Es gibt Bilder, da braucht es eigentlich fast keine Worte. Insbesondere wenn man Hiep’s Lachen sieht. Trotzdem, eine kurze Erklärung muss sein: Nach einer Party im Floating House bringt Hiep die Utensilien ins Haus zurück. Im Vordergrund: Gaskocher, grosse Pfanne in der Reissuppe serviert wurde und obenauf Teller mit Essensresten. Da fällt nach einer vietnamesischen Party mit 32 Gästen schon allerhand an. Im hinteren Korb Geschirr für den Abwasch. Übrigens: Geschirr wird bei uns nicht wie in der Schweiz üblich mit einem Tuch oder in der Maschine getrocknet, sondern einfach an die Sonne gestellt.
Er war erst 18 Jahre alt, doch der junge Mann posaunte eine ebenso klare wie provokative Ansage in die Welt hinaus: „Die Hälfte meines Lebens möchte ich noch frei haben. Ich gehe für mich von einer Lebenserwartung von 70 Jahren aus. Deshalb werde ich bis 35 so viel Geld erwirtschaftet haben, dass ich mich zur Ruhe setzen kann“. Das war vor nunmehr gut 37 Jahren.
Er, das ist Thomas Weingärtner, ein seit 19 Jahren in Hoi An (Zentral Vietnam) lebender Deutscher. 54 und seit dem 35. Lebensjahr – wie vor fast 40 Jahren angekündigt - Pensionär, oder besser Privatier. Mit 35 hatte er es geschafft und genügend Geld, um dank der Zinsen, die auf sein angespartes und selbst erarbeitetes Kapital ausbezahlt wurden, in ein Land mit niedrigen Lebenshaltungskosten auszuwandern.
Sein Ziel war Thailand. Doch Thomas wäre nicht Thomas, wenn er vor der Auswanderung nicht noch eine Nachkalkulation gemacht hätte. Ernüchternd musste er feststellen, dass in den Jahren vor seiner Auswanderung die Lebenshaltungskosten in Thailand derart gestiegen waren, dass er nun „zu arm“ für sein Traumziel war.
Länger arbeiten kam für ihn aber ebenso wenig infrage wie unter dem Kalkulationsziel zu leben. Das hiess in Thomas‘ Konsequenz: „Ich muss ein Land finden, das meinen Kalkulationsvorstellungen (ein Viertel der Zinseinnahmen muss fünf Monatsgehältern entsprechen) gerecht wird“. Und so kam er nach Hoi An, eine Stadt in Zentral Vietnam, die er schon von früheren Reisen kannte und wo er, wie in vielen anderen Ländern auch, Bekanntschaften geschlossen hatte.
So traf er auch seine Frau und schon bald wurde geheiratet. Doch das süsse Nichtstun, so musste der knallhart kalkulierende Perfektionist, der nichts dem Zufall überlässt und auch vom Warten auf glückliche Fügungen wenig hält, bald einmal feststellen, lag ihm nicht im Blut. Er musste etwas tun. Arbeiten. Oder aus heutiger Sicht betrachtet: Er musste sein Geld vermehren. Was er mit 18 Jahren begonnen hatte, musste er weiterziehen. Fast schon zwanghaft.
Es begann mit der Gründung eines Reiseunternehmens. Thomas verbrachte einzelne Urlaubstage mit deutschsprachigen Reisenden und zeigte ihnen sein Vietnam. Bald folgte der Export von Marmorfiguren und geschnitzten Holzläden. Ein kleines Hotel kam hinzu. Bald folgte das zweite, dann ein kleines Café. Grundstücke wurden, wo günstig angeboten gekauft und später, als das Wachstum von Hoi An zunahm, gewinnbringend wiederverkauft. Thomas war und ist aber auch zur Stelle, wenn Liegenschaften in seiner Nähe aus Liquiditätsgründen verkauft werden müssen oder er vergibt (natürlich gewinnbringend) kleinere Kredite. Mit all dem hat er in diesen 19 Jahren ein kleines Imperium mit Homestays, Cafés, Eigentumswohnungen, Grundstücken, Tourismusunternehmen und dem Export aufgebaut.
Sparen ist der rote Faden, der sich durch sein Leben zieht, wie die Luft zum Atmen gehört: „Wen ich essen gehe, dann esse ich nicht unbedingt das, was mir wirklich schmecken würde, sondern das, das auch gut und günstig ist“.
Hoi An ist eine alte Handelsstadt an der vietnamesischen Zentralküste. Sie ist für die gut erhaltene Altstadt mit zahlreichen Flüssen bekannt. In der Architektur spiegelt sich die bunte Geschichte der Stadt wider: chinesische Shophouses und Tempel in Holzbauweise, farbenfrohe Gebäude aus der französischen Kolonialzeit und die typisch vietnamesischen schmalen Stadthäuser mit ihren kunstvoll gestalteten Fassaden.
Ein pitoresk romantisches Städtchen, mit vielen sehenswerten Häuserzeilen und Lichterspielen in den Abendstunden. Ein gefundenes Fressen für Fotografen und Selfie-Liebhaber. Doch leider gibt es auch ein Aber: Hoi An ist proppenvoll mit Touristen, die carweise die Gassen überfluten.
Wer aber das Glück hat, Thomas Weingärtner zu treffen, für den ist Hoi An und die Region mehr als eine Reise wert. Denn das Wissen um die Geschichte und Entwicklung Vietnams, im Speziellen über die Region Da Nang und Hoi An und die kulturellen Eigenheiten dieses ehemals gespaltenen und kriegsgeplagten Landes gepaart mit Weingärtners Hang zur Perfektion ist für den wissbegierigen Asienreisenden eine wahre Goldgrube, in der alles bis ins letzte Detail geplant ist.
Legende zum Coverbild: Besuch der Ky Anh Tunnels rund 50 km ausserhalb von Hoi An (von links): Axel Krauss (ein in Vietnam lebender Deutscher), Herr Ta (Guide in den Ky Anh Tunnels) und Thomas Weingärtner.
Vietnames Heroic Mother Monument bei Tam Ky.
Trommelbauer ausserhalb Hoi An.
Website Thomas Weingärtner: http://www.tvh-travel.de
Jetzt ist es offiziell und für ein Jahr beglaubigt: Ich lebe noch! Und dann ist da noch eine Sucht.
Es ist ja schon irgendwie komisch, wenn man als Lebender eine Lebensbestätigung einholen muss. Aber die Schweizerische Ausgleichskasse SAK der Zentralen Ausgleichsstelle ZAS im Eidgenössischen Finanzdepartement verlangt eine solche.
Ich weiss, für viele (Pensionisten), die im Ausland leben, ist das ganz normal. Aber für mich ist es meine erste Lebensbestätigung und es ist wie damals, als ich als kleiner Junge im Skiurlaub mit meinen Eltern in Sörenberg das erste Mal eine schwarze Skipiste runter brettern durfte: Ein Hurra!-Gefühl. Grossartig und voller Emotionen.
Beim nächsten Mal war, unten am Skilift angekommen, das Hurra-Gefühl schon nicht mehr so gross und mit der Zeit brauchte ich auf der Skipiste neue Herausforderungen. Das ist mit der Lebensbestätigung anders. Ich freue mich schon jetzt, so viele wie möglich einholen zu müssen und hoffe, das Hurra!-Ich-lebe-noch-Gefühl wird sich immer wieder einstellen.
Zudem habe ich hier keine Skier und schon gar keine schwarze Piste. Aber ich habe den See, derzeit ist das Wasser etwa 25 Grad warm, fast wie in der Badewanne in der Schweiz, und wenn ich mit dem Boot über den See tuckere, sorgt der Fahrtwind für angenehme Abkühlung.
Apropos Abkühlung: Seit wir das Floating House haben bade ich jeden Tag im See. Wenn es richtig heiss ist und man meint, von Saigon und anderen Grossstädten her die Klagen über die Hitze zu hören, bis zu sieben Mal am Tag. Fast schon eine Sucht.
Der Pegelstand des Krong Buk Ha ist nun fast auf dem Tiefpunkt. Das heisse und trockene Wetter der letzten Wochen hat an einigen Orten in der Provinz Dak Lak zu Wasserknappheit geführt. Brunnen trockneten aus, Pflanzen konnten nicht mehr bewässert werden und zum Überleben mussten die Menschen Wasser einkaufen.
Wir können uns hier am See glücklich schätzen. Denn auch wenn der Pegelstand nun um etwa 10 Meter gesunken ist, der Grundwasserpegel ist noch genügend hoch und unsere Pumpen bringen immer noch frisches Wasser an die Oberfläche. Zudem können die Bauern ihre Felder mit Wasser aus dem See bewässern. Ihre Pumpen laufen zum Teil Tag und Nacht.
Die Lage, so hat man mir gesagt, sollte sich nun etwas entspannen. Am Abend ziehen jeweils Gewitter auf und bringen den ersehnten Regen.
Im Cover: Kurz bevor das Gewitter aufzieht: Unsere Nachbarin hat ihre Feldarbeit beendet und geht nach Hause.
Was für Folgen es haben kann, wenn eine Bank einen defekten Bancomaten nicht kennzeichnet und die defekte Maschine weiter zugänglich lässt, habe ich im ersten Teil von «Oh du mein Grausen» beschrieben. Der zweite und letzte Teil fällt nun eher kurz aus.
Die Bank, in unserem Fall die BDO auf den Philippinen, ist nicht bereit, mir meine Kreditkarte auf einem wirklich sicheren Weg zuzustellen, obwohl der Fehler, dass die Karte eingezogen wurde, ganz klar auf Seiten der Bank liegt. Ich sollte innerhalb zweier Tage zurück nach Manila fliegen und die Karte abholen. Natürlich auf meine Kosten, auf wessen denn sonst? Da ich ohne Kreditkarte keinen Flug auf die Schnelle buchen kann, ein ziemlich haltloses Angebot. Aber soweit denken die bei der BDO wohl nicht.
Die Karte wird nun perforiert. Da ich in Vietnam lebe, habe ich erst in einem Monat (!) eine neue Kreditkarte.
Doch was lernen wir aus dem Verhalten der BDO: Fehler gibt es immer wieder. Die einen tun alles, um den Schaden, der durch ihren Fehler entstanden ist, zu minimieren und sich zu entschuldigen. Die anderen schreiben Emails voller leeren Worthülsen, entschuldigen sich schon gar nicht und unternehmen nichts, wirklich gar nichts, um den durch das Fehlverhalten ihrer Firma entstandenen Schaden in Grenzen zu halten. BDO gehört sicherlich zu letzteren.
Trotzdem darf ich sagen, dass ich ob all dem noch Glück habe: Ich bin kein Kunde und kein Angestellter dieser Bank, und so schliesse ich die Geschichte «Oh du mein Grausen» mit den Worten an alle BDO-Kunden und BDO-Angestellten: «Ihr habt mein Mitleid!»
Noch ein Wort zum Cover: Hier wird deutlich, was der Spruch «We find ways» wirklich aussagen soll. An erster Stelle und sehr prominent platziert die Kleinkreditvergabe für Autos und dergleichen. «We find ways» ist also nur der erste Teil des Slogans. Denn jeder weiss, dass Kleinkredite in den meisten Fällen der finanzielle Untergang einer Familie oder einer Privatperson bedeuten. Und so, wenn man das Cover als Ganzes betrachtet heisst der Slogan: «We find ways ….. to drive them to financial ruin».
Dies ist die Geschichte einer Kreditkarte. Es ist aber auch die Geschichte von einem 4-Sterne-Hotel mit einer 1-Sterne-Rezeption, einem ebensolchen Management und einer wenig hilfsbereiten Bank.
Während ich den ersten Teil dieser Geschichte schreibe, sitze ich an der Rooftop-Bar am Swimming-Pool des City Garden Grand Hotels in Makati (Philippinen). Den Abschluss von Teil 1 und die folgenden Episoden, ich wünsche mir, dass es nicht mehr viele geben wird, werde ich zuhause in Vietnam festhalten.
Ich hätte auf den Philippinen einen Schreib-Auftrag zu erledigen, doch ich vertrödle meine Zeit vor allem mit Kreditkartengeschichten und der Hotline der BDO Bank. Der Werbeslogan der BDO, «We find ways», klingt in diesem Fall wie blanker Hohn und ist so inhaltsleer, wie das Glas vor mir. Aber eines habe ich nun gelernt: Dir vertraut niemand. Alle glauben nur der Kreditkarte und die hat die BDO.
Doch beginnen wir von vorne: Ein Auftrag auf den Philippinen steht an. Nichts Grosses, aber spannend. Drei Tage Manila (genau Makati), dann zwei Tage Lipa City und zum Abschluss nochmals Manila.
Alles läuft wie geschmiert. Nach drei Tagen Makati City Garden Grand Hotel auschecken und in der nahegelegenen Century City Mall noch etwas Bargeld beziehen. Doch der Automat ist defekt. Weder ein Schild noch eine Plastikhülle über dem Kartenschlitz und schwupps, die Karte ist weg und kommt nicht mehr raus. Zwei Stunden lang versuchen eine nette Dame am Mall- Desk und ich über die Hotline der den Bancomaten betreibenden BDO-Bank, jemanden zu finden, der die Maschine öffnen und mir meine Karte zurückgeben kann. Leider vergeblich.
Am Ende erhalte ich eine Bearbeitungsnummer mit der ich, zusammen mit meinem Pass, am nächsten Tag meine Karte auf dem Hauptsitz der BDO abholen könne.
Mittlerweile ist der Wagen mit den Geschäftspartnern auf dem Weg nach Lipa City. Sie müssen Termine einhalten und ich sitze hier fest. Ohne Kreditkarte, ohne Geld, ohne Hotel. Ein paar Peso für ein Bier habe ich noch; es ist also Sparsamkeit angesagt.
Mein erster Gedanke, zurück ins City Garden Grand Hotel. Dort ist ja noch die über meine Kreditkarte bei BookingDotCom bestätigte und bezahlte Buchung ausstehend für die letzten beiden Tage in Makati. Diese müsste doch um zwei Tage vorzuziehen sein. Der erste Gedanke ist leider nicht immer der beste. Das Hotel lehnt ab mit der Begründung, über BookingDotCom gebuchte Zimmer könnten nicht umgebucht werden. Punktum.
Meine Geschäftspartner rufen mich aus Lipa City an und erkundigen sich nach meinem Befinden. Ich erkläre die Situation und Ross, der das Hotel kennt, meint: Wenn du direkt über die Hotelwebsite buchst, werden deine Kreditkartenangaben reichen, um zu bezahlen und einzuchecken.
Gesagt getan. Einchecken und jetzt genüsslich einen kleinen Snack in der Rooftop-Bar. Ich hatte ja seit dem Frühstück nichts mehr gegessen und in der Zwischenzeit ist es dunkel geworden.
«Ihre Zimmernummer bitte?» fragt die Bedienung freundlich, als sie meine Bestellung entgegennimmt. Ich nenne sie ihr und sie kommt kurz darauf ohne Bier und ohne Snack zurück. Lächelnd sagt sie: «Auf diesem Zimmer ist keine Kreditlimite». Ich müsse cash bezahlen und legt mir die Rechnung hin.
Mir fällt buchstäblich der Laden runter. Mein Geld ist im Zimmersafe und soviel habe ich überhaupt nicht mehr. Mittlerweile schauen schon einige Gäste zu mir, die Situation mehr oder weniger peinlich. Ich entschuldige mich, dass ich kein Bares bei mir habe, stehe auf und gehe.
Auf dem Weg hinaus zum Seven-Eleven-Shop beschwere ich mich an der Rezeption. Aber es gibt kein Entgegenkommen. So kaufe ich mit meinen letzten Pesos ein schlabbriges, gefühlte 100 Tage altes, mit feuchtem Toastbrot umgebenes Eiersandwich und gehe auf mein Zimmer.
An dieser Stelle sollte ich noch anmerken: Das City Garden Grand Hotel hat zwar eine kleine Minibar, aber die ist genauso leer, wie das City Garden Grand Hotel keinen Garten hat.
TAG 2
Um 11 Uhr habe ich den Termin bei der BDO Bank. Also vorher auschecken und ab auf die Bank. Frühstück muss mangels Bargeld nach hinten verschoben werden; kann ich dann im Wagen nach Lipa City zu mir nehmen.
Auf der Bank schickt man mich zu einem dicken, schwitzenden Mann an einem für seine Körperfülle viel zu kleinen Pult. Von seinem überlastet stöhnenden Stuhl will ich schon gar nicht sprechen. Nachdem ich ihm wiederholt erklärt habe, dass der Bancomat ohne Grund meine Kreditkarte eingezogen hat und ich nun wegen eines Verschuldens der BDO ohne Barschaft und Kreditkarte ziemlich schlecht dastehen würde, antwortet er abschätzend: «Sie müssen warten. In rund fünf Arbeitstagen kriegen sie ihre Karte zurück. Ein Subunternehmen bewirtschaftet die Automaten. Ich kann da nichts machen und überhaupt: Sie hätten die Karte da ja nicht reinstecken sollen.»
Ich stehe, bevor mir eine unflätige Bemerkung rausrutscht, auf und gehe raus mit dem Gefühl im Bauch, diesem dicken, selbstherrlichen … (nicht jeder Gedanke ist zitierwürdig) … würde ich gerne die Fresse polieren.
Ross ruft an und fragt, ob ich schon auf dem Weg sei. Ich verneine und nach einem tief aus seinem Inneren kommenden (Diesen englischen Ausruck für Fäkalien habe ich bewusst in meinem Blog-Programm ans zensiertes Wort festgehelten», bietet er an, mir etwas Geld zukommen zu lassen, damit ich wenigstens etwas Essen könne.
Also gehe ich zurück zum Hotel, das ich mittlerweile reichlich satthabe und buche über die offizielle Website eine weitere Nacht. Die nächsten zwei Nächte sind ja dann über BookingDotCom gebucht und bezahlt. Drei Stunden später erhalte ich das Geld von Ross. Bevor ich ihn anrufe, um mich zu bedanken, gehe ich ausgiebig essen.
Tag 3
Um Geld zu sparen gehe ich für das Frühstück in den Seven-Eleven und verdrücke ein weiteres schlabbriges Sandwich. Danach aus- und wieder einchecken. Aber ich hatte die Rechnung ohne die Rezeption des City Garden Grand Hotels gemacht. «Wir benötigen Ihre Kreditkarte. Ohne die können wir sie nicht einbuchen.» Ich versuche zum x-ten Mal zu erklären, dass mir derzeit meine Kreditkarte nicht zur Verfügung steht. Eigentlich ging ich ja davon aus, dass dies bei den drei Rezeptionisten mittlerweile in ihrem Bewusstsein angekommen sein muss, und ihnen auch klar ist, dass, wenn ich die Buchung von BookingDotCom nicht antreten werde, das Geld für zwei Nächte für mich verloren ist. Schon die Buchung in Lipa City, die ich nicht antreten konnte, schlägt, trotz der Interventionen von Ross, mit einigen tausend Pesos zu buche.
Ich verlange ein weiteres Mal den Hotelmanager. Er meint: Wenn ich das Zimmer nochmals über ihre Website buchen würde, könnte ich bei BookingDotCom eine Stornierung beantragen, die sie dann akzeptieren und mir somit keine Kosten entstehen würden.
Was also soll ich nun tun? Dieses Hotel, das ich mittlerweile unerträglich finde, verlassen, auf einer anderen Hotelwebsite buchen und damit zwei bezahlte Nächte verlieren oder ausharren und hoffen, BookingDotCom wird mir das Geld zurückzahlen? Ich entscheide mich für mein Portemonnaie.
Tag 4
Ross und ich haben uns geeinigt, den Auftrag in einem Monat auszuführen. Was für ein Entgegenkommen meines Kunden. Und:
Das Geld für die zwei gebuchten Nächte wurde zurücküberwiesen und das Hotel hat mir für meine Umtriebe einen Voucher für eine Nacht gegeben. Fast scheint es mir, als sei ich auf Gedeih und Verderben an dieses Hotel gebunden.
Ich werde aber, wenn irgend möglich …
1. nicht in dieses Hotel zurückkehren.
2. nicht mehr bei BookingDotCom buchen, nur noch direkt über Hotelwebsites.
3. einen grossen Bogen um jeden BDO-Bancomaten machen und
4. eine zweite Kreditkarte, am besten bei einer anderen Bank beantragen.
Doch mit diesen Einsichten ist die Geschichte noch nicht zu Ende.
Tag 5
Endlich, das Ende in diesem Hotel naht. Ich werde mich aber noch auswärts zum Frühstück mit Ross treffen, um die Details für das kommende Meeting zu besprechen
Da mein Flug erst nach Mitternacht abhebt, erbitte ich, bevor ich das Hotel verlasse, bei der Rezeption ein «Late check out». Wie der geneigte Leser sich vorstellen kann, erfolglos. Also nutze ich meinen für mich sowieso nutzlosen Voucher und buche eine weitere Nacht. So kann ich bis um 20 Uhr im Zimmer bleiben, noch etwas dösen, dann auschecken.
Der Rezeptionist holt den Hotelmanager, dieser schaut lange im Computer nach und meint dann, dies sei möglich. Er werde alles Nötige veranlassen.
Nach der Besprechung mit Ross kehre ich gegen 13 Uhr zum City Garden Grand Hotel zurück. Jetzt kann ich mich vor der Reise nach Hause, die wegen eines 5-stündigen Aufenthalts in Saigon die ganze Nacht dauert, noch etwas ausruhen und duschen. Leider kann ich mit meiner Hotel-Key-Card nicht in mein Zimmer.
Sagen wir mal, leicht genervt gehe ich zurück an die Rezeption und frage nach, warum ich nicht in mein Zimmer könne?
Ich müsse das Zimmer wechseln, für diese Nacht sei ein anderes Zimmer für mich gebucht.
«Was!!? Wegen fünf Stunden soll ich das Zimmer wechseln? Mit Verlaub, sie können mich mal! Holen Sie den Hotelmanager!»
Er kommt. Mittlerweile kennt er sogar meinen Namen. Wieder schaut er in den Computer. Wieder schaut er lange. Dann sagt er: «Sorry, Mr. Jenni, ein Versehen. Sie können selbstverständlich im Zimmer bleiben» und gibt mir eine gültige Zimmerkarte.
19:00 Uhr checke ich aus. Kurz davor habe ich in Google Maps noch meine Bewertung zu diesem Hotel abgegeben. «I was there twice: the first and the last time». Der Rezeptionist fragt zum Check-out-Abschluss, warum ich diese miese Bewertung abgegeben hätte? Ich verlasse wortlos das City Garden Grand Hotel.
Hier endet die Geschichte von diesem 4-Sterne-Hotel mit dem 1-Sterne-Management. Ich fühle mich erleichtert.
Tag 6
Müde komme ich um 10 Uhr morgens zu Hause am Krong Buk Ha an. Von der BDO Bank erhalte ich eine SMS, ich solle mich bezüglich meiner eingezogenen Kreditkarte umgehend bei der Hotline melden. Doch die in der SMS angegebene internationale Hotline-Nummer ist, das sagt mir während mehreren Stunden und Versuchen mein Handy «…. currently not available. Please try again later.»
Im Cover: zwei Bancomaten: Warum nur ging ich zur BDO-Maschine?
Das war es also mit dir!
Heute hast du dich definitiv und endgültig aufgelöst und dich ins Jenseits verabschiedet. Du hast aber auch heute, auf unserer letzten Tour, bis zum Schluss durchgehalten. Dafür und für all die vielen gemeinsamen Stunden danke ich dir.
Angefangen hatte alles vor, ich weiss nicht mehr wie vielen Jahren, im Shop von Suso Bike in Walenstadt. Da sah ich dich. Schwarz, glänzend, elegant und sportlich zu gleich, passend auf meinen Fuss und «schweineteuer». Doch dich musste ich haben und so begann unsere Beziehung.
Wir haben einiges zusammen erlebt. Zuerst waren es die stundenlangen Ausfahrten und die kräfteraubenden Marathon-Rennen in der Schweiz. Berg rauf, Berg runter, immer wieder. Ich weiss nicht, wie viele tausend Höhenmeter und Kilometer wir zusammen durchgestanden haben. Aber du warst immer an meinem Fuss. Hast mit mir gelitten und meine Krämpfe und Kraftausdrücke hingenommen.
Weisst du noch, damals am Bike-Marathon in Küblis? Ich musste auf der Alp, nennen wir sie Kuh-Fladen-City, unverhofft in die Eisen steigen. Im letzten Moment konnte ich dank dir das Gleichgewicht halten. Aber du sahst wirklich alt aus, wie du in dieser stinkenden Kuhscheisse verharren musstest.
Wir beiden waren nie auf einem Podest. Wir waren immer im hinteren Drittel der Rangliste, dort wo niemand mehr hinschaut. Aber wir waren immer Sieger!
Dann, als mich in einer langen und steilen Abfahrt plötzlich die Angst überfiel, habe ich die Rennen an den Nagel gehängt, dich nicht! Eigentlich gab es nur ein paar Wochen, in denen du mich nicht begleitet hast. Im Spital habe ich auf dich verzichtet. Wäre ja auch nicht wirklich sexy gewesen, in meinen schwarzen, schön glänzenden und sportlich-eleganten Bikeschuhen auf dem OP-Tisch zu liegen.
Dafür nahm ich dich mit nach Vietnam. Wir sind Stunden lang durch den irrig verrückten Verkehr von Saigon gekurvt und erlebten viele wunderbare Momente auf diesen verstopften Strassen, wo eigentlich fast alles erlaubt ist. Das war spassig.
Aber du hast mich auch stoisch ruhig auf vietnamesischen Überlandstrassen ausgehalten, wenn ich fluchend und den Stinkefinger zeigend, im letzten Moment Lastwagen und Personenbussen ausgewichen bin, oder wenn uns handytelefonierende Autofahrer in den Strassengraben drängten.
Und jetzt hast du dich aufgelöst. Schon nach rund zehn Kilometern warst du nahe deinem Ende. Ich habe dich nur noch vorsichtig eingesetzt und du hast durchgehalten. Bis zum Schluss. Rund um den Krong Buk Ha.
Ich bin nicht traurig, dass dein Ende nun da ist. Ich freue mich für dich. Du hast erreicht, was uns allen bevorsteht. Das Ende, der Tod. Jetzt hast du Ruhe. Ich muss weiter trampen.
Die folgende, leider wahre Begebenheit handelt von etwas talentfreien Schweizer Beamten. Gegen Ende kommen dann noch vietnamesische Polizisten ins Spiel. Am 6. Mai 2017 habe ich bereits einmal über diese Angelegenheit berichtet. Siehe dazu: "Wenn Mann den Ausweis verliert oder: Anständig sein lohnt sich nicht immer".
Zu Beginn steht eine kleine Unachtsamkeit während einer vietnamesischen Taxifahrt. Die Folgen davon: Die Brieftasche mit etwas Bargeld, verschiedenen Ausweisdokumenten und der Kreditkarte ist verloren. Der finanzielle Schaden gering. Also alles kein Problem, dachte ich. Dies war vor fast zwei Jahren, Ende April 2017. Aber ich hatte diese positive Schlussfolgerung ohne Einbezug des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St.Gallen gezogen.
Kreditkarte gesperrt und neue beantragt. Kein Problem. Polizeiprotokoll des Vorfalls erstellen, beglaubigt übersetzen lassen und beim Schweizer Konsulat in Ho Chi Minh City eine neue Identitätskarte beantragt und innert nützlicher Frist erhalten. Kein Problem. Also noch kurz eine Mail an das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen mit der Bitte um einen neuen Führerschein und schwupps, die Probleme beginnen!
Da ich keinen Wohnsitz mehr in der Schweiz habe, könnten Sie mir keinen neuen Führerschein ausstellen, so die Antwort des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St.Gallen. Das bedeutet für mich: Faktisch wird mir mit dem Verlust des Schweizer Führerscheins dieser auch gleich entzogen. Aber, so hiess es weiter, sie würden mir eine «Bestätigung über bestandene Führerprüfungen» senden. Damit könne ich in Vietnam einen neuen Ausweis beantragen.
Der postalische Weg von der Schweiz nach Vietnam ist ein für mich unergründlicher und nicht nachvollziehbarer, aber ein Brief benötigt immer etwa einen Monat. So war nach gut 30 Tagen Wartezeit meine Freude gross, als ich die Bestätigung erhielt. Leider war sie nicht mehr das Papier wert, auf dem sie geschrieben stand, denn die Mitarbeiter im Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen haben die Bestätigung mit einer Gültigkeitsdauer von 30 Tagen ausgestellt. Sie war also schon abgelaufen, als ich sie das erste Mal in den Händen hielt.
In der Zwischenzeit hatte ich mich bei den Ämtern in Vietnam erkundigt, welche Dokumente ich für einen Führerschein-Antrag vorlegen müsse. Ohne temporäre Residenzkarte würde gar nichts gehen und damit ich eine solche erhalten würde, müsste ich mit einer Vietnamesin verheiratet sein. Da Hiep und ich das eh schon in Planung hatten, kein Problem. Da lernte ich die vietnamesische Bürokratie richtig kennen. Bestätigungen von Schweizer Amtsstellen müssen, bevor sie ein vietnamesisches Amt bearbeitet, beglaubigt, vom Konsulat in Ho Chi Minh City bestätigt und anschliessend noch beglaubigt auf Vietnamesisch übersetzt werden. So was dauert! Das kann ich Ihnen sagen.
Aber es hat geklappt. Die Ehe ist mit Freuden vollzogen und die temporäre Residenzkarte ist nach mehrmaligen Anläufen auch vorhanden. Also wieder ein Schreiben an das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen mit dem Begehren um eine neuerliche «Bestätigung über bestandene Führerprüfungen». Diesmal mit der nachdrücklichen Bitte, das Dokument möge (erstens) sechs Monate gültig sein und (zweitens) von einer zweiten Amtsstelle beglaubigt.
«Wir können für Sie keine Beglaubigungen machen. Es ist ein offizielles Dokument von einer Amtsstelle, welches immer ausreichend war, dafür im Ausland einen Führerausweis umzutauschen bzw. zu erwerben» hiess es in der Begründung des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St.Gallen, warum sie die zweite Bestätigung unbeglaubigt auf die lange Reise schickten. Der Hinweis «Ansonsten können Sie sich an die schweizerische Vertretung (Embassy of Switzerland) wenden» klang für mich wie ein Hohn.
Nun, das Dokument kam mit der normalen Reisedauer von einem Monat an, war sechs Monate gültig, aber das Konsulat konnte es nicht bestätigen, weil es nicht beglaubigt war. Es war somit für mich wiederum wertlos!
Damit ich das Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen von der Notwendigkeit einer Beglaubigung in der Schweiz überzeugen konnte, bat ich Anfang Dezember 2018 das Konsulat in Ho Chi Minh City um eine Stellungnahme, denn: Für Schweizer Dokumente, die bei einer vietnamesischen Behörde eingereicht werden sollen, kann das General Konsulat in Ho Chi Minh die offiziellen Stempel und Unterschriften bestimmter Behörden beglaubigen. Es sind dies die für Beglaubigungen zuständige kantonale Behörde in der Schweiz oder die Bundeskanzlei in Bern. Im Schreiben des Konsulats heisst es: «Wenn Ihre Prüfungsbestätigung bei einer dieser Schweizer Behörden beglaubigt ist, können wir die betreffenden offiziellen Stempel und Unterschriften beglaubigen.» Diese Stellungnahme liess ich Mitte Dezember 2018 dem Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen zukommen mit der Bitte, um eine neue, beglaubigte, sechs Monate gültige Bestätigung.
Die etwas lapidare Antwort aus dem fernen St.Gallen erfolgte erst nach Abschluss der Festtage: «Ich habe Ihre Anfrage zwecks Zuständigkeit an meinen Nachfolger weitergeleitet». Also weiter warten.
Mittlerweile war auch die Zeit für gute Wünsche ins 2019 abgelaufen und der Nachfolger antwortete mir auf meine Nachfrage: «Zurzeit bin ich noch in Abklärungen. Ich werde mich (sobald ich mehr weiss) wieder bei Ihnen melden».
Und dann. Endlich. Oh du himmlisches Glücksgefühl! Am 22. Januar 2019 wurde mir mitgeteilt, die «Bestätigung über bestandene Führerprüfungen» des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamtes des Kantons St. Gallen sei nun bei der Staatskanzlei des Kantons St.Gallen zur Legalisation bereit. Ich habe mich sofort bedankt und als gebranntes Kind nochmals darauf hingewiesen, dass man bitte darauf achten solle, dass die Bestätigung sechs Monate gültig sei.
Keine Widerrede. Es folgte ein Mail mit Zahlungsaufforderung und Bankdaten, damit die St.Galler Behörden nur ja nicht auf das Geld aus dem weitentfernten tropischen Land warten mussten. Natürlich überwies ich sofort und wartete voller Vorfreude auf das Papier.
Am 25. Februar 2019, gut einen Monat nachdem die Bestätigung ausgestellt wurde, ist sie endlich da. Freude herrscht! Nur leider nicht lange! Ich kann die beglaubigte Bestätigung nicht gebrauchen. Sie ist bereits wieder ungültig. Als Schlusssatz steht: «Sie gilt nicht als Führerausweis und erlischt nach Ablauf von 30 Tagen».
Die Frage, ob ich denn seit Ende April 2017 auf das Lenken von Autos und Motorrädern, insbesondere auch auf Ausfahrten mit meinem «heissen Ofen», der Kawasaki Z1000, verzichte oder wie ich denn dem faktischen Ausweisentzug der kantonal St.Galler Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamts-Behörde entgegenwirke, ist berechtigt.
Die Antwort lautet: Glücklicherweise hatte ich vor meiner Ausreise aus der Schweiz alle wichtigen Dokumente elektronisch erfasst. So habe ich eine Kopie meines Führerscheines in Kreditkartengrösse ausdrucken und in Plastikfolie schweissen lassen. Sieht aus wie ein Führerschein, ist aber keiner! Vorsorglich habe ich auch eine Kopie des eingangs erwähnten Polizeirapports mit dabei. Diese musste ich jedoch noch nie vorweisen. Trotzdem, ein leicht ungutes Gefühl schwingt bei jeder Polizeikontrolle mit. Und ich werde gerade auf langen Touren oft angehalten. Meistens auch nur, damit die Polizisten die Kawasaki begutachten und Selfies machen können!
Epilog
Am 27. Februar sandte ich diese Geschichte an den zuständigen Regierungsrat, seinen Generalsekretär und an den Leiter des Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt des Kantons St.Gallen, sowie Kopien an die involvierten Mitarbeiter. Und siehe da, einen Tag später erhalte ich eine Mail mit einem PDF im Anhang. Mit Datum 27. Februar wird mir nun eine weitere Bestätigung ohne Kostenfolge ausgestellt, diesmal 180 Tage gültig. Jetzt heisst es, nochmals einen Monat warten, dann kann ich mich auf den Weg durch den vietnamesischen Amtsdschungel machen.
Sie sind wieder da! Die herrlichen Abende auf der Terrasse. Hiep kocht uns was Feines und so lassen wir den Tag bei einem Glas Rotwein ausklingen. Die Drohne kommt jetzt auch immer mehr zum Einsatz (siehe Bilder unten).
Drohnen erhitzen zum Teil aber auch die Gemüter. Zum Glück nicht hier in meiner Umgebung. Zudem achte ich darauf, diskret und rücksichtsvoll zu fliegen. Aber in den Sozialen Medien liest man von enervierten Mitbürgern. So habe ich kürzlich ein Foto in einem Facebook-Post gesehen, wie ein Adler eine Drohne schnappt. Versehen mit dem freudigen Kommentar: «Die Natur schlägt zurück!» Ob das Bild Fake war oder nicht, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber der Kommentar war es sicher nicht.
Es ist doch bedauerlich, wenn sich Mitmenschen über diese grossartige Möglichkeit neuer Perspektiven in der Fotografie empören.
Tilapia, unser «Hausfisch», ist äusserst erlesen im Geschmack, gesund, und an der Qualität von Tilapia gibt es übrigens kaum Kritik. Trotzdem, es gibt ein Aber. Dieses kommt von Seiten der Umweltschützer.
Die Fischfarm (links im Coverbild) gehört Hieps Bruder. Hier hole ich mit meinem Motorboot jeweils den fangfrischen Fisch für unsere Gäste. Die Farm ist nur rund einen Kilometer entfernt. Wir rufen an, bestellen zwei, drei oder mehr Kilo Tilapia. Ein Mitarbeiter der Farm holt die Fische mit dem Netz aus dem Wasser, tötet sie und nimmt sie auch gleich aus. Eine halbe Stunde später brutzelt der Tilapia auf der Glut in unserem Cheminée. Frischer geht nun wirklich nicht.
Tilapien sind besonders magere Fische, die für Figurbewusste eine gute Wahl darstellen. Der Gehalt an hochwertigen und leicht verdaulichen Proteinen ist überdurchschnittlich hoch. Weitere gesunde Inhaltsstoffe sind bis zu 1 mg Omega-3-Fettsäuren und etwa 2,5 Mikrogramm Jod pro 100 g Tilapiafilet.
Das Fleisch des Tilapias hat einen äusserst erlesenen Geschmack. Es ist leicht süsslich nussig, sehr zart und dennoch robust in der Zubereitung. Sein Fleisch ist in der Küche vielseitig einsetzbar. Bei uns kommt er ausschliesslich ganz auf den Grill. Die Filets eignen sich gut zum Braten und in Stücke geschnitten für Pfannengerichte.
Tilapien gehören zur Familie der Buntbarsche. Sie bevorzugen als Lebensraum Wasser mit Temperaturen zwischen 20 und 30 Grad (also genau meine Wassertemperatur!). Sie sind Allesfresser, werden bis zu 6 Kilogramm schwer und können eine Länge von bis zu einem halben Meter erreichen.
Ihr Hauptlebensraum ist in tropischen und subtropischen Gewässern, vor allem Afrika, Madagaskar, Asien und auch Südamerika. Viel grösser als ihre natürlichen Vorkommen sind jedoch inzwischen die Zuchtbestände. In Aquakulturen werden die Tiere in grossem Stil überwiegend in Süsswasser gezüchtet.
Katrin Koelle schreibt auf eatshmarter.de dazu: «Genau das (Süsswasseraquakulturen) aber halten Umweltschützer für ein Problem». Greenpeace weise zum Beispiel darauf hin, dass die meist falsche Haltung in Zuchtteichen für Natur und Umwelt fatale Folgen haben kann. Speziell in Vietnam würden nach Ansicht von Greenpeace ausgebrochene Tilapien aus der Zucht für Veränderungen in der Artenzusammensetzung der natürlichen Ökosysteme sorgen, weil Tilapia in Vietnam nicht heimisch ist.
An der Qualität von Tilapia gibt es kaum Kritik. Gemäss Koelle haben intensive Tests des Max-Rubner-Instituts (MRI) in Hamburg ergeben, dass die zu den barschartigen Fischen gehörenden Exoten weder Arzneimittelrückstände noch andere potenziell schädliche Stoffe enthalten.
Der Tilapia ist von Natur aus ausgesprochen widerstandsfähig gegen Krankheitserreger. Deshalb ist bei der Zucht der Einsatz von Antibiotika und anderen Medikamenten kaum nötig. Der Grossteil der Erträge von Hieps Bruder geht nach Saigon.
Nach einer mehrmonatigen Pause kann ich die Drohne endlich wieder einsetzen. Das Fluggerät ist in Vietnam zwar nicht erlaubt, aber abseits von Militäranlagen und grossen Städten sollte es keine Probleme geben, habe ich mir sagen lassen.
In diesem Zusammenhang ist erwähnenswert, dass vor ein paar Tagen zwei Gemeindepolizisten bei uns zu Besuch waren. Sie kontrollierten den Feuerlöscher im Bungalow und schauten sich etwas um. Mit freudigem Staunen begutachteten sie das Floating House. Auch die Drohne wurde kurz angesprochen, aber der Einsatz wurde mir nicht verboten.
Noch zur Frage, warum die Drohne so lange pausierte? Nach den ersten paar gelungenen Aufnahmen waren die Bilder plötzlich mit einem Nebelschleier versehen. Sein Vorhandensein konnte ich mir nicht erklären. Auch die Recherchen im Internet und die Anfragen beim Support halfen nicht weiter. Ich wollte die Drohnenfotografie schon wieder aufgeben, als ich die hohe Luftfeuchtigkeit als Ursache in Betracht zog. Ich entschied mich, die Plexiglas-Schutzhülle der Kamera gänzlich - auch bei Nichtgebrauch - zu entfernen. Nach ein paar Tagen waren die Bilder wieder klar und deutlich.
Sie zählen nicht zu meinen Freunden, aber wie schnell sich diese Schlangen bewegen können, ist schon fantastisch. Mit Pflanzen (Lemongrass) werden die Schlangen von den Häusern ferngehalten. Auch sollen Hunde hilfreich sein, hat man mir gesagt. Trotzdem kommt es immer mal wieder vor, dass wir eine Schlange im Garten finden. Dann wird sie mit einem Stock vertrieben oder eben zuerst fotografiert.
Eine andere Variante ist, die Schlange hinten am Kopf zu packen. Dann wird sie geschwungen und im richtigen Moment losgelassen. So segelt sie durch die Luft, aus dem Garten und landet in der freien Natur.
Bis anhin musste ich erst eine Schlange selber vertreiben. Ich habe es mit einem Stock versucht, was aber nicht klappte. Sie war zu schnell wieder im Unterholz verschwunden. Dann, als ich sie wieder sah, habe ich sie mit einem Stock fest auf den Boden gedrückt und mit einem anderen erschlagen. Wie gesagt, Schlangen sind nicht meine Freunde, aber sie leben nun auch mal hier und wir kommen eigentlich ganz gut zurecht.
Heute mal ein paar Worte zum Klima und ein paar Impressionen von der heutigen Reisfeld-Bike-Tour. Warum? Weil ich das Gefühl nicht los werde, dass das Klima, in dem wir leben, einen grossen, einen wirklich grossen Einfluss auf unseren Wohlfühlfaktor hat.
Waren bis anhin in meinem Leben die Monate November, Dezember und zum Teil auch noch Januar voller Tristesse, Depressionen, Dunkelheit und Freudlosigkeit, so hat sich das, seit ich in Vietnam lebe, ganz und gar geändert.
Erstens ist das Wetter hier im zentralen Hochland in diesen beiden Monaten meist recht angenehm, wenn auch ab und an mit Starkregen und Ausläufern von Tropenstürmen zu rechnen ist. Zweitens habe ich Hiep am 18. November vor nunmehr über drei Jahren kennengelernt. Drittens sind wir am 25. November ins Swiss Hous by The Lake am Krong Buk Ha eingezogen und viertens habe ich seit dem 14. November dieses Jahres die Temporäre Resident-Card, will heissen, eine temporäre Aufenthaltsbewilligung, die ich alle drei Jahre erneuern muss. Es gibt also immer einiges zu feiern im November.
Ein anderer Aspekt, warum mich hier der Novemberblues oder sagen wir der Winterblues nicht packt, liegt wohl auch am Licht (siehe PicTapas Gallery: Impressionen) und an der Tageslänge. Die Tage sind nie wirklich lang und nie wirklich kurz. Gefühlt: immer gleich lang und fast immer mit Licht gefüllt. Auch drei, vier Regentage wirken nicht zermürbend. Man kann raus, baren Fusses. Die mürben, dunkeln, feucht-kalten Wintertage, an denen du kein Hund vor die Türe jagst, die gibt es hier nicht. Ebenso fehlen riesige Temperaturunterschiede. Die Wetterdurchschnittswerte über das Jahr bewegen sich zwischen +18 und +31 Grad. Zum Vergleich: In Zürich liegen diese Werte bei -1 und +25 Grad. Dies ergibt eine Spanne von 26 Grad. Hier in Dak Lak beträgt die Spanne gerade mal 13 Grad, also die Hälfte.
Ein weitere Wohlfühlfaktor ist - zumindest aus meiner Sicht - dass das Leben hier draussen, an der frischen Luft stattfindet. Da benötigt man weder Klimaanlage noch Heizung. Ein vor Sonne, Wind und Regen geschützter Platz reicht aus. Auch wir leben fast das ganze Jahr über draussen.
Mittlerweile ist Ende Januar. Jetzt beginnt die beste (Reise-)Zeit hier im zentralen Hochland. Es ist (noch nicht) zu heiss (siehe Cover) und die monsunartigen Regenschauer kommen erst gegen Juni.
Über die Seewassertemperatur kann ich nicht viel sagen, da ich kein Messinstrument besitze. Seit wir das Floating House haben, konnte ich, der in Sachen Kaltwasser eher als Weichei gilt, aber schon an vielen Tagen schwimmen gehen. Die Morgenfrische ist ideal für Bike-Touren: Heute waren es vor dem Frühstück rund 40 Kilometer (Reis-Tour, siehe Bilder unten) mit Kaffee-Pause und abschliessendem Schwimmen im Krong Buk Ha.
Die Feiertage sind vorbei, es stehen Feiertage an oder: Nach dem Fest ist vor der Party. Mit den Tet-Festivitäten - vietnamesisches Neujahr, heuer vom 4. bis 8. Februar (und noch etwas darüber hinaus) kommt der Ausnahmezustand übers Land. Wer irgendwie kann, reist zu seiner Familie; Flieger, Busse, Züge und Strassen alles ist überfüllt.
Einige Ausländer, die hier leben, verziehen sich über diese Tage in die Nachbarländer. Hiep und ich ziehen es vor zu bleiben. Es sind spezielle Tage. Wenn man sich darauf einstellt und entsprechend vorbereitet gar nicht so problematisch. Zudem wird sicher Hiep's Familie auf Besuch kommen und wir werden die eine oder andere Einladung zu Nachbarn annehmen.
Gut fünf Tage vor Tet-Beginn steht noch das Nachbarfest an. Eine Zusammenkunft auf die ich mich ganz speziell freue, weil unsere Nachbarn das schon seit Jahren so halten und es für mich Teil meiner Integration ist, dabei zu sein.
Immer wieder kommt die Frage auf, was haben Operation und Strahlentherapie in Kiefer, Mund und Rachen sowie an der Zunge für Kollateralschäden hinterlassen? Diese Frage ist wie ein böses, schwarzes Loch, das sich vor mir auftut.
Doch eines vorneweg: Mir geht es gut! Ich kann die Tage geniessen (wie im Cover zu sehen ist!) Diese Zeilen schreibe ich nicht, um Mitleid zu erhaschen. Ich möchte nur aufzeigen, was bleiben kann, wenn dir Ärzte sagen, es handle sich lediglich um einen Standardeingriff, um den Krebs zu besiegen (siehe dazu Das Werkstück)
Das Essen - also die Nahrungsaufnahme; von Essen oder gar genussvollem Essen kann bei mir keine Rede mehr sein - funktioniert mal besser, mal schlechter. Ich «esse Bier und trinke Wein» funktioniert aber immer. Ebenso die Schmerzen in der Zunge; sie sind immer irgendwie da. Mal mehr, mal weniger.
Heute zum Beispiel hatte ich leichte Schmerzen im linken Unterkiefer, wie wenn ein Nagel, der da nicht hin gehört, im Knochen stecken würde. Dann wieder habe ich das Gefühl, die Zunge sein ein übergrosser Bazooka-Kaugummi; an Nahrungsaufnahme (ausser Bier) ist in diesen Momenten nicht zu denken.
Oder beim Rasieren. Eine Rasur fühlt sich, in dem Bereich, in dem bestrahlt wurde, nicht so an, als fahre die Klinge oder der Rasierapparat über meine Haut. Eine Rasur fühlt sich an, wie wenn die Klinge direkt über den Kieferknochen schaben würde. Oder es berührt mich jemand am Kiefer. Das spüre ich in den Zähnen. Und ja. Küssen und Zärtlichkeiten austauschen machen so nicht wirklich Spass.
All das sind keine grossen, keine wirklichen Schmerzen, ab und an ein Ibuprofen genügt. Aber sie schränken ein und über all dem schwebt wie eine dunkle, grosse Wolke die übermächtige Frage: Wann werden die Schmerzen unerträglich?
Die Ärzte unter ihnen werden nun sagen: Was will der Mann uns denn nun eigentlich mit diesen Zeilen mitteilen? Er hat doch alles! Er hat sein Paradies in Vietnam gefunden. Ohne uns, wäre er nicht da, wo er ist!
Ja, kann ich dazu nur sagen. Ja. Stimmt!
Aber wie hätte ich entschieden, wenn man mir vor der Operation und der Bestrahlung die Wahrheit gesagt hätte?
Für uns war Weihnachten ziemlich anders, eigentlich inexistent. Unglücklich darüber bin ich nicht. Im Gegenteil. Endlich bin ich den Weihnachtsblues los.
Zuerst hatten wir am 22., 23. und 24. Dezember alle Hände voll zu tun, um das Floating House für die Einweihungsparty fertig zu kriegen.
Am 22. Dezember waren wir noch an eine Hochzeitsparty eingeladen und am 25. Dezember dann die grosse Floating House Eröffnung mit gut 40 Personen (etliche Bilder davon kursieren ja bereits auf Facebook; ich selbst hatte kaum Zeit zu fotografieren). Doch wer nun denkt, das alles ist ja nicht so ein Problem, der weiss noch nicht, dass wir am 26. und am 27. Dezember nochmals an zwei Hochzeitsfestivitäten eingeladen waren. Jetzt sind wir platt und brauchen (nach all dem Bier) dringend etwas sportliche Aktiverholung.
Da kommt mir mein derzeit letztes Projekt, das ich eben fertigstellte (korrekt muss es heissen, das mir von Haiphong mit dem Bus über 1300 Kilometer als "Katze im Sack" gesandt wurde), gerade richtig. Jetzt habe ich auch noch ein Floating Bike und kann - wenn sich zu viel Verkehr über die Hauptstrasse quält, meine Bike-Runden in Ruhe und Gelassenheit auf dem See drehen.
Es ist nicht ganz so sportlich (und teuer) wie mein Scott Scale, aber das Teil funktioniert ausgezeichnet! Es lässt sich gut manövrieren, kann kaum kentern und man kann gelassen oder sportlich (mit hoher Frequenz) über den See pedalen, in einem Wort: affengeil!
(Für alle, die über wenig Jugendsprache-Kompetenz verfügen: affengeil bedeutet gemäss Duden: in besonders begeisternder Weise schön.)
Das erste Swiss House by the Lake Billard-Turnier ist Geschichte. Nach einem holprigen Start am Sonntag - wegen schlechten Wetters konnten viele nicht kommen und dann lösten sich später noch bei drei Queues die Leder - mussten wir das Turnier abbrechen und am Montag gegen 9 Uhr neu starten.
Das hat sich gelohnt. Wirklich gelohnt! Erstens waren gute und spannende Partien zu sehen, zweitens war die Stimmung hervorragend und drittens waren alle, Teilnehmer wie Zuschauer total hilfsbereit. Ob beim Putzen des Billardtisches, als Schiedsrichter oder später als Grilleur oder Kellner: Ohne dass Hiep oder ich irgendetwas sagen mussten, alles ging wie von selbst. Ganz klar: Das zweite Swiss House by the Lake Billard-Turnier wird kommen!
In der Folge ein paar Impressionen (im Cover: Spannende Partien und interessierte Zuschauer am ersten Swiss House by the Lake Billard-Turnier):
Da sind "Profis" am Werk: Vor Spielbeginn wird der Tisch kontrolliert und ausgetestet.
Volle Konzentration am Tisch (1).
Volle Konzentration am Tisch (2).
Volle Konzentration am Tisch (3). Finalteilnehmer Quan. Es hat nicht viel zum Sieg gefehlt.
Volle Konzentration am Tisch (4). Erster Sieger beim Swiss House by the Lake Billard-Turnier: Vuong Mom.
Der beste Spieler am Tisch. Hut ab! Er nahm nicht teil, damit die anderen Teilnehmer eine Chance auf den Sieg hatten. Dafür schmiss er als Schiedsrichter das Turnier hervorragend. Danke!
Billardspieler können lecker Grillieren und sind auch sonst wirklich hilfsbereit.
Ein verdienter Sieger zum Abschluss: Vuong Mom (zweiter von rechts) erhält den Pokal von Hiep.
Ich kann es einfach nicht lassen, muss den Sonnenuntergang hier am Krong Buk Ha immer und immer wieder fotografieren. Jetzt habe ich noch ein wunderbares Gedicht dazu gefunden: «Sonnenuntergang» von Helene Branco (1816-1894) - Im Deutschen Dichter-Lexikon ist zu lesen: «Branco, Helene, geborne von Rödlich, wurde am 13. Oktober 1816 zu Düsseldorf als die Tochter eines Generals geboren und vermählte sich mit dem Regimentsarzt Dr. Branco in Potsdam. Sie verfiel später in Wahnsinn und lebte in einer Irrenanstalt. Ihre Dichtungen veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Dilia Helena.»
Sonnenuntergang
Sonnenfunken,
Feuertrunken,
Zucken blitzend durch den Himmel,
Geisterhaftes Lichtgetümmel!
In den blauen
Äthersauen,
Gleich Unendlichkeitsgedanken,
Ries'ge Wolkeninseln schwanken.
Westwinds Flügel
Schwellet Hügel
In des Sees Silberfluten,
Sanft umsäumt von Purpurgluten.
Gleich den Riesen,
Über Wiesen
Mächt'ge Abendschatten ziehen,
Eine Erde im Verglühen!
Leises Singen,
Weiches Klingen,
Tönt hernieder aus den Fernen,
Abendlied den Abendsternen.
In Irland erzählt man, dass am Ende eines Regenbogens ein Schatz verborgen ist. Regenbögen gelten als Brücke zwischen der Welt der Menschen und den (geizigen) Kobolden. Sie sollen der Sage nach ihr Gold dort verstecken, wo der Regenbogen den Boden berührt.
Doch unter, durch und zum Regenbogen schaffen es die Menschen nie! So ist der Regenbogen zwar real, aber unerreichbar.
Der Regenbogen ist wie ein ganz grosser Traum. So unendlich gross, schön und erstrebenswert, dass es nicht gelingen kann, diesen in die Realität umzusetzen. Aber wer den Mut findet und sich auf den Weg begibt, findet viele fantastische und vorher kaum denkbare Momente, Begebenheiten und Überraschungen, die er nie gefunden hätte, wäre er nicht auf dem Weg zum Regenbogen. Und ja! Es sieht genau danach aus, als stünde das schwimmende Haus auf dem Weg zum Regenbogen.
Eigentlich würde man meinen, der Einachser, der in Dak Lak neben dem Roller das (Landwirtschafts-)Gefährt schlechthin ist, sei nur fürs Land geschaffen. Wie ich gestern erfahren musste, macht er auch als Ampihibienfahrzeug eine durchaus gute Figur. Die zwei Betonelemente, die wir für die Verankerung des schwimmenden Hauses benötigen, waren in kürzester Zeit im See versenkt (siehe Bilderfolge) und der Einachser tuckerte und schnaubte wieder gemächlich aus dem Wasser.
Gemäss Wettervorhersage kommt der nächste Tropensturm auf uns zu. Doch bis es soweit ist, zeigt sich das Wetter von seiner besten Seite. Morgens um 6 Uhr ist es rund 20 Grad warm, leichter Nebel liegt über den Feldern, darüber lacht die Sonne zwischen den Wolken hervor. Ein perfekter Bike-Morgen. Ich drehe meine 30 Kilometer-Runde rund um den Krong Buk Ha See, anschliessend Frühstück in einer kleinen Strassenküche.
Ich ging ja davon aus, dass unser Floating House auf acht, vielleicht auf zehn Schwimmelementen gebaut wird. Doch weit gefehlt. Es sind 39 Plastikfässer mit einem Volumen von 270 Liter. Das heisst (und jetzt kommt - Internet sei dank - die Umrechnung): unser Flaoting House wird auf etwa 10,5 Kubikmeter Luft schwimmen.
Ob das viel oder wenig ist, entzieht sich meiner Kenntnis, aber wie Figura zeigt, sind es doch ein paar Fässer mehr als acht oder zehn. Wie mir jedoch der Konstrukteur versichert hat (es ist übrigens nicht die erste schwimmende Konstruktion, die er baut) sind wir damit auch bei Sturm auf der sicheren, der schwimmenden Seite ……
Bin ja mal gespannt.
Auf jeden Fall werde ich, da die meisten Vietnamesen nicht schwimmen können, Schwimmwesten und Rettungsringe platzieren.
Heute, am 20. November, ist in Vietnam Tag der Lehrer. Natürlich wurde auch bei uns an der Schule in Krong Buk (siehe Bilder) gefeiert. Seit 1982 wird an diesem Tag dem Lehrkörper für seine Arbeit gedankt. Die Schüler bringen ihren Lehrern Geschenke. Früher waren es vor allem Blumen und es wurde darum gewetteifert, wer den schönsten Blumenstrauss mitbringt.
Heute hat sich das gewandelt. Gemäss der im Norden Vietnams tätigen Lehrerin Cathrin Karras (https://www.facebook.com/cathrin.karras) ist der Tag nach und nach zu einer Art Wettbewerb der Eltern verkommen, wer das teuerste Geschenk bzw. den am besten gefüllten Umschlag überreichen kann. Sie schreibt dazu: «All dies geschieht mit dem Hintergedanken, dadurch die eine oder andere bessere Note für die eigenen Kinder herauszuschlagen.»
Und weiter heisst es: «Bei uns auf dem Lande ist das natürlich bei weitem nicht so stark ausgeprägt wie etwa in Hanoi. Und wie in jedem Jahr habe ich die Eltern meiner Klasse gebeten, auf persönliche Geschenke an mich zu verzichten und stattdessen lieber einen kleinen oder auch grösseren Betrag für die Klassenkasse zu spenden. »
Auf jeden Fall ist der Teachers Day ein Freudentag für Lehrer wie Schüler. Doch in diesem Jahr war das leider nicht überall so. In Nah Trang kam keine Freude auf. Wie Tương Lai Mới auf Facebook berichtet (https://www.facebook.com/groups/604915849871370), trauerten dort die Schüler um ihren Lehrer, der mit seiner Frau, einer Kindergärtnerin, und ihren beiden kleinen Kindern von Geröll- und Wassermassen verschüttet worden war.
Ein schwerer Sturm mit Starkregen hatte vor zwei Tagen in der Region gewütet und 12 Menschen das Leben gekostet. Toraji, wie der Sturm international genannt wurde, brachte grosses Leid und viele Menschen in Nha Trang verloren alles.
Ein wichtiger Teil des Teachers Day sind die Darbeitungen der Schülerinnen und Schüler. (Im Cover: eine Gruppe Schülerinnen auf dem Weg zur Bühne)
Auf der einen Seite der Bühne sitzen die Lehrerinnen ......
... auf der anderen Seite die Lehrer.
Heute mal etwas von der lustigen Sorte. Seit über 24 Stunden regnet es und es sieht nicht danach aus, als würde es in den nächsten Stunden nachlassen. Doch wir sind an eine rund acht Kilometer entfernte Hausparty eingeladen und mit dem Roller da hin zu fahren ist mir definitiv zu feucht. Also organisieren wir uns ein Auto mit Driver.
Jetzt ist es so, damit wir für unsere Gäste aus dem Ausland immer auch einen guten Driver zur Hand zu haben, reicht nur einer nicht. Deshalb probieren wir auch neue Angebote aus. So auch heute an diesem regnerischen Sonntag.
Der Beginn der Fahrt war wenig vielversprechend. Als erstes kam er fast eine Stunde zu spät. Dann rief er vom 200 Meter entfernten Nachbarn an, er könne nicht zu unserem Haus fahren, weil er bei uns nicht wenden könne. Also liefen wir festlich gekleidet wir durch den Regen zum Wagen.
Das Wendemanöver auf dem wirklich grossen, betonierten Vorplatz meines Nachbarn war spektakulär, weil es fast fünf Minuten dauerte und ich zum Ende hin feststellen musste: In der Schweiz hätte dieser Driver mindestens noch zehn Fahrstunden (oder vielleicht auch etwas mehr) benötigt, um die Fahrerlaubnis zu erhalten. Wenn er sie denn je bekommen hätte.
Dieser Eindruck bestätigte sich mir dann auch auf der Strasse. Wenigsten fuhr er nicht waghalsig, aber mir wurde bei dem angeschlagenen Tempo - ich weiss nicht, ob man da noch von Tempo sprechen kann - schlagartig klar, warum er auf dem Weg zu uns fast eine Stunde Verspätung eingefahren hatte. Ich fragte Hiep: "Hat der Mann überhaupt eine Fahrerlaubnis?" Nach kurzer Rücksprache mit ihm, der nun ein ziemlich säuerliches Gesicht zog - meinte Hiep. "Ja, der Wagen sei halt ganz neu."
Wir kamen ohne nennenswerte Zwischenfälle bei der Party an und ein paar Bierchen später auch wieder nach Hause. Es goss immer noch wie aus Kübeln und ich bat den Driver, uns bis zum Haus zu fahren. Das Wenden sei kein Problem. Ich würde ihn einweisen.
Nun, das Einweisen klappte nicht wirklich. Erstens weil er mich nicht verstand und zweitens, weil seine Mitfahrerin, seine Frau, genau die gegenteiligen Anweisungen gab. Es war hoffnungslos.
Ich weiss nicht mehr, wie lange es dauerte, bis ich Hiep enerviert sagte, ich kann mir das nicht mehr mitansehen. Sie lachte und meinte: "Dann wende doch du den Wagen."
Mittlerweile stand der Fahrer hilflos neben seinem Gefährt. Er wusste weder ein noch aus oder besser, ob er nach links oder rechts abdrehen sollte. So stieg ich in den Siebenplätzer, setzte ein paar Mal vor und zurück und das Teil war gewendet.
Und die Moral von der Geschicht: Im Fahrzeug waren neben dem Fahrer sechs Fahrgäste. Nur einer ärgerte sich und ich frage mich, woher nehmen die Vietnamesen nur diese Gelassenheit?
Im Cover: Unser Vorplatz, der dem Driver zu eng zum Wenden war.
Es mag ein wenig übertrieben erscheinen, aber als wir gestern mit dem Bau für das schwimmende Haus starteten, kam mir urplötzlich, wie aus dem Nichts, die Expo.02 (https://en.wikipedia.org/wiki/Expo.02) in den Sinn. Die futuristischen Arteplages Neuchchâtel und Biel und Jean Nouvel's Monolith auf dem Murtensee haben einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Ich nahm für den PROTECTOR an der Medieneröffnung teil. Anschliessend bin ich auch noch mit meiner Familie an die Expo gefahren. Es waren lohnende Momente.
Und nun also das schwimmende Haus. Oder englisch: Floating House. Im Gegensatz zu den Arteplages auf dem Bielersee ist unser Budget wesentlich kleiner, Mehrkosten dürfen keine Anfallen (aber nochmals: die Expo.02 hatte sich mehr gelohnt) und wir bauen nicht auf Pfähle. Unser Haus wird schwimmen und mit dicken Trossen an Betonplatten auf dem Seegrund verankert.
Architektonisch wage ich schon gar keinen Vergleich. Es wird ein simpler Bau, den Zweck erfüllend. That's it! Ein Bootshaus soll es nebenbei ja auch sein. Dann wird es aber auch für Partys genutzt und ……? Aber das verrate ich noch nicht.
Legende Cover Bild oben: Das Fundament entsteht. Bereits wird die Grösse sichtbar: 6 x 6 Meter
Die ersten Teile für die Floating-House-Metallkonstruktion werden angeliefert.
Liest man im Internet über den Fischfang in Vietnam, so geht es vor allem um die Fischerei auf dem Meer. Hier bei uns am Krong Buk Ha leben aber einige Fischer vom den Fängen aus dem See oder von den Fischfarmen auf dem See. Neben den Netzen, die die Fischer am Abend auslegen, sind die im Cover-Bild abgebildeten stationären Netze beliebt. Derzeit baut gerade mein Nachbar ein solches System. Alles aus Bambus, da steckt viel Handarbeit dahinter.
Übrigens: Ende April dieses Jahres war die Frist der EU für Vietnam beendet, Fischerei-Produkte nach den Empfehlungen der EU zu verbessern und damit einer 'Gelben Karte' der EU für die vietnamesische Fischerei zu entkommen. Dies schreibt «VOV5, die Stimme Vietnams - Auslandkanal» auf seiner Website.
Weiter heisst es: «Dem stellvertretenden Vorsitzenden des Fischereivereins im Landwirtschaftsministerium, Nguyen Quang Hung zufolge sei die 'Gelbe Karte' der EU ein Hindernis aber zugleich auch eine Chance für die vietnamesische Fischerei, die Produkte zu verbessern. Damit könnte sich die vietnamesische Fischerei nachhaltig und verantwortungsvoll entwickeln. Die neun Empfehlungen der EU sind für Vietnam von großer Bedeutung. Sie werden im vietnamesischen Gesetz der Fischerei aufgenommen, das im nächsten Jahr in Kraft tritt.
Vietnam hatte einheitlich Massnahmen ergriffen. Beispielsweise werden die Fischerboote mit einem Überwachungsgerät angeschlossen. Die Anzahl der Fischerboote werden entsprechend der Vorräte der Fische angepasst. Vietnamesische Fischer achten auf Bestimmungen der Fischer-Vereine in der Region und der Welt wie Angaben der Herkunft der Fische. Vietnam will den illegalen Fischfang im Meeresgebiet der Nachbarländer beenden.»
Krong Buk Ha bei Wasserhöchststand.
Vor gut einem Jahr haben wir mit dem Hausbau begonnen. Mittlerweile leben wir schon zehn Monate in unserem Haus. Der Garten gedeiht, ab und an kommen Gäste und wir feiern Partys. Und jetzt? Jetzt bauen wir auf den See hinaus.
Etwa da wo der weisse Pfeil hinzeigt, bauen wir ein weiteres Haus. Mittlerweile das dritte. Es entsteht aber eher ein Häuschen, 6 x 7 Meter gross, dafür schwimmend. 42 Quadratmeter Fläche für Party auf dem See und als Anlegestelle und Unterstand für mein Boot! Eine kleine handbetriebene Fähre kommt dazu.
Eigentlich wollte ich ja nur einen simplen Unterstand, damit mein Boot vor Sturmwinden und Unwettern geschützt anlegen kann. Aber etwas derartiges an einem Stausee zu bauen ist wegen den stark variierenden Pegelständen (etwa 15 Meter Unterschied zischen Höchststand und Niedrigwasser) nicht ganz ohne. Und so brachten mich die Fischfarmen auf die Idee eines schwimmenden Bootshauses.
Heute haben Hieps Bruder Trong und ich unsere Pläne und Vorstellungen bereinigt und den Vertrag zum Bau eines schwimmenden Hauses auf dem See unterzeichnet. Anschliessend haben wir Billard gespielt. Trong ist ein Glücksfall für uns: Er hat schon schwimmende Fischfarmen gebaut, betreibt selber eine, weiss also worauf es beim Bau ankommt. Und er spielt gut Billard: Er hat mit 40:34 gewonnen!
Das auf Plastikfässern schwimmende Haus wird an Betonelementen, die wir im See versenken, verankert. Über eine einfache, handbetriebene Fähre gelangt man vom und zum schwimmenden Haus. Bei Pegelhöchststand beträgt die Fährdistanz etwa 40 Meter, bei Tiefststand rund 10 Meter.
Ich sag's ganz offen und ehrlich: Bis vor kurzem haben mich Blumen und Pflanzen im Allgemeinen eher weniger interessiert (ausser natürlich die Muttertag-, Geburtstag- und Hochzeitstag-Blumen, das Sorry-Bouquet usw. Aber das kennen ja die meisten Männer!). Doch seit ich in den Tropen lebe und sehe, wie die Natur in diesem feuchtwarmen Klima spriesst und gedeiht, faszinieren mich die Pflanzen von Tag zu Tag mehr.
Kommt hinzu, dass unsere Nachbarn uns immer mal wieder etwas für den Garten schenken. So ist in kürzester Zeit eine rechte Vielfalt entstanden. In der Pictapas-Galerie «October morning in the garden» habe ich versucht, in 16 Bildern diese Ansammlung an Blüten, die am 3. Okotber 2018 in die frühe Morgensonne lachten, festzuhalten.
Alle 16 Bilder sind in der Pictapas-Galerie «October morning in the garden» zu finden.
Wir leben hier am See weit ab von jeglichen Touristen(strömen). Wohl deshalb wird das Gewässer touristisch überhaupt nicht genutzt. Weder gibt es Restaurants am See noch Ausflugsboote oder dergleichen. Eine Bootsfahrt auf dem See ist also ein wirklicher Geheimtipp
Da ich unsere Gäste immer mal wieder mit auf eine Rundfahrt (inklusive Besichtigung einer schwimmenden Fischfarm) nehme, habe ich nun mit Hilfe meines Nachbarn Sinh unser Motorboot etwas ausgebaut, damit man etwas komfortabler sitzt. Als die vier Sitzplätze fertig waren, stellte ich fest: «Wow! Das ist nun das erste Touristenboot auf dem Krong Buk Ha.»
Mein Nachbar Sinh bearbeitet das Bodenholz mit seinem Stechbeutel, damit die kleinen Plastiksitze im Boot nicht verrutschen.
Wie sich doch Themen oder sagen wir deren Gewichtung verschieben! Klar, vor zwei Jahren, als ich noch in der Schweiz lebte, schaute ich beim Einkaufen auch auf Label-Produkte: Label-Kaffee, Bio-Tomaten, fair produzierte Bananen, aus der Region für die Region und so weiter und so fort. In Vietnam stellen sich mir diese Fragen beim Einkaufen nicht.
Eingekauft wird auf dem Markt, wo die Bauern der Region ihre Produkte feilbieten. Alles frisch. Deshalb ist auch nicht immer alles verfügbar und eingekauft wird früh morgens.
Wir leben zwar nur dreieinhalb Autostunden vom Meer entfernt, aber Meeresfrüchte sind selten im Angebot. Gegessen wird, was gerade wächst oder geschlachtet wurde. Und ich kann euch sagen, das ist verdammt vielfältig.
Diese Art des Einkaufs geschieht aber nicht aus Überzeugung oder weil ich ein besonderer Öko-Fundi geworden bin. Nein! Es ist ganz simpel. Es fehlt das Angebot. Wir haben keinen Supermarkt, in dem Meeresfrüchte und anderes (Exotisches!) jeden Tag frisch angeboten wird, in der Nähe. Der nächste ist über 40 Kilometer, also rund eine Fahrstunde entfernt.
Damit löst sich die Frage nach Öko, Bio und Label in Luft auf. Gibt’s nicht! Und wenn jetzt in der Schweiz im September zwei Volksinitiativen an die Urne kommen, die sich mit dieser Thematik befassen, stelle ich fest, wie weit ich mich in zwei Jahren von der Schweiz und ihren «Luxus»-Problemen doch entfernt habe und wie einfach und schön das Leben sein kann.
Seit ein paar Tagen ist das Wetter wie umgekrempelt. Nachdem wir in den Monaten Mai, Juni, Juli und August mit wirklich starken Windböen, die über den See zu uns peitschten, leben mussten und wir deretwegen die Terrasse umbauten, ist es seit drei Tagen fast windstill. Endlich Zeit, meine Flying-Cam einzusetzen und ein paar Fotos vom Krong Buk Ha See zu machen.
Ich meine, zu diesen Bildern gibt es nicht mehr viel zu sagen. Es ist die hohe Luftfeuchtigkeit, die uns Abend für Abend dieses Schauspiel am Himmel beschert. Einfach nur grosses Kino!
Gestern wurde das Geisterfest gefeiert. Hiep ging in den Tempel und speiste mit den Mönchen. Ich ging mit ihr, klinkte mich aber nach kurzer Zeit und vor dem Essen wieder aus; (zuviel) Religion ist nicht so mein Ding. Meine Toten sind tot. That’s it! Das ist meine Realität.
Anderseits wirkt für mich vieles, was ich hier erleben darf, in der Nachbearbeitung märchenhaft, irgenwie unrealistisch, wie ein fesselnder Film im Kino. So auch die untenstehende Fotoreportage. Ich frage mich dann jeweils, war das real, nicht gespielt? Aber die Antwort ist klar: Es ist kein Film, es ist Realität und ich darf live dabei sein!
Am Buddhismus und an den Vietnamesen mag ich die Einfachheit und Offenheit, den simplem Umgang, den sie mit Feiertagen, mit ihrem Glauben pflegen. Das zeigt sich dann so: Weil unsere Nachbarin für das gemeinsame Geisterfestfeiern gestern Samstag keine Zeit fand, wurde am Tag zuvor kurzerhand improvisiert (siehe Fotos. Im Cover: Zum Abschluss der Zeremonie werden Reis und Süssigkeiten verstreut.) Meine ausgewasserten Boote eigneten sich zur Präsentation der Gaben für die Geister der Toten bestens. Es dauerte nur ein paar Minuten (die Speisen waren vorgekocht worden), schon war alles zum Auftragen bereit und eine Viertelstunde später alles wieder vorbei. Das Geld verbrannt.
In der Tradition wird der Glaube vertreten, dass die Geister der verstorbenen Angehörigen aus der Unterwelt auf die Erde und hungrig, auf der Suche nach Essen, durch die Strassen oder eben dem Ufer entlang ziehen. Deshalb werden Spenden und Gaben dargebracht. Dies soll die hungrigen Geister beschwichtigen und in milde Stimmung versetzen. Auch Höllengeld wird als Opfer an die Geister verbrannt.
Siehe dazu auch den Blog-Eintrag von vor einem Jahr: «Hui! Die Geister kommen»
Die Gaben für die Geister werden an den See gebracht .....
... und auf dem Boot hergerichtet.
Natürlich dürfen Räucherstäbchen nicht fehlen.
Seit Wochen wehen über den See starke, zum Teil sehr starke Sturmwinde. Meine zwei Boote habe ich ausgewassert - kurz bevor es zu spät war! Ein Nachbar eilte mir zu Hilfe, die vom Sturm und den Wellen mit Wasser gefüllten Boote ins Trockene zu bringen. Hiep und ich hätten es alleine nicht mehr geschafft. Die Boote wären verloren gewesen.
Das Wetter präsentiert sich den stürmischen Winden entsprechend: Monsunregen und Sonne wechseln sich zum Teil fast im Stundentakt ab. Mittlerweile habe ich mich an die extremen Wetterwechsel gewöhnt. Du siehst die Regenfront kommen. Siehst wie sie sich schwarz und regengeschwängert am Horizont aufbaut und dann hast du – obwohl du meinst, sie sei weit weg, nur noch ein paar Minuten, um Schutz zu suchen. Kaum hast du dich untergestellt, prasst der Regen nieder. Nach ein, zwei Minuten ist alles wieder vorbei und Sonne und Wind trocknen in kürzester Zeit alles wieder ab.
Es war für mich eine spezielle Ehre, dass ich an der Beerdigung von Frau Bui Thi Huan mit dem Fotoapparat teilnehmen durfte. Bui Thi Huan starb im Alter von 90 Jahren und lebte zusammen mit ihrer Familie in meiner Nachbarschaft. R.I.P. Bui Thi Huan.
Die Bilder von der Beerdigung sind in meiner PicTapas Galerie zu finden: Pictures of a funeral - Krong Buk (Dak Lak)
Ein Plattfuss am Motobike ist in Vietnam kein Problem. Überall an den Strassen gibt es Mechaniker. Sie können aber nur kleinere Pneus flicken. Meine Freunde haben mich denn auch gewarnt, als ich vor über einem Jahr die Kawasaki Z1000 kaufte: «Wenn du mit diesen breiten Schlauchlos-Walzen einen Nagel einfängst, dann wir es heissen: No. No! Können wir nicht flicken.»
Kürzlich war es dann passiert: Ich drehte noch eine Feierabendrunde zum Kaffee-Treff in Ea Phe als sich ein grosses Metallteil in den hinteren Pneu bohrte. Innert Sekunden war die Luft draussen und ich stand, hilflos auf den luftleeren Reifen starrend, am Strassenrand - wie bestellt und nicht abgeholt! Was tun jetzt?
Natürlich dachte ich sofort an meine Freunde, die mich genau vor dieser Situation gewarnt hatten. Aber jetzt kommt das, was ich an Vietnam so liebe: Alles geht irgendwie und zwar easy!
Eine ältere Frau, die vorbeikam, rief mir zu und zeigte auf ein Gebäude rund hundert Meter entfernt auf der anderen Strassenseite. Sie lachte und deutete mir an, dorthin zu gehen. Also schob ich meine Maschine dort hin.
Drei dunkelhäutige, junge Vietnamesen, ölverschmiert und in schäbigen T-Shirts, schauten erstaunt von ihrem Kaffee auf. Einer der jungen Männer kam auf mich zu. «No! No!» sagte er mehrfach wiederholend, so als würde ich das No nicht verstehen. Die Männer diskutierten, begutachteten die Kawa, lachten. Auch ich lachte. Dann kam aus dem Dunkeln der Hütte ein älterer Mann. Er war wohl der Vater oder der Boss oder beides in dieser kleinen Werkstatt.
Sofort machte er sich am Hinterrad zu schaffen. Mit der Heissleimpistole klebte er das Loch notdürftig zu, pumpte den Reifen wieder auf und gab mir zu verstehen, dass die jungen Männer mich nun zu einer Werkstatt rund einen Kilometer entfernt eskortieren würden.
20 Minuten später war der Pneu mit einer gummiähnlichen Injektion geflickt (siehe Cover) und meine Z1000 wieder voll einsatzbereit. So geht Vietnam!
Die Kosten für die Reparatur: 80 Rappen und für den Mechaniker ein Foto auf der Kawasaki Z1000 (siehe Bild unten).
Etliche Tage hatten wir gehofft, «Hey Man», unser Hund, sei nur auf einem «Männer-Ausflug». Wir machten Spass und sagten uns, er suche sich Amüsement und eine hübsche Hündin; am Ende dieses Ausflugs gäbe es in der Umgebung dann viele junge «Hey Mans».
Doch mittlerweile ist er schon fast einen Monat verschwunden und wir müssen davon ausgehen, dass ein Hundefänger sich «Hey Man» geschnappt und an eine Restaurant-Küche verkauft hat. Leider keine Seltenheit, wie uns ein Nachbar versichert.
So bleibt nur die Feststellung, dass wir «Hey Man» doch nicht vor der Restaurant-Küche bewahren konnten. Ich hatte die Rechnung ohne die Hundefänger gemacht! Siehe Blog-Eintrag vom 18. Februar 2018: «’Hey man’ oder: ein Ende in der Restaurant-Küche»
Aber egal, ob ein Hundeleben in der Küche, auf der Strasse oder wo auch immer endet: In den Hundehimmel kommen sie alle (siehe Cover)!
Seit ich meinen Lebensmittelpunkt von der Schweiz nach Vietnam verschoben habe, wird immer wieder dieselbe Frage an mich herangetragen: «Hast du kein Heimweh?»
Heimweh ist per Definition die Sehnsucht in der Fremde, wieder in der Heimat zu sein. Doch wo ist die Heimat? Wann wird die Fremde zur Heimat? Kann man Heimat einfach austauschen? Auf jeden Fall kann man Heimat nur schwer beschreiben, denn Heimat ist mehr ein Gefühl und bedeutet für jeden etwas anderes.
Im Duden findet sich beim Schlagwort Heimat der Hinweis: «Plural nicht üblich». Dies suggeriert, dass jeder Mensch genau eine Heimat hat. Dagegen vertritt das Integrationsbüro der Stadt Zürich die These: «Jeder Mensch hat unterschiedliche Identitäten und verschiedene Heimaten.» Ich meine, diese Frage muss jedes Individuum für sich selbst beantworten.
Ich für meinen Teil habe mich für «verschiedene Heimaten» entschieden. Dies mag auch in meiner Kindheit begründet liegen, da ich nicht nur an einem Ort «gross geworden» bin, sondern sich die Entwicklungsstufen vom Baby über das Kind, hin zum Jugendlichen und bis zum jungen Erwachsenen über verschiedene «Heimaten» verteilte. Ich zähl mal auf: Zürich-Seebach, Uitikon-Waldegg, Rüschlikon, Dübendorf, Rüti (ZH), Quarten (SG). Und jetzt ist es Vietnam.
Dies alles sind/waren meine Heimaten. Überall habe ich mich wohl gefühlt. Von überall habe ich etwas mitgenommen, in die neue Heimat getragen, so dass ich die alte Heimat nie vermissen musste. So ist es auch jetzt. Gross-Geografisch gesehen habe ich jetzt zwei Heimaten: Die Schweiz und Vietnam. Auf das Detail fokussiert: Hier in Krong Buk fühle ich mich zuhause. Ich fühle mich aber auch in Saigon oder Nha Trang zu Hause. Denn: Es ist nicht die Örtlichkeit, die Heimat ausmacht.
Es sind die Menschen, die Familie, die sozialen Kontakte, die Freundschaften, die mir an einem Ort Heimat oder sollte ich besser sagen «Halt» geben. Dass diese Beziehungen über all die Jahre, auch über Differenzen und Unwegsamkeiten hinweg Bestand haben und mir so «meine Heimaten» geben, dafür möchte ich meiner Familie und all meinen Freunden in der Schweiz oder wo auch immer danken: «Dank euch habe ich Heimaten. Ihr alle seid meine Heimat!»
Noch eine kleine, interessante Anmerkung: Eine Übersetzung des Wortes «Heimat» in andere Sprachen ist eine Herausforderung. Dazu habe ich in der Internetausgabe der «Westfalenpost» eine Aussage der Sprachwissenschaftlerin Carolin Baumann gefunden: «In der Tat gibt es in der Bildung des Wortes keine genaue Entsprechung in anderen Sprachen».
Nicht nur das Loch Ness hat ein Ungeheuer. Ich hatte heute das Glück, das Ungeheuer vom Krong Buk Ha See vor die Linse zu bekommen. Der Sage nach ist es die verwandelte Seele eines verschmähten Liebhabers, der sich in den Fluten das Krong Buk Ha ertränkt haben soll. Immer gegen Ende Juli soll das Ungeheuer an der Oberfläche erscheinen. Es heisst, dass wer das Ungeheuer zu Gesicht bekommt, dem werde Glück im Leben und in der Liebe widerfahren.
Seit meinem letzten Blogeintrag sind mehr als 14 Tage vergangen. Über zwei Wochen in denen nichts passierte, das ich für beschreibungswürdig hielt. Will heissen, mein Umfeld, mein Leben in der Fremde driftet vom Abenteuer hin zur Normalität. Die Fremde wird zur Heimat. Doch was ist eigentlich Heimat? Dazu in einem anderen Eintrag später mehr.
Die Monsunregen, die jetzt in der Regenzeit fast täglich auf uns nieder prassen, die Starkwinde, die Palmen und Bäume biegen bis sie krachen, der chaotische Verkehr, das Rudern mit den Füssen, die herzlichen und hilfsbereiten Nachbarn, drei Hochzeitspartys in einer Woche, zwei davon wurden an zwei Tagen gefeiert, der Besuch beim Schneider, ein paar Tage mit dem Motorrad in Ho Chi Minh City: All das ist Alltag, ist Normalität geworden!
Im Zusammenspiel von Zeit und Wiederholung schmilzt das Abenteuer wie Eis an der Sonne. Natürlich, auch heute noch treffe ich auf Momente, Menschen und Gegebenheiten, die neu für mich sind, denen ich mich anpassen, fügen oder gar beugen muss. Aber es werden immer weniger und die wenigen, die in letzter Zeit gekommen sind, waren, dank meinen bisherigen Erfahrungen, absehbar.
So auch der Wind, der in dieser Jahreszeit fast dauernd vom See her bläst und zwar so stark, dass an ein Fliegen und Fotografieren mit der Drohne fast nicht zu denken ist. Ab und an lass ich sie aber doch aufsteigen (siehe Cover), denn die Fotografie 3.0 will geübt sein, und bald schon soll das erste Video folgen.
Für mich beginnt heute die Fotografie 3.0. Will heissen: Bilder mit der Drohne!
Nachdem ich über Freilandsicherung (Perimeterschutz) mit Drohnenunterstützung berichten durfte, konnte ich nicht wiederstehen und habe mir eine Drohne angeschafft.
Eine neue Art der Fotografie. Klar dass eine Drohne die Handkamera nicht ersetzen kann, aber es eröffnen sich neue, zur herkömmlichen Fotografie ergänzende Möglichkeiten, die ich nun ausloten möchte.
Im Cover: Das erste Selfie von Hiep und mir mit der Drohne geschossen.
Auf meinem Morgenspaziergang in Phnom Penh (Kambodscha; ich bin wegen Visaangelegenheiten hier) traf ich diese beiden aufstellten Jungs. Sie verkauften Früchte, die ich überhaupt nicht mag. Ihre Fröhlichkeit und Unbekümmertheit war so was von ansteckend, ich musste sie fotografieren und ihnen ein paar Früchte abkaufen.
Am Nachmittag dann die Fahrt mit Bekannten zu den Killing Fields. Klar verknüpfte ich den Namen Name Pol Pot mit etwas Schrecklichem. Aber mir war nicht, nicht im Geringsten bewusst, was ich zu sehen bekommen würde: The Killing Fields.
Aber als ich den Baum sah, an dessen Stamm hunderte Babys totgeschlagen wurden, war das alles zu viel für mich. Ich musste raus.
Ich will auch nicht mehr über die Killing Fields schreiben. Es gibt es im Internet genug darüber lesen. Für alle die es interessiert hier zwei Links:
- Kambodschas Killing Fields: Interview mit einem Massenmörder
- Und als Background Wikipedias Killing Fields
Und ja. Ich werde auch weiterhin versuchen, wenn es nicht zwingend der Dokumentation geschuldet ist, schreckliche Bilder in diesem Blog zu vermeiden.
Wie glücklich die Wahl des Cover-Bildes wirklich ist? Ich weiss es nicht. Der Analphabetismus in Kambodscha ist mit 24 Prozent der über 14 jährigen Bevölkerung recht hoch und so bleibt nur die Hoffnung, dass diese beiden Jungs neben dem Früchteverkaufen auch zur Schule gehen können.
Dieses beeindruckend schöne Tier gilt als der größte Schmetterling der Welt – der Atlasspinner. Sobald er seine Flügel entfaltet, muss er auch schon wieder sterben. Er lebt nur zehn Tage.
Ich bin fast vom Bike gefallen, als ich dieses Riesentier (geschätzte Spannweite 15 Zentimeter) vom mir im Baum hängen sah.
Den Atlasspinner gibt es nur in Südostasien und Indien zu sehen. Weitere Infos zu diesem beeindruckenden Tier auf Galileo, wo ich auch diese Informationen bezogen habe.
Katzen jagen instinktiv Ratten, Mäuse und andere Schädlinge. Deshalb haben auch wir uns zwei Katzen, zwei Kater, angeschafft. Von Hiep auf dem Markt gekauft und völlig unternährt päppeln wir sie nun im Swiss House by the Lake auf. Sie heissen: 1 und 2, also Một und Hai, klingt doch süss, oder?
Was ich bisher nicht wusste: Katzen können nicht nur im eigenen Haus von Vorteil sein. In den USA gibt es sogar ein Programm, bei dem verwilderte Katzen an Unternehmen vermittelt werden und dort ein neues Zuhause in Lagerhallen und Scheunen finden, um Schädlinge zu jagen. Ob Katzen auch den Trump verjagen?
Im Cover: Một, unser Jäger! Im Bild unten Hai, der schöne Kater von vis a vis. Eigentlich hätten wir ihn auch Fredi (siehe Blog «Fredi und Boller» taufen können.
Die EU, so war kürzlich in den Medien zu lesen, will mit verschiedenen Verboten (Einweggeschirr, Strohhalme, Wattestäbchen und Ballonhalter aus Plastik) Umwelt und Meere besser schützen. Mein Einwand auf Facebook dazu, dass die EU statt Verbote mehr Mittel in die Aufklärung und Sensibilisierung der betroffenen und vor allem verursachenden Bevölkerung investieren sollte, wurde kontrovers aufgenommen.
Die Verschmutzung der Meere ist weltweit ein Riesenproblem. Der Plastik wird gemäss einer Studie des Helmholtz Centre for Environmental Research vom Oktober 2017 zu 90 Prozent von nur gerade 10 Flüssen ins Meer gespült. Es sind dies: Jangtse (Asiens grösster Fluss), Indus (längster Fluss auf dem indischen Subkontinent), Gelber Fluss (China), Hai He (China), Nil (Afrika), Ganges (Indien), Perlfluss (China), Amur (China und Russland), Niger (Afrika) und Mekong (Südostasien).
Meine etwas provokative Frage: Wie viele Plastikwattestäbchen aus Europa, wo es doch einige Verbrennungsanlagen gibt, landen in diesen Flüssen und dann im Meer?
Um meine These, dass Sensibilisierung und Aufklärung den Meeren besser hilft als Verbote in Europa, öffne ich hier eine Rechnung mit folgenden Vorgaben:
- Vietnam zählte 2016 92,7 Mio. Einwohner;
- Meine Annahme: Heute 93 Mio. Einwohner.
- Das Durchschnittseinkommen Vietnams liegt bei 1’260 US-Dollar pro Jahr bzw. 105 US-Dollar im Monat (Bruttonationaleinkommen 2011 je Einwohner, Quelle: Weltbank).
- Meine Annahme: Pro Monat durchschnittlich 150 Dollar oder 3'500'000 VND.
- Pho Bo, ein vietnamesisches Standard-Essen (Suppe mit Nudeln, Gemüse und Fleisch oder Fisch (Pho Ga)) kostet in einer herkömmlichen Strassenküche pro Person durchschnittlich 15'000 VND. Man kann das Essen (ohne Aufpreis!) in Plastiksäcken mit nach Hause nehmen. Dies ist bei den Vietnamesen sehr beliebt und funktioniert so:
- Suppe mit Fleisch, Nudeln und Gemüse in drei separaten Plastiktaschen.
- Das Ganze wird dann, um den Transport mit dem Motorrad zu vereinfachen, nochmals in eine grössere Plastiktüte gepackt.
- Auch andere Gerichte wie Reis mit Fisch und Gemüse werden so nach Hause transportiert und der Familie serviert.
Ich denke, konservativ geschätzt, dass 10 Prozent aller Vietnamesen aus den unterschiedlichsten Gründen täglich ihr Essen auswärts einkaufen.
Jetzt rechnen wir:
- 10 Prozent von 93 Mio. sind 9,3 Mio. Menschen, bei denen 3 mal pro Tag drei Plastiksäcke (9) anfallen (den vierten Plastiksack für den Transport vergessen wir grosszügig)
- 9,3 Mio. Menschen x 9 Plastiksäcke = 83,7 Mio. Plastiksäcke pro Tag
- Summa summarum: 30 Milliarden 550 Millionen 500 Tausend Plastiksäcke pro Jahr
Es kommt aber noch dicker: Auch fast alle anderen Einkäufe werden in Plastiksäcken transportiert, und wenn es etwas Grösseres ist, dann meistens in Styroporboxen. Diese und die Plastiktüten landen nach Gebrauch im Strassengraben, in den Flüssen, in Seen und irgendwann im Meer oder sie werden in offenen Feuern verbrannt.
Wichtig zu wissen: Grosse Teile Vietnams kennen Abfallbewirtschaftung und Verbrennungsanlagen nicht (ausser in den Ballungszentren und auch da nur teilweise) und die Vietnamesen sind für diese Problematik überhaupt nicht sensibilisiert.
Apropos Sensibilisierung: Auch wir, Hiep und ich, kaufen uns vielfach Pho Bo auf dem Markt. Früher kam das immer in Plastiksäcken zuhause an, bis ich eine dreiteilige Lunchbox kaufte. Unten kommt die Suppe mit dem Fleisch oder Fisch rein, dann die Nudeln und oben das frische Gemüse. Kein Plastik, kein Abfall - nur ein wenig Abwaschwasser.
So eine Lunchbox ist aber nicht gerade billig. Sie kostet fast 1 Mio. VND was gut 66 Essen entspricht. Bei einem monatlichen Einkommen von 3'500'000 VND liegt eine Lunchbox einfach nicht drin, zumal das Essen nicht billiger ist, wenn ich mit meiner Lunchbox bei der Suppenküche antrabe.
Und jetzt will die EU Plastikwattestäbchen (!) und Plastikballonhalter (!) verbieten. Dafür muss sie einen grossen und teuren Apparat aufbauen. Deshalb bin ich der Meinung, Sensibilisierung und Aufklärung würde mehr bringen als Verbote in Europa. Natürlich könnten sioe auch beides machen.
Und ja! Mir ist klar, es ist nicht einfach und auch nicht billig in solchen Ländern Bewusstsein für die Plastikproblematik zu schaffen.
Zum Schluss noch dies: Ich will hier (im Cover und auf meiner Website) kein Bild von mit Abfall verschmutzten Landschaften. Deshalb habe ich ein Bild gewählt, das aussieht wie aus Plastik und für mich, weil es pure Natur ist, Schönheit, Perfektion und Vollkommenheit verkörpert: die Sonnenblume.
Ich liebe Musik. Fast den ganzen Tag beschallt uns hier im Swiss House by the Lake Sound über «YouTube» oder das Internet Radio «Radio Swiss Jazz» oder «Radio Swiss Rock» und machmal darf es auch «Radio Swiss Classic» sein. Musik ohne Gequatsche. Herrlich!
Immer mal wieder muss ich dann an die nervenden Morgen in der Vergangenheit denken, wenn auf DRS 3 die allwissend dauerfröhliche immer lächelnde Mona Vetsch mich fast dazu gebracht hätte, das Radio aus dem geschlossenen Fenster zu werfen. Ich konnte mich jeweils gerade noch beherrschen.
Ich hatte auf jeden Fall immer dann gute Morgenstimmung, wenn das Fernsehen die Vetsch auf Weltreise schickte. Niemandem mochte ich es mehr gönnen …
Doch darüber wollte ich nicht schreiben. Ich liebe Musik. Sie inspiriert, lässt Träume und Erinnerungen aufkommen, ganz so wie es Geschmäcke auch tun. Mittlerweile habe ich – das ist in Vietnam gut machbar – auch den Garten beschallt. So haben wir auch bei der morgendlichen Gartenarbeit oder beim Apéro mit Freunden am Abend wohlklingenden Sound in den Ohren.
Um das gute Verhältnis mit dem Nachbarn nicht zu belasten, haben wir vor der Installation mit ihm gesprochen. Er hat nur gemeint: «No Problem. I like music too.» So «chnebblets» dann manchmal ganz schön durch die Palmen, wenn gerade Zappa, Stones oder Gianna Nannini anstehen.
Auf dem See verzichte ich auf Musik. Wenn ich rudernd unterwegs bin, ist die morgendliche Stille, in der alles unlebendig erscheint und nur das Plätschern des Wassers zu hören ist, meine Musik.
Am Abend, bevor die Gewitter aufziehen, kann ich nur noch mit dem Motorboot raus und da knattert der Motor derart laut (Vietnam eben), dass es sinnlos wäre, Musik mitzunehmen.
Trotzdem habe ich auch des Abends auf dem See schon Musik gefunden und zwar in den tanzenden Bäumen. Beim Cover Bild bin ich mir noch nicht sicher ob die zwei Tango oder Slow Fox tanzen. Das untenstehende Bild ist klar: Ausgelassener Dance zu Rockmusik.
PS. Vielleicht winken die beiden Bäume im Cover auch nur zum Abschied, weil sie - wenn der Pegel des Krong Buk Ha in der Regenzeit steigt - bald wieder für ein paar Wochen gänzlich im Wasser verschwinden.
Mehr zum Thema im Blog Faszination Vietnam:
- Zuviel der Worte
- Es gibt noch viel zu entdecken (Derselbe Baum wie hier im Cover)
Schmetterlinge gehören nicht gerade zu meinen Kernthemen. Es sind mehr die Formen und Farben, die faszinieren und sie fliegen hier teilweise zu Abertausenden umher. Nach dem heutigen Foto (im Cover) wollte ich doch etwas mehr über Schmetterlinge erfahren. Dabei bin auf eine traurige (vietnamesische) Geschichte gestossen (erschienen im Stern vom 9. Dezember 2015)
In kaum einem anderen asiatischen Land werden so viele weibliche Föten abgetrieben, wie in Vietnam. Traurig! Und Forscher warnen vor einem Männerüberschuss und den Folgen für die Gesellschaft. Doch was hat das mit den Schmetterlingen zu tun?
Die Abtreibung nach Geschlecht ist in Vietnam illegal. Ärzte und Pfleger dürfen das Geschlecht eines Kindes nicht nennen, solange die Frau noch legal abtreiben darf. Deshalb sprechen sie von einem «Vogel», wenn es ein Junge wird, und reden von Schmetterlingen, wenn sie Mädchen meinen.
Erstmals erlebe ich nun im zentralen Hochland von Vietnam den Start der Regenzeit. Tagsüber ist es heiss (an die 35 Grad Celsius, auch in der Nacht ist es angenehm warm).
Irgendwann am Nachmittag verwandeln sich am Horizont die Cumulus-Wolken in bedrohlich schwarzen Dinger, die langsam aber stetig auf uns zukommen. Der Wind nimmt zu. Die Menschen beginnen Häuser zu verschliessen, bewegliche Sachen festzuzurren, eine neue Wasserrinne zu ziehen. Plachen werden überprüft und nachgespannt.
Von weit her rollt tiefes Donnergrollen über den See. Blitze zucken nieder. So muss sich Krieg anhören! Die schwarzgraue Wand voller Energie, Sturm, Blitze und Regen zieht am anderen Ufer vorüber. Dreht ab. Der Wind nimmt nochmals an Stärke zu. Was jetzt nicht festgezurrt ist, fliegt durch die Gegend.
Die Boote sind vertäut. Eines ist beim letzten grossen Regen gesunken.
Bedrohlich kommt die schwarze Wand auf uns zu.
Dann: Trommelschläge auf dem Blechdach. Zuerst vereinzelt, kurze Zeit später immer mehr. Immer lauter. Es hört sich an als würde man in einer Snare drum sitzen.
Dann hämmert der Monsun mit seiner ganzen Wucht auf das Dach. So viel Wasser habe ich noch nie vom Himmel kommen sehen. Ich renne zum Fenster, schaue hinaus. Innert Minuten steht der Garten unter Wasser, die Strasse ein Sturzbach. Der orkanartige Wind treibt vom See her das Wasser in jede Ritze. Billardtisch, Bar und Küche sind derzeit nicht zu gebrauchen. Alles haben wir abgedeckt, sitzen im Haus und warten bis der Spuk vorbei ist.
Ein paar Minuten später entstand das Coverbild. Der Monsun zieht weiter. Alles ist ruhig. Kein Lüftchen zu spüren. Die Natur und ich danken: Heute muss ich den Garten nicht bewässern!
Eine kleine Ergänzung für alle am Walensee Lebende: Gegen einen solchen Monsunregen ist ein starkes Sommergewitter wie eine laue Freifluftdusche.
Schweig! - Sei ruhig. Schau mich an.
Gefangen im Netz der Gefühle steige ich auf aus dem Nichts, und wenn meine Zeit gekommen ist, dann verschwinde ich wieder.
Siehe auch: "Es gibt noch viel zu entdecken"
Gestern haben wir ein ganz spezielles «Geschenk» im 6 Kilometer entfernten Ea Phe abgeholt. Hiep’s Bruder hat uns zwei Kokosnuss-Palmen versprochen, die es hier nicht gibt. Er hat sie in den Bergen, im gut 100 Kilometer entfernten Eah Leo organisiert.
Da ich Überraschungen mag, habe ich mich im Vorfeld nicht mit dieser Pflanze oder deren Grösse bei der Anlieferung auseinandergesetzt. Doch was wir dann im Fond des Personenbusses vorfanden, liess mich staunen. Zwei Holzträmmel (im Bild oben), beide an die 100 Kilogramm schwer. Sonst nichts.
Hai, der Sohn unseres Nachbarn, packt die Kokosnusspalmen ein.
In einem waghalsigen Motorradtransport brachte Hai, der Sohn unseres Nachbarn, die beiden guten Stücke zum Swiss House by the Lake, wo wir sie nicht in Erde, sondern in Sandlöcher einpflanzten. Zum Schluss wurden sie in Kokuspalmenblätter eingepackt und bewässert.
Jetzt gilt es einen Monat zu warten, bis die Holzträmmel neue Triebe hervorbringen. Dann werden sie wieder ausgepackt und in ein, zwei Jahren werden sie uns mit Kokosnüssen erfreuen.
Darf ich vorstellen? Mein Arbeitsplatz 2.0, dort hinten im Schatten des Kokosnuss-Sonnenschirms. Alles vorhanden: Strom, WLan, Musik und Inspiration. Aber sorry: Ich arbeite jetzt wieder weiter.
«Der Fahrstuhl nach oben ist besetzt, sie müssen warten. Sie können zum Weg nach oben jetzt erst später starten.»
Diese Zeilen gingen mir durch den Kopf, als ich das ausgediente Riesenrad nahe Buon Ma Thuot zum ersten Mal sah. Kürzlich bin ich hingefahren, ums es zu fotografieren.
Im Internet fand ich dann einen Kommentar zu diesem Lied des Hazy Osterwald Sextetts. «Monster xron 12» schreibt: «Echt cooles Lied, mein Opa tanzt jedes Mal, wenn er es hört».
Wir haben das Lied als Kinder im Auto gesungen. Das war vor über 50 Jahren und die Zeilen sind immer noch da. Ist schon erstaunlich, wie unser Gehirn funktioniert. Leider nicht immer.
Aber die Geschichte mit dem verrosteten, ausrangierten, dem Verfall geweihten Riesenrad geht weiter.
Bei genauerem Betrachten fällt auf, die oberste Gondel hängt schief. Obwohl sie festgerostet ist wie alle anderen auch, bringt sie Bewegung, Leben in dieses sonst traurige Bild eines trostlosen, einsamen Untergangs. Fast so als wollte sie die anderen motivieren: «Los macht schon! Eine Runde schaffen wir noch.»
Dazu hat es dann doch nicht gereicht. Aufgegeben aber hat die Gondel bis heute nicht. Chapeau!
Die grössten und wichtigsten Arbeiten rund um den Hausbau sind erledigt, die Arbeiter nach Hause gegangen, wieder auf ihren Feldern oder bauen neue Häuser. - Und bei uns ist für’s Erste etwas Ruhe eingekehrt. Erstmals seit ich hier bin, finde ich erfüllende Zeit zum Schreiben und Fotografieren.
Sanft streicht der Wind durch die Bäume und über den See. Die meiste Zeit kann ich draussen Arbeiten, meinen Gedanken nachhängen. Unter dem Bambus-Sonnenschirm herrscht auch bei grosser Hitze ein angenehmes Klima.
Eine Vietnamesin mit dem typischen, trichterförmigen Stroh-Hut, Gesicht, Körper und Hände gegen die Sonne fest eingepackt, geht mit einer Krätze aus Bambus auf dem Rücken dem Ufer entlang. Sie geht langsam, aber stolz, lacht, winkt, geht weiter.
Ein romantisches Bild, könnte man meinen. Doch wenn man näher hinsieht: Die Kleider schmutzig, zerlumpt, die Krätze alt, überall geflickt, mit Plastik, mit Draht oder Schnur. Was halt gerade so da war.
Viel mehr als die Augen kann ich von ihrem Gesicht nicht erkennen. Sie liegen tief in den ausgemergelten Höhlen. Ich schätze ihr Alter auf etwa 50 Jahre. Sie ist dürr, spindeldürr, bückt sich immer wieder und hebt Abfall auf.
Sie schaut genau. Begutachtet, wägt ab. Dann kommt das Fundstück entweder in einen kleinen Plastiksack, der an ihrer Seite baumelt, oder sie wirft es wieder auf den Boden.
Nochmals schaut sie zu mir, lacht wieder, winkt ein weiters Mal und verschwindet dann hinter den Bäumen.
Break!
Schweizer mögen den Abfall nicht. Auch im Ausland, auch in der Fremde muss immer alles «clean», fleckenlos und ordentlich sein. Deshalb habe ich vor Kurzem mit zwei Arbeitern das kleine Stück Ufer vor dem Swiss House by the Lake gesäubert und massenhaft den zusammengerafften Müll verbrannt (siehe Blog Strandräumtag).
Doch ab wann ist Müll Müll? Wer definiert eigentlich den Abfall? Habe ich der Frau etwas von ihrem Einkommen verbrannt, nur damit mein Wunsch nach Makellosigkeit erfüllt wird? Und wie ist das jetzt mit der Integration?
Im Cover: Swisshouse by the Lake: ein weiterer Sonnentag kündet sich an.
Der Krong Buk Ha See speichert das Wasser für die Bewässerung der Landwirtschaft im Bezirk Krong Pak (11’800 ha Ackerland werden bewässert) und der See liefert Wasser für 60’000 Menschen. Jetzt in der Trockenperiode geht sein Pegelstand Tag für Tag spür- und sichtbar zurück. Gemäss Wikipedia sinkt der Pegel um rund 15 Meter. Der tiefe Wasserstand bringt da und dort herrliche Formen ans Tageslicht. Bin bespannt, was es noch alles zu entdecken gilt.
Für Fahrten in Unfernähe ist - für mich als Krong-Buk-Ha-Neuling - deshalb besondere Vorsicht angesagt.
Der Weg zum unserem kleinen Hafen wird immer länger.
Noch ist die Teichumgebung nicht fertig, der Aussensitzplatz (natürlich mit Bambus-Tisch und -Sonnenschutz) konnten wir aber gerade rechtzeitig für die erste angemeldete Party fertigstellen.
Spontan, wie es vielfach in Vietnam zu und her geht, meldete sich Hieps Nichte mit ihren 14 Oppo-Shop-Mitarbeitern zur Party. Hiep liebt es für Gäste zu kochen, wohl deshalb wurde es ein Erfolg. Dies zeigt auch deren Eintrag in unserem Swiss House by the Lake Gästebuch (Guestbook 2018)
Heute kann ich mal wieder etwas die Ruhe geniessen. Es ist Sonntag - und auch wenn hier in Vietnam am Sonntag normal gearbeitet wird habe ich mir vorgenommen, immer mal wieder Tage der Ruhe und der Reflexion einzulegen.
Ich sag's mal so: Die Vietnamesen haben ein anderes Abfall-Entsorgungs-Verständnis. So verkommen gewisse Uferabschnitte zu Plastikmüllhalden, dies obwohl das Entsorgen von Abfall am See eigentlich verboten ist. Überall hat es Schilder mit der Aufschrift «CAM DO RAC», Abfall-Entsorgen verboten!
So auch beim Strandabschnitt vor unserem Haus. Seid wir hier leben hat zwar niemand mehr Abfall am Strand entsorgt, aber die Spuren der Vergangenheit - weil an das «CAM DO RAC» hält sich kaum jemand - waren bis vor kurzem gut sichtbar.
Mich stört dieser Plastikmüll. Deshalb habe ich zwei Arbeiter engagiert und wir haben den Strandabschnitt vor dem Swiss House by the Lake gesäubert. Mir oblag es, den Plastikmüll zusammenzutragen, die beiden Arbeiter zersägten Schwemmholz, kleinere Bäume und schnitten die Büsche.
Zum Abschluss dann das grosse (Freuden-)Feuer (im Cover). Sie freuten sich über den Lohn und ich mich über den gesäuberten Strandabschnitt.
Schwemmholz und Palstikmüll.
Ist ganz schön was zusammengekommen.
Heute hat es seit gut einen Monat mal wieder gerregnet. Und nicht nur die Menschen suchen Schutz vor dem Wasser - auch Tiere. Diese Gottesanbeterin (im Cover) ist mir in die Quere gekommen, als sie vor dem Regen Schutz unter unserem Vordach suchte.
Ich erschrak, weil sich vor mir - ein vermeintlich kleiner Ast - plötzlich ruckartig bewegte.
Hiep sei dank, sie klärte mich auf.
Heute war Frauentag im Swiss House by the Lake. Die Frauen aus der Nachbarschaft statteten uns einen Besuch ab. Natürlich wollten sie auch das Haus und den Bambus-Bungalow besichtigen.
Was mich immer wieder erstaunt: Wie viel gelacht wird! Es war - auch wenn ich nicht sehr viel verstand und Hiep wenig Zeit zum Übersetzen fand - ein fröhlicher, ein lebensfroher Nachmittag.
Wenn Europäer von Asien und Hunden reden, dann sind Wörter wie «Schlachtfest» oder «Tierquälerei» meist nicht weit. Und da nun das Jahr das Hundes angebrochen ist, ist es an der Zeit, mal eine Lanze für die Asiaten zu brechen, die Hunde als Nutztiere halten.
Mein Nachbar gehört dazu. Rund vier bis sechs Hunde sind sein Eigentum. Sie rennen frei herum, spielen und trollen sich, treffen Nachbars Hunde, streunen durch die Pfeffer- und Kaffeeplantagen, waten im seichten Seewasser oder liegen irgendwo im Schatten. Das ist die schöne Seite ihres Lebens. Davon träumt wohl mach verhätschelter und vermenschlichter Hund in Europas Stadtwohnungen. Doch wie alles hat auch das hiesige Hundeleben eine zweite Seite.
Erzogen werden die Hunde wohl mit rüden Methoden. Das zumindest lese ich aus ihrem Verhalten. Sie haben Angst, wenn man den Arm hebt, sie kommen den Menschen nicht zu nahe und sind äusserst schreckhaft. Und wenn sie gross genug sind, kommt ein Mann vorbei, kauft sie dem Nachbar ab und sie landen in einer Restaurant-Küche.
Die Hunde hier haben aber noch eine zweite Funktion oder besser gesagt, eine zweite Aufgabe: Plätze, wo Hunde sind, werden von Schlangen gemieden. So halten auch wir nun einen Hund. Er heisst «Hey man» und hat seinen Namen von Leonard Cohens Song «Amen».
Als der Hund sich mir das erste Mal vorsichtig näherte, ertönte «Amen» aus dem Bluetooth-Lautsprecher und Cohens «Amen» klang für mich wie «Hey man», der Name war geboren!
Ein paar Tage später haben wir «Hey man» dem Nachbar abgekauft und ihn damit vor dem Schicksal seiner Brüder, das schnelle Ende in einer Restaurant-Küche, bewahrt. Heute bewacht «Hey man» unser Grundstück, bewahrt uns vor ungebetenem Schlangenbesuch und geniesst ansonsten das Leben im Schatten. Und neue «Hundegspänli» hat er auch schon wieder. Der Nachbar hat wieder junge Hunde und die ziehen mit «Hey man» durch die Plantagen, spielen und trollen zusammen. Dies so lange bis sie gross genug sind, um in einer Restaurant-Küche ihr Ende zu finden. Ein so schlechtes Leben ist das nicht!
Und hier der Link zum Song «Amen» von Leonhard Cohen.
Zum Neujahr ist der Tempelbesuch inklusive Fotodokumentation fast schon obligatorisch. Im Cover: Früh übt sich, wer ein Selfie-King werden will. Aber auch ich kann es nicht lassen und muss im Tempel von Krong Buk (übrigens ein sehr gepflegter) meine Bilder schiessen.
Buddha von Krong Buk.
Walter und Erika: Unsere ersten Bungalow-Gäste auf Tempeltour mit Hiep (im Bild unten) und mir.
Foto-Day am Neujahrstag.
Tam: Mönch im Tempel, der unser Haus segnete und am Tet Hiep unsere Zukunft las.
Zum Jahresende - vom 15. bis 19. Februar feiern wir dieses Jahr Tet, das vietnamesiche Neujahr - treffen sich meine Nachbarn jeweils zu einer fröhlichen Zusammenkunft. Auch wir waren eingeladen. Zur Feier des Tages wurde ein Schwein geschlachtet und zusammen mit vielen anderen herrlich zubereiteten Köstlichkeiten verspiesen.
Zu Beginn der Festivitäten werden Speisen und Getränke auf dem «Dorfplatz» gesegnet.
Es folgt die Verschiebung zum Haus, in dessen Vorgarten die Party stattfindet.
Alle helfen mit.
Mit «Fachwissen» zerteilt Hiep das Schlachtgut.
Ein Tisch voller Köstlichkeiten. Danke! Es war eine wunderbare Zusammenkunft. So geht Nachbarschaft!
Die Abende auf der Terrasse im Swiss House by the Lake sind "grosses Kino". Das Spiel von sich verabschiedender Sonne, Wasserspiegelung, Wolken, Wind und Pflanzen fasziniert mich jeden Abend von neuem. In der PicTapas Galerie Swiss House by the Lake: Impressions werde ich fortlaufend die schönsten Bilder publizieren, die mir die Natur hier schenkt.
Bambus ist ein äusserst vielseitiges, gut zu bearbeitendes, stabiles und (für mich als Neuling) spannendes Material, das ich nah dies nah zu entdecken beginne. Als erstes baue ich unter gütiger Mithilfe von Hiep’s Bruder Trong eine Freiluft-Bambus-Dusche, dann ist noch ein runder Tisch mit Sonnenschirm geplant.
Doch zuerst muss der Bungalow fertiggestellt werden, damit die ersten Gäste auch termingerecht einziehen können. Dafür legen die Arbeiter auch mal eine Nachtschicht ein (im Cover). So bin ich zuversichtlich, dass wir den festgesetzten Termin auch werden einhalten können.
Es scheint, also ob ich beim Hausbau mit den Aufrichte-Festen auf Kriegsfuss stehen würde. Bei meinem ersten Haus im Grüebli in Quarten, da wusste ich gar nicht, dass der Bauherr eine Aufrichte-Feier ausrichtet. Als Ersatz habe ich dann zusammen mit Freunden das Dorffest Quarten organisiert.
Beim zweiten Haus, dem Swiss House by the Lake, in dem ich mittlerweile wohne, gab es keine Aufrichtefeier, weil ich gar nicht anwesend war und die Vietnamesen eine Feier dieser Art nicht kennen.
Doch jetzt, beim Bungalow, wollte ich sie alle überraschen und lud, als der Bambus-Dachstock montiert war, zum Aufrichte-Fest am Abend. Es kam dann aber doch anders, denn ein Arbeiter musste früher weg, die Kinder von der Schule holen, der andere hatte noch einen zweiten Job und der Dritte und Vierte waren nach drei Tagen Hochzeitsparty derart platt, dass sie lieber nach Hause krochen. So haben Hiep und ich alleine auf gute Gelingen angestossen und die Party auf später verschoben.
Der Bambus-Bungalow im Rohbau.
Es geht Schlag auf Schlag im Swiss House by the Lake. Nach dem Boot ist nun auch der Billard-Tisch in Betrieb. Und wie das in Vietnam so geht, wen es geht, dann geht es ruck zuck. Will heissen: Vorgestern in Buon ma Thuot besichtigt und bestellt und am nächsten Tag steht der Tisch im Haus.
Ein Billardtisch kommt selten allein. Zwei, die arbeiten und acht Zuschauer: Die Steinplatte wird montiert.
Ich bin ja nun wirklich nicht der Schreiberling der schwülstigen, ausschweifenden, unzähmbaren Dichtung. Ich mag es klar, trocken, direkt, modern. «Sec», würde der Barkeeper sagen und lächeln. Also heben wir noch einen und dann: «Leinen los!»
Aber heute geht es weder um das neue Boot, noch um mich und schon gar nicht um die Bar auf der Terrasse. Heute geht es um Hiep und um eine Nähmaschine wie aus Grossmutters Zeiten.
Hiep, meine Partnerin, wünschte sich nämlich eine Nähmaschine. Also sagte ich: «Wir kaufen eine.»
Wir fuhren in die nahegelegene Stadt und fragten eine Bekannte, wo es Nähmaschinen zu kaufen gäbe? Sie empfahl uns ein Geschäft ganz in der Nähe.
Ausgestellt waren Modelle aus den Jahren, ich sag mal, um 1930, mit Fussbetrieb, und 1960, elektrisch betrieben. Andere gab es nicht. Ich steuerte sofort auf die 60er Modelle zu und sagte zu Hiep: «Etwas in der Art wird es wohl sein?»
Sie schaute mich verdutzt an und zeigte bestimmt auf die 30er Jahre Modelle. Nähmaschinen mit Fusspedal, grossem Antriebsrad und auf einem Nähtisch montiert. In der Schweiz sind diese Modelle vornehmlich im Brockenhaus oder im Antiquitätenhandel zu finden. Mit strahlenden Augen sagte sie: «So eine möchte ich.»
Ich schaute sie fassungslos und ungläubig an: «Nein! Nicht dieses alte Modell. Kauf dir eine gute, eine der neueren Maschinen. So teuer werden die ja wohl nicht sein.» Und ich dachte mir, auch die sehen noch alt genug aus.
Doch jetzt ging die Diskussion los. Ich beharrte auf neu, - äh ja - ein bisschen modern und «das können wir uns leisten», aber Hiep blieb standfest. Sie wollte das alte, fussbetriebene Tisch-Modell.
Einen kleinen Erfolg konnte ich dann doch noch feiern: Die Nähmaschine wurde um einen Elektroantrieb erweitert.
Heute schnurrt die «Sinco», die mich immer noch an Grossmutters Zeiten erinnert, fröhlich in unserem Haus. Übrigens: Maschine samt Tisch haben wir mit dem Roller transportiert.
Hieps Zugeständnis an die Moderne: Elektromotor und Gummiantrieb.
Fast einen Monat hat es gedauert, doch jetzt ist mein Boot fertig. Mein bootsbauender Nachbar hat es mir gestern übergeben, heute dann meine erste morgendliche Ausfahrt. Und wie Figura (im Cover) zeigt: nicht ohne Stolz kehre ich in den «Heimathafen» zurück.
Meine Fussruderbewegung lässt noch etwas an Eleganz missen, ab und an macht sich ein Ruder selbstständig, aber ich komme vorwärts und nun habe ich ja das eigene Boot zum Üben.
Was für ein Erlebnis morgens um sechs in der Stille der Natur! Meine erste morgendliche Ausfahrt auf dem Krong Buk Ha.
Noch ist das Swiss House by the Lake eine Baustelle (im Cover), aber mit dem neuen Jahr haben wir mit der Gartengestaltung begonnen. Und siehe da: Schon findet mein Objektiv herrliche Blüten. Zum Beispiel, Hibiscus, den Hiep noch im alten Jahr gepflanzt hat. Es ist erstaunlich, wie wenig es braucht, dass die Pflanzen hier gedeihen.
Nun, ich bin Tropen-Neuling und für die groben Sachen zuständig: Plätze, Wege, Teich und Palmen. Hiep hat den grünen Daumen und heute schon das erste Gemüse geerntet.
Zum Jahresabschluss luden wir die Nachbarn zu einer kleinen Party auf die Terrasse (im Cover). Das Wetter war eher kalt, regnerisch und windig. Überhaupt waren die letzten Tage dieses Jahres viel zu nass. Doch rechtzeitig mit dem neuen Jahr meldet sich die Sonne zurück.
Der Neujahrstag ist zwar auch hier ein Feiertag, aber richtig gefeiert wird dann am Tét (vietnamesisches Neujahr), in diesem Jahr vom 16. bis zum 18. Februar.
Über Tét habe ich im letzten Jahr schon einiges geschrieben:
Heute ist ein trüber Tag. Ein Ausläufer das Tropenstrums Tembin, der am Montag das Mekong Delta heimnsuchte, bringt Wind und Regenschauer. Zeit, um beim Nachbarn vorbeizuschauen. Neben der Arbeit auf seinem kleinen Bauernbetrieb (Ziegen, Pfeffer und Bananen) betätigt er sich als Bootsbauer. Derzeit baut er mein Boot. Ein Ruderboot auf dem vier bis fünf Personen Platz finden werden. Gerudert wird mit den Füssen (siehe dazu «Ist das Rudern oder Wasserbiken?»). Wir trinken Tee und er erklärt ausführlich und sichtlich stolz, was es am Boot noch alles zu tun gibt.
Im Cover: Nachbar und Bootsbauer Sinh und seine Frau Thuy.
Bei so einem Hausbau gibt es für den Bauherrn immer viel zu motzen; darin bin ich gar nicht so schlecht! Deshalb ist es jetzt aber wirklich an der Zeit, allen, die am Swiss House by the Lake mitgearbeitet haben, zu danken: «Cam on – Thank you – Danke» (siehe dazu die PicTapas-Galerie «Swiss House by the Lake: Portraits of workers»
Das Haus ist einfach, aber traumhaft geworden. Von nun an liegt es an Hiep und mir, «dieses Paradies» auszugestalten, Verbesserungen anzubringen, in die Umgebung einzubetten und vor allem Instand zu halten.
Und wenn ich schon am Danke sagen bin, dann möchte ich auch allen danken, die den Blog «Faszination Vietnam» verfolgen, mitlesen und sich mit Rückmeldungen aktiv beteiligen. Ich werde auch im neuen Jahr versuchen, mein Leben in eure Stuben zu bringen. Ein Leben, das gefüllt ist mit Überraschungen und viel Neuem, vor allem aber mit vielen, vielen lieben und hilfsbereiten Menschen hier in Vietnam, in der Schweiz und wo auch sonst noch sich alle meine Freunde und alle Leserinnen und Leser (es sind mittlerweile über 500) aufhalten: «Thank you! Merry Christmas & Happy New Year!»
Was die Vietnamesen alles auf ihren Motorrädern transportieren, kennt man mittlerweile von vielen Bildern aus dem Internet, passt, wie wir sagen, «auf keine Kuhhaut» und ist zum Teil «sacke gefährlich». Auch sonst wird hier, zum Beispiel beim Bauen, viel geboten, was weit über unserem GefahrenSicherheitsverständnis liegt. Die Grenzen sind verschoben. Vieles, was aus meiner Sicht in der Schweiz sicherheitstechnisch übertrieben wird (alles ist überreglementiert), wird hier ohne jegliche Sicherung und immer in Badelatschen durchgeführt.
Ich habe schnell festgestellt, manches muss akzeptiert, anderes aber deutlich abgelehnt werden. Ich muss meine Grenzen klar definieren. Dies ist nicht immer ganz einfach, auch der sprachlichen Barriere wegen. Deshalb muss ich mir – insbesondere auch beim Hausbau - immer wieder folgende Fragen stellen: Bis wohin gehe ich? Was lasse ich zu? Was kann ich verantworten? Wo sage ich, nein! So nicht!
Ein Beispiel (von vielen): Auf unserem Land mussten viele Bäume gefällt werden. Dafür habe ich eine Ketten-Motorsäge gekauft. Nicht irgendein vietnamesisches oder chinesisches Nachahmer-Produkt, nein. Ich wollte eine Stihl.
Die schnurrt und sägt, dass es eine Freude ist. Der Nachteil: Jeder Vietnamese, der die Säge sieht, will sie in die Hand nehmen, einmal schnurren lassen und am liebsten auch gleich noch ausprobieren, wie das «teure Teil» denn seinen Dienst verrichtet. Holz liegt genug herum. Da sage ich einfach, klar und mit Nachdruck: Nein! Denn das ist kein Spielzeug, das man nur einfach mal zum Spass anwirft.
Auch bei gewissen Transportproblemen sage ich: «Nein!, das transportiere ich nicht!» Ich lasse liefern. Meine Freunde verstehen das dann vielfach nicht, weil es Geld kostet, und meine Erklärungen verhallen im luftleeren Raum, entschwinden, als wären sie nie gesagt. Aber das Teil, zum Beispiel ein Tisch mit Stühlen oder eine grosse, eine wirklich grosse Kiste mit Blumen, wird angeliefert.
Die fünf Arbeiter, die kürzlich den FTC Highway Nr. 1 betoniert hatten, entdeckten in einer Kaffeepause einen Baumstrunk und fragten, ob sie den haben und mit der Stihl zersägen könnten. Sie wollten Schneidebretter machen, das Holz würde sich dafür eignen. Ich willigte ein und sofort behändigten sie die Motorsäge. Sie schnitten rund fünf Zentimeter dicke Stücke bis eines übrig blieb. Dieses war auf einer Seite leicht schräg und an der dicksten Stelle gegen zwölf Zentimeter breit.
Schon hielt einer das Holzstück in der Hand und der andere wollte eben die Motorsäge ansetzen als ich schrie: «No!»
Sie hielten erstaunt inne und schauten mich fragend an. Ich wieder holte nochmals No, nahm ihnen die Motorsäge weg und rief Hiep.
Sie erklärte ihnen, dass ich nicht will, dass sie ein derart schmales Stück Holz von Hand, ohne Halterung mit der Kettensäge zerkleinern würden. Sie schauten mich verständnislos an, aber das letzte Stück blieb unzersägt und alle Hände ganz.
Ein kleine (Vietnam)-Geschichte (etwas weiter unten): Seit rund fünf Tagen hat auch bei uns der Winter (die kältere Jahreszeit) Einzug gehalten. In der Nacht sinkt das Thermometer schon mal gegen 12 Grad Celsius. In den Häusern gibt es keine Heizung. Eine Baumwolljacke, wärmende Trainerhosen und die Badelatschen mit geschlossenen Schuhen tauschen. Das bietet Behaglichkeit.
Auch die Einheimischen sieht man in Winterjacken und wärmespenden Mützen, aber das Schuhwerk bleibt bei vielen wie immer: Badelatschen. Tagsüber bewegen sich die Temperaturen im Bereich zwischen 21 bis 26 Grad. Der Himmel ist bewölkt, die Sonne zeigt sich nur selten.
Heute fliesst kein Strom. Seit etwa 6 Uhr morgens ist er ausgefallen. Warmwasser zum Duschen gewinnen wir mit Sonnenenergie. Da kann es, wenn einen Tag lang die Sonne ausbleibt, schon mal eng werden. In der Küche ist das kein Problem, wir kochen mit Gas und können so immer Wasser heiss machen.
Im Bungalow werde ich einen Durchlauferhitzer installieren. So ist das Warmwasser im Bungalow von der Sonne unabhängig, aber für Stromausfall anfällig. Vielleicht muss ich mir doch noch einen Stromgenerator anschaffen.
Hierzu eine kleine (Vietnam)-Geschichte: Eigentlich wollte ich für die Warmwasseraufbereitung auch im Haus einen Durchlauferhitzer. Doch im Verkaufsgeschäft riet man mir zu Sonnenenergie. Ich liess mich überreden, aber nur unter der Bedingung, dass dieses System, wenn die Sonne ausbleibt, die Warmwassererzeugung auch mit Strom ermöglicht.
«Das ist kein Problem,» sagte der Verkäufer und sprach von einer Art elektrisch betriebenem Tauchsieder, der sich automatisch einschaltet, wenn die Warmwassertemperatur unter einen gewissen Wert sinkt und die Sonnenenergie ausbleibt. Er werde alles installieren. «Ist im Preis inbegriffen.» Also kaufte ich die 120-Liter-Warmwasser-Sonnenenergie-Anlage.
Als dann die Anlage installiert war (zwei von drei Mischbatterien sind falsch angeschlossen (bei «C» kommt heisses, bei «H» kaltes Wasser)), sah ich kein Stromkabel, das zur Warmwasseranlage führte. Wir fragten beim Händler/Installateur nach und er sagte, er würde jemanden vorbeischicken.
Ein Monteur des Herstellers kam, einen grossen Tauchsieder in den Händen und stieg aufs Dach. Es dauerte nicht lange und wild gestikulierend stellte er sich vor uns auf. Der langen Worte kurzer Sinn: Bei dieser Warmwasseranlage ist die Installation einer elektrischen Erwärmung wegen elektrischen Sicherheitsproblemen nicht möglich!
Einige Vietnamesen - hier sind irgendwie immer alle Nachbarn gleich vor Ort, wenn ein Problem ansteht und reden mit. Dabei werde ich jeweils das Gefühl nicht los, jeder kann alles. Wenn man später aber das Resultat sieht, wird man eines Besseren belehrt.
Also, einige Vietnamesen anerboten sich gestenreich, den Tauchsieder zu installieren. Doch für mich war klar: Ein Gebastel lasse ich in diesem Bereich nicht zu. Ebenso bei meiner FTC Z1000 Kawasaki. Da kommen nur Fachleute ran.
Wir gingen zum Händler der Warmwasseranlage und forderten ein Teil des Geldes zurück. Der meinte lapidar: Als er das System vor fünf Jahren verkauft hätte, hätte der Tauchsieder gepasst.
Ich fragte so für mich und musste ein wenig schmunzeln: Dann hatte er die letzte dual betriebene Anlage also vor fünf Jahren verkauft?
Zudem, sagte er weiter, der Tauchsieder sei im Preis, den ich bezahlte hätte, nicht inbegriffen, nur die Arbeit. Damit war für ihn die Sache gegessen. Für mich auch: In diesem Laden wird nichts mehr eingekauft.
Doch zurück in den Winter, mittlerweile ist es Abend: Keine Sonne, kein Warmwasser. Für meine abendliche Dusche koche ich mir welches. Als dann das lauwarme Wasser über mich träufelt und die letzten Reste des Duschgels im Abfluss verschwinden denke ich: Auch wenn meine Warmwasseranlage dual funktioniert hätte: Heute wären die Wasserleitungen so oder so kalt geblieben. Vielleicht hat er deshalb seit fünf Jahren keine Anlage mehr mit Stromunterstützung verkauft.
Im Cover: Das Wassersystem im Swiss House by the Lake
Derzeit wird die Zufahrtsstrasse zum Haus betoniert, damit ich mit meiner FTC Z1000 Kawasaki problemlos zum Haus fahren kann. Wegen der Regenzeit wäre dies auf der holprigen und rutschigen Naturstrasse, die mehr an einen Wildbach als an eine Strasse erinnert, nicht immer möglich. (Im Cover: Unser Maurer ist auch ein Strassenbauer.)
Da es unsere erste Strasse ist, die wir bauen, und es sich um eine öffentliche Strasse handelt (also ein Highway, der von den Kaffeebauern, die ihre Plantagen nur mit dem Boot erreichen, genutzt wird, nennen wir sie «FTC Highway Nr. 1»
Mit Blick auf den Krong Buk Ha See: Mein neues Office.
Hätte ich vor einem Jahr einen Text mit diesem Titel versehen, dann hätte ich eine Geschichte über gedruckte Blüten, sprich Falschgeld geschrieben. Doch heute ist vieles anders als vor einem Jahr. Und zwar so was von anders! Auch bei den Blüten.
Zum Baustart haben wir uns zwei Coconut-Palmen gepflanzt. Vor ein paar Tagen wollte ich deren Umgebung vom Unkraut befreien, aber da war eine Pflanze, die konnte ich nicht einfach ausreissen.
Und heute dann die Überraschung: meine erste Blüte. Sie ist ein Zufallsprodukt, aber wunderschön und wächst wild in unserem Garten. Ihr Name: Hoa Chuôi (Banana Flower oder Heliconia psittacorum).
In Wikipedia heisst es dazu: Heliconia psittacorum (Papageienschnabel, Sittichblume, Papageienblüte, Papageienwegerich, Falscher Paradiesvogel) ist ein mehrjähriges Kraut, das in der Karibik und in Südamerika heimisch ist. Es gilt als gebürtig in Französisch-Guayana, Guyana, Suriname, Venezuela, Kolumbien, Bolivien, Brasilien, Paraguay, Panama und Trinidad & Tobago. Berichten zufolge wird es in Gambia, Thailand, Puerto Rico, Hispaniola, Jamaika und den Kleinen Antillen eingebürgert. Sie wird oft als tropische Zierpflanze in Regionen ausserhalb ihres ursprünglichen Verbreitungsgebietes angebaut.
Eine Geschichte über Armut, Umzug, Black Friday und das Depot für Gasflaschen. (Im Cover: Kurz vor dem Umzug von Nha Trang nach Krong Buk (Dak Lak). Alles ist bereit.)
Die Schlacht um Rabatte hat auch das (noch kommunistische) Vietnam erreicht. Black Friday da, Black Friday dort. Es heisst ja schon das ganze Jahr über «sale». Doch der Black Friday ist für mich der derzeitige Gipfel eines degenerierten Konsumverhaltens.
Um das neuste Handy als erste zu ergattern, schlafen Menschen im Freien. Für ein paar Prozente stürmen sie Regale, liefern sich Schlachten und benehmen sich wie Tiere kurz vor dem Verhungern. Medien geben Tipps, wie sich Herr und Frau Shopper am besten durch den Black Friday schlagen und am Ende geht es nur um eines: Geiz ist geil und Kohle machen!
Dieses Kaufverhalten ist degeneriert. Denn es wird geschoppt, was nicht wirklich benötigt wird. Es wird gekauft, was billig ist, weil es billig ist, und weil man meint, jetzt sich etwas leisten zu können, etwas Luxus zum Billigpreis zu ergattern (aber dann ist es ja kein Luxus mehr).
Doch so sehr mir dieses Konsumverhalten wiederstrebt, kürzlich hatten wir unseren Black Friday: Freitagabend, Hiep und ich bereiteten den Umzug vor, packen ein und werfen fort. Am Ende steht ein Berg Abfall, den wir vor die Türe stellen. Es dauert nicht lang, die ersten Nachbarn kommen und durchsuchen den Abfall. Der eine nimmt das, der andere dies. Black Friday eben.
Dann kommt eine Frau und frag, ob wir den Sonnenschirm auch wegwerfen würden.
Ich sage: «Nein, den brauchen wir noch.»
Daraufhin spricht die Frau mit Hiep. Sie erklärt mir dann, dass diese Frau im Sturm, der kürzlich durch Nha Trang gefegt ist, fast alles verloren hat. Wir geben ihr den Schirm.
Weitere ärmlich gekleidete Personen kommen vorbei. Fragen, ob wir dies oder jenes entbehren könnten. Viele habe so viel verloren und wir geben zwei Klapptische, ein paar Stühle, einen grossen Kochtopf und Suppenschüsseln.
Auch die alte Gaskochplatte will ich verschenken. Doch Hiep meinte, das bringt nichts, diese Familien können sich das Depot für die Gasflaschen nicht leisten. Da wir zwei Flaschen haben, gebe ich eben eine mit. Und ich hätte gerne noch mehr gegeben, aber auch ein Black Friday hat sein Ende.