller. Fotografieren konnte ich ihn leider nicht mit der Last. Er stand hupend vor der Einfahrt. Ich musste hinauseilen, um ihm beim Absteigen behilflich zu sein, damit das Motorrad nicht samt Bett umkippte und wieder fragte ich mich: Träume ich?

Später, als der Lieferant das Bett zusammensetzte hatte ich Zeit zum Fotografieren (im Bild der Motorroller nach dem Entladen) und wieder fragte ich mich: Ist das alles wirklich wahr?

Plötzlich erinnere ich mich an ein Volkslied aus meiner Kindheit: «Es isch ja nur ä chlises Träumli gsi» und weiter heisst es da: «Träumli gönd ja au so schnell verbii.» Doch ich weiss, dieser Traum ist real und ich hoffe, dass er so schnell nicht vorbei gehen wird.

Feb.
12

Blues-Night at the SwissHouse «La Casserole»

Bilder dazu in der Text ARTelier-Galerie Pictapas: https://peterjenni.myportfolio.com/blues-night-at-the-swisshouse

Feb.
06

Ein Blick ins Hinterland

Nha Trang besticht nicht nur wegen dem kilometerlangen Sandstrand. Auch das Hinterland weiss zu begeistern. Für eine lockere Biketour (40 Kilometer) bietet sich der Ho Am Chua-See an. Für die Umrundung (Bild unten) ist dann aber ein MTB unerlässlich.

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Feb.
05

Im Jahr des Feuer-Hahns

Offiziell waren die Feierlichkeiten zum neuen Jahr am 31. Januar vorbei. Aber die Essen mit Freunden und Bekannten gehen weiter. Wir hatten gestern, am 4. Februar, die letzte Einladung im Rahmen «Chúc mừng năm mới» (Happy New Year). Ab heute ist Regeneration angesagt.

Wenn man Tét nicht erlebt hat, kann man sich das kaum vorstellen. Wo sonst Hektik und Gedränge herrscht, ist über Tage gespenstische Ruhe. Alle Geschäfte zu und geputzt. Banken haben mehr als eine Woche geschlossen. Alles ist irgendwie aus dem Häuschen und alles wird neu. Nicht nur das Haus wird geputzt, auch der Buddha-Altar im Haus, Kleider usw. alles neu.

Begonnen hat nun das Jahr des Feuer-Hahns. Der Hahn behält immer den Überblick und hat einen starken Charakter. Er ist ein Organisations- und Ordnungstalent. Allerdings liebt der stolze Gockel es auch, bewundert zu werden. Es steht uns also ein spannendes Jahr bevor. Insbesondere da ich im chinesischen Horoskop ein Hahn bin…… Interpretationen dazu überlasse ich aber gerne den geschätzten Leserinnen und Lesern!

Im Bild: Drachen- und Löwentänzer bringen meinem Nachbar, dem Getränkehändler, Glück und Gesundheit fürs neue Jahr.

Feb.
01

Zum Tét-Abschluss (4. Tag) oder das Familienessen auf dem See

Heute ist Familienfest, die Nächste. (Die nachfolgende Geschichte ist in einer Bildfolge in der Pictapas-Galerie «Family-Tét-Party on the fish-farm» visualisiert - ein Bild sagt mehr als alle Worte!)

Wir treffen einen Teil der Verwandtschaft im Laufe des Vormittags in Phouc An (Dak Lak). Nach der Begrüssung geht’s mit den Motorbikes an den Ho Krong Buk Ha See, rund 20 km nördlich des Städtchens. Wir tuckern gemütlich im Konvoi nebeneinander und quatschen.

Am See angekommen werden wir an einer spartanischen Anlegestelle mit einem fast neuen Long-Boat abgeholt. Der andere Teil der Verwandtschaft betreibt auf dem See eine Fischfarm. Doch bevor wir dorthin fahren, muss noch eine Tonne Talapia-Fisch (Buntbarsch, im Bild oben) verladen werden. Wir schauen zu, wie die beiden Brüder Korb um Korb die Staumauer hochtragen. Nach dem Wägen und Festhalten der Kilogramme in einem Heft werden sie lebend in grosse, mit Sauerstoff versorgte Tonnen in einen Lastwagen verladen.

Anschliessend schiffen wir zur Fischfarm. Ein Floss auf dem See, das vertäut rund 300 Meter vom Ufer entfernt im ruhigen Wasser schwimmt. Die Einrichtung im kleinen Wohnbereich, der aus lediglich zwei Räumen besteht, ist einfach. Rund um die Wohnfläche sind Netze im See. In ihnen tummeln - wenn sie ausgewachsen sind - einige Tonnen Talapia. Für unser Essen müssen vier von ihnen ihr Leben lassen. Der Eingangsbereich ist gleichzeitig Essbereich und der Küchenbereich dient, wenn nicht gekocht wird, als Schlafstätte und Wohnbereich; um es Neudeutsch zu sagen: real Living-Room.

Zubereitet wird alles auf dem Boden. Die zwei Gaskochstellen sind erhöht und jeder hat irgendetwas zu tun. Man hilft sich und wer gerade nichts macht, der legt sich auf die zusammengelegte Matratze und döst vor sich hin

Erst da fiel mir auf, dass jeder etwas mitgebracht hatte. Wir hatten Bier gekauft, andere brachten Fleisch, Cola oder frisches Gemüse. Der Fisch war ja schon da!

Nach nicht allzu langer Zeit wird eine Matte auf dem Boden ausgelegt. Schalen und Stäbchen werden verteilt und das Essen beginnt. Es gibt Fisch, Fleisch, Gemüse, Reis und Bier. Immer mal wieder steht jemand auf und holt Nachschub, stellt dem Nachbar ein Bier hin oder hilft ihm beim Zerkleinern des Fisches. Es ist, als sei die Arbeit ganz automatisch verteilt.

Nach dem Essen machen wir noch eine Rundfahrt auf dem Stausee (452 km²). Ausser einer zweiten Fischfarm ist auf dem See nichts los. Wir geniessen den herrlichen Frühlingstag. Dann schwingt sich jeder, die einen zu zweit, andere zu dritt oder zu viert, wieder auf sein Motorbike.

Bildfolge in der Pictapas-Galerie «Family-Tét-Party on the fish-farm».

Jan.
30

Wie im Tutti-Park - nur lauter

Der Wahlspruch von Vietnam lautet gemäss Wikipedia: Độc lập, Tự do, Hạnh phúc (Unabhängigkeit, Freiheit, Glück). Am besten erlebt man dies an einem Feiertag wie dem dritten Tag des Tét-Festes.

In Massen strömen die Vietnamesen in die Parks und Freizeitanlagen. Sie Schleppen Bier und Essen mit sich (im Bild oben der Eingang zum Freizeitpark in Buon Don), mieten eine Matte, damit alle zusammen auf dem Boden sitzen und feiern können. In vielen Parks in Buon Ma Thuot können zudem am Abend grosse mobile Lautsprecher für Karaoke gemietet werden.

Das muss man sich dann in etwa so vorstellen: Auf einer Fläche von zwei Fussballfeldern sitzen kleinere und grössere Gruppen von Menschen zusammen, Jung und Alt, Kinder und Grossmütter. Es wird gegessen, geplaudert, getrunken und gesungen. Des Nachbars Gesang vermischt sich dem eigenen und so weiter. Jeder nach seiner Fasson. Für viele bedeutet eben dies, Unabhängigkeit, Freiheit und Glück.  Viele andere Freizeitbeschäftigungen haben sie nicht.

Wir waren heute am dritten Tét-Tag (seit drei Tagen sind fast alle Firmen, Banken und Läden geschlossen) in einem Freizeitpark in Buon Don, gut 30 Kilometer ausserhalb Buon Ma Thuots.

In Massen strömen die Menschen in den Park. Es sind fast nur Vietnamesen anzutreffen. Im Park gibt es Restaurants, kleine gedeckte Plätze, auf denen die Matten zum Essen ausgebreitet werden können, Musikvorführungen, Zauberkünstler und man kann auf Elefanten reiten. Das Angebot erinnert an den Tutti-Park in Rüschlikon, die Atmosphäre aber ist voller Musik, Lachen und Gespräche. Wer Ruhe finden möchte ist hier fehl am Platz.

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Romantisch angelegt: Es braucht schon etwas Geduld, um ein Bild im Freizeitpark von Buon Don zu machen, auf dem keine Menschen sind.

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Das Elefanten-Taxi kommt gleich: Unser Elefant war an die 100 Jahre alt, sagte der Führer, der den Elefanten mit den Füssen an den Ohren und mit einem kleinen Holzstab durch das Wasser und unwegiges Gelände manövrierte.

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Nicht mehr lange und auch dieser Picknick-Platz wird belegt sein.

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Unterhaltung für Gross und Klein.

Jan.
29

Jeder Halt einer zu viel

Heute sind wir nach Buon Ma Thuot gefahren. 184 Kilometer und die Fahrt war herrlich. Seit gestern hat der Frühling begonnen und das Wetter ist sonning, aber noch nicht allzu heiss. Ideal, um mit eine längere Tour zu unternehmen.

Die Strecke zwischen Nha Trang und Buon Ma Thout ist im Mittelteil, dort wo die Provinzgrenze Khanh Hoa zu Dak Lak überfahren wird, eine herrliche Bergstrecke, wunderschön zu fahren, mit vielen Kurven und ein paar Serpentinen durchsetzt und das alles durch tiefgrüne Natur mit Wäldern aus Bäumen und Palmen. (Bilder davon gibt es leider keine. Es war so herrlich, mit der Kawa Z1000 da durch zu schnurren, dass jeder Halt einer zu viel gewesen wäre.

Das Bild stammt aus dem Ko Tam-Park am Rand von Buon Ma Thuot. Das Freilichtmuseum zeigt, wie die Menschen früher in der Provinz Dak Lak lebten.

Jan.
28

Leben und Leben lassen – Happy New Year

Vielen Worte braucht der Jahreswechsel nicht. Deshalb habe ich eine Bildergalerie mit Impressionen aufgeschaltet.

Die Impressionen sind in der Galerie, Link Chuc mung nam moi zu finden.

Eine Geschichte muss ich aber doch erzählen.

Meinem Haus gegenüber steht das Haus eines Blumenhändlers. Etwa in meinem Alter. Er hatte am letzten Tag des Jahres zur Karaoke-Party geladen und ich darf mich glücklich schätzen, dass ich nicht dabei sein musste.

Punkt 12 Uhr mittags ging es los. Ein ohrenbetäubendes Gewummer aus riesen Lautsprechern, ein sich selbst überschlagendes «Bum-Bum – Bum, Bum-Bum – Bum», das bis fast ans Meer zu hören war. Vor Jahren habe ich Status Quo in Chur fotografiert. Es war im Bündnerland nicht lauter als hier bei mir im Haus.

Und der Karaoke-Gesang? Darüber schweigt des Autors Höflichkeit.

So gegen 17 Uhr war Schluss. Um 18 Uhr dann ertönten die Glocken der katholischen Kirche, die direkt neben dem Haus des Blumenverkäufers steht. Das Glockengeläut entstammte aber nicht irgendwelchen gegossenen Glocken, sondern auch dieses ertönte aus übergrossen Lautsprechern, und man hätte meinen können, die Katholiken wollen es mit den Karaoke-Singern in Sachen Lautstärke aufnehmen.

Das Geläut dauerte aber nicht lange. Danach konnte ich die ganze Predigt bei mir im Haus miterleben. Leider habe ich nichts verstanden. Aber nach rund einer Stunde kehrte Ruhe ein.

Sollte jetzt der Gedanke aufkommen, dass mich das Ganze gestört hat, dann ist dieser falsch. Vielmehr ist es so, dass sich auch niemand stört, wenn ich mal am Morgen oder Nachmittag meine Anlage dampfen lasse. Nur dazu muss ich zuerst eine haben ….. Leben und Leben lassen! Auch der siebzigjährige Opa, der immer hier spaziert, findet nichts dabei.

Die Kichen- und Kuhglockengegner in der Schweiz, die Allesregulierer könnten sich da ein Beispiel nehmen.

Apropos Morgen: Heute Morgen um fünf Uhr luden die Katholiken wieder zur Messe. Es war noch dunkel, aber die ganze Kirche war fürs neue Jahr festlich beleuchtet (im Bild unten, aufgenommen vom Balkon aus). Da ich die Predigt vom Abend davor schon kannte, ging ich Biken.

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Jan.
27

Hausparty – Buddha darf nicht fehlen

Gestern haben wir mit einer Hausparty unseren Einzug gefeiert. Leider konnten nicht alle eingeladenen Gäste kommen, da vor Tét (vietnamesiches Neujahr) überall Partys stattfinden und alle wahnsinnig beschäftig sind. Dies – so habe ich das Gefühl – spürt man auch im Verkehr. Dieser ist in diesen Tagen hektischer als sonst.

Doch bevor die Party beginnen konnte, wurde das Essen Buddha vorgesetzt (siehe Bild oben). Dazu richtete Hiep von allen Speisen kleine Häppchen an und stellte diese auf einem Tisch in der Mitte des Raumes. Für mich erstaunlich: Auch Bier gehörte dazu. Raucherstäbchen und Gebete kamen und hinzu. Als die Raucherstäbchen abgebrannt waren, wurde das Essen in die Küche zurückgebracht und für die Party angerichtet.

Das Essen fand dann auf dem Boden statt und ja, es wurde ziemlich getrunken. Dies auch deshalb, weil die Vietnamesen bei jedem Schluck, den sie zu sich nehmen, zuerst mit allen anstossen. Das heisst, man ist mehr am Trinken als am Essen ….. 

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Aufgetischt wurden vietnamesische Frühlingsrollen, Hähnchen, Krabben, Tintenfisch, eine Art Rindergulasch mit Kartoffeln und Karotten und ein Reiskuchen. Bis auf letzteren hatte Hiep alles selber und mit frischen Zutaten zubereitet. Kurzum: Es war ein herrliches Essen und eine gelungene Einweihung.

Jan.
26

Schmal wie ein Werbe-Sonnenschirm

Die Häuser in Vietnam werden relativ schmal dafür mehr in die Tiefe gebaut. Man hat mir erklärt, das komme davon, weil das Land entlang von Strassen relativ knapp in der Tiefe aber genügend vorhanden sei. Zudem werden wegen der Hitze die Räume hoch gebaut.

Das schmalste Haus, das ich bis jetzt gesehen habe, steht in Nha Trang ganz in der Nähe des Fischerhafens. Bei genauem Betrachten sieht man, dass es kaum viel breiter ist als der Werbe-Sonnenschirm, der davorsteht. Ich schätze mal, viel über zwei Meter ist das nicht.

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Betrachtet man das Haus in seiner ganzen Höhe kann einem schon schwindlig werden. Ich zumindest frage mich, wie dieses Haus die Winter-Windstürme übersteht, die hier in Nha Trang mit beachtlichen Windgeschwindigkeiten übers Land ziehen.

Jan.
24

Zwei Leben

Artikel im St.Galler Tagblatt vom 23. Januar 2017. Krankheit, Auswanderung, Vietnam.

Jan.
23

26A Nuyen Binh Khiem oder: Geld zurück

Eigentlich hatte ich geplant, in der nächsten Zeit in Hotel-Apartments zu wohnen. Doch wie heisst es so schön: Erstens kommt erstens anders und zweitens als man zweitens denkt.

Will heissen: Ich habe mein Hotel Apartment mit einem dreistöckigen Haus getauscht (im Bild oben der Eingangsbereich und hinten die Küche). Meine neue Adresse: 26A Nuyen Binh Khiem, Nha Trang. Sie liegt in einem Quartier etwas nördlich des Zentrums, nicht unweit vom Markt, der Strandpromenade und meinem Lieblingsrestaurant. In unserem Quartier leben einfache Menschen, keine Touristen. Manchmal kommen Touristen-Gruppen vorbei. Dann schauen die Menschen neugierig in die Häuser. Doch dazu später mehr.

Die Strasse vor dem Haus ist (optimistisch festgehalten) ein mit Schlaglöchern übersäter, breiter Kiesweg. Er hätte, so die Vermieterin unseres Hauses, vor drei Monaten geteert werden sollen. Doch das werde wohl noch etwas dauern, lacht sie. - Vietnam halt. Wir werden sehen. Derzeit sind bei Regen grossen Pfützen zu umfahren. Aber die hat es eh überall. Und auf dem Vorplatz haben wir einen Wasserhahn. Da spült man sich die in Badelatschen steckenden Füsse sauber.

Direkt neben dem Haus ist ein kleiner, gut besuchter Lebensmittel- und Getränkehändler. Schon bei der ersten Haus-Besichtigung hat er mich lachend, aber distanziert begrüsst. Als wir ein paar Tage später eingezogen sind, habe ich als erstes in seinem Laden einen Karton Bier (24 Dosen Tiger) gekauft. 340'000 VND musste ich bezahlen. Ich denke, es war die Tochter oder die Schwiegertochter, die mich freundlich bediente.

Jetzt ist es so, dass die Häuser in Vietnam, wie unseres auch, meistens einen Vorplatz haben, der mit einem grossen Metalltor von der Strasse abgegrenzt wird. Da wegen der Hitze das Haus den ganzen Tag über offensteht, wird vor allem dieses Tor geschlossen.

Kaum hatte ich die Bierdosen ins Haus gebracht und die ersten in den Kühlschrank gestellt, stand der Ladenbesitzer laut rufend am Eingangstor. Ich schaute ihn mit grossen Augen an. Als ich ins Freie trat fragte ich mich, was er wolle. Da sah ich, er wedelte mit Geldscheinen und lachte.

Da er überhaupt kein Englisch sprach, rief ich Hiep, die Dolmetscherin - wir wohnen nun zusammen - und sie lachte ebenfalls, als sie mit dem Ladenbesitzer einige Worte wechselte.

Ich stand, wie so oft in den letzten Tagen, unwissend daneben und da die beiden fröhlich lachten, hatte ich das Gefühl, dass ich wohl wieder in ein Fettnäpfchen getreten war.

Dann kam der Ladenbesitzer zu mir und gab mir 35'000 VND. Hiep erklärte: «Du bist nun Einheimischer und nicht ein Fremder. Deshalb kriegst du Geld zurück.»

«Cam on», (Danke) sagte ich und bat Hiep, ihn zu unserer Hausparty einzuladen.

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Mein Büro im ersten Stock.

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Vorplatz und Eingangsbereich.

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In der zweiten Etage befindet sich das einfache Gästezimmer mit Bad. Darüber wäre dann auch noch die Dachterasse. Aber der Aufgang ist ziemlich abenteuerlich.

Jan.
19

Geld für Tét - das Neujahrsfest wird teuer

In Vietnam heisst es, vor dem Tét versuche jeder, so viel Geld wie möglich zu verdienen, damit er für die Feierlichkeiten und die Tét-Geschenke für die ganze Familie genügend Geld zur Verfügung habe. Geschenkt wird vor allem Geld.

Es geht das Gerücht um, es gebe in dieser Zeit viel mehr Geschwindigkeitskontrollen, denn auch Polizisten würden Tét feiern. Und auch auf dem Markt ist dies zu spüren. Da geht es schon fast zu und her wie in Thailand. Wer etwas fotografieren möchte, der muss bezahlen. (Im Bild das Schild auf einem Markt in Nha Trang. Drauf steht: Ein Bild kostet 20'000 Vietnam Dong, also rund 90 Rappen oder etwa so viel wie ein mittelteurer vietnamesischer Kaffee.

Ich bezahle grundsätzlich nichts für Fotos. Ich spreche die Menschen an und frage, ob ich fotografieren darf. Die meisten freuen sich, lachen und sagen ja. Wenn es ganz arme Menschen sind, dann gebe ich ihnen nach dem Shooting meistens ein paar Dong oder kaufe ihnen etwas ab.

Übrigens: Auch für dieses Bild musste ich nichts bezahlen. Wir erklärten, dass ich nur das Schild und nicht die Ware fotografieren wolle. Als die Verkäuferin dann das Bild sah, lachte sie und sagte: «Ok. OK.»

Jan.
18

Vietnam in schwarz-weiss? Undenkbar!

Die Vorbereitungen auf das Tét (Vietnamesisches Neujahr) haben auch mich ergriffen. Da kommt man nicht drum rum. Fotografisch wird es einiges zu verarbeiten geben. Zum Glück, kann ich da nur sagen, habe ich mich von der Schwarz-Weiss-Fotografie (gell Jürg Schmid!) verabschiedet. Vietnam ohne Farben, undenkbar!

Derzeit werden die Hauptstrassen mit grossen Bogen geschmückt. Es leuchtet in allen Farben. Der Spaziergang am Abend wird zum Eintauchen in ein Meer aus Licht und Farben. Auch die Parks (im Bild oben ein Park im Zentrum von Nha Trang), wo sich die Menschen nach Sonnenuntergang zum Plaudern und Flanieren treffen, dominieren Licht und Farben. Auf der anderen Strassenseite die rotgoldenen Markstände jener Händler, die Tét-Geschenke verkaufen (im Bild unten). Dazwischen hupt und brummt der Verkehr.

Es mag ja sein, dass der eine oder andere Kunstaffine diese Farbenvielfalt als überladen, kitschig und billig betrachtet. Und er mag recht haben, wenn man dies vom künstlerischen Aspekt aus begutachtet. Doch der zählt hier nicht. Es ist die pure Lebensfreude, die hier zum Ausdruck kommt. Die braucht keine hochbezahlten Lichtkünstler und Artdirectors. Blinkende Lichtgirladen, beleuchtete Natur und ein farbenfrohes Wasserspiel reichen.

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Jan.
17

Ein Fest wirft seine Schatten voraus

Am 28. Januar ist «Tét Vietnam», das Vietnamesische Neujahr. Die Feierlichkeiten dauern vier Tage und enden am 31. Januar. Doch das Fest wirft seine Schatten lange im Voraus.

Heute ist der 17. Januar, also noch elf Tage bis zum «Tét Vietnam» und ich bräuchte für meine Kawa einen Gepäckträger geschweisst und auf meine Bedürfnisse zugeschnitten. Kein Problem, sollte man meinen. Eine kleine Metallbauwerkstätte ist direkt neben dem Hotel und in Nha Trang gibt es unzählige davon.

Also mit Karton ein kleines Modell gebastelt und ab zum Metallbauer. Doch der schüttelt bereits den Kopf, als er mich sieht. «Nein, Nein», ruft er. «Keine Zeit!»

Na ja, denke ich, der hat es aber auch nicht nötig. Doch meine Übersetzerin erklärt: «Es ist Tét Vietnam. Da haben alle viel, sehr viel zu tun. Wir müssen gar nicht weiter fragen, keiner wird Zeit haben.»

Und so ist es denn auch. Über zehn Tage vor dem Fest sind fast alle Handwerker ausgebucht. Alle wollen noch das Haus gestrichen, das Dach oder den Fernseher repariert oder das Eisentor geschweisst haben. Zum Tét muss alles perfekt sein.

Der Tag wird auch Fest des Ersten Mondens oder eben kurz Tét genannt und ist der wichtigste vietnamesische Feiertag. Es ist das Fest des neuen Jahres nach dem Mondkalender und wird vom ersten bis zum dritten Tag des ersten Monats des chinesischen Mondkalenders gefeiert.

In diesen Tagen besuchen Vietnamesen traditionell ihre Familie und die Tempel. Festspeisen werden zubereitet und es wird gemeinsam gefeiert. Neujahr bedeutet in Vietnam gleichzeitig auch Frühlingsbeginn. Der Neujahrsbaum ist ein wichtiger Bestandteil der Dekoration. Putzen ist während des Neujahrsfestes verboten - sonst wird nach vietnamesischem Volksglauben das Glück aus dem Haus gekehrt. (Teile dieses Textes wurden www.kleiner-kalender.de entnommen.)

Wir geben aber nicht auf und suchen weiter. Dank der Hilfe von John finde ich doch noch einen Schweisser, und der macht sich sofort an die Arbeit.

Im Bild: Der Bruder meines Frisörs poliert Kupfer. Auch er ist in diesen Tagen ausgebucht.

Jan.
11

79-A1 002.99 Strassenzulassung und monetäre Lösung

Wir treffen kurz nach sechs Uhr in der Früh auf dem Platz vor dem Polizeiposten ein. An die 200 Roller- und Motorradbesitzer sind schon da.  Auch sie wollen eine Strassenzulassung für ihr Gefährt. 
 
Es geht zu und her wie auf dem Markt.  Zwei Frauen rubbeln mit Bleistift und einem weissen Papier Motor- und Fahrzeugnummer ab und kleben diesen dann auf ein mehrseitiges, handbeschriebenes Dokument.
 
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Meine Kawa Z 1000 fällt auf unter all diesen Rollern. Viele bücken sich interessiert hinunter, streichen über das Sattelleder und wollen dieses und jenes wissen. Und alle Fragen sie nach dem Preis.
 
7 Uhr: Immer mehr Menschen treffen ein.  Der Platz wird eng. Die Motorräder stehen in Reihe und Glied auch auf der Strasse.
 
Vor dem Polizeiposten werden Bänke aufgestellt. Etwas später wird auch das Schiebedach ausgefahren.  Die beiden Cafés direkt neben dem Polizeiposten haben regen Betrieb, sind aber nicht überfüllt.  Die Vietnamesinnen und Vietnamesen warten geduldig auf den Bänken, sitzen auf den Rollern, diskutieren und lachen.
 
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Mittlerweile es ist acht Uhr vorbei. Ich habe ein erstes Dokument erhalten.
Damit die Warteliste sich nicht ins unerträgliche dehnt, greifen wir in die monetäre Lösungskiste.
 
8 Uhr: Seit einer halben Stunde ertönt eine Stimme aus einem Lautsprecher.  Die fünf Schalter sind nun alle geöffnet.  Ich habe die Abwicklungsnummer 2033 erhalten. Was immer da heissen mag.  Für mich erledigen mein Motorradhändler und seine Gehilfen, er hat zwei auf dem Platz, alles was nötig ist.
 
Fast länger als die Kontrolle dauert jeweils das Suchen der zu prüfenden Motorräder.  Bei den drei Autos, die ebenfalls auf die Kontrolle warten, ist die Sucherei einfacher. Trotzdem gibt es schon beim ersten Wagen Diskussionen.
 
Ab und an läuft ein Polizist in gewichtigem Gang und mit vielen Dokumenten unter dem Arm an den zu prüfenden Motorrädern vorbei, gibt Anweisungen, begutachtet dieses und jenes, dann geht er weiter.
 
9 Uhr: Meine Abwicklungsnummer wird aufgerufen, dann die Rahmennummer meiner Kawa ein zweites Mal abgerubbelt. Es wird viel diskutiert und geschaut. Jeder hat was zu sagen. Nur ich nicht!
 
9.30 Uhr: Ein zweiter Kaffee muss her.
 
10 Uhr: Die Prüfung selber ist dann Formsache und eher optischer Natur. Ich soll mich im Hintergrund halten und nicht fotografieren. Motor- und Rahmennummer werden kontrolliert.  Danach ist es vollbracht.
Nochmal heisst es warten. Etwas später kommt eine Frau und montiert meine Nummer „79-A1 002.99“. Wir hätten sie auch selber montieren können, doch, so erklären mir meine Begleiter, die Frau verdient damit ihr Geld.
 
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Jan.
09

Café, Tee und eine ruhige Gasse

Ich wohne im Hotel «Manh Nguyen» in einer kleinen, ruhigen Nebengasse im Zentrum von Nha Trang, rund 400 Meter von der Strandpromenade. In dieser Gasse, sie ist etwa 150 Meter lang und liegt zwischen zwei geschäftigen Hauptstrassen, gibt es direkt neben dem Hotel einen kleinen Holzverarbeitungsbetrieb, eine Metallwerkstätte, einen Damen- und einen Herren-Frisör, einen Getränkelieferanten, einen Accessoires-Shop, zwei Cafés und etwa drei Strassenrestaurants, die zu gewissen Zeiten Stühle rausstellen. Dann setzt man sich hin und es gibt etwas zu essen und zu trinken.

Wenn der Holzverarbeitungsbetrieb, die Metallwerkstätte oder der Getränkelieferant An- oder Auslieferungen haben, dann ist die ganze rund 2,5 Meter breite Gasse verstopft, vor den Cafés parkierte Mofas müssen umparkiert werden. Viele schauen zu, jeder gibt Anweisungen.

Es sind kleine Handwerksbetriebe und doch herrscht ständiges Treiben. Wenn grössere Stücke verarbeitet werden müssen, zum Beispiel lange Eisen geschweisst oder mit der Flex zugeschnitten werden, dann findet das nicht im kleinen Gebäude sondern auf der Gasse statt.

Ansonsten ist es eine ruhige Gasse. Das Leben beginnt früh, so gegen 6 Uhr, wenn es noch nicht zu heiss ist. Zu dieser Zeit mache ich mich auf zum Sport. Mit dem Mountainbike ans Meer, um dort Kilometer abzustrampeln oder auf den öffentlichen Fitnessgeräten in den Parks die Muskeln trainieren.

In den frühen Morgenstunden sieht man in den Parkanlagen viele Vietnamesen, die sich körperlich ertüchtigen. Entweder walken sie unter den Bäumen, spielen Federball oder nutzen die Bewegungsgeräte, die in fast allen Parks zu finden sind.

Nach der Dusche im Hotel geniesse ich in meiner Gasse einen vietnamesischen Kaffee (wie ein Espresso mit Kondensmilch und Eis, dazu wird immer auch ein Glas Tee serviert; im Bild rechts der Tee) und später dann in einer Garküche einen Teller Suppe mit Nudeln, Fleisch oder Fisch. Auch hier gibt es kostenlos Tee oder Wasser dazu.

Im Café sitzen jeden Morgen fast immer die gleichen Männer und Frauen. Alle aus der direkten Nachbarschaft, luftig leicht gekleidet und in Badelatschen. Man kennt sich mittlerweile. Alle sitzen sie auf diesen kleinen wie Kinderstühlen vor kleinen, kniehohen Tischchen und trinken Tee oder Kaffee.
So wie die Wärme aufkommt verstreicht die Zeit. Langsam. Es gibt keine Hetze.

Die Einrichtung ist einfach. Fast selbstverständlich gehört ein Fernseher dazu, der ununterbrochen vietnamesische Schnulzen oder irgendwelche Liebesserien trällert.

Ein Grossteil des Lebens findet draussen statt. Man trifft man sich ausserhalb der eigenen vier Wände, die vielfach sehr eng bemessen, dunkel, aber dafür angenehm kühl sind. Wer wenig Wohnraum zur Verfügung hat, belegt als Ausgleich den öffentlich Raum. Seien es Cafés, Restaurants oder Parks. Das Leben spielt sich draussen ab. Bei durchschnittlichen Temperaturen von 23 bis 35 Grad das ganze Jahr über kein Problem.

Spannend ist die Aussage der Hamburger Psychologin, Wohnforscherin und Buchautorin Dr. Antje Flade. Sie sagt in Bezug auf die für Hartz-IV-Empfänger diskutierte Verkleinerung des gesetzlich zur Verfügung stehenden Wohnraums: Dass ein Leben auf engstem Raum nicht unbedingt krankmachen müsse, sehe man an Tokio. Japaner hätten entsprechende Wohnformen entwickelt, viele hätten Klappmöbel und treiben viel Sport.

Jan.
04

Bedeckt, aber angenehm

Das Wetter zeigt sich seit Tagen verhangen. Für mich irgendwie unwirklich. Denn wenn ich aus dem gekühlten Zimmer schaue, habe ich das Gefühl, draussen müsse es kalt und unangenehm sein.
 
Ab und an regnet es wie aus Kübeln. Nur kurz. Dann ist alles überschwemmt und eine viertel Stunde später trocknet es ab. Bei Temperaturen um die 30 Grad kein Problem. Im Gegenteil: Das Wetter ist angenehm. Nicht zu heiss. Die Sonne brennt nicht, sodass man sich vor ihr schützen muss. Die Wolken tun das für uns. Aber das wird sich ändern.

Jan.
01

Nha Trang Impressionen

Impressionen festgehalten am 31. Dezember 2016 in Nha Trang

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Dez.
31

Gesundheit, Glück und Zufriedenheit oder: Happy News Year

Hier in Nha Trang wird der Jahreswechsel gross aufgezogen. Auf dem Hauptplatz an der Strandpromenade findet heute Abend ein grosses Gratiskonzert "Countdown 2017" statt. Noch am Nachmittag dieses letzten Tages des Jahres werden die Strassen geschmückt und "Happy New Year" Schriftzüge in abenteuerlicher Pose aufgezogen.

Heute nahm ich auch mein Scott-Bike in Betrieb. Endlich. Seit meiner Operation am 8. August dieses Jahres war ich nicht mehr auf dem Bike. Die gemütliche Stadtrundfahrt ist damit zu einer Fahrt in ein "normales Leben" geworden.

Wenn ich all die Jahresrückblicke in den Medien lese, erstaunt es mich, wie viel Negatives ausgegraben wird. Blick tut es mit den Worten «Trump, Terror und Tränen», 20-Minuten findet zwar «40 Gründe, warum 2016 gar nicht so schlimm war», doch auch der Spiegel schreibt: «Was war das für ein Jahr: Hass und Terror, Kriege und Krisen.»

Mein Jahresrückblick fällt durchwegs positiv aus: Krebs diagnostiziert und bekämpft – neues Leben erfolgreich begonnen. Was will ich mehr? In diesem Sinne wünsche ich allen «Ein gutes neues Jahr. Gesundheit, Glück und Zufriedenheit sollen Eure Begleiter im 2017 sein.»

Einen kleinen, erstgemeinten «Druckfehler» möchte ich für alle, die auch im kommenden Jahr diesen Blog lesen, anfügen und mich gleich für die noch folgenden entschuldigen: Happy News Year!

Dez.
28

Nun bin ich Auslandschweizer

Seit heute bin ich Auslandschweizer. Ein gutes Gefühl! Also eine Flasche Champagner (wenn man dem so sagen kann oder darf) gekauft, geköpft und nun wird gefeiert.

Doch wie ist das in der Schweiz mit dem Ausland? Um es etwas provokativ auszudrücken: Wollen die Schweizer überhaupt ein Ausland? Für mich stellt sich schon seit Langem die Frage, wie weit sind die Schweizer bereit, auf Ausländer einzugehen?
Klar, wenn sie als Touristen kommen, Devisen bringen und sich so benehmen, wie die Schweizer das von ihnen erwarten, dann sind sie willkommen. Aber wenn sie eine andere Kultur, andere Sitten haben, dann ist es den Schweizern lieber, wenn die Ausländer bleiben, wo sie sind. Im Ausland.

Dort hat es mich nun hin verschlagen. Ich bin nun ein Ausländer. Aber eines werde ich bleiben. Schweizer. So kann ich auch im Ausland mich für eine offene Schweiz einsetzen und bei allen SVP-Abschottungsbemühungen mein Veto einlegen.

Dez.
24

Es ist nicht alles gold, was glänzt

So ein Gepäckverlust ist doch überhaupt kein Problem, sollte man meinen. Nur die Erfahrung lehrt uns eines Besseren - auch wenn man vermeintlich versichert ist.

Da ich den Flug mit meiner MasterCard Gold bezahlt habe, bin ich stolzer Inhaber einer Reisegepäckversicherung. Zudem heisst auf der Website vielversprechend: «In medizinischen, rechtlichen und persönlichen Notlagen im Ausland steht Ihnen der kostenlose Hilfs- und Informationsdienst Global Assist* rund um die Uhr zur Verfügung.» Wow!!!! Ist das ein Service!

Nun ist es aber so, dass sich die Versicherung und der Informationsdienst Global Assist* von MasterCard, die ich übrigens nur über einen teuren Anruf in die Schweiz erreichen konnte, da die  Nummer für die internationale Hotline ungültig ist, einen Deut um mein Anliegen kümmert. Der kostenlose Hilfs- und Informationsdienst in medizinischen, rechtlichen und persönlichen Notlagen kann ich nicht beanspruchen. Mir fehlt ja nur mein Gepäck. Das Fehlen von wichtigen Schmerzmitteln und Gepäck ist für MasterCard weder eine persönliche noch medizinische Notlage. Auch ist es keine rechtliche Frage. Der Anspruch auf mein Gepäck wird ja von Aeroflot nicht bestritten.

So bleibt mir neben dem Warten die Gewissheit, die fast alle Schweizer Versicherten haben: Wir sind zwar gut versichert, aber nicht für den Schaden, den wir gerade erleiden. – Frohe Weihnachten euch allen!

Zum heutigen Weihnachtstag habe ich aber doch noch eine gute Nachricht: In der Schweiz rezeptpflichtige Schmerz-und andere Arzneimittel sind hier zum Teil einfach und ohne grossen Aufwand in der Apotheke zu kaufen, und Dank der Hilfe meiner vietnamesichen Freunde muss ich nun bei unserem Weihnachtsessen nicht auf die Schmerzmittel verzichten.

 

Dez.
24

Gepäck und Medikamente seit zwei Tagen verschwunden

Krebs und dessen Behandlung verursachen Schmerzen, arge Schmerzen. Diese können mit Medikamenten (siehe Bild) auf ein erträgliches Mass reduziert werden. Dumm nur, wenn diese im Flugzeuggepäck sind und dieses seit zwei Tagen nicht auffindbar ist.
 
Bis anhin war ich auf meinen drei Aeroflot-Business-Flügen zufrieden. Doch nun muss ich feststellen, diese Fluggesellschaft ist gelinde gesagt «unter jedem Hund»! (Dieser Post darf ruhig geteilt werden).
 
Am Morgen des 22. Dezember bin ich wohlbehalten in Ho Chi Minh City (HCMC) gelandet. Noch bevor das erste Gepäckstück auf dem Rollband auftauchte wurde ich zum Lostandfound-Schalter beordert.
 
Meine zwei Gepäckstücke, der grosse Bag mit dem Mountainbike und der blaue Koffer mit meiner restlichen Habe (inklusive der zum Teil happigen Schmerzmittel,) seien unterwegs nach Bangkok, man würde sie mir am Abend ins Hotel bringen.

Klang also gar nicht so wild. Zumal ich für den Notfall für zwei Tage Medikamente usw. im Handgepäck mit mir führte. Nun, diese beiden Tage sind um und ich stehe immer noch ohne Gepäck und ohne Medikamente da.
 
Ich habe den Lostandfound-Service in HCMC, jenen in Zürich und Aeroflot in Moskau per Mail und telefonisch auf mein Problem aufmerksam gemacht. Bis heute aber keine vernünftige Reaktion erhalten, ausser die letzte Info am Freitagnachmittag «Wir wissen nicht, wo ihr Gepäck ist. Gehen sie ins Hotel und warten sie dort. Wir bringen es ihnen.»
 
Morgen werde ich mich nun nicht mehr um mein Gepäck kümmern können. Morgen muss ich versuchen, irendwie an meine rezeptpflichtigen Schmerzmittel zu kommen.
Dez.
22

Ich hab’s getan – oder: Vanille-Eis über Schweinsfilet

Wie oft dachte ich in den letzten Monaten, du bist doch nur ein «Schnörri», redest vom Auswandern und Loslassen, von Vietnam, einem neuen Lebensentwurf und am Ende? Am Ende krebst du zurück und bleibst in der ach so sicheren Umgebung deiner Heimat!
 
Doch dem ist nicht so. Ich hab’s getan. Ich sitze, nicht mal ganz fünf Monate nachdem ich wegen Krebs an der Zunge, am Hals und am Arm während gut acht Stunden operiert worden bin (doch davon in einem anderen Blog-Eintrag mehr), in einer Boeing 777-300 ER mit dem Ziel Saigon.
 
Das Fünfgangmenü, das soeben fertig serviert wurde, habe ich so gut es eben ging und unter Zuhilfenahme von Schmerzmitteln genossen. Ich habe versucht, alles zu essen und das schaffte ich leidlich gut. Doch der Hauptgang, das Schweinsfilet-Medaillon, war derart ausgetrocknet, dass auch noch so kleine Fleischstücke ihren Weg nur schwerlich an meinen durch die Bestrahlung lädierten Schleimhäuten vorbei fanden.
 
«Essen Sie in Zukunft alles mit viel Sauce», wurde mir im Spital in Chur im Zusammenhang mit der Bestrahlungstherapie geraten. Doch 10'000 Meter über Boden gibt’s  - auch in der Aeroflot-Business-Class, einfach keine zusätzliche Sauce. Irgendwie verständlich!
 
Also bestrich ich, da mich der Hunger plagte, einen Teil des «Trocken»-Fleisches mit Butter (diesen hatte ich übrig, weil Brotessen derzeit ein No-Go ist) und den zweiten Teil des Fleisches, nachdem das Buttermödeli alle war, habe ich mit dem Vanille-Glace der anschliessend servierten Süssspeise schlüpfrig gemacht. Übrigens: Es hat gar nicht so schlecht geschmeckt!
 
Und jetzt bin ich also auf dem Weg in meine neue Heimat. Vietnam! Ich finde keine Worte, um zu beschreiben, welche Gefühle sich in mir breitmachen. Es ist so, als ob ich mich geistig selber erschlagen hätte. Euphorie mischt sich mit Ungewissheit, behält die Oberhand, taucht ab um danach, um ein Mehrfaches gefestigt, wieder die Oberhand zu gewinnen. Wie ein Fünfsatz-Match Nadal gegen Federer: Am Ende hat der Schweizer, die Euphorie, den Sieg in der Tasche.
Dez.
21

Fischli-Air - oder: «Wir bleiben in Kontakt, gell!»

Mit der Abmeldung auf der Gemeinde vor rund einer Woche hatte das Abschiednehmen definitiv begonnen. Ein simpler, technischer Vorgang mit grosser Wirkung. Doch wirklich wichtig ist der Abschied von den Freunden. Und dieser Abschied hat viele Facetten.

Die «Fischli-Air» ist eine davon. Diese wunderbare Zeichnung von Kurt Fischli (www.artfischli.com) steht stellvertretend hier für all die emotionsgeladenen Abschiede, die ich in den letzten Tagen erfahren durfte.

Auswandern heisst, Abschied nehmen, und entgegen meiner vorgängigen Vorstellung, Lebewohl sagen rufe traurige Gedanke hervor, zeigt es sich jetzt: Bei wirklichen Freunden kommt im Abschied Freude auf und plötzlich siehst du, wie viel du den Menschen bedeutet hast und wie viel sie dir bedeuten. Erst im Abschied wird dir dies wirklich bewusst – zumindest mir ist es so ergangen.

So entstanden im Abschiednehmen herrlich wertvolle Moment-Aufnahmen, die ich nie mehr werde erleben dürfen, die sich nicht fotografieren lassen, sich aber tief in meine Gefühle eingegraben haben. Denn im Abschied leben die gemeinsam verbrachten Stunden und Erlebnisse wieder auf und zurück bleibt ein ehrliches «Wir bleiben in Kontakt, gell!»

Dez.
20

Ein Leben in drei Koffern – oder: Wenn Dinge ihren Platz finden

Jetzt ist es passiert! Der Hausräumungsdienst Swiss-Express hat seine Aufgabe bravourös und ohne Emotionen erledigt. Die Wohnung ist seit gestern leer, mein Hab und Gut hat sich derart reduziert, dass es in drei Koffern Platz findet.

Ab sofort lebe ich nur noch mit jenen Sachen, die mir wirklich wichtig sind. Viele sind das nicht. Kurz aufgezählt: Bike, Computer, Fotoapparat, etwas Weniges an Kleidern, Hygieneartikel und ein gerütteltes Mass an Medikamenten. Auf Letztere werde ich in naher Zukunft dann aber auch verzichten können, was bedeutet: Ich kann in ein paar Tagen noch mehr Ballast abwerfen. Das Leben wird noch leichter.

Ich bin erstaunt, wie einfach das Loslassen von materiellen Dingen ist. Weg ist weg! Schnell stellt man fest, dass vieles, was man meinte, unbedingt brauchen zu müssen, völlig unnötig und überflüssig ist und gleichzeitig wird einem bewusst, wie schwer manches auf uns lastet, nur weil es uns gehört. Weil es gepflegt und unterhalten werden will und trotzdem unbenutzt in einer Ecke steht.

Noch befreiender aber ist das Loslassen, wenn es sich um Dinge handelt, die einem etwas bedeuten, Begleiter über lange Jahre waren in guten wie in schlechten Zeiten, an denen man hängt, die aber trotzdem im neuen Lebensentwurf keinen Platz mehr finden. Grosse Gemälde zum Beispiel oder die Sammlung alter Schallplatten.

Diese für mich doch wichtigen und zum Teil auch prägenden Sachwerte (ich denke da an das 150 x 170 cm grosse Öl-Relief-Bild von Kurt Good oder an die vielen alten Frank Zappa Schallplatten) habe ich an Freunde verschenkt. Einerseits konnte ich den Beschenkten eine unerwartete Freude bereiten und anderseits weiss ich, dass diese Kunstschätze, für dich ich nicht mehr sorgen kann, nun am richtigen Ort sind, ihren Platz gefunden haben.

Nov.
07

Nha Trang: neue Heimat

Das Klima in Nord- und Süd-Vietnam ist aufgrund der grossen Nord-Südausdehnung unterschiedlich. Während im Norden gemässigtes tropisches Wechselklima mit einer kühlen Jahreszeit zwischen November und April und einer heissen zwischen Mai und Oktober herrscht, ist der südliche Teil tropisch: hier ist es ganzjährig warm bis sehr heiß, nur zwischen November und Januar ist es etwas kühler, dagegen ist es zwischen Februar und Mai heiss. Im Süden dauert die Regenzeit von Mai bis November.

Nha Trang ist eine Stadt in Zentralvietnam mit ca. 356.000 Einwohnern, die an der wundervollen Küste des südchinesischen Meers liegt. Aufgrund des kristallklaren Wassers, der weissen Strände, der schönen Palmen und der zahlreichen vorgelagerten Inseln ist Nha Trang der beliebteste Urlaubsort Vietnams. Hier wird Wassersport grossgeschrieben, das Angebot der Aktivitäten reicht von segeln, surfen, kajaken bis hin zum tauchen.

Nha Trang hat sich inzwischen zum Mekka des Tauchsports in Vietnam entwickelt. Es gibt einige, auch für erfahrene Taucher, interessante Tauchspots.   

Die Stadt an sich bietet neben einigen Sehenswürdigkeiten auch ein interessantes Nachtleben, was in Vietnam sonst nur in den Städten Hanoi und Saigon zu finden ist. Es gibt viele Bars und unzählige Restaurants, die mit leckeren, fangfrischen Meeresfrüchten locken.

Juli
18

Text ARTelier GmbH gegründet

Die Einzelfirma Text ARTelier & Medienbüro Peter Jenni wurde am 11. Juli dieses Jahres in die Text ARTelier GmbH mit Sitz in Teufen (AR) umgewandelt. Offizieller Start der neuen Unternehmung ist am 1. Januar 2017. Damit ist der nächste Schritt zur Verlagerung unseres Tätigkeitsfeldes nach Vietnam getan.

 

Handelsregistereintrag